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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 7. Dezember 2012

Der Jedermann! Das Musical in Neunkirchen - besucht am Mittwoch, den 5.12.

Geschäftsleben des Jedermann
Jedermann und sein Aufsichtsrat /
Jedermann und sein laszives Privatleben



Jenni und Felix, die 99er
Gott, der Tod und Jedermann
Jedermann und sein Teufelssekretär /
Jedermann und die Bitte an den Mammon
Die Läuterung des Jedermann
von den Todsünden zur Gnade




„Der Jedermann! Das Musical“ ist die sechste Eigenproduktion des Musicalprojektes Neunkirchen. Ich habe sie am 5.12. gesehen und war mit meiner Begleitung und anderen Gästen der Meinung, dass es eine grandiose Inszenierung ist. Angelika B. aus Ottweiler: "Ich habe die Musicals noch nie wahrnehmen können, die Zeit und das Geld fehlten. Ich hätte es nie gedacht, dass es so super ist." Atemlos spannend und voller Geschehen, überzeugende Sänger und Tänzer, fantastische und einfallsreiche Kleider, Kostüme und Maske sowie anspruchsvolle Choreografie/Regie (Ellen Kärcher, Dieter Meier) zu gewaltig guter Musik (Andreas Puhl, Francesco Cottone, Amby Schilo). Himmel und Hölle, Domina und unschuldiges Mädchen, reizvolle Frauengestalten und gestandene Männer, Klassenausflug und Jungrevoluzzer - Leben und Tod standen sich in einem unbedingt lohnenswerten Spektakel gegenüber und sind jeden Cent Eintrittsgeld wert. Beste Lichteffekte, herrliche Verfremdungen inkl. Illusionsauflösungen und eine interessante Bühnengestaltung gesellten sich hinzu. Alles zusammen wurde ein weiteres Schwergewicht aus der ehemaligen Kohle- und Stahlstadt im Musicalbereich auf die Bühne gestellt, das – wie ich schon bei „BeGeistert“ und „Wasserphantasie“(Fremdproduktion) erwähnte, den Musicalhochburgen langsam, aber sicher gefährlich wird. Das Tolle daran ist, dass alle Beteiligten dies ehrenamtlich leisten, und zwar im 10. Jahr! Halb Neunkirchen hilft mit, und so durchstrukturiert ist die Produktion auch (Produktionsleitung Markus Müller).

Das Musical läuft seit 30.11. und verbindet die Einweihung der 6,3 Mio € schweren Gebläsehalle als neuem Kulturraum mit 1000 Sitz- oder 2000 Stehplätzen in Neunkirchen mit dem 10-jährigen Jubiläum des Musicalprojektes und der 65-jährigen Tradition der Neunkirchener (Abo-)Theaterbühne.

Hugo von Hofmannsthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ wurde am 1. Dezember 1911 - vor 101 Jahren - unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt. Seit 92 Jahren ist das Stück Bestandteil der Salzburger Festspiele, die Hofmannsthal mitbegründete.
Nach dem Vorbild spätmittelalterlicher Mysterienspiele treten im historischen Jedermann neben Gott und Teufel auch Tod und der schnöde Mammon sowie der Glaube und andere abstrakte Begriffe personifiziert auf. „Der wohlhabende Jedermann sieht sich mit dem unerwarteten Tod konfrontiert, der ihn vor seinen Schöpfer führen will. Weder sein treuer Knecht noch seine Freunde noch sein Geld wollen ihn ins Grab begleiten; erst der Auftritt seiner Werke und des Glaubens bringen ihn dazu, sich zum Christentum zu bekennen und als reuiger Bekehrter ins Grab zu steigen.“ (Wikipedia)


Anfang und Ende
In Neunkirchen wird das Mysterium in 20 Szenen anders gespielt. Jedermann (Nils Hollendieck) ist der skrupellose Manager und Unternehmer der Jetztzeit, der sein Spiel mit Gewinn, Kapitalmaximierung und Rücksichtslosigkeit bis zum Exzess betreibt. Wir hören Griechenland, Down-Rating nach Erpressung durch das Finanzimperium, Armut, Schicksal der Ausgebeuteten und vieles mehr mit. Über allem ein moderierender und Cello spielender Gott (Amby Schilos Ehrenplatz) in Szene 1, der in modernem Rockgesang mit einer Gruppe eindringlicher Percussionisten zu Beginn auf die Aktualität des Jedermann aufmerksam macht. Sie legen dem Publikum nahe „aus dem Inhalt die Lehr aufzuspüren“ Szene 2 ganz im Zeichen der tobenden Geldgier „Geld ist geil, Geld macht frei“, der Boss auf den Schultern des Aufsichtsrats, erhöht, mächtig wie keiner sonst. In der Szene 3, Jedermann mit dem Nachbarn (Nicolas Schneider), der um die Hälfte seines Anteils bittet, um wieder an seiner Heimatstelle leben und gesunden zu dürfen, wird klar, dass es kein Erbarmen gibt: Die Abfindung ein zerknüllter lächerlicher Geldschein. Hier mit dabei Zak, der Sekretär, Luzifer in der Rolle des Bodyguards und Drogendealers, vermeintlichen Freundes. Nachdem Gott den Tod beauftragt hat, ihm den Jedermann zu bringen als Vertreter für all die extremen Todsünder auf Erden (7 Todsünden) beginnt der Reigen erst. Jedermann gibt seine Philosophie vor der Kamera zum Besten, seine 7 Lebensregeln zum Erfolg beinhalten z.B. „Nicht kleckern, klotzen!“, „Verkauf auch fauler Ware!“. Sein Diktat ist so aufdringlich, dass die Menge revoltiert. Die 99er demonstrieren und fordern eine bessere Gesellschaft. Darunter ein Mensch, der alles verloren hat wegen Jedermann und ihm noch Geld schuldet. 

Auch Jedermanns Tochter Jenni (Michelle Kasper) hat Riesenprobleme mit ihm, weiß, dass er ganz woanders gelandet ist, als sie sich je geträumt hätte, fordert ihn zur Umkehr, zum Umdenken auf und sympathisiert mit den 99ern. Sie verliebt sich auch in den Jungen Felix (Dominic Junkes) - „Ich mal dir eine neue Welt“ - ein jugendlicher Romantizismus, der konträr zu dem Restgeschehen steht. Auch die Mutter mahnt eindringlich, denn sie war bereits mit einem Jedermann verheiratet. Auf einer Party wird libidinöser Exzess betrieben, Jedermann mit einer Brise Koks vorab zum Anheizen in Begleitung eines jungen Mädchen unterwegs, Jedermanns Ex mit einem jungen Mann. Hier hat er eine erste Begegnung mit dem Tod, die ihn schier wahnsinnig macht. Alle Gäste verlassen ihn, auch die Geliebte. Der Tod will ihn abholen, aber es gibt noch einen Aufschub. Bei einer Demo der 99er, die ganz an die aktuellen Occupy-Aktivitäten erinnert, wird Felix erschossen, das jugendliche Träumen von Liebe und Freiheit nimmt ein jähes und brutales Ende. Jenni stellt ihren Vater zur Rede, der nur noch vor dem Tod bangt. Der einzige, der zu ihm hält ist Zag, der Sekretär. Kein Wunder, es ist der Teufel. Auch die große Anfrage beim Mammon (Markus Müller) hilft nicht weiter, Jedermann ist auf dem Holzweg - er besitzt den Gott ja nicht, es ist andersrum. Der Seelendiebstahl des Teufels (Jens Fried) geht schief, es droht Verdammnis und Schlimmeres, als die Läuterung einsetzt. In einem tollen Szenenbild mit Jenni, Felix, Mutter in einer Art Galerie beginnt die Gutwerdung des Jedermann, er bereut (!). Gott bittet ihn zu sich auf die „Empore“, stellt Vergebung in Aussicht, während der Teufel das nächste Opfer sucht. Über einen Disco-Rap zum eindringlichen Schlussbild mit Percussion ist das Drama um Jedermann gelöst.

Der JEDERMANN soll nach dem 9.12. im Januar 13 wieder aufgegriffen werden. Termine beim Kulturverein. Noch dieses Wochenende Gelegenheit, ihn zu sehen.

Montag, 26. November 2012

Große Premiere des Musicals JEDERMANN und Eröffnung der Gebläsehalle als neuer Kulturarena, Teil 2


Text und Regie: Ellen Kärcher und Dieter Meier

Musik: Francesco Cottone, Andreas Puhl, Amby Schillo


Premiere am 30. November 2012

weitere Vorstellungen: 1./2./4./5./7./8. und 9. Dezember jeweils um 20.00 Uhr

Gebläsehalle Neunkirchen

 Tickets unter 0231-9172290 oder www.proticket.de

Warum "Jedermann"?
Hugo von Hofmannsthal beschreibt im Vorwort zum Jedermann die Geschichte von Jeder-manns Ladung vor Gottes Richterstuhl, das das Mittelalter hindurch an vielen Orten in vielen Fassungen erzählt wurde, um dann von Hans Sachs als Komödie vom sterbenden reichen Mann aufgeschrieben zu werden. Damit es nicht vergessen wird, habe er, Zitat:
„versucht, dieses allen Zeiten gehörige und allgemeingültige Märchen abermals in Beschei-denheit aufzuzeichnen. Vielleicht geschieht es zum letztenmal, vielleicht muß es später durch den Zugehörigen einer künftigen Zeit noch einmal geschehen.“

Das Stück
Natürlich geht es bei der Neunkircher Version auch um das Leben und Sterben eines reichen Mannes, wobei die Fallhöhe durch das Verschwinden allgemeingültiger Werte noch gewachsen ist. Im Neunkircher Jedermann treten neben den Menschen von heute auch abstrakte Figuren wie Gott, Teufel und Tod auf. Der wohlhabende Jedermann sieht sich mit dem unerwarteten Tod konfrontiert, der ihn vor seinen Schöpfer führen will. Weder sein treuer Diener, weder seine Freunde und Familie, noch sein Geld wollen ihn ins Grab begleiten.
Erst die Reflektion seiner Taten bringt ihn dazu, sich zu seiner eigenen Wahrheit zu bekennen und in der Hoffnung auf Frieden gehen zu können.


Die Musik und mehr

Musikalisch bieten die Neunkircher Songs eine große Bandbreite. So gibt es das eher klassische Musical- Repertoire, wie große Ensemble-Nummern oder auch getragene Balladen. Dazu gesellt sich dann aktuelle elektronische Musik, wie z. B. Dancefloor und Dub Step, Rap-Gesang. So wird die Musik den wahrhaftigen Pathos der Ur-Geschichte weiter in die Moderne tragen.

Es wird auch bunt, knallig und humorvoll durch überdrehte Partyszenen oder die so genannten dicken und dünnen Vetter. Choreographie und Tanz werden bei der Neunkircher Inszenierung eine wichtige Rolle spielen.

Donnerstag, 22. November 2012

Große Premiere des Musicals JEDERMANN und Eröffnung der Gebläsehalle als neuer Kulturarena, Teil 1


Text und Regie: Ellen Kärcher und Dieter Meier

Musik: Francesco Cottone, Andreas Puhl, Amby Schillo


Premiere am 30. November 2012

weitere Vorstellungen: 1./2./4./5./7./8. und 9. Dezember jeweils um 20.00 Uhr

Gebläsehalle Neunkirchen

 Tickets unter 0231-9172290 oder www.proticket.de



Kleider für die sieben Todsünden

von SZ-Redakteurin Elke Jacobi

Neunkirchen. Was dem Musical-Projekt recht ist, ist möglicherweise Lady Gaga billig. Denn es könnte durchaus sein, dass die Sängerin und Königin der ausgefallenen Bühnenkleidung demnächst ähnlich gewandet auftritt, wie die Teilnehmer des Musical-Projektes. Jochen Maas, Kostüm- und Performancekünstler, hat für die sieben Todsünden, für Mammon und Diskoqueen des neuen Stückes "Jedermann" ganz besondere Kostüme entwickelt. Und das Spiegelkugelkleid der Letzteren hat er vergangene Woche bei einer Frisurenshow in Berlin gezeigt. Dort war auch Lady Gagas Friseur. Der war begeistert und wollte gleich die Kontaktdaten von Maas. Das hat der gebürtige Homburger der SZ am Rande der Probe am Sonntag verraten.
Zum Projekt kam der gelernte Architekt über keinen Geringeren als Oberbürgermeister Jürgen Fried, der dessen Limbacher Atelier maas arts bereits kannte. "Wir waren auf der Suche nach ganz besonderen Kostümen, haben hin und her überlegt, was wir da machen könnten. Da hatte der OB die zündende Idee", erinnert sich Regisseurin und Autorin Ellen Kärcher. Der Limbacher fand's toll. "Ich bin stolz, dass ich angesprochen wurde, fürs Musical-Projekt was zu machen", lächelt er. Schon während seines Studiums habe er die Idee reizvoll gefunden, tragbare Architektur zu machen. Das setzt er jetzt seit 15 Jahren um. Bestückt landesweit Shows und Produktpräsentationen mit seinen ausgefallenen Kreationen. Rund 200 Kostüme, so schätzt er, gibt es mittlerweile in seinem Atelier in Limbach. Einige davon hat er für die Kostüme im "Jedermann" umgestaltet, aufpoliert. Einiges wurde aber auch ganz neu geschaffen. Der Mammon und sein Gefolge beispielsweise, oder auch die Völlerei. "Ich habe schnell gemerkt, dass wir auf einer Linie sind", beschreibt er die Zusammenarbeit mit Ellen Kärcher. Gemeinsam habe man die Ideen weiterentwickelt. "Ellen hat mir die Richtung gezeigt, die Charaktere beschrieben." Maas hat dann versucht mit Blick auf die Darsteller, auf seine ihm eigene Art zu interpretieren.
Viel Schwarz und viel Silber sieht man da auf den ersten Blick bei der ersten Anprobe am der Probe in der Turnhalle der Parkschule. Einige Kostüme nämlich hat er mitgebracht. Einige der sieben Todsünden. Über ihre spitzen Plastikbrüste darf sich da die Wollust amüsieren, ansonsten in gummiartiges Netzwerk gewandet. Rote Fransen hat der Zorn. Kopfschmuck gehört für die meisten dazu. "Man muss sich überlegen, wie stellt man das dar. Symbolik ist da gefragt." Beim Geiz beispielsweise. "Das Kostüm ist sehr wertvoll - in jeder Hinsicht." Künstliche Hüftgelenke und Titan wurden da verwendet.
Viele Preise hat der 38-Jährige auch bei internationalen Wettbewerben schon für seine Kreationen bekommen. Mit den Arbeiten fürs Musical-Projekt hat er noch einmal ganz neue Wege beschritten. Und wer weiß - vielleicht macht ihn ja Lady Gaga demnächst so richtig berühmt.

Freitag, 23. März 2012

Zu Gast bei der 2012-Neuaufnahme der Musicalrevue "BeGeistert!" in Neunkirchen/Saar


Letzten Sonntagabend, den 18.03.12, besuchte ich das erste Mal das Neunkircher Musicalprojekt. Ich habe etwas versäumt all die Jahre, dafür an einem Abend alles aufholen können. Mit "BeGeistert!" wurde der große Erfolg vom August 2011 am 16.-18.3.2012 wieder aufgegriffen und in der Konzeption alle 5 Musicals seit 2003.

Für mich ist das Neunkircher Musicalprojekt ein wirklich gelungenes Unternehmen, bei dem man mit fast 100 % stimmigen Auftritten und Stimmen rechnen kann, engagierte Teilnehmer, die alles geben und sich ganz in ihre Rollen stürzen. Dank hier an das Leitungsteam Ellen Kärcher und Dieter Meier (beide auch Regie) sowie den Produktionsleiter Markus Müller. Die künstlerischen Impulse und Ideen gehen auf Martin Leutgeb zurück. Mit imposanter Bühnengestaltung, Beleuchtung und Effekten, einer durch und durch spannenden und abwechslungsreichen Musik von Amby Schillo und Andreas Puhl (der bei der Generalprobe einen Kollaps erlitt und schnell ersetzt werden musste mit Carina Peitz und Markus Müller auf der Bühne), überzeugender Regie und Choreographie. Bewegung, Dynamik, Abwechslung, Transparenz und Integration des Zuschauerraums haben das Musical sehr lebendig gemacht und seine Wirkung intensiviert. Wenn man in Neunkirchen eine starke Brise Bochum spürt, dann weiß man, wer wie viel daran gearbeitet hat und wie viele wache Geister hier unterwegs sind. Eine Meisterleistung, in 10 Jahren einen solchen Betrieb auf die Beine zu stellen, und ein Zeichen von Qualitätsbewusstsein, so eine überzeugende Darbietung zu schaffen.


Schon der Einstieg holte einen gleich ab und nahm einen rein ins Geschehen. Hektisches Treiben bei den Umbauarbeiten in der Gebläsehalle, Feierabendtuten und Baustellenruhe, in die 5 Kinder unerlaubt eindringen. Der Geist des Musicalprojekts (Dieter Meier) spukt dort (im positiven Sinne) und zeigt den Kindern eine flimmernde Zusammenschau der Musicalausschnitte, von denen sie nur vage etwas gehört haben ... Die Halle erwacht zum Leben und nacheinander tauchen die Musicals "The Casting", "Merlin, wir können auch anders", "Hotel Lobby 20.30", "Lysistrate" und "Stumm. Das Musical" auf, in die die Kinder mehr oder weniger involviert werden. Sie versuchen immer die illusionären Welten zu durchdringen und werden teilweise Helden in Szenen oder überbringen wichtige Botschaften.
Der Reigen beginnt mit dem bunten Treiben und Tanzen des Castings, bei dem die uneheliche Tochter von Dieter Bohlen (Sibille Sandmeyer) trotz Minderleistung vom BigSpender Markus Müller den Zuschlag erhält. Das Mädchen Kris (Kristin Backes) mitten im Geschehen singt auch kräftig mit.
Das Geschehen wechselt zu "Merlin".Einer der Jungs aus der Kindergruppe, Fredy (Federic Schneider), zieht das Schwert aus dem Fels und wird König von Britannien. Ganz stark der Aufruf von Artus (Jens Fried) zum Kampf gegen den neuen Kinder-König, der das nicht verdient hätte, mit geballter Faust ... GEWALT ... Lanzelott (Andreas Fischer) mit einem gelungenen Solo über die Liebe, einem ergreifenden Duett mit seiner verbotenen Geliebten, Artus Frau Guinevere (Carina Jörg), imposant die Hochzeit von Artus und Guinevere, mitreißend der schottische Hochzeitstanz und dramatisch der Tod Artus, die Abholung durch die Ewigkeit. Kris (Kristin Backes, etwa 14 Jahre) von den 5 Kindern interpretiert dies sehr, sehr schön mit "Ich bin ein Kuss, ich bin eine Umarmung! Ich bin dein Freund, der Tod, der zum Licht führt".
In der "Hotel Lobby 20.30" interessante Erscheinungen wie der Speedkings-Chef im grünen Giftlook, bezaubernde indische Shivatänze und ein Aufgebot an aufreizenden Herren in Übergrößen ... ;-) Die Kinder helfen den wichtigen Koffer zur Rettung des Hotels zu finden.
"Lysistrate" (Monika Groß) sehr stolz und kämpferisch: "Der Friede ist das einzige Glück ..." und grandios ihr Schwur der Frauen als ein großes Spektakel. Das Duett von Kinesias (Nicolas Schneider) mit Myrrhine (Carina Jörg) als in Szene gesetzter Zwiespalt der Männerwelt zwischen Liebe und Krieg. Später beim Saufen die Verherrlichung des Krieges, um die Forderungen der Frauen abzuwehren. Der Junge Marc (Marius Fries) wird in das Geschehen hineingezogen und als Kriegsgott Ares verehrt. Ein hektisch-aggressiver Percussions-Act mit mannshohen Stäben und Schlaghölzern von Amby Schillo mit zwei Darstellern integrierte das Publikum, verschaffte uns einen Grundkurs in rhythmischem Klatschen.
"STUMM", das sozialkritische Musical, zeigte die Misere der Arbeiter vor und um die Jahrhundertwende, die Forderung nach menschengerechter Arbeit, Gesundheit, mehr Lohn, mehr Brot. In glanzvollem Auftritt die Arbeiterbrigaden in geschlossener Formation aus dem Zuschauerraum die Bühne erstürmend, fordernd, drohend. Die Lungenkrankheiten der Arbeiter thematisiert im Disput Dr. Zechner (Markus Müller) und Karl-Ferdinand Stumm (Nils Hollendieck). Die Krankenschwestern im unermüdlichen Einsatz, weil die Arbeitsbedingungen nicht stimmen. Doch der unverständige Industrieadel mit Stumm, schaut nur auf den Dreck, die Arbeit herab: "...das sind nicht Unseresgleichen...", ebenso die Damen um Frau Stumm, die ihr Dasein ohne Liebe besingen, die Männer als Belastung, das Shoppen in Paris als wohlverdiente Pause in ihrem Alltag. Wieder sehr überzeugend und ansprechend, mit natürlichem Adel Monika Groß als Gemahlin von Stumm, insbesondere in ihrer Bedrängnis durch Buchhalter Dr. Meuser (Robert Piskac), den sie vehement ablehnt, bis er sich einen Kuss abholt, den sie für eine Minute akzeptiert. Auch hier spielen die Kinder wieder hinein, Fredy (Frederic Schneider) versucht Ida Stumm noch anzusprechen, da platzt auch schon das Zimmermädchen herein.

Im Anschluss noch eine Aussicht auf das neue Projekt "Jedermann" nach Hugo von Hofmansthal. Die Idee zum Jedermann kam von Martin Leutgeb. Himmel oder Hölle ist die Frage für den reichen Mann, wenn das Leben zu Ende geht ... Shakespeare, Goethe und Christian Wulff standen Pate ... mehr Dynamik als bisher, weniger Text und eventuell Akrobatik könnten vorkommen. Ellen Kärcher und Dieter Meier knöpfen sich das Projekt mit der jetzt bestehenden Leitung und musikalischen Unterstützung vor. Sie wollen darin weiterhin eine neue Theatersprache verwirklichen. Nach den Oster- und Sommerferien geht es los, und im Dezember soll die Uraufführung zur Eröffnung der neuen Kulturstätte im Gebläsesaal des alten Hüttenreviers stattfinden - sofern alles planmäßig läuft.

Fazit: Ein atmosphärisch dichter Abend, voll packender Musik, überzeugenden Darstellern, optischen Effekten und Reizen, zartem bis gewaltigem Gesang, herausragende Frauen- und Männerfiguren, eine sehr empfehlenswerte Unterhaltung! Jedes Musical für sich schon zu Laufzeiten total ausverkauft und sehenswert, hier noch einmal zusammen. Schön wäre es, das ein oder andere Musical noch einmal aufzugreifen. Ein Projekt, das Neunkirchen sehr viele Pluspunkte verschafft.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Für Sie besucht: A Soulful Christmas im Bürgerhaus Neunkirchen

Monika Groß, Markus Bill, Dieter Meier (u.l.)
Dem Publikum entgegeneilend präsentierte sich im 7. Jahr die sensationelle saarländische Weihnachtsshow "A Soulful Christmas 2011", die die Zuschauer auf mehreren Ebenen abholt.
Es wird sehr guter Gesang geboten, ob von Markus Bill oder Monika Groß, gekonnte Tanzeinlagen und Bewegungschoreografie, wobei Markus Bill der Wirbelwind und gekonnte Dancer auf der Bühne ist. Monika Groß wird erst am Ende bei "Run, Moni, Run" auf der Bühne herumgescheucht.
Wir erleben theatralischen Ausdruck in der Gestik und Mimik, Musikstücke voller (fast schon religiöser) Tiefe und Pathos, überschäumender Lebenslust und mit Swing und Drive à la Broadway, kritische, emotionale, witzige und nachdenkliche Texte und hier muss als eine reizvolle Darbietung in der Darbietung die lustige, in drei Teilen ins Programm gestreute Weihnachtsgeschichte vom Schweinnachtsmann hervorgehoben werden. Dieter Meier vom Dudweiler Statt-Theater mimt als Dialektkenner und Umschaltkünstler in verschiedenen Mundarten die Versammlung der Weihnachtsmänner, die mangels Wahl ein Schwein zum Weihnachtsmann ernennen, das seine Arbeit dann doch sehr gut macht.
Am Ende des Abends noch mal Dieter Meier mit einem unvergesslichen Whiskeycream-Rezept, das niemals fertiggestellt wird.
Background-Vocals, Christian Hautz (Guitar), Tobias Klee (Keyboard)
Was ebenfalls dazugehört sind der häufige Stimmungswechsel, eben das Broadway-Feeling mit einem schicken dreiköpfigen Go-Go-Chor und Young-Ladies-Background-Vocals sowie komödiantische Einlagen, mehrfache Anläufe das Propagandistenhandwerk durch Hinweise auf die CD-Angebote zu verfeinern, eine starke Musikbegleitung durch die Band und eine fantasievolle Lightshow. Außerdem Versprecher, Pech, Pleiten und Pannen sowie Blackouts bei der Ansage! Publikumsbeteiligung wird ab einem bestimmten Punkt Pflicht, die Zuschauer dürfen mitsingen, üben noch schnell was ein, stellen sich und schwingen Leuchtstäbchen wie beim Pink-Floyd-Konzert früher die Feuerzeuge. Sogar das Weihnachtsbäumchen auf jedem Tisch muss zu Beginn erst mal fast wie ein Maibäumchen aufgerichtet und geschmückt werden. Zum Glück hatte ich einen befähigten Tischnachbar, seine Begleiterin eine perfekte "Schnipperin" ;-)  Mit "Winter in Kanada", "Slay Ride", "Es ist für uns die Zeit angekommen", "Oh lasset uns anbeten", einer Mitschnipp-Nummer "Me and my Drum", "It's Christmas Time", George Michaels "Last Christmas" und "Petit Papa Noel" kann man sich mehrfach so richtig in diese emotionale Weihnachtswelle werfen und surfen. Jedenfalls der, der einen Sinn dafür hat. Geboren wurde die Idee 2004 von den Neunkirchenern Musikern Christian Hautz und Tobias Klee und ab 2005 jedes Jahr in die Tat umgesetzt. Dieses Jahr das letzte Mal im Bürgerhaus, da die Neunkirchener eine neue Bühne im alten Hüttengelände neben der Stummschen Reithalle einrichten. Ein prall gefüllter Abend, der einen in die Weihnachtszeit katapultierte, ob man es wollte oder nicht.