Um es gleich vorwegzunehmen, es war ein reichhaltiges Wochenende mit viel sehr guter Musik und Gesang. Die Verköstigung dazu im Jazzkulinarium extravagant sparsam mit besonderen Tropfen zum gehobenen Preis.
Vor allem die beiden ukrainischen Sängerinnen Ganna und Leléka waren den Besuch vielfach wert. Zwei echte Empfehlungen, was modernes Jazzlied und Traditionen betrifft. Beide haben eine besondere Art der Interpretation von Folkoretraditionen, warten mit einer distinguierten Kommunikation und Stil auf und können trotz der traumatischen Lage im Heimatland eine Ukraine präsentieren, die ihre Traditionen tief im Empfinden kultiviert.
Ganna Gryniva wurde 1989 in Sibirien geboren und zog mit ihrer Familie ein Jahr nach Geburt in ein Dorf bei Kiew zu den Großeltern. Zwölf Jahre später kam sie über Sachsen-Anhalt nach Berlin. Sie hat einen Bachelorabschluss als Philosophin und besuchte die Franz-Liszt-Hochschule für Musik in Weimar, um Gesang und „Improvisation“ bei Michael Schiefel, Jeff Cascaro und Frank Moebus zu studieren. Bei ihren Besuchen in der Ukraine sammelte sie Wissen über die Traditionen und die Melodien bzw. Lieder dazu. So hörten wir von ihr ganz verschiedene wunderschöne Lieder aus dem ukrainischen Formenschatz, gespielt von Preisgewinnern oder -aspiranten Musina Ebobissé (TenorSax und SopranSax), Povel Widestrand (Schweden) am Piano, Tom Berkmann (Kontrabass) und Mathias Ruppnig an den Drums. Bei Spotify gibt es Hörproben.
Foto: Stefan Vieregg |
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Nicht verdeckt wird auch die Zeit des Elends, der Armut in der Ukraine, in der arme Leute gezwungen waren, ihre Kinder teils gegen Geld herzugeben, damit der Rest der Familie über die Runden kam. In diesem Lied stellt das Kind an seine Mutter die Fragen, warum es weggegeben wurde und nicht mehr heim darf. Traurige und schwere Momente in einem Kinderherz, die sehr sensibel mit einer großen Meisterschaft wie alle anderen Titel auch vorgetragen wurden. Die ukrainische Flagge zum Abschied. Es sind zwei Alben erhältlich "Dykyi Lys" (2020) und "Spivanka" (2021).
Foto: Stefan Vieregg |
Viktoriya Leléka (geb. 1990) ist die Gründerin der Ethno-Jazzband "Leléka" (Storch), die sehr gehaltvolle und facettenreiche Interpretationen dynamischer Jazz-Passagen bis zu zarten Folk- und Klageliedern bietet. Auch ihre Vertonung von Hoffmann von Fallerslebens "Die Gedanken sind frei" sehr hörenswert. „Leléka“ wurde neben anderen Preisen 2017 mit dem Preis des Weltmusik-Wettbewerbs creole Berlin und im Jahr 2018 mit dem europäischen Nachwuchs-Jazzpreis Burghausen ausgezeichnet. Bei Leléka treffen altertümliche, ukrainische Tonfolgen auf zeitgenössischen Jazz und erzeugen einen weiteren einzigartigen Sound mit bemerkenswerter Stimmgewalt (alles vorwiegend in Moll, sagte ein Musiker dazu). Beide ukrainischen Auftritte sind tief eindringende und unvergessliche Konzerterlebnisse. Leléka ist auch bei Spotify zu hören. Sie wuchs im jetzt heiß umkämpften Donbass, im Südosten der Ukraine auf, studierte in Kiew Darstellende Kunst/Schauspiel an der Nationalen Theater-, Film- und Fernsehhochschule und Jazzgesang an der Dresdener Hochschule. 2016 gründete sie in Berlin ihre Band. Zu Leléka gehören Povel Widestrand (Schweden) am Piano, Thomas Kolarczyk (Deutschland) am Kontrabass, Jakob Hegner (Deutschland ) am Schlagzeug. Sie singt über einen faulen Mann auf dem Berg, der nachdenkt, über Frauen, die ihre Männer auf dem Markt verkaufen, ferner Schlaflieder, singt einen Dialog zwischen Mutter und Sohn, der in den Krieg zieht und weiß, dass er nicht mehr zurückkommt, die Mutter voller Sorgen und Schmerz, über ein Mädchen mit Birnen, die sie ihrem Liebsten schenken will, ihn trifft und auf die Frage, was sie mit den Birnen will, antwortet, ich möchte sie dir schenken und noch viel mehr, nämlich mich möchte ich dir schenken. "Sonne im Herzen" sang sie erst im ukrainischen Orginal, und danach die gemeinsam komponierte Jazzversion.Die gehörten Titel sind größtenteils auf dem 2019-Debütalbum "Tuman" und dem 2021-Album "Sonce U Serci" (Sonne im Herzen) zu finden. Die Texte auf Deutsch wären einmal hochinteressant. Beide ukrainischen Bands haben den Drive und die Energie noch mehr zu bieten, die Ideen und Umsetzungen scheinen nur so zu sprühen ... Leléka sammelt Spenden für ukrainische Betriebe (z.B. einen Holzbetrieb in Lwiw) und unterstützt so gut es geht ihre Landsleute.
Foto: Stefan Vieregg |
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DPhazz ist eine altbekannte Formation aus Heidelberg, die seit 25 Jahren für hochkochende