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Mittwoch, 14. Februar 2024

Groebners Neuer Glossenhauer #29 (aus redaktionellen Gründen auf Aschermittwoch verrutscht)



Foto: Dominik Reichenbach, Artwork: Claus Piffl

Natur, die Wissen schafft

Dieser Newsletter kommt immer Samstags. Und heute ist Samstag.
Ich betone das, weil ich mir sicher bin, dass irgendein G’scheithappel (österreichisch für: Klugscheißer) gleich seine Stimme erheben wird und sagen:
„Moment! Es ist doch längst Montag?!“
Ja, bei normalen Menschen vielleicht, aber nicht bei mir.
Denn mein Samstag hat 72 Stunden. Der Sonntag hat zwei, der Montag eine und Dienstag einundzwanzig und von Mittwoch bis Freitag bin ich dann wieder mit allen anderen d’accord. Also man sollte nicht versuchen, mich am Sonntag zu treffen, da hab ich immer wenig Zeit. Dafür geht mein Montag sehr schnell vorbei.
Ich weiß, dass dieser Ansatz von der Kalenderwissenschaft nicht gedeckt ist, aber was kümmert mich das? Natürlich versucht die Menschheit seit Jahrtausenden mit den Mitteln der Himmelsbeobachtung, also der Astronomie, der Mathematik und anderen Naturwissenschaften der Zeit Herr zu werden und sie korrekt einzuteilen. Aber das ist mir doch egal.
Was sind schon Naturwissenschaften mit verifizierbaren Fakten gegen den juristischen Grundsatz des allgemeinen Egoismus, der da lautet:
„Das ist mein gutes Recht!“?
Sieht man doch gerade an dieser Diskussion über Parkraumbewirtschaftung.
Da will doch tatsächlich die Stadtverwaltung von Paris mehr Geld für SUVs kassieren, weil die größer und breiter sind und also auch mehr Platz brauchen. Naturwissenschaftlich betrachtet.
Aber das ist doch kein Grund! Schließlich werden die Dinger ja auch angeschafft, um größer zu sein. Man will doch da drinnen sitzen und auf den Nachbarn mit seinem Cityflitzer hinabschauen können. Oder dem Anarchisten auf seinem Fahrrad im Weg stehen. Oder die Fußgänger über den Haufen fahren, wenn man mal die Kontrolle über den Wagen verliert. Und jetzt soll diese riesige fahrbare Burg mit dem Zerstörungspotential eines mittleren Artilleriegeschosses plötzlich mehr kosten? Nur, weil es riesig ist?
Man weiß ja nicht, wann das angefangen hat, aber es scheint sich die Naturwissenschaft gegen die Autos verschworen zu haben. Erst diese Angelegenheiten mit den Schwermetallen und dem Feinstaub, dann der CO2 Ausstoß des Verbrennungsmotors und jetzt sollen große Autos auch noch mehr Parkgebühr bezahlen, nur weil sie angeblich mehr Platz wegnehmen.
Dabei sind sie nur groß. Also größer als andere.
Wo soll denn das enden? Werden jetzt bald auch die Besserverdiener mehr Steuer zahlen, oder was? Das ist doch weltfremd!
Das ist etwas für Wahlkampfreden, wo „starke Schultern“ mehr „tragen sollen“.
Die starken Schultern haben längst einen Finanzberater, der ihnen hilft das Geld „steuer schonend“ im Ausland zu parken. So wie die Signa-Holding, der ihre Steuerberaterin geraten hat, möglichst keinen Konzernabschluss aufzustellen. Denn was nicht da ist, ist ja auch nicht überprüfbar. Mathematik vermeiden lautete die Devise.
Und das Geld? Cum ex und weg damit! Und schon sind die starken Schultern nur mehr Schulterpolster aus Schaumgummi.
Auch sollte man der Industrie nicht mit Naturwissenschaft kommen. Bei dem Energieverbrauch! Uiuiui. Und der Plastikindustrie schon gar nicht. Denn naturwissenschaftlich betrachtet, bleibt diese schönen, aus Erdöl hergestellten Kunststoffe länger im Kreislauf der Natur als das letzte Helene Fischer Album im Gehörgang. Und ist sogar noch unangenehmer als dieses.
Ja, kaum vorstellbar. Deshalb weg mit Naturwissenschaften!
Mit dieser Forderung weiß man auch mit Sicherheit die Weltreligionen auf seiner Seite. Denn brennende Dornbüsche, jungfräuliche Geburten und Himmelfahrten mit Jungfrauen sind naturwissenschaftlich betrachtet auch nur Stylingcreme.
Also man kann sich das sehr gut in die Haare schmieren.
Und auch andere antidemokratische Splittergruppen lehnen die wissenschaftliche Methodik ab. Leute, die ständig das Wort „Volk“ im Mund führen und vom „Volkswillen“ im „Volkskörper“ und dem „Volkskanzler“ parlieren.
Und so ein Gefühl von Mehrheit erzeugen.
Aber mehr als ein Gefühl ist es nicht.
Denn die meisten Leute wählen diese Leute eben nicht.
Und wenn man die anhaltenden Demonstrationen sieht, kann man sehr gut - mathematisch - hochrechnen: Diese völkischen sind nicht das Volk, nicht einmal die Mehrheit, nur eine geistig bevölkte Minderheit.
Eine Minderheit, die trotzdem glaubt, einen Mehrheit zu sein, weil sie mehr Geld und mehr Chatbots aus Russland kriegen, die ihnen das Meinungsbild zurecht zerren können.
Also: Wenn die das können, dann kann ich das auch.
In diesem Sinne:
Schönes Wochenende bis nächsten Samstag - wann immer der auch ist!

(Dreht sich um und verschwindet Selbstgespräche führend:
„Ja, vielleicht sollte mein Samstag auch 96 Stunden haben? Oder 120? Eine Woche namens Samstag… das wäre doch… nein, klingt wie ein Kinderbuch… ach, ja … die lieben Kleinen, die denken sich einfach was aus und dann …. hui… was soll ich da sagen?… kommt mein fliegender SUV mit Autopilot, wenn ich ihn brauche? Nein?! Fährt wieder blöd durch die Gegend und findet keinen Parkplatz… ich werde mir noch ein größeres Auto kaufen müssen, dann wird das sicher besser… am besten eins so groß wie ein Haus… oder zwei… oder so groß wie ein Dorf… oder ein Flugzeugträger… oder Paris! Und dann fahr ich dort hin und parke dort. Hahahahaha!“
Versinkt irre lachend in einem Ölteppich voller Croissants
)



Groebner live: „ÜberHaltung“ 
Samstag 17.2. Wien, Kabarett Niedermair - Freitag 23.2. Karlsruhe, Kabarett in der Orgelfabrik - Samstag 24.2. Eschborn, Eschborn K - Donnerstag 29.2. bis Samstag 2.3. Regensburg, Statt-Theater - alle Termine hier.


Über diesen Newsletter:


Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will.

...hier wäre die Bankverbindung für Österreich: 

Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709 

und hier die für Deutschland: 

Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64

Mittwoch, 20. Dezember 2023

Groebners Neuer Glossenhauer #21 - Weihnachtsüberraschung

Foto: Dominik Reichenbach / Artwork: Claus Piffl

Weihnachtsüberraschung


Ja, ich weiß. Das ist mal wieder ein „Neuer Glossenhauer“, der sehr, sehr unpünktlich kommt. Aber dafür von Herzen und direkt aus meinem Hirnkastl (wienerisch für: Großhirn). 

Es war einiges zu tun die letzten Tage. Ich war im Radio (Link zum Nachhören siehe unten) und daraufhin gab es viele, viele neue Interessenten für diesen Newsletter, und Adressen mussten verarbeitet werden und…und…und… obendrein ist bald Weihnachten. 

Das ist ja auch immer ein Zeitfresser. Allein diese heidnischen Bräuche mit der kollektiven Entwaldung der Tannen- und Fichten-Forste. Dann das herumstehen auf den Weihnachtsmärkten, wo man in Rekordzeit Alkohol, Zucker und Fett zu sich nehmen muss, ohne dabei diese kleinen Wesen aus den Augen zu verlieren…, diese…, wie heißen sie? Hobbits? Nein. Weihnachtswichtel? Nein. Ki… ki…Kirchenmänner? Nein. Kinder! Das war’s! 

Auf die Kirchenmänner sollte man zur Zeit allerdings auch ein Auge haben. Die machen Sachen, man glaubt es nicht. Der Papst etwa. Der alte Argentinier hat gerade die Segnung von homosexuellen Paaren erlaubt. Bevor jetzt alle „Wow! Ein Forstschritt!“ rufen, muss man sagen, dass die globalisierte Sekte, der dieser Herr vorsteht, trotzdem der Meinung ist, daß Homosexualität eine Sünde ist. 

Bedeutet das also, dass man als katholischer Geistlicher nun die zwei Homosexuellen zuerst segnen, und dann anschließend verbrennen darf? Schwierige theologische Fragen. Und wofür braucht man dann eigentlich eine Segnung von dem Verein? Kriegt man dann gratis Eintritt in die Verliese des Vatikans? Kostenlosen Zugang zu den verschlossenen Archiven des Vatikans? Wo noch irgendwo der letzte Brief des Paulus liegt, in dem er schreibt: „Meine größte Leistung ist zweifelsohne, dass ich es geschafft habe, dass der Mord an Jesus Christus, der von römischen Soldaten durchgeführt, von römischen Beamten befohlen und im Namen des römischen Reichs exekutiert wurde, den Juden umgehängt wurde.“ Nein? Schade. 

Ein Saulus, wer Böses dabei denkt.

Man müsste mal den Papst fragen, was er dazu sagt. Aber der hat keine Zeit.

Der hat nämlich gerade ein Buch geschrieben. Ein autobiographisches. „Leben. Meine Geschichte in der Geschichte“ heißt es und klingt vom Titel her schon ein bisschen unbescheiden. 

Eure Heiligkeit? Ist Eitelkeit nicht eine der sieben Todsünden? Ich frage das als Bühnenkünstler. Wir kennen sowas nämlich nicht.

Andererseits: Ist nicht so ein Papst vom beruflichen Anforderungsprofil nicht auch irgendwo ein Bühnenkünstler? Ständig auf Tour und immer mit derselben Show. Teilweise in seltsamen Dialekten (z.B.: Latein). Vielleicht sollte ich also auch ein Buch schreiben. Ein Autobiographisches. Titel hätte ich schon: „Geschichte. Mein Leben im Leben“ klingt schon mal spannender als das von Papa Mobile.

Dabei fehlen noch ganz andere Selbstbeschreibungen: „Staats-Burger. Mein Essen beim Essen.“ vom österreichischen Bundeskanzler Nehammer. „Schweigen. Meine Sprache in der Sprache.“ vom deutschen Amtskollegen Scholz. Vielleicht schreibt ja auch Viktor Orban bald ein Buch: „Geld. Mein europäisches Fortkommen in Putins Peristaltik“.

Obwohl das nicht sonderlich originell wäre. So ein Buch könnte jeder dahergelaufene Oligarch schreiben. Wobei die ja selten laufen, die Oligarchis, die fliegen eher.

Und wenn man Oligarch hört, da denkt man an dicke Russen, die auf einer Jacht vor der Kulisse Südfrankreichs stehen. Dabei sehen sie aus, wie ein Pauschaltourist, der als  Kind in einen Kessel voll Geld gefallen ist und jetzt nicht weiß, was er damit anfangen soll. Planlos kauft er daraufhin Chalets in der Schweiz, Weingüter in Italien und Inseln in Griechenland. Und in Österreich oder Bayern kauft er sich einen See. Oder ein Schloss. Einen Wald. Oder eine Slalomabfahrt.

Nein, Scherz!

Niemand kauft sich einen Slalomabfahrt. Was soll man auch mit sowas anfangen ohne Schnee. Denn ohne Schnee ist das alles einfach nur… eine schräge Wiese. Braucht kein Mensch.

Auch der Oligarch nicht.

Der zieht sich lachend in sein Schweizer Chalet im Kanton mit steuerschonender Gesetzgebung zurück, winkt seinem Nachbarn, dem Fifafunktionär, und lässt den Herrgott einen braven - aber finanziell gesehen doch sehr armseligen - Mann sein. Das ist ein Oligarch.

Vielleicht gibt es aber auch Oligarchen, die ganz anders aussehen.

Die sich in der Nähe von Regierungen tummeln, ehemalige Kanzler anstellen, Immobilien sammeln und dann damit krachen gehen. Und wenn dann nach den Crash Leute kommen und meinen, das ganze Konstrukt hätte ja schon von Anfang an ein wenig windig und unseriös ausgesehen, dann treten die „Wirtschaftsexperten“ genannten Lobbyisten der Gier auf und verneinen das vehement.

Niemand hätte das kommen sehen können…, das wäre von außen nicht erkennbar gewesen…, und man dürfe jetzt doch nicht die Investoren kritisieren, die es nicht hätten ahnen können, dass nach so einem steilen Aufstieg ein so jäher Absturz folgen würde. 

Das wäre absolut u-n-v-o-r-h-e-r-s-e-h-b-a-r gewesen. 

So wie damals bei WireCard. 

Oder Weihnachten.

Das kommt ja auch immer ganz plötzlich. Und dann hat man keine Zeit. Nicht einmal fürs Newsletter schreiben.

Aber diesmal hat es doch gerade noch geklappt.

Halleluja!





Groebner im Radio „Österreich 1“ mit seinem Programm „ÜberHaltung“Nachzuhören bis Freitag 22.12., 20h

Freitag, 8. Dezember 2023

Groebners Neuer Glossenhauer #19 - Weihnachtsmarktteilnehmer

 

Foto: Dominik Reichenbach, Artwork: Claus Piffl

Gedanken eines lesenden Weihnachtsmarktteilnehmers

„Warum kommt der „Neue Glossenhauer“ denn jetzt erst?“ wird sich so manches, neugierige Individuum aus der stets wachsenden Leserschar wohl fragen. 

Nun, es ist gibt da zwei Antwortmöglichkeiten.

Erstens natürlich: Marketing. Schließlich ist Marketing für fast jeden Blödsinn zur Zeit verantwortlich. Wer dieser Tage etwa einen nackten Mann durch ein Einkaufszentrum galoppieren und dabei „Mirunda miranda mirenda!“ rufen sieht, der kann davon ausgehen, dass es sich dabei um Marketing handelt.             

Oder einen geistig herausgeforderten Mitbürger. 

Aber Marketing ist viel wahrscheinlicher.

Und viele Einkaufszentren engagieren ja solche Kerle, um Kunden anzulocken. Gut, die meisten weisen sie meist vorher an, sich hinzusetzen. Und etwas anzuziehen. Irgendwas Rotes mit einem weißen Plastikbart, und statt „Mirunda miranda mirenda!“ sagen die engagierten Kerls dann auch nur noch „Ho ho ho!“. 

Was ein sinnloser Blödsinn ist, aber eben auch Marketing. Deshalb hab ich mir auch gedacht: 

Der Glossenhauer-Newsletter muss später kommen, um die Leute neugierig zu machen. 

Denn der zweite Grund war, dass ich Euch alle überraschen wollte. 

Ja, ich wollte Euch Huckepack nehmen, hinauf in die Lüfte tragen, wie ein Greifvogel seine Beute, um Euch dann plötzlich - wenn unten schon Häuser und Bäume nur noch so groß wie Stecknadelköpfe sind - loszulassen. Und wenn Ihr dann mit ein paar hundert km/h auf den Boden zusteuert, werdet Ihr Euch denken: „Gelungene Überraschung - damit hätte ich nicht gerechnet.“ Und dann: Zack!

So einen Eindruck wollte ich hinterlassen… Nur im Positiven. 

Mit einer Nachricht, die aus dem Meer der schlechten Meldungen heraussticht, wie ein Leuchtturm aus strahlender Jade in einem Ozean aus tropfendem, teerartigem Morast. 

Eine Nachricht also von gleißender Schönheit! Und auf diese hab ich gewartet, um sie Euch weiter zu tragen. Und ich hab gewartet. Und gewartet. Und…

Naja… Kann man lange dieser Tage.

Dabei hab ich mich umgesehen. Und was mussten meine triefenden Augen erblicken? Kräne, die wie gefrorene Kraniche in unseren Innenstädten herumstehen, neben Bauruinen, die gegen die Geisterschiffe wie Faschingsveranstaltungen wirken, eingerahmt von Bauzäunen, auf denen irgendwo ein Schild mit dem Schriftzug „Signa“ angebracht ist. 

Und die werden da noch länger stehen, wie es aussieht. Vielleicht so lange, dass in ein paar Jahrhunderten vor Freude glucksende Archäologen sagen werden: „Hier haben wir ein wunderschönes Beispiel einer geradezu klassischen Benko-Bauruine. Extrem typisch für den zusammenbrechenden Spätkapitalismus. Wie Sie sehen können, kann man auf Grund unserer Feinstaubanalyse, die wir mit den Geschäftsdaten abgeglichen haben, ganz genau bestimmen, dass exakt an dieser Stelle - also genau hier! - die Bauarbeiten überstürzt eingestellt worden sind. Diese ganz speziellen bautechnischen Interruptionen sind sogenannte Signa-turen.“

Und dann werden die Leute dem Archäologen applaudieren, er wird sich verbeugen und aus einer schlechten Nachricht der zwanziger Jahre des 21. Jahrhunderts wird eine schöne Beschäftigung Ende des Jahrtausends geworden sein.

Und bis es soweit ist, müssen wir nur klären, was mit den Bauruinen und leer stehenden Warenhäusern bis dahin passieren soll. Denn gerade jetzt, wo das Imperium des Renés de Wunderwuzzi langsam zu Abschreibposten und Mörtel zerfällt, wie der böse Zauberer im Film, weiß man auch instinktiv, warum die Warenhäuser „Warenhäuser“ heißen. 

Weil sie nämlich einst mal Häuser waren. Und nicht nur Spekulationsobjekte.

Wobei dieses Jahr die Saison von Spekulation und Spekulatius zusammenfallen. 

Also steht man dann in den Innenstädten mit Glühwein herum und blickt in die endlose Baugruben. Und angesichts dieser gähnenden Abgründe fragt man sich natürlich Sachen. 

Wie etwa: Soll man mit Menschen, die zwei ehemalige österreichische Bundeskanzler - sowie eine ehemalige Vizekanzlern - in ihrer Entourage mit sich führen, eigentlich geschäftlich verkehren? 

Wenn Benkos Privatstiftung angeblich auf den Namen „Laura“ hört - genau wie seine Tochter - seine Yacht aber „Roma“, heißt das, dass er bald die italienische Hauptstadt adoptieren will? Steht dann vielleicht demnächst das Colosseum zum Verkauf? 

Wird aus dem Elbtower wirklich eine Skisprungschanze? Weil er eigentlich fast schon so aussieht? 

Und nicht zuletzt fragt man sich: Was tun mit all den verwaisten Innenstädten, in denen man nicht einkaufen kann? Wäre es denn eigentlich möglich, etwas anderes zu tun als zu konsumieren? Geht das? Wenn ja: Darf man das? Ist das Non-Shopping-Erlebnis dem modernen Menschen zumutbar? Wäre es vielleicht sogar möglich in Kaufhäusern zu wohnen? Kann man sich vorstellen, in der ehemaligen Abteilung für Herrenoberbekleidung einer Kaufhausfiliale eine Vorlesung abzuhalten? Soll in der gähnend leeren ehemaligen Schreibwarenabteilung ein Kindergarten eingerichtet werden? Kann man es verantworten, dass in dem angrenzenden architektonischen Juwel namens Parkhaus Skater und Rollerfahrer herumtoben?

Was dann? Bürgerbüros mit Live-Musik? Rathäuser mit hängenden Gärten, in denen ausgeschlafene Mitarbeiter in Hängematten „all ihre Fragen“ beantworten? Ist es verantwortbar, Anzeichen von Lebensfreude in unsere Innenstädte zu transportieren? Oder ist das nicht gefährlich? 

Kurz gefragt: Wenn aus diesen Leerständen plötzlich Lebstädte entstünden, Orte mit einem bemerkbaren Innenleben, die ohne Konsumzwang betretbar sind, und zwar für alle, muss man sich da nicht schleunigst drei Dinge fragen:

Erstens: Ist das noch Deutschland? Noch Österreich? Noch Vorweihnachtszeit?

Zweitens: Wohin ist diese stinkende Parfumabteilung ausgewandert? 

Und Drittens: Ist das alles nur ein Traum? Oder schon wieder … Marketing.