Die Brüder Grimm bei der Recherche |
Heute ist der 200. Jahrestag eines ganz besonderen Ereignisses der Literaturgeschichte, und er läutet ein Jahr voller Festivitäten ein: Am 20. Dezember 1812 erschien der erste Band der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Das Jahr 2013 ist ihnen und ihrem bedeutenden Beitrag zur Bewahrung des deutschen Volksguts gewidmet.
Ursprünglich waren die Erzählungen von
bösen Hexen, Prinzessinnen, verwünschten Traumprinzen, Flüchen,
Zaubersprüchen, sprechenden Tieren und Riesen nicht für die
Kleinen gedacht. Märchen galten als Unterhaltungsgeschichten – oft
gruselig oder obszön –, die sich Erwachsene abends, wenn die Kinder im
Bett waren, bei geselligen Runden erzählten.
Der romantische Dichter
Clemens Brentano wollte Anfang des 19. Jahrhunderts ein Märchenbuch
herausgeben und bat die beiden Studenten Jacob und Wilhelm Grimm für ihn zu
arbeiten und Geschichten zu sammeln. Die Brüder schrieben daraufhin drei Jahre lang Texte aus alten Büchern zusammen.
Sie wurden fündig bei Hans Sachs,
Luther und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, aber auch in
französischen Sammelbänden der Aufklärung, in der Barockliteratur, und
sie ließen sich mündlich Geschichten zutragen.
Als sie fertig waren,
interessierte sich Brentano allerdings nicht mehr für ihre Arbeit. Damit die Erzählungen nicht verloren gingen,
gaben sie am 20. Dezember 1812 in Berlin eine
Anthologie heraus. Das Buch war ein Flop, kein Mensch interessierte sich.
Erst als Wilhelm Grimm die
Geschichten überarbeitete, die Texte kindgerechter machte und von allen sexuellen und obszönen Anspielungen befreite, außerdem illustrierte und die Anmerkungen seines Bruders Jacob
herausstrich, wurden die "Kinder- und Hausmärchen" zu dem Erfolg, den sie heute noch genießen.