GLEICHSTELLUNG
(statista/hnier) Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall sind Ostdeutsche in Führungspositionen unterrepräsentiert. Allerdings: Unter denjenigen, die es in hohe Positionen schaffen, sind überproportional viele Frauen, wie die Grafik von Statista zeigt. Laut einer aktuellen Studie des Rundfunk Berlin Brandenburgs (RBB), des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und der Universität Leipzig übersteigt der Anteil den der Westfrauen deutlich und liegt in einigen Bereichen deutlich über dem der ostdeutschen Männer. In den 30 deutschen DAX-Konzernen sind beispielsweise zwar lediglich vier ostdeutsche Vorstandmitglieder vertreten, von diesen sind allerdings drei weiblich.
Nach der Wiedervereinigung trafen mit Ost und West nicht nur unterschiedliche politische Sozialisationen aufeinander, sondern auch ein unterschiedliches Geschlechterverhältnis. Während der Teilung blieb in Westdeutschland die konservative Rollenverteilung in der Ehe das Leitbild, in Ostdeutschland trat das der „werktätigen Mutter“ an diese Stelle. Durch den Ausbau der Kinderbetreuung gingen deutlich mehr Frauen arbeiten als im Westen des Landes und wurden finanziell unabhängig. Zudem wurde die Gleichberechtigung in der Ehe deutlich früher verankert. Laut Studie blieb dieser „Gleichstellungsvorsprung“ auch nach der Wiedervereinigung erhalten.
Für die Studie wurden Ost- und Westdeutsche in Elitepositionen, sowie der Geschlechteranteil untersucht. Als Eliteposition gilt dabei, wer „innerhalb und für soziale Strukturen, Institutionen und Organisationen mit mittel- oder unmittelbar gesamtgesellschaftlicher Wirkungsreichweite über die wesentliche Steuerungskompetenz verfügt und in entscheidenden Handlungssituationen das letzte Wort hat“. Als Ostdeutsche werden diejenigen verstanden, die vor 1990 in der DDR geboren und aufgewachsen sind oder bis 1990 den größeren Teil ihres Lebens verbracht haben.
Erstmals mehr Umzüge von West nach Ost als umgekehrt
(statista/mjanson) Die Richtung der Binnenwanderung zwischen Ost- und Westdeutschland hat sich geändert. 26 Jahre lang sind nach der deutschen Wiedervereinigung mehr Menschen von Ost- nach Westdeutschland gezogen. Wie die Statista-Grafik auf Basis von Daten des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zeigt, hat sich dieser Trend im Jahr 2017 nun zum ersten Mal umgekehrt. Hier sind 93.415 Menschen von West- nach Ostdeutschland gezogen, aber nur 89.418 von Ost- nach Westdeutschland. „Wanderungsverluste haben die ostdeutschen Flächenländer weiterhin bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren, bei allen anderen Altersgruppen ist der Saldo für Ostdeutschland hingegen positiv“, erklärt die Geografin Dr. Nikola Sander, Forschungsdirektorin am BiB. Außerdem gibt es regionale Unterschiede von Wanderungsgewinnern und -verlierern: Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern verzeichnen positive Wanderungssalden. Im Gegenzug verlassen immer noch mehr Menschen Sachsen-Anhalt und Thüringen in Richtung Westen.