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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 15. Juni 2012

Buchbesprechung: Avital Ronells SCHRIFTEN ZUR LITERATUR - eine Auswahl ihrer einflussreichsten Essays in deutscher Sprache

Avital Ronell
Schriften zur Literatur
Essays von Goethe bis Kafka
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Marc Blankenburg
Manhattan Manuscripts (Hg. von Eckart Goebel, Paul Fleming und
John T. Hamilton), Bd. 7
Göttingen 2012, 248 S., geb., Schutzumschlag
26,90 € (D), Wallstein Verlag

Avital Ronell ist eine der führenden Literaturwissenschaftlerinnen der USA, die in ihren Werken eine große Spannweite an literatur- und kulturtheoretischen Themen behandelt. Die Texte der Philosophin, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin lassen gängige Lektüremuster kanonischer Texte hinter sich. Sie befragen und hinterfragen über mehrere Lektüreebenen eindrücklich Theorie durch Literatur, die selbst ihre eigene Dekonstruktion und Theoretisierung schreibt.
Im Rahmen der Reihe Manhattan Manuscripts werden hier erstmals sieben der einflussreichsten Essays aus dem vielfältigen Schaffen Avital Ronells in deutscher Sprache veröffent­licht. Ihr Essay zu Goethes "Tasso" gilt als Basistext feministischer Literaturtheorie. Sie liest das Schauspiel als Kritik zeitgenössischer ästhetischer Theorien, als diskursive Androgynie eines Genres zwischen Literarizität und philosophischer Reflexion. Ob sie über die Frage der Dummheit ("Stupidity", 2001) schreibt oder über das soziopathische Phänomen der Sucht ("Crack Wars", 1993), stets entzündet sich in Ronells Texten der Funke der Erkenntnis an der fortlaufenden Befragung der Theorie durch die Dichtung, allen voran durch die dekonstruktive Relektüre kanonischer Texte deutschsprachiger Literatur. Der Band präsentiert sieben ihrer wichtigsten Essays erstmals in deutscher Sprache. Anhand der Lektüre von Kafkas "Schloß" stellt sie die Frage, inwiefern in diesem Roman wichtige Charakteristika der "French Theory" aufgerufen und zugleich in Frage gestellt werden. Dieser Aufsatz zählt zu den klassischen Texten der dekonstruktiven Kafka-Lektüre. Charakteristisch ist aber auch Ronells Essay zu Heideggers Hölderlin-Lektüre; hier formuliert sie das "Elend der Theorie ohne die Dichtung" und die Erkenntnis, dass "der elektrische und elektrisierende Funke der Einsicht nur im Kontakt zwischen Theorie und Dichtung zündet" (Eckart Goebel im Vorwort). Dass dieser Zusammenhang ihr gesamtes Werk bedingt, zeigt sich wiederum exemplarisch in einem engagierten Essay aus den Neunziger Jahren, in welchem Ronell lebensnah und voraussschauend gegen den medizinischen Diskurs der Reagan-Ära eine intensive Diskussion um den Nexus von Literatur, Theorie und Immunität im Zeichen von AIDS antizipierte.

Avital Ronell, geb. 1952, ist Professorin für Vergleichende Literaturwissenschaft, Germanistik und Anglistik und Co-Direktorin des transdisziplinären Forschungsprogramms "Trauma & Violence" an der New York University. Veröffentlichungen u.a.: Loser Sons (2012); Fighting Theory (2010).