von links nach rechts: Liebesnacht, Red Corset, Geheimes Verlangen, Erotischer Traum |
Hunger des Begehrens |
Am Abend des 29.10.2012 startete in dem reizvollen Schlösschen Limburgerhof aus dem 18. Jahrhundert die anspruchsvolle und auf hohem Niveau angesiedelte Kunstausstellung „Sinnlich de luxe“. von Rainer Magold. Parallel und zuvor begonnen "Coco" in Ludwigshafen, eine Ausstellung zu Coco Chanel in erster Linie, mit vielen Zusatzevents. Zum 50. Todestag von Marilyn Monroe in 2012 ebenfalls eine großartige Annäherung an die zerbrechliche Frau hinter der Sexbomben-Fassade bereits schon im Mai. In seinen Ausstellungen dominieren attraktive und verführerische (prominente) Frauen, eigenwillig in Pose gebracht, lockend und teilweise auch mit Vorsicht zu genießen.
Der Abend und die Ausstellung wurden durch Worte von dem "Schlossherrn" Hermann Zier aus Limburgerhof, der Kunstkritikerin und Autorin Heike Marx sowie durch Rainer Magold selbst eröffnet. Der Künstler stellt nun bis zum 14.11.2012 das zweite Mal in Limburgerhof aus. Für den musikalischen Rahmen sorgten Dagmar Küchlin mit sehr überzeugendem Jazzgesang und Gereon Hoffmann an der Gitarre, der auch täglich zwischen 15 und 18 Uhr in der Ausstellung zu hören sein wird.
von links nach rechts: Heike Marx, Rainer Magold, Gäste. Hermann Zier rechts unten. Jazzduo: Gereon Hoffmann, Dagmar Küchlin |
Magolds Kunstagentin begrüßte die Gäste, betonte die aktuelle
Ausstellungshistorie von Rainer Magold in 2012 und hob die exponierte
Stellung Rainer Magolds auf dem Kunstmarkt, vor allem in den USA
hervor. Wie wir später vom Künstler erfuhren, bewege der Begriff
"Expressionismus" in New York Hunderttausende von Menschen
in die Galerien. Herr Zier zeigte sich froh, sein Lieblingskind
Schlösschen so extravagant genutzt zu sehen und blickte auf eine
lange gemeinsame Veranstaltungsgeschichte mit Magolds Kunstagentin L.S. zurück.
Frau
Marx war so ehrlich und gab zu, dass sie in 30 Jahren
Kunstkritiktätigkeit bislang noch nicht auf Rainer Magold gestoßen
sei, obwohl er schon länger einen ordentlichen Ruf als
"Expressionist" erlangt habe. Seine Ausstellungen
mobilisierten auch in Deutschland teilweise Tausende Besucher. Dass
das eben nicht nachgemachter oder Neo-Expressionismus sei, merke man
ganz deutlich, es handle sich um eine ganz eigene Positionierung.
Keine appellative, schönseinwollende Kunst, sondern in der gesamten
Attraktion etwas Widerborstiges. Und so sei Expressionismus für
Rainer Magold nicht die kunsthistorische Epoche und deren Stil,
sondern eine Einstellung außerhalb der Akademien. Wohlweislich doch
mit einem deutlichen Zitat der kräftigen Farbenwelt und Einsatz
ungewöhnlicher Farbgebungen. Sie zitierte dabei einige Stellen aus
ihrem Roman "Und Freitag Vernissage... Roman über Glanz und
Elend, Künstler zu sein" (Februar 2006).
Frau
Marx zeigte uns in ihrem Exkurs, wie sehr und wie lange schon Rainer
Magold mit der Kunst verwoben sei. Er habe sich mit Lust und
Leidenschaft ganz der Kunst verschrieben. Da seine Mutter bei der
Geburt starb, wuchs er im väterlichen Atelier auf, besuchte später
ein Internat und Kunstakademien, um sich fortzubilden. Doch weg von
den Akademien zeigte sich sein wirkliches Zuhause in der
Zusammenarbeit mit und Schulung durch Joseph Beuys und Markus Lüpertz
zum Beispiel. Die Prägung durch den Vater wohl an erster Stelle.
Heike Marx wies auf zwei Techniken hin, die ungewöhnlich seien:
eine, die wasserlösliche Farben paradoxerweise - eine schwer zu
verwirklichende Technik - mit Ölfarben bedecke, und eine weitere,
die mit Pech arbeite - inspiriert durch den Anblick eines Künstlers,
der auf einer länger zurückliegenden Documenta hingebungsvoll in
Altöl rührte.
von links nach rechts: Rainer Magold, Heike Marx, Frau Magold. Erklärungen des Künstlers vor dem Werk NACHGLÜHEN |
Rainer
Magold selbst erklärte uns mit expressiven Worten und Gesten, wie er
an die Kunst herangehe und wie er sie einsetze. Seine respektvolle
Haltung gegenüber Kunst zeige er tagtäglich, indem er nur in
"guten" Kleidern male, sozusagen im Anzug. Sein
achtstündiger Arbeitstag bestehe aus Malen, Malen und nochmals
Malen. Dabei sei es ihm wichtig, innere Bedürfnisse, Strömungen und
Verlangen nach künstlerischer Manifestation in einem Zug auf die
Leinwand zu bringen. Er unterbreche seine Arbeit nicht, bevor nicht
der Abschluss einer wichtigen Phase oder des gesamten
Schöpfungsprozesses erfolgt sei. Sein Werk NACHGLÜHEN, ein Porträt
Charlie Chaplins von beträchtlichem Ausmaß (200 cm x 290 cm) und
einem stolzen Preis jenseits der 30.000-Euro-Grenze, habe er
innerhalb von 3 Tagen und Nächten erstellt, ohne sich nennenswerte
Pausen zu gönnen.
Jedes
Bild bedeute ihm ein Fenster in eine andere Welt, er steige förmlich
hinein und befände sich woanders. Er käme mit Malen auf eine
Flow-Ebene des positiven Gefühls und gleichzeitig auch in einen
Alpha-Zustand der höchsten Wachheit.
WORK IN PROGRESS |
Der
Werkstoff Pech übe eine besondere Anziehung auf ihn aus. Allein 2012
habe er über 400 kg davon verarbeitet. Die hundertprozentige
Lichtabsorption sei für ihn genial und einmalig. Trotz des tristen
Schwarz vermag dieser Werkstoff Betrachter nach einer gewissen Weile
zu Planungen und Aktionen anzuregen, was sehr auffällig sei. Ob das
nun die Todesnähe bzw. -botschaft durch die Farbe oder die
urwüchsige Natur sei, ließ er unbeantwortet. Jedenfalls motivierten
seine Pechbilder auch so berühmte Leute wie die aus dem Iran
stammende britische Architektin Hadid, die mit
futuristisch-ästhetischen Gebäuden unter anderem in Abu Dhabi
glänzt.
Schlösschen, Parkstraße 43, Limburgerhof
Öffnungszeiten:
Di-So:
15-18 Uhr
Ausstellungsdauer:
29.
Oktober bis 14. November