Jetzt ist es doch tatsächlich so weit gekommen, dass die 52 von Arbeitslosigkeit bedrohten Schauspieler einmal ordentlich vom Leder gezogen haben - und die Website mit den Videos ist schon wieder weg. Hier wurde per sofortiger Wirkung Druck ausgeübt von politischer und in der Folge journalistischer Seite. Die Entnahme der Videos wurde verlangt. Bei Youtube sind sie vereinzelt weiter unterwegs, einige haben sich des guten Friedens willen wieder distanziert. Jan Josef Liefers hat die Aktion bei einem WDR-Interview tapfer verteidigt, es herrscht aber eben gerade Common Sense - die Aktion ist zu verurteilen. Fast die gesamte Presse heult in diese Richtung.
Jeder sollte sich die Mühe machen, die Videos einmal anzuschauen. Es ist Satire vom Feinsten, daher ist das Ganze ja als ein etwas überzogener Spiegel der Gemütszustände zu verstehen, nicht aber als Diffamierung der Pandemiebekämpfung und der Arbeit unzähliger Helfer im Gesundheitswesen. Und es ist so bittersüße, scharfe Kritik an all den Vorgängen, die weniger rational erscheinen als irrational autoritär, wie man sie von Kulturschaffenden erwartet. Genau dieses Süffisante, Zerreibende und Desavouierende muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, es sind nur Splitter aus dem großen Spiegel, der uns das gesprochene Wort aus Berlin modifiziert, übertrieben, dezent bis krass verzerrt zeigt.
Wer ein gehobenes und hohes Niveau in der deutschen Literatur und auf der Bühne halten will ist eigentlich gezwungen auch einmal diese Denkpositionen einzunehmen. Und es wird transportiert was die Menschen beschäftigt. Da wird einmal Dank für die Verantwortungslosigkeit ausgesprochen, die einen schützt, weil Verantwortung zentral gruppiert wird, Dank für die Isolierung, Artikulation der Angst, die dauernd geschürt wird, die einen zum schutzbedürftigen Wesen macht, dass der Staat behüten will. Dabei läuft doch vieles blind in vielleicht falsche Richtungen. Und so vieles wird auf den Punkt gebracht, was man immer auch so nebenbei denkt bei all den Vorgängen. Hier eben künstlerisch in eine überzeichnete, reine Satire gegossen. Aber verstanden haben das die Lautstarken nicht. Aber es gibt doch auch viele, die das gut finden, die das auch einmal gespielt sehen wollten?
Darum: Verbannung der Aktion ist keine Antwort auf Satire. Dann müsste man ja fast bald schon den Radikalislamisten Recht geben, die das Redaktionsteam des Pariser Satiremagazins Charlie Hebdo wegen Karikaturen von Mohammed in Paris töteten. Meinungsfreiheit ist und bleibt oberstes Gut der Demokratie. Eines ist klar: Wir haben mit #ALLESDICHTMACHEN einen gewaltigen Skandal im Kulturbereich, der stellvertretend für die reale Dauerdiskussion steht. Warum die nicht sagen dürfen, was sie sagen, versteht man nicht.