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Dienstag, 4. August 2015

Ungewöhnlich überzeugende Theaterarbeit abseits großer Theaterzentren: Staatstheater Mainz!

Mainzer Staatstheater   
Foto: privat



Mainzer Theaterprogramm erhält Auszeichnung
Wenn es nach den Autoren des Theatermagazins DIE DEUTSCHE BÜHNE geht, dann haben die Oper Frankfurt und die Komische Oper Berlin das beste Theater-Gesamtprogramm der Saison 2014/15 hingelegt. In der jährlichen Autorenumfrage der vom Deutschen Bühnenverein herausgegebenen Fachzeitschrift bekommen beide Häuser je vier Stimmen für ihre Gesamtleistung. Dabei würdigen die Autoren den Intendanten der Komischen Oper, Barrie Kosky, aber ausdrücklich auch als Regisseur. Und da Kosky in dieser Eigenschaft mit weiteren vier Stimmen auch die Kategorie Regiebeitrag zur aktuellen Entwicklung der Oper anführt, spricht vieles dafür, ihn als den herausragenden Opernkünstler der vergangenen Saison zu würdigen – und Bernd Loebe, den Intendanten der Oper Frankfurt, als den herausragenden Opernmanager. Platz Zwei der Gesamtleistungen erreichte mit drei Stimmen die Berliner Schaubühne am Lehniner Platz.

Auch in der Kategorie Ungewöhnlich überzeugende Theaterarbeit abseits großer Theaterzentren gab es eine knappe Entscheidung: Das Staatstheater Mainz, wo Markus Müller als neuer Intendant startete, bekam ebenso drei Stimmen wie das Theater Freiburg, setzte sich aber mit drei weiteren Stimmen in der Kategorie Bühnenbild/Kostüm/theatrale Raumsituation hauchdünn ab, denn Freiburg kann nur zwei zusätzliche Stimmen aufweisen. Unter den Off-Theatern im deutschsprachigen Raum liegt das Metropoltheater München mit drei Stimmen plus einer Zusatzstimme für einen Regiebeitrag zur aktuellen Entwicklung im Schauspiel vorn.

Klare Verhältnisse dagegen im Sprechtheater: Die 58 teilnehmenden Fachautoren kürten Nicolas Stemann mit fünf Stimmen zum führenden Regisseur, zugleich wurde damit seine Inszenierung von Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ am Thalia Theater Hamburg zur Inszenierung der Saison gewählt. Beim Tanz nannten die Autoren eine Vielzahl von Choreographen, von der sich Davide Bombana und Martin Schläpfer mit je zwei Stimmen nicht wirklich absetzen konnten.

Richtig unübersichtlich aber wird es in der Kategorie Bühnenbild/Kostüm/theatrale Raumsituation. Hier werden neben Bühnenbildnern – Olaf Altmann, Peter Bauer und Jan Pappelbaum bekamen je zwei Stimmen – mehrfach ganze Regieteams sowie Regisseure, Videofilmer oder sogar ganze Theatergruppen genannt. Wie denn die Antworten der Autoren überhaupt eine Tendenz zur Entgrenzung des Sparten- und Fachdisziplin-Denkens zeigen. Darin deutet sich die Konsequenz eines erweiterten Theaterbegriffs an: Das Theater öffnet sich für Installation, Performance oder Happening, amalgamiert dabei unterschiedlichste Genres und schafft so völlig neue Formate eines Theaters, das sich durchaus wieder als politisch versteht.


(
Die Deutsche Bühne vom 30.07.2015)