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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 24. August 2013

Fantasien zur Nacht: DER GROSSE BÖSE WOLF vom Dirty Dichter Thomas Reich

Anna Maryniak, Collector 70x100cm

Der große böse Wolf

Baby
erspar mir die ganze Scheiße
von wegen Blickkontakt und so
alberne Gesellschaftsspiele
die du
bei den Primaten gelernt hast.

Nie werde ich dich
bei der Hand nehmen
ein kosmisches Band schmieden
oder sonst so ein
verkopfter Müll
den sie wöchentlich
in den Besser-Leben-Postillen verzapfen.

Lass uns darüber reden
was dich zu mir geführt hat
das schmutzige Wort
welches mit "F" anfängt
dein oberster Knopf
ist doch nicht
umsonst aufgesprungen.

Wenn du willst
spiele ich dir
den großen bösen Wolf
und du bläst solange
bis es mich
aus meiner Hütte haut. 

(c) Thomas Reich

Dienstag, 20. August 2013

Dichterhain: SCHAUSPIELER. Prosa von Thomas Reich

SCHAUSPIELER

Ich habe Angst, meine Augen zu schließen. Kurzer Moment des Schlafs, wenn die Welt sich auf ihrer imaginären Achse dreht. Ich falle tief in ein Fuchsloch, kaum eine Wurzel, die mir Halt bietet. Weil ich nicht weiss wer ich bin, wenn ich sie wieder aufschlage.

Unsicher stolpernd wie ein Neugeborenes taste ich mich durch eine Welt, die mir fremder scheint als ein verlassener Tempel, von Schlingpflanzen umrankt. Meine Füße sind nackt, sie bluten unter den Kieselsteinen als wär's ein Wetteifern darum. Ein kreuzritterisches Geifern, wer die Bundeslade aus ihren Angeln heben möchte. Der Heilige Gral ist ein Becher, welcher mit Gottes Blut gefüllt ist. Ich setze an, sabbernd in Rinnsalen den Hals hinab. Lagerfeuerglut macht sich in meinem Magen breit. Die Sonne sengt mir die Flügel, und wie ein Stein stürze ich vom Firmamant. Verstoßen, weil ich die Sonne gesucht habe. Meinte, dem Himmel die Freiheit entlocken zu können.

Die Bühne ist so leer wie die Zuschauerränge. Ein einzelner Spot bringt mir die Welt näher, die ich zu fliehen ersuchte. Wenn niemand da ist, an wem sollte ich mich spiegeln, wer sollte ich sein auf der fahlen Sichel des Mondes? Ein kleiner Schritt für mich, doch ein riesengroßer für die Menschheit. Mich selbst zu überwinden. Um in der Rolle aufzugehen.

Wenn sie Anweisungen geben, aus dem Off heraus der Erzählerstimme, diese Saubande! Eine Wirklichkeit zu pressen in schmale Verse, die doch ihre Hintergründe nicht auszuleuchten vermochte. Gleich gelehrigen Affen, die nach tausend Jahren unermüdlichen Hämmerns in eine Schreibmaschine Shakespeares Worte in ihren Händen glaubten.

Zitternde Lider, lichtscheu. Wenn ich meine Augen öffne, werde ich ein anderer Mensch sein.

(c)  Thomas Reich