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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 5. März 2014

Oscar für 12 YEARS A SLAVE und warum die New York Times nur 161 Jahre brauchte, Schreibfehler zu beseitigen


Ausgelöst durch die Verleihung des Oscars als bester Film an 12 Years a Slave hat die New York Times nach 161 Jahren gleich mehrere Fehler korrigiert. Dabei ging es um die Schreibweise des Namens von Solomon Northup, auf dessen Memoiren als Sklave die Geschichte des Films beruht.

In einem Beitrag vom 20. Januar 1853 hatte die Zeitung über den realen Fall des freien Schwarzen Northup berichtet, der von Verbrechern verschleppt wurde und zwölf Jahre als Sklave leben musste, bevor er seine Freiheit zurückgewann und zu seiner Familie heimkehrte. Seine Memoiren von 1853 sind nicht nur wertvolles historisches Testament, sondern auch berührendes Zeugnis eines mutigen und unnachgiebigen Mannes. John Ridleys Drehbuch basiert auf seinem wahren Bericht. Dabei hatte der Autor den Namen zweimal falsch geschrieben und den Mann in der Überschrift "Northrup" und im Text "Northrop" genannt. Die Fehler waren einem Leser nach der Oscar-Verleihung im Archiv der New York Times aufgefallen. Vorher hat das wahrscheinlich niemanden interessiert ...

Northup, der von 1808 bis 1863 lebte, hatte seine Erlebnisse als Sklave in einer Autobiografie festgehalten. 

Bei Piper nun auf Deutsch vor 14 Tagen erschienen!


Good Sounds: COLDPLAY, Mylo Xyloto


Good Sounds: THE CITY OF PRAGUE PHILHARMONIC ORCHESTRA, 28 Days Later aus: SUNSHINE


Heute Abend bei 3sat: Erinnern Sie sich an den blutigen Amoklauf vor 5 Jahren in Winnenden? Das Entsetzen der Mitschüler, Eltern, der Stadt, der ganzen Nation? Was ist aus den traumatisierten Schülern geworden? Ein Dokumentarfilm zeigt, wie die Fachfrau und Psychotherapeutin Dr. Luise Hepp Verarbeitung und Heilungsprozesse in Gang setzen konnte

Amok in Winnenden - Das Leben danach
Dokumentarfilm von Beate Rygiert

Autorin Beate Rygiert hat bereits bei anderen Projekten mit traumatisierten Menschen gearbeitet. In ihrem Dokumentarfilm geht sie der Frage nach, wie Menschen, die am 11. März 2009 mit "dabei" waren, mit dem Erlebten umgehen und wie der Amoklauf von Winnenden ihr Leben bis heute prägt.
Bei der Tat starben fünfzehn Menschen. Seither wurde viel über die Hintergründe des Verbrechens diskutiert. Doch was ist mit all den Schülern, die sich damals ebenfalls in der Schule befanden? Mit jenen, die miterleben mussten, wie ihre Mitschüler starben? Wie geht ein Vater mit dem Tod seiner Tochter um? "Auf so einen Tag ist niemand vorbereitet", sagt Trauma-Therapeutin Dr. Luise Hepp, "und dann verändert er dein ganzes Leben. An die meisten von ihnen aber denkt keiner mehr."

Therapeutische Hilfe beim Überwinden des Traumas

Larissa Killian (links) und Dr. Luise Hepp

Larissa Killian war 13 Jahre alt, als im Klassenzimmer über ihr tödliche Schüsse fielen. Danach konnte sich Larissa nicht mehr in Schulräumen aufhalten, ihr Versuch, an vier anderen Schulen die Mittlere Reife abzulegen, scheiterte. Nun erhält Larissa ihre "letzte Chance". Die Therapeutin Luise Hepp hilft ihr dabei, das Trauma zu überwinden. Mit ihr gemeinsam wagt es Larissa sogar, nach fast fünf Jahren die Albertville-Realschule und ihr altes Klassenzimmer wieder zu betreten. Dr. Luise Hepp, Kinder- und Jugendpsychiaterin, behandelte die ersten Trauma-Opfer noch am Tag des Amoklaufs. In den vergangenen fünf Jahren hat sie durch die Berichte ihrer Klienten eine vielschichtige Sicht auf die Auswirkungen der Bluttat erhalten. Sie begleitet Larissa auf ihrem schwierigen Weg in ihr "Leben danach".

Sendedaten:  Mittwoch, 5. März 2014, 21.45 Uhr,  3sat


Bilder
die ganz tief sinken
auf den Grund des Erlebens
wo keine Strömung der Zeit
sie davonspülen kann

(Luise Hepp, Trauma-Therapeutin)

Good Sounds: THE CITY OF PRAGUE PHILHARMONIC ORCHESTRA, Prelude aus: Nôtre Dame de Paris


Neues Sach-E-Book beim SV Verlag ab April 2014


"Deutschland - mein Herz schlägt nicht für dich", ein Buch von Ana Feory mit genau der Thematik wie bei stern TV im Februar 2014: "Ausgenutzt und enttäuscht: Wenn Osteuropäer zu Dumpinglöhnen arbeiten". 


Kein Mensch redet darüber, wie gering Angestellte aus Polen, Ungarn, Tschechien, Bulgarien, Rumänien, Ex-Jugoslawien, Estland, Litauen, Lettland bezahlt werden. Ausbeutung statt gelobtes Land, Lohnsenkungen statt -erhöhungen, bei ohnehin schon niedrigen Löhnen, Beschiss statt korrekte Behandlung. Wer hinter solchen Verträgen steckt und was man dagegen tun kann, das erklärten am 05.02.2014, 22:15 Uhr, Szabolcs Sepsi vom Deutschen Gewerkschaftsbund und Manfred Tessmann von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätten live im Studio von sternTV.

Die Autorin Ana Feory berichtet über ihre unfreiwillige Bekanntschaft mit Deutschlands Ausnutzerszene in Gastronomie und Hotellerie und wie einen wirtschaftliche Zwänge im Alter dazu bringen, Jobs anzunehmen, die schon 10 m vorher nach Betrug und Ausbeutung stinken.  


Ab April 2014 beim SV Verlag! 



Neue Reihe: Wie das Leben so spielt
Autobiographisches/Roman/Prosa

Band 1:
Stefan Vieregg (Hrsg.)

Deutschland - mein Herz schlägt nicht für dich

Chronologie eines Existenzkampfes

von Ana Feory
Sach-E-Book, ca. 120 S., 10,99 €, ca. 15 Abb.


JETZT VORBESTELLEN

Dienstag, 4. März 2014

Fasching/Fasenacht/Karneval: KARNEVAL DER KULTUREN, 2012 IN BERLIN


Good Sounds: RAMMSTEIN, Du hast


Fasching/Fasenacht/Karneval: JÜRGEN LEBER ALS JOHANN WOLFGANG VON GOETHE


Good Sounds: JEWDYSSEE, Beltz, Mayn Shtetele


Heute zwischen dem Jux in Mainz: ,Alle MESCHUGGE?' - Jüdischer Witz und Humor

Bild: (c) Jüdisches Museum Wien


,Alle MESCHUGGE?' - Jüdischer Witz und Humor

Noch bis 15.03.2014, Rathaus Mainz, Jockel-Fuchs-Platz, 55116 Mainz

Mo-Fr. 8.00-18.00 Uhr
Sa. 9.00-14.00 Uhr

Humor ist ein wesentlicher Bestandteil jüdischen Lebens. Er reflektiert das innnerjüdische Verhalten und spiegelt den Umgang mit einer oft feindseligen Umwelt. Und er ist ein schier unerschöpfliches Thema - dessen sind sich die Ausstellungsmacher vom jüdischen Museum in Wien sicher. Für die Ausstellung ,,Alle meschugge?' haben sie Filmausschnitte, Tondokumente und Objekte aus Nachlässen der Größen des jüdischen Humors zusammengetragen, aber auch Programmhefte, Requisiten und Archivalien. Unterstützung erhielten sie dabei vom Deutschen Kabarettarchiv in Mainz, das einige wichtige Originale aus seinem Bestand zur Verfügung gestellt und eigens für die Präsentation in Mainz eine kleine Zusatzausstellung zu Werner Finck und seiner Katakombe erstellt hat.

Die zahlreichen Exponate spiegeln und dokumentieren das breite Spektrum jüdischen Humors, ausgehend von seinen Wurzeln in Osteuropa bin hin zu Ephraim Kishon in Israel und Billy Wilder, Mel Brooks und Woody Allen in Hollywood. Sie zeigen die jiddische Tradition, in der auch der jüdische Witz seine Wurzeln hat und den Humor in Wien und Berlin in den 1920er- und 30er-Jahren, der Zeit nach 1945, aber auch das Lachen im Exil und im Angesicht der Shoah.

Der Eintritt ist frei.

Erotische Fastnachtslieder: Für André tu ich alles


Heute zum letzten Mal in Mainz: Die glorreichen Elf oder: Immer wieder Zoff in Goldish City


Die glorreichen Elf oder: Immer wieder Zoff in Goldish City

Posse von Christian Pfarr

In Goldish City geht es zu wie im wilden Westen! Eine tanzende Saloonbesitzerin, ein gefährlicher Desperado, ein theaterbegeisterter Rancher, ein umtriebiger Spekulant, ein unerschütterlicher Goldgräber, ein wichtigtuerischer Sheriff und ein aufgebrachter Indianerstamm sind nur einige der Zutaten für die diesjährige Fastnachtsposse. Und am Ende heißt es wieder: Meenz bleibt Meenz, auch wenn es im Wilden Westen liegt.

Regie: Heidi Pohl
Autor: Christian Pfarr
Kostüme: Elena Meier-Scourteli



Good Sounds: TOCOTRONIC, Meine Freundin und ihr Freund


Montag, 3. März 2014

Video: Freiburg bei Tag

Doodle: Freiburg by Day from Imperial Finch 

Video: Hobeln auf Alemannisch

Moritz Tittel | Hobeln auf Alemannisch | 2013

Good Sounds: TOCOTRONIC, Freiburg


Heute Abend in Saarbrücken: Faasenachd in der Krumm Stubb: TheKrummStubbOrchestra



03.03.2014 + 20:11 Uhr + Krumm Stubb

Faasenachd in der Krumm Stubb: TheKrummStubbOrchestra


Saarbrücker Str. 293
66125 Saarbrücken-Dudweiler
+49 6897 9246732
http://www.krummstubb.net


Am Rosenmontag bittet die Hausband "TheKrummStubbOrchestra" zum Tanz.
Der Eintritt ist frei, es erfolgt eine Hutsammlung.

Catherine Foster in Wagners WALKÜRE in Bayreuth


Neuaufnahme in Mannheim: Richard Strauss´ Elektra mit Catherine Foster



Catherine Foster am Nationaltheater Mannheim

Die gefeierte Brünnhilde der vergangenen Bayreuther Festspiele, Catherine Foster, singt im März alle vier Vorstellungen von Richard Strauss´ Elektra am Nationaltheater Mannheim unter der musikalischen Leitung von Dan Ettinger.

Catherine Foster gilt als eine Elektra von »außerordentlichem Format und ungebrochener Strahlkraft, sie zieht die lyrischen Bögen so unangestrengt und sicher, wie sie das komische Parlando beherrscht« (Opernwelt). Nach ihrem mehrjährigen Engagement am Nationaltheater Weimar debütierte sie auf den großen Bühnen wie z. B. der Deutschen Oper Berlin als Turandot, in Hamburg, Shanghai, Köln, Budapest, Essen, Helsinki und Riga als Brünnhilde, Kopenhagen und Köln als Elektra und in Frankfurt und Nizza als Isolde. Sie arbeitete mit Dirigenten wie Simone Young, Leif Segerstam, Sir Donald Runnicles, Cornelius Meister, Sir Richard Armstrong und Sebastian Weigle zusammen.

Ein Klassiker des Mannheimer Opernrepertoires ist Richard Strauss´ Elektra in der legendären Inszenierung von Ruth Berghaus aus dem Jahr 1980. In zeitlos ansprechenden Bildern inszeniert die Grande Dame der Regiekunst den tragischen Mythos um Elektra, die alle Hoffnung auf ihren Bruder setzt, um den Mord an ihrem Vater Agamemnon durch die Mutter Klytämnestra und deren Geliebten Aegisth zu rächen.

Elektra mit Catherine Foster am 14. März (Wiederaufnahme), 20. und 27. März um jeweils 19.30 Uhr sowie beim Festlichen Opernabend am 23. März um 19.30 Uhr (mit weiteren Stargästen: Jane Henschel und Günther Groissböck)

www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150

Good Sounds: SILLY, Lotos - live in Leipzig 2013


Neues vom Nationaltheater Mannheim: Hurenkinder Schusterjungen (UA) bei Radikal jung – Das Festival junger Regisseure

Foto: Christian Kleiner

Die am 5. Januar 2014 uraufgeführte Mannheimer Inszenierung von Marianna Salzmanns Hurenkinder Schusterjungen (UA) in der Regie von Tarik Goetzke ist beim Festival Radikal jung eingeladen.

Radikal jung 2014 ist ein Regietheaterfestival und zeigt ein vielfältiges Spektrum an Ästhetiken und Themen junger Theatermacher. Vom 5. April bis 13. April 2014 präsentiert es zwölf bezeichnende Inszenierungen junger Regisseure am Münchner Volkstheater. Die Jury, bestehend aus dem Festivalleiter Kilian Engels, dem Theaterkritiker Prof. C. Bernd Sucher und der Schauspielerin Annette Paulmann, hat aus über 40 gesichteten Arbeiten die herausragendsten ausgewählt. Die eingeladenen Stücke, darunter sieben Uraufführungen, kommen neben Mannheim aus Berlin, Chisinau, Frankfurt, Istanbul, Jerusalem, Lille, Tel Aviv, München, Wien und Zürich. Zehn der zwölf Regisseure sind zum ersten Mal beim Festival mit ihren Produktionen zu sehen. Seit 2011 erweitern Produktionen aus ganz Europa, seit 2013 auch außereuropäische Produktionen das Festival.

Ziel des Festivals ist es, die neue Generation der Theatermacher zu fördern, ihre thematischen und ästhetischen Vorlieben aufzuzeigen und sowohl einem Fachpublikum als auch einer breiten Öffentlichkeit Perspektiven einer möglichen Theaterlandschaft von morgen aufzuzeigen. Das Festival findet 2014 zum zehnten Mal statt.

Hurenkinder Schusterjungen ist am 21. und 25. Februar sowie am 16. und 25. März zum nächsten Mal am Nationaltheater Mannheim im Studio zu sehen.

Ali, Buchs und Tschech bewohnen eine WG am Stadtrand. Tschech, der Älteste, hat den maroden Familienbesitz geerbt und arbeitet nicht. Wahrend sich Buchs in seiner Dunkelkammer im Keller verkriecht, muss Ali in ihrem Job als Zugbegleiterin funktionieren. Die Welt der drei verengt sich immer mehr auf ihr Zusammenleben. Zuhause spielen sie alles nach: Familie, Liebe, Sex, Krieg. Was gibt es da draußen, was es hier nicht gibt? Doch als in der Stadt Proteste ausbrechen, müssen sie entscheiden, ob sich der Schritt nach draußen lohnt.

Eine Kooperation des Nationaltheaters Mannheim und der HessischenTheaterakademie
www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150

Programmvorschau SV Verlag für März / April 2014

VORBESTELLBAR
Neue Reihe: Fantasien zur Nacht
Verlockendes/Geträumtes/Erotisches
 - 
ab März/April 2014

Band 1:
Stefan Vieregg (Hrsg.)

Gedichte und Fotos 
von Diana Stein
E-Book, ca. 90 S., 10,99 €, mit 57 Abb. (!)

Fasching/Fasenacht/Karneval: The mysterious inexhaustible Sources - "Swabian - Alemannic Fastnacht


Sonntag, 2. März 2014

Kurzfilm: Yosemite Nationalpark (Kalifornien)

Yosemite HD II from Project Yosemite

Fasching/Fasenacht/Karneval: Franken - Oliver Tissot


Good Sounds: AMALIA RODRIGUES, Nao sei porque te foste embora (Fado)


Serie: (8) Die wunderbaren Begebenheiten des Grafen Alethes von Lindenstein. Von Friedrich Baron de la Motte Fouqué


Achtes Kapitel
Der verstörte Flüchtling ritt dem immer heller werdenden Tage über eine fruchtbare Ebne hin entgegen, als er sich zufällig rückwärts wandte, und einige bewaffnete Reiter im raschen Galopp nachkommen sah. Er ahnte die Gefahr, von ihnen ergriffen zu werden, und lenkte seitab in ein nahes Gebüsch, wohl ohne bemerkt zu seyn, denn sie verfolgten ihn nicht, doch hörte er aus seinem Versteck, wie sie Fußreisende sorgfältig ausfragten, ob sie nicht Einem begegnet seyen, an dessen Beschreibung er leichtlich sich selbst erkannte. Sie jagten vorüber, und er kam besorgt aus seinem Hinterhalt hervor. Mit Waffen und Geld war er durch Berthold reichlich versorgt; an die Nothwendigkeit einer Verkleidung aber hatte keiner von Beiden gedacht. Schwer lastete auf Alethes Herzen das Gefühl der Unwürdigkeit einer jeglichen Flucht, und trieb ihn zu den wildesten Thaten, ja zum Selbstmorde an; dann aber fiel es ihm wieder ein, man werde seinen Leichnam finden, ihm Schmach anthun, und sein Andenken noch dauernder brandmarken, indem man ihn für einen ärmlich verzweifelnden Verbrecher ausschreie.

Aus einem nahen Hohlwege schlicht ein Benedictinermönch heran. Diese schwarze, weite Umhüllung, dachte Alethes, wäre gut für mein Unglück und meine Sünde.

Er hielt dem Mönche gegenüber, und sprach: leg' ab Dein Kleid, wenn Du leben willst!

Der Mönch begann ohne Widerrede, sich zu entgürten, worauf Alethes mit milderer Stimme sagte: ich bin kein Räuber, wohl aber ein Verfolgter. Nimm hier diese funfzig Dublonen für die Heiligen Deines Klosters, und versprich mir dagegen, den nicht zu verrathen, noch zu bezeichnen, der Dein Gewand von Dir begehrt.

Die Heiligen meines Klosters! lachte der Mönch dumpf in sich hinein. Die sind nicht so arm, daß sie nicht tausendfach süßre Gaben hätten, als Eure arme Dublonen kaufen können. Behaltet das Geld. Zu Eurer Hülfe bin ich ausgesandt.

Indem hatte er seine Umhüllung abgeworfen, nach der Alethes, vom Pferde springend, begierig griff, und sich verkleidete, ohne den dienstwilligen Mönch näher zu betrachten. Dieser aber nahm Alethes abgelegte reiche Kleider sammt dessen Degen und Hut, band Alles an schwere Steine fest, und senkte es in einen nahen Fluß. Dann kam er zurück, sprechend: Ihr braucht doch Euer Pferd nicht mehr, seit Ihr ein Mönch geworden seyd? – Und auf Alethes Nein! ritt der vermeinte Geistliche in einem artigen Reitanzug, den er unter den Mönchskleidern getragen, keck und gewandt mit einem hellen Gelächter davon, nachdem er noch dem Grafen zugerufen hatte: sucht hübsch in der linken Manteltasche Eures jetzigen Kleides, mein edler Vermummter!

Alethes glaubte Yolandens Pagen, Erwin, in der seltsamen Erscheinung erkannt zu haben. Nachsinnend ging er zu dem Fluß hinab, wo er sich unter einiges dichtes Weidengebüsch niederließ, und, in der bezeichneten Tasche suchend, verschiedne Papiere fand, davon ein versiegeltes von Yolandens Hand die Ueberschrift trug: für Alethes. Er erbrach es rasch, und las folgende Worte:

Fluchst Du mir, Alethes? Nennst Du mich den bösen Dämon Deines Lebens, und willst mich meiden fortan, weil ich Deine Bahn so feindlich durchkreuzte? Du denkst es so, Alethes, ach, und Du hast großes Unrecht. Frage Dich nur einmal: Wer kreuzte des Andern Bahn? Ein heitres, leuchtendes Leben führte ich auf meinem Schloß; der eben geordnete Friede hatte die bösen Geister der Politik mit allen ihren Gefahren von mir gebannt, daß ich als ein vergnügtes Kind lächeln konnte, spielend mit meinen Herrlichkeiten zu meiner und vieler andern Menschen Freude. Da kommt mir die Botschaft von Deinen trüben Entwürfen, die unter vornehmen Larven alles Ergötzen verderben wollen, und doch endlich nichts weiter sind, als frevelhafte Eingriffe in die stille, furchtbare Lenkung, die wir Alle nur ahnen, ohne sie zu kennen, wie klug sich auch manche Leute darüber anstellen mögen. Ward denn nicht den Hirten zugerufen von den verkündigenden Engeln: Friede auf Erden! Und Ihr wolltet um ungewissen Ausgangs willen erneuten Krieg. Dann kamst Du selber, edel, schön, geistesgewaltig, und gewannest mein Herz. Dich wollt' ich mir pflücken, zerreißen wollt' ich Deine häßlichen, verwirrenden Entwürfe. Aber sie wucherten in Paris, böses Kraut auf bösem Boden; – o Alethes, Du suchtest Hülfe für die Freiheit, und in Frankreich. Gehn Euch klugen Leuten denn die Augen niemals auf? – Genug davon. Du warst dem schlimmen Siege nahe. Mir blieb nur das letzte Mittel, Dich mit Gaston zu entzweien. Daß Du, tapfrer Deutscher, das arme Schattenbild der abgeschiednen französischen Ritterlichkeit zwingen würdest, darüber blieb mir kein Zweifel. Ich dachte: Gaston bekommt seine Wunde, und behält den Spott im Stillen für sich, wenn Alethes, von aller bösen Politik losgerissen, mit mir vor den Altar tritt. Es kam anders. Du fochtest allzu ernsthaft und Deutsch, und durchfuhrst ihm die nur halblebendige Brust zum Tode. Aber noch ist es an der Zeit zu unserm beiderseitigen Glücke. Du gehst in der Verkleidung, die Dir Erwin übertragen haben wird, mit Hülfe der Pässe bei diesem Blatte, aus Frankreich, und grade nach meinem Schloß. In wenigen Wochen folg' ich Dir, und die schöne Yolande, um derentwillen nicht nur manch ein Fürstenherz, sondern auch Alethes Heroenherz schneller schlug, wird Dein Weib. Aber hüte Dich vor den Spähern des Königs, mein sehr geliebter Freund. Der alberne Mensch mit der Krone ist sehr böse, daß Du ihm sein Spielwerk entzwei gemacht hast, denn weder mehr noch weniger war Gaston für ihn, und fingen sie Dich, es wäre die Frage, ob ich Dich retten könnte. Sey also klug auf alle Weise, das heißt: hilf Dir geschickt durch, und zürne nicht zu Dein und meinem Schaden.

Yolande.

Alethes seufzte in Erbitterung und Wehmuth auf: armer Gaston! Armer Alethes! – Dann sah er die beigelegten Papiere nach, die sichre Pässe enthielten, und Anweisungen an mächtige Beschützer in den wichtigsten Orten auf seinem Wege. Verschmähend riß er dies Alles sammt dem Briefe zu Stücken, und warf es in den Strom.

Good Sounds: HELEN FORREST, Comes Love


Blick ins Atelier: FRAU 02 von Reiner Langer


Frau 02, 30 x 40 cm , auf Papier, Collage, 
handkoloriert und überzeichnet, im Original und als 
C-Print-Auflage (5 Expl. nummeriert und signiert) erhältlich.

Reiner Langergeb. am 5. Oktober 1955 in Duisburg, 
lebt auch wieder dort. Er ist Autodidakt und legte seinen 
künstlerischen Schwerpunkt auf  Dada und
Phantastischen Realismus. Mehr über den Künstler

Good Sounds: SILLY, Deine Stärken


Samstag, 1. März 2014

Programmvorschau SV Verlag für März / April 2014

Neue Reihe:
Wie das Leben so spielt

Autobiographisches/ Roman/Prosa
ab März/April 2014 - 

VORBESTELLBAR
Band 1: Stefan Vieregg (Hrsg.)
Deutschland - mein Herz schlägt nicht 
für dich
Chronologie eines Existenzkampfes
von Ana Feory
E-Book, ca. 120 S., 10,99 €, ca. 15 Abb.                ONLINESHOP DES SV VERLAGS

Fantasien zur Nacht: GLANZ UND ELEND DER KURTISANEN 01

Honoré de Balzac

Glanz und Elend der Kurtisanen 

1. Teil 

1. Von der Liebe der Dirnen


1

Beim letzten Opernball des Jahres 1824 fiel mehreren Masken die Schönheit eines jungen Mannes auf, der in den Gängen und im Foyer auf und ab ging; und zwar in der Haltung eines Menschen, der eine durch unvorhergesehene Umstände in ihrem Hause zurückgehaltene Frau sucht. Das Geheimnis dieses bald eiligen, bald lässigen Schritts ist nur alten Frauen und einigen ausgedienten Pflastertretern bekannt. Bei jenem ungeheuren Stelldichein beobachtet die Masse die Masse nur wenig; die Interessen sind leidenschaftlich, der Müßiggang selbst ist mit sich beschäftigt. Der junge Dandy wurde von seiner unruhigen Suche so sehr in Anspruch genommen, daß er seinen Erfolg gar nicht bemerkte: die spöttisch bewundernden Rufe gewisser Masken, das ernsthafte Erstaunen, die beißenden › lazzi‹, die süßesten Worte hörte und sah er nicht. Obgleich seine Schönheit ihn unter die Ausnahmepersonen einreihte, die den Opernball besuchen, um dort ein Abenteuer zu verfolgen, und die es erwarteten, wie man zu Lebzeiten Frascatis einen Glücksfall beim Roulette erwartete, so schien er doch seines Abends sicher wie ein Bürger; er mußte der Held eines jener Mysterien sein, die sich unter drei Personen abspielen, jener Mysterien, aus denen der ganze Opernball besteht und die nur denen bekannt sind, die eine Rolle darin haben; denn für junge Frauen, die hingehen, um sagen zu können: › Ich habe es gesehen‹, für Provinzialen, für unerfahrene junge Leute und Fremde muß die Oper an diesen Abenden der Palast der Ermüdung und der Langweile sein. Für sie ist diese schwarze, langsame und gedrängte Masse, die kommt und geht, sich schlängelt und wendet und wieder wendet, hinauf und hinab steigt und sich mit nichts vergleichen läßt als mit Ameisen auf ihrem Haufen, ebensowenig verständlich, wie die Börse einem bretonischen Bauern, der nichts vom Dasein der Staatspapiere weiß, verständlich ist. Mit seltenen Ausnahmen tragen die Männer in Paris keine Maske; ein Mann im Domino macht einen lächerlichen Eindruck. Darin zeigt sich das Genie der Nation. Leute, die ihr Glück verbergen wollen, können auf den Opernball gehen, ohne erkannt zu werden, und die Masken, die unbedingt gezwungen sind, einzutreten, verlassen ihn alsbald wieder. Eins der amüsantesten Schauspiele bietet das Gedränge, das, sowie der Ball eröffnet wird, die Flut der Gehenden im Kampf mit denen, die kommen, hervorruft. Maskierte Männer sind also entweder eifersüchtige Gatten, die ihre Frauen beobachten wollen, oder Gatten, die ein galantes Abenteuer haben und sich von ihren Frauen nicht beobachten lassen wollen: beide Situationen fordern gleichermaßen den Spott heraus. Nun folgte dem jungen Mann, ohne daß er es merkte, einem Mörder gleich, eine kurze, dicke Maske, die wie eine Tonne in sich selbst zurückzulaufen schien. Für jeden Stammgast der Oper glich dieser Domino einem Verwaltungsbeamten, einem Geldwechsler, einem Bankier, einem Notar, kurz irgendeinem Bürger, der seine Ungetreue in Verdacht hat; denn in der höchsten Gesellschaft läuft niemand demütigenden Beweisen nach. Schon hatten sich mehrere Masken lachend diese mißgestaltete Persönlichkeit gezeigt; andere hatten ihn angesprochen, ein paar junge Leute hatten sich über ihn lustig gemacht. Seine Schulterbreite und seine Haltung aber deuteten auf eine ausgesprochene Verachtung für diese bedeutungslosen Pfeile; er folgte dem jungen Manne, wohin der ihn führte, wie ein verfolgter Eber dahinläuft und sich weder um die Kugeln kümmert, die seine Ohren umpfeifen, noch um die Hunde, die hinter ihm bellen. Obwohl es auf den ersten Blick hätte scheinen können, daß die Suche nach dem Genuß und die Besorgnis dasselbe Kostüm, jenes berühmte venezianische schwarze Gewand, angelegt hätten, und obwohl auf dem Opernball alles durcheinander wogt, so finden, kennen und beobachten sich doch die verschiedenen Kreise, aus denen die Pariser Gesellschaft besteht. Einzelne Eingeweihte haben so scharfumrissene Begriffe, daß ihnen dieses wirre Buch der Interessen lesbar wird wie ein amüsanter Roman. Für die Stammgäste konnte dieser Mann also nicht auf der Verfolgung eines galanten Abenteuers sein; er hätte unfehlbar irgendein verabredetes Kennzeichen getragen, ein rotes, weißes oder grünes, wie es ein von langer Hand vorbereitetes Glück verrät. Handelte es sich um eine Rache? Ein paar Müßiggänger kamen, als sie diese Maske einem von Frauengunst beglückten Mann so dicht folgen sahen, auf das schöne Gesicht zurück, dem der Genuß seine göttliche Aureole aufgesetzt hatte. Der junge Mann interessierte: je weiter er ging, um so mehr Neugier weckte er. Alles deutete übrigens an ihm auf die Gewohnheiten eines eleganten Lebens. Nach einem Gesetz, das unserem Zeitalter verhängnisvoll eigen ist, ist wenig Unterschied vorhanden, sei es im Moralischen, sei es im Physischen, zwischen dem vornehmsten, dem besterzogenen Sohn eines Herzogs und Pairs und diesem reizenden Burschen, den mitten in Paris noch eben das Elend mit seinen ehernen Händen drosselte. Jugend und Schönheit können tiefe Abgründe verbergen; bei ihm wie bei vielen jungen Leuten, die in Paris eine Rolle spielen wollen, ohne das für ihr Auftreten nötige Kapital zu besitzen, und die mit jedem Tage alles für alles aufs Spiel setzen, indem sie dem Gotte opfern, dem in dieser königlichen Stadt am meisten geschmeichelt wird: dem Zufall. Nichtsdestoweniger waren seine Kleidung und seine Manieren einwandfrei; er trat auf das klassische Parkett des Foyers wie ein Stammgast der Oper. Wer hat noch nicht bemerkt, daß es dort wie in allen Zonen von Paris ein Auftreten gibt, das offenbart, wer man ist, was man tut, woher man kommt und was man will?

»Was für ein hübscher junger Mann! Hier kann man sich umdrehen und ihn ansehen,« sagte eine Maske, in der die Stammgäste des Balls eine anständige Frau erkannten. »Sie entsinnen sich seiner nicht?« antwortete der Herr, der ihr den Arm reichte. »Und doch hat Frau du Châtelet ihn Ihnen vorgestellt ...« »Wie! Das ist der Apothekerssohn, in den sie sich vernarrt hatte und der Journalist wurde, der Liebhaber des Fräulein Coralie?« »Ich glaubte, er wäre zu tief gefallen, um je wieder in die Höhe zu kommen, und ich verstehe nicht, wie er in der Pariser Gesellschaft wieder auftreten kann?« sagte der Graf Sixtus du Châtelet. »Er sieht aus wie ein Prinz,« sagte die Maske, »und nicht die Schauspielerin, mit der er lebte, wird ihn so verwandelt haben; meine Cousine, die ihn entdeckt hatte, hat ihn nicht herauszuputzen verstanden; ich möchte wohl die Geliebte dieses Sargino kennen. Sagen Sie mir etwas aus seinem Leben, was mich instand setzt, ihn zu beunruhigen.«

Dieses Paar, das dem jungen Manne flüsternd folgte, wurde eben jetzt von der breitschultrigen Maske scharf beobachtet.

»Lieber Herr Chardon,« sagte der Präfekt der Charente, indem er den Dandy am Arm nahm, »erlauben Sie mir, Ihnen jemanden vorzustellen, der seine Bekanntschaft mit Ihnen wieder anknüpfen möchte ...« »Lieber Graf Châtelet,« erwiderte der junge Mann, »ebendiese Dame hat mich gelehrt, wie lächerlich der Name war, den Sie mir geben. Eine Ordonnanz des Königs hat mir den meiner Vorfahren mütterlicherseits, der Rubemprés, verliehen. Wenn auch die Zeitungen diese Tatsache gemeldet haben, so geht sie doch nur eine so dürftige Persönlichkeit an, daß ich nicht erröte, sie meinen Freunden, meinen Feinden und den Gleichgültigen ins Gedächtnis zurückzurufen: Sie werden sich rechnen, worunter Sie wollen, aber ich bin überzeugt, Sie werden nicht eine Maßregel mißbilligen, die Ihre Frau mir anriet, als sie nur erst eine Frau von Bargeton war.«

Dieses hübsche Epigramm, über das die Marquise lächeln mußte, jagte dem Präfekten ein nervöses Zittern durch den Körper.

»Sie werden ihr sagen,« fügte Lucien hinzu, »daß ich jetzt den roten Schild mit dem wütenden Silberstier im grünen Felde führe.« »Dem Silberstier ...« wiederholte Châtelet. »Die Frau Marquise wird Ihnen erklären, weshalb dieses alte Wappenschild etwas Besseres ist als der Kammerherrnschlüssel und die goldenen Bienen des Kaiserreichs, die sich in dem Ihren befinden, und zwar zur großen Verzweiflung der Frau Châtelet, gebornen Nègrepelisse d'Espard ...« sagte Lucien lebhaft. »Da Sie mich erkannt haben, kann ich Sie nicht mehr beunruhigen; und ich könnte Ihnen nicht erklären, wie sehr Sie mich beunruhigen,« sagte die Marquise d'Espard mit leiser Stimme zu ihm; sie war erstaunt über die Unverschämtheit und Sicherheit, die dieser einst von ihr verachtete Mann sich erworben hatte. »Erlauben Sie also, gnädige Frau, daß ich mich nicht der einzigen Möglichkeit beraube, Ihre Gedanken zu beschäftigen; lassen Sie mich in diesem geheimnisvollen Halbschatten,« sagte er mit dem Lächeln des Mannes, der nicht ein sicheres Glück gefährden will. Die Marquise konnte eine kurze, harte Bewegung nicht unterdrücken, als sie sich, nach einem englischen Ausdruck, von Luciens Schärfe so › geschnitten‹ sah. »Ich mache Ihnen mein Kompliment zu Ihrem Standeswechsel,« sagte der Graf du Châtelet zu Lucien. »Ich nehme es an, wie Sie es geben,« erwiderte Lucien, indem er die Marquise mit unendlicher Anmut grüßte. »Der Geck!« sagte der Graf leise zu Frau d'Espard, »endlich hat er seine Vorfahren erobert!« »Bei jungen Leuten deutet die Geckerei, wenn sie sich gegen uns wendet, fast immer auf ein sehr hoch stehendes Glück; denn unter Ihnen deutet sie auf Unglück. Deshalb möchte ich diejenige unserer Freundinnen kennen, die diesen schönen Vogel in ihren Schutz aufgenommen hat; vielleicht sähe ich dann eine Möglichkeit, mich heute abend zu amüsieren. Mein anonymer Brief ist zweifellos eine von einer Rivalin vorbereitete Bosheit, denn es ist von diesem jungen Mann darin die Rede; seine Unverschämtheit wird ihm diktiert worden sein: spionieren Sie ihm nach. Ich will den Arm des Herzogs von Navarreins nehmen; Sie werden mich schon wiederfinden können.«

In dem Augenblick, als Frau d'Espard ihren Verwandten anreden wollte, trat die geheimnisvolle Maske zwischen sie und den Herzog, um ihr ins Ohr zu sagen: »Lucien liebt Sie; er hat den Brief geschrieben; Ihr Präfekt ist sein größter Feind; konnte er sich vor ihm erklären?«

Der Unbekannte ging und ließ Frau d'Espard in doppelter Überraschung zurück. Die Marquise kannte keinen Menschen auf der Welt, der imstande gewesen wäre, die Rolle dieser Maske zu spielen; sie fürchtete eine Falle, setzte und versteckte sich.

Der Graf Sixtus du Châtelet, dessen ehrgeiziges › du‹ Lucien mit einer Absichtlichkeit unterdrückt hatte, die nach lange erträumter Rache roch, folgte dem wunderbaren Dandy aus einiger Ferne; bald traf er auf einen jungen Mann, dem er sein Herz ausschütten zu können vermeinte. »Nun, Rastignac, haben Sie Lucien gesehen? Er hat sich gehäutet.« »Wenn ich ein ebenso hübscher Junge wäre wie er, wäre ich noch reicher als er,« erwiderte der junge Lebemann in leichtem, aber feinem Ton, der eine attische Spötterei verriet. »Nein,« sagte ihm die dicke Maske ins Ohr; und durch den Ton, mit dem sie das eine Wort aussprach, gab sie ihm tausend Spöttereien für seine eine zurück. Rastignac, der nicht der Mann dazu war, eine Beleidigung hinunterzuschlucken, stand da wie vom Blitz getroffen und ließ sich von einer Eisenhand, die abzuschütteln ihm unmöglich war, in die Nische eines Fensters führen. »Sie junger Hahn aus Mama Vauquers Hühnerstall, Sie, dem es an Herz fehlte, die Millionen des Papa Taillefer zu packen, als der größte Teil der Arbeit schon getan war, erfahren Sie zu Ihrer persönlichen Sicherheit dies: wenn Sie sich gegen Lucien nicht wie gegen einen Bruder verhalten, den Sie lieben, so sind Sie in unserer Hand, ohne daß wir in Ihrer wären. Schweigen und Ergebenheit! Sonst mische ich mich in Ihr Spiel ein und stoße Ihnen die Kegel um. Lucien von Rubempré steht im Schutz der größten Macht von heute, der Kirche. Wählen Sie zwischen Leben und Tod. Ihre Antwort?«

Rastignac schwindelte es wie einen Menschen, der im Walde eingeschlafen ist und an der Seite einer ausgehungerten Löwin erwacht. Er fürchtete sich, und er hatte keine Zeugen: in solchen Fällen überlassen sich die mutigsten Männer der Furcht. »Nur er kann wissen ... und wagen ...« sagte er halblaut vor sich hin. Die Maske drückte ihm die Hand, um ihn zu verhindern, daß er seinen Satz aussprach. »Handeln Sie, als wäre er es,« sagte sie. Rastignac tat, was ein Millionär auf der Landstraße täte, wenn er einen Räuber auf sich anschlagen sähe: er kapitulierte.

»Mein lieber Graf,« sagte er zu du Châtelet, als er zu ihm zurückkehrte, »wenn Ihnen an Ihrer Stellung liegt, so behandeln Sie Lucien von Rubempré wie einen Menschen, den Sie eines Tages viel höher gestellt sehen werden, als Sie es sind.«

Die Maske ließ sich eine unmerkliche Geste der Befriedigung entschlüpfen und nahm die Spur Luciens wieder auf.

»Mein Lieber, Sie haben Ihre Meinung über ihn gar schnell geändert,« erwiderte der mit Recht erstaunte Präfekt. »Gibt es heute noch Meinungen? Es gibt nur noch Interessen,« fiel Des Lupeaulx, der sie hörte, ein; »um was handelt es sich?« »Um den Herrn von Rubempré, den Rastignac als eine Persönlichkeit ausgeben will,« sagte der Deputierte zu dem Generalsekretär. »Mein lieber Graf,« erwiderte Des Lupeaulx mit ernsthafter Miene, »Herr von Rubempré ist ein junger Mann von höchstem Verdienst; und er hat so gute Stützen, daß ich mich glücklich schätzen würde, wenn ich meine Bekanntschaft mit ihm wieder anknüpfen könnte.« »Da wird er gleich in das Wespennest der Wüstlinge unserer Zeit hineingeraten,« sagte Rastignac.

Die drei Teilnehmer des Gesprächs wandten sich einem Winkel zu, in dem ein paar Schöngeister, mehr oder minder berühmte Leute, und einige elegante Männer standen. Diese Herren teilten sich ihre Beobachtungen, ihre Witze und ihre Bosheiten mit, indem sie versuchten, sich zu amüsieren, oder indem sie ein Vergnügen erwarteten. In dieser so wunderlich zusammengesetzten Gruppe befanden sich auch Leute, zu denen Lucien Beziehungen gehabt hatte, und unter deren scheinbar gutem Verhältnis zu ihm sich schlimme Dienste verbargen.

»Nun, Lucien, mein Kind, mein Liebchen, da sind Sie ja wieder ausgestopft und ausstaffiert. Woher kommen wir? Sind wir endlich mit Hilfe der Geschenke aus Florines Boudoir wieder in den Sattel gekommen? Bravo, mein Bürschchen!« sagte Blondet, indem er Finots Arm losließ, um Lucien vertraulich um die Hüften zu fassen und ans Herz zu drücken.

Andoche Finot war der Besitzer einer Zeitschrift, an der Lucien fast unentgeltlich mitgearbeitet hatte und die Blondet durch seine Artikel, seine klugen Ratschläge und die Tiefe seiner Einsicht reich machte. Finot und Blondet personifizierten Bertrand und Raton, doch mit dem Unterschied, daß Lafontaines Kater schließlich merkt, wie er betrogen wird, während Blondet, obwohl er wußte, daß er betrogen wurde, Finot weiter diente. Dieser glänzende Kondottiere der Feder sollte noch lange Sklave bleiben. Finot verbarg unter schwerfälligen Formen, unter der Schläfrigkeit einer unverschämten Dummheit, die etwa so am Geist gerieben worden war, wie ein Handlanger sein Brot an Knoblauch reibt, einen brutalen Willen. Er verstand das, was er auf den Feldern des wüsten Lebens, wie es Literaten und Politiker führen, mähte, die Ideen und die Taler, auch in die Scheuer zu bringen. Blondet hatte zu seinem Unglück seine ganze Kraft in den Sold seiner Laster und seiner Trägheit gestellt. Da ihn immer von neuem die Not überfiel, so gehörte er zu dem armen Geschlecht der hervorragenden Leute, die für das Glück anderer alles vermögen, nichts aber für ihr eigenes Glück: zum Geschlecht der Aladdins, die sich ihre Lampe abborgen lassen. Das Urteil dieser wundervollen Ratgeber ist scharfsinnig und treffend, wenn es nicht vom persönlichen Interesse hin und her gezerrt wird. Bei ihnen handelt der Kopf und nicht der Arm. Daher das Lockere ihrer Sitten, daher der Tadel, mit dem minderwertige Geister sie überhäufen. Blondet teilte seine Börse mit dem Kameraden, den er am Abend zuvor verwundet hatte; er speiste, trank und schlief mit dem zusammen, den er am folgenden Tage umbringen wollte. Seine amüsanten Paradoxe rechtfertigten alles. Wie er die ganze Welt als einen Scherz nahm, wollte er nicht ernst genommen werden. Er war jung, beliebt, fast berühmt und glücklich, und also dachte er nicht wie Finot daran, sich das für den Bejahrten nötige Vermögen zu erwerben.

Es gehörte für Lucien vielleicht der schwierigste Mut dazu, um in diesem Augenblick Blondet zu › schneiden‹, wie er soeben Frau d'Espard und Châtelet geschnitten hatte. Zu seinem Unglück hemmte bei ihm die Genußsucht der Eitelkeit die Entfaltung des Ehrgeizes, der sicherlich der Ausgangspunkt vieler großen Dinge ist. Seine Eitelkeit hatte in jenem ersten Waffengang triumphiert; er hatte sich vor zwei Leuten, die ihn einst in seiner Armut und seinem Elend verachtet hatten, reich, glücklich und geringschätzig gezeigt; aber konnte ein Dichter gleich einem ergrauten Diplomaten zwei sogenannten Freunden die Spitze bieten, die ihn in seinem Elend aufgenommen, die während der Tage seiner Not ihr Bett mit ihm geteilt hatten? Finot, Blondet und er hatten sich gemeinsam weggeworfen; sie hatten sich in Orgien gewälzt, die nicht nur das Geld ihrer Gläubiger auffraßen. Gleich jenen Soldaten, die ihren Mut nicht am rechten Ort anzubringen wissen, tat Lucien jetzt das, was sehr viele Leute in Paris tun: er kompromittierte sich von neuem, indem er Finots Händedruck annahm und sich gegen Blondets Liebkosung nicht wehrte.  

Fantasien zur Nacht (Kunst): EROS

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