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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Sonntag, 26. Mai 2013

Dichterhain: FRÜHLING von Ljiljana Graffé


Frühling

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
im Tale grünet ...

... im Tale grünet Hoffnungsglück.
Windstille, in dir hält mein Herz
für einen Augenblick inne. 

(c) Ljiljana Graffé

Freitag, 15. März 2013

Dichterhain: STALAKTITEN von Norbert Sternmut


Stalaktiten

Niedrigwasser zur Träne,

abgeweint von Niemand an den Polkappen,
eisverschollen,

auch die Wunde,
links in den Gedankenhöhlen
der Abgangsschritte der Stalaktiten.

(c) Norbert Sternmut (aus: Zeitschrunden)

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Dichterhain: ich setzt die schritte neu und ging ... von Gabriele Brunsch


ich setzt die schritte neu und ging ...

die felder, wälder weiß gestillt
mit dieser dicken kalten schicht,
sie sprachen nicht, sie klagten nicht,
ein endlos schweigen in dem licht ...
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der himmel fließt lichtblau vereist,
so makellos, so rein so klar,
kein vogel stiebt ins firmament,
mir ist der tag so sonderbar.
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bin ganz in weiß hineingetaucht,
betäubt vom rausch in weiß und blau,
spurlos der schnee, ein endlos weiß,
ein weiß, das nichts von grenzen weiß.
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es stößt an himmel wolkenlos,
verschwimmt mit diesem satten blau,
ermattet bleib ich zitternd stehn,
und flüster, schau nur, schau ...
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das weiß veratmet winterduft,
ein eisig-weißes lichtgespinst,
das tief im damals sich verfängt
und mir ein bild der kindheit schenkt ...
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die spur ist da, ein faden nur,
seiden und weiß im weißen feld,
ich nehm ihn auf, und geh ihm nach,
geblendet von der andren welt ...
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die felder, wälder neu erwacht
vom schlaf in frostig-kalter schicht,
sie rufen, singen, locken mich,
benommen folg ich dieser pracht ...


(c) Gabriele Brunsch, direkte fühlbare Veränderung zum gestern geschilderten Zustand

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Dichterhain: ...s’ist eisig, eisig, bitterlich - von Gabriele Brunsch
















...s’ist eisig, eisig, bitterlich
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...s’ist eisig, eisig, bitterlich
wind treibt den schnee wie gischt.
ins weißlich grau der himmel mischt
ein seltsam-seltsam glitzerlicht,
das mischt sich in die weiße gischt,
spricht flüsternd, wär ich weihnachtlich,
so bitter wär die kälte nicht,
so eisig wär sie nicht...!


ich bitt hinein ins weiße licht,
das sich so seltsam gräulich mischt,
schick mir von deinem zauberlicht,
weil’s mir ganz tief im herzen sticht,
sei weihnachtlich, sei weihnachtlich,
so bitter wär die kälte nicht,
so eisig wär sie nicht...!


die eisig fahle weiße schicht,
(wind treibt den schnee wie gischt)
sich grau mit schwärzlich-grau vermischt.
erst zaghaft gleist das glitzerlicht,
dann diamanten eisiglich,
nur kalt, nur kalt, nicht weihnachtlich,
nicht wärmt der schein,
er schimmert nicht,
muss bitter kalt, muss eisig sein...


(c) Gabriele Brunsch, an einem einsamen Heiligabend entstanden

Sonntag, 1. April 2012

Buchbesprechung: 23.000 von Vladimir Sorokin

Vladimir Sorokin
23000
Roman
Aus dem Russischen von Andreas Tretner.
332 Seiten. Gebunden
€ 24,00 [D], Berlin Verlag

Die Auserwählten der Bruderschaft wissen: Die Erde ist allein im Univer­sum, sie ist ein Unikum. Und der Homo sapiens ist ein Unikum hoch zwei oder drei. Wenn dem aber so ist, muss man die Erde als Störfall anse­hen, als Schandfleck am Leib des Universums. Auch im letzten Band der viel diskutierten LJOD-Trilogie schwingt Sorokin den Eishammer. 
In einer Welt der Reproduktion und des Konsums lässt er Heilversprechen, Erweckungsphantasien und den Wahn kommerzialisierter Glückssuche unge­bremst aufeinanderkrachen. Mal Thriller, mal Gangsterroman, mal lyrisch-pathetischer Hymnus - Sorokin zieht erneut alle Register seines enormen sprachlichen Reper­toires. Er spielt in seinem schon legen­där gewordenen Mimikry-Stil mit Sprache und Genres und beweist ein­mal mehr sprachliche Gewandtheit, erzählerische Bravour und einen aus­geprägten Sinn für das Absurde. Vladimir Sorokin schildert in 23000 die letzten Tage einer Sekte, der Bru­derschaft des Lichts, die kurz vor der Erfüllung ihres kosmischen Plans steht. Sorokin hat eine packende Gesellschaftsutopie geschrieben - und damit nichts weniger als eine treffende Diagnose unserer Zeit.

Inhalt:
Im letzten Teil seiner Eistrilogie widmet sich Vladimir Sorokin den Opfern jener Sekte, die mit sibirischem Eis (das vorgeblich beim Aufschlag des Tunguska-Meteoriten entstanden ist) weltweit ein glänzendes Geschäft betreibt, deren wahre Bestimmung jedoch das große Vernichtungswerk ist. Um es vollenden zu können, muss freilich die große Versammlung der 23 000 "Brüder des Lichtes" herbeigeführt werden, ein kompliziertes Unterfangen, denn die Bruderschaft ist weltweit verstreut und nicht leicht zu identifizieren.
Das grausige Erkennungsritual besteht darin, dem jeweiligen Kandidaten mit einem Eishammer einen gewaltigen Schlag in die Herzgegend zu versetzen, auf dass das Herz "zu sprechen" beginne. Spricht es, so ist der eigentliche Name des oder der Auserwählten zu vernehmen. Bleibt es stumm, hat sich die entsprechende Person als "hohle Nuss" erwiesen, eine simple "Fleischmaschine", die zu Höherem nicht taugt und im besten Fall die Erkennungsprozedur überlebt.
Zwei der Überlebenden, ein junger Schwede und eine in New York lebende russische Jüdin, gehören zu den "hohlen Nüssen", die das Ritual überstanden haben. Über ein Internetforum miteinander in Kontakt gekommen, beginnen sie eine globale Suche nach den brutalen "Aufklopfern", die sie bis nach China, in die Zentrale des Eis-Konzerns führt, während die Bruderschaft fieberhaft dabei ist, ihre letzten fehlenden Mitglieder aufzuspüren.
Sorokins Roman bedient auf virtuose Weise und in parodistischer Manier beinahe alle Genres. Das thrillerartige Grundmotiv wird bereichert um Elemente einer Weltuntergangsfantasie, religiös-mythischer Verzückungsprosa, gesellschaftskritischer Entwürfe und grotesker Humoristik. Abwechslungsreich und spannend, global angelegt und temporeich erzählt, dabei ganz wesentlich der überbordenden Fantasie des Autors entsprungen, wirkt dieser Roman wie das literarische Pendant zu einem Computerspiel mit erheblicher Sogwirkung. (DRadio Kultur)

Der Autor:
Vladimir Sorokin wurde 1955 in Mos­kau geboren. Nach dem Studium der Petrochemie arbeitet er als Buchillust­rator, bevor er Ende der 1970er Jahre erste literarische Anerkennung erfuhr. Berühmt wurde er mit dem Roman Die Schlange, der in zehn Sprachen übersetzt wurde. Sorokin gilt neben Vladimir Pelewin und Viktor Jerofejew als einer der Hauptvertreter der russischen Postmoderne. Regelmäßig ist er heftigen Angriffen regimetreuer Gruppen ausgesetzt. Zuletzt erschien beim Berlin Verlag LJOD. Das Eis (2003; BvT 2005), das auch mehrfach für das Theater inszeniert wurde, und BRO (2006; BvT 2007).

Die Presse:
»Sorokins Literatur ist fulminant und konvulsivisch, berechnend und glitschig, heiß und kalt zugleich«
Falter
»Vladimir Sorokin, der Großmeister des Provokanten und Obszönen.«
Süddeutsche Zeitung