Das find ich recht extrem
Nach dem letzten Newsletter, der mir das Pontifikat bringen sollte, hab ich unterschiedliche Reaktionen erhalten. Manche haben gemeint, ich hätte mich vergaloppiert, andere haben sich bedankt für die Reanimation der katholischen Glaubensessenz „Hände Falten, Goschen halten“ und dritte haben wieder gemeint, meine Argumentation wäre so schlüssig, dass sie mich jetzt wählen würden.
Mir ist im Nachgang noch dieser Witz eingefallen, der - wie ich finde - Existenzialismus und Katholizismus aufs Eleganteste verbindet:
Was sagt der Kardinal, der Sartre gelesen hat, nach dem Konklave?
„Die Hölle? Das sind die anderen.“
Aber ob ich jetzt wirklich Papst werde, wird sich ja zeigen.
Vielleicht werde ich auch was anderes.
Chef des deutschen Verfassungsschutzes etwa. Der Verfassungsschutz hat ja Erstaunliches zu Tage gebracht. Nämlich, dass die AfD eine „gesichert rechtsextremistische“ Partei ist.
Hoppala! Da ist man erstaunt. Verwenden die doch rechtsextreme Kampfbegriffe wie „Remigration“, träumen von einem „Systemumsturz“ und finden Faschomilliardäre wie Musk und Putin gut und sind trotzdem keine verunsicherten Mainstream-Linken?
Sachen gibt’s…
Man darf gespannt sein, was andere Bundesbehörden demnächst herausfinden.
Und wenn das möglich ist, dann könnte auch bald die Bundeszentrale für politische Bildung zur Erkenntnis gelangen, dass in Berlin nicht nur der Bundestag sitzt und das Bundeskanzleramt beheimatet ist, sondern dass diese Stadt obendrein die Hauptstadt der BRD ist.
Eine Abkürzung, die - wie gerade von der Gesellschaft für deutsche Sprache herausgefunden wurde - nicht für „Braten, Rasen und Delegieren“ steht und die liebsten Hobbys der Bevölkerung beschreibt, sondern für „Bundesrepublik Deutschland“ und damit ein demokratisches Gemeinwesen beschreibt.
Etwas also, was die neuentdeckten Rechtsextremen gerne abschaffen würden.
Was auch auf deren Abschussliste steht, ist die Pressefreiheit.
Mögen die gar nicht so. Algorithmen sind denen lieber. Die kann man nämlich ständig neu schreiben und so bestimmen, was die Leute dann auf ihren Taschencomputern mit Bewegungsmelderfunktion sehen. Und was nicht. Pressefreiheit stört da nur.
Wer’s nicht glaubt, möge Menschen aus China fragen.
Die würden nämlich einen nur groß ansehen und gar nicht wissen, wovon man da redet. Pressefrei… was?
In China braucht man sowas nämlich nicht. China liegt auf dem vorvorletzten Platz in Sachen Pressefreiheit. Nur unterboten von Nordkorea und Eritrea.
Und dieser Staat möchte gerne der Hegemon des 21. Jahrhunderts werden?
Nice.
Sagen wir so: Den Pulitzerpreis wird China dafür nicht bekommen.
Aber man muss das positiv sehen: Darauf können sich Xi Jinping und Donald Trump wenigstens bei ihrem nächsten Treffen einigen, dass die freie Berichterstattung und der ungehinderte Informationsfluss endlich eingedämmt werden muss.
Aber nicht mit Zöllen, sondern mit Zellen.
In letzteren könnten sich dann die Journalistinnen und Journalisten wiederfinden. Wenn sie nicht gleich zu Tode gefoltert werden wie in Russland unter Wladimir Putin.
Wie gesagt: Ein guter Freund der gerade neuentdeckten Rechtsextremen, der Wladimir.
Das neueste Ranking der Pressefreiheit zeigt Deutschland übrigens auf Platz 11.
Also nicht mehr unter den Top Ten. Gut, dort war Deutschland von 2004 bis 2023 auch nicht zu finden. Tatsächlich hatte die BRD (Nein, steht nicht für: Blabalbla, Radikale und Demagogie) den 10. Platz in Sachen Pressefreiheit letztes Jahr nur erreicht, weil andere Staaten aus der Spitzengruppe rausgeflogen sind. Liechtenstein, Litauen und Osttimor etwa.
Oder auch die Slowakei. Die war vor zwei Jahren noch vor Deutschland (damals Platz 21) auf Platz 17. Heute Platz 38. Es ist also ein internationaler Trend. Mehr Druck auf die Presse.
Dafür hat es Österreich auf Platz 22 geschafft, 10 Plätze besser als letztes Jahr!
Warum? Siehe Deutschland, aber egal. Denn damit ist Österreich im Ranking der Pressefreiheit exakt auf dem Platz, auf dem das Land auch in der FIFA-Weltrangliste der Nationalmannschaften steht.
Dort ist Deutschland auch noch in den Top Ten.
Also alles gut. Schließlich ist Fußball doch das, was wirklich zählt.
Da sind sich alle einig. Die FIFA, der Putin und auch die Rechtsextremen.
Wurde jetzt herausgefunden. Vom „Bundesamt für die Limitierung der öffentlichen Debatte“
Kurz: BLÖD.
Darum singen jetzt auch alle mit: „Reporter, wir wissen wo Dein Auto steht!“
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groebner live:
15.5. Düsseldorf Kommödchen, 16.5. Aschaffenburg Hofgarten, 21.5. Olten/CH Kabarett-Tage, 22.5. Hannover TaK, 23.5. Frankfurt KÄS, 30.5. Wien Kabarett Niedermair (Ö-Derniere!), 13.6. München Lustspielhaus
groebner gesehen:
Zu Gast im Schlachthof (BR) - Bei der Anstalt (ZDF)
groebner gehört:
Glosse „Bürgernah“ - Ende der Welt (Radio Bayern 2)
Satire-Pop-Album „Nicht mein Problem“
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