SV Verlag

SV Verlag mit Handy oder Tablet entdecken!
Die neue Generation der platzsparenden Bücher - klein, stark, leicht und fast unsichtbar! E-Books bei viereggtext! Wollen Sie Anspruchsvolles veröffentlichen oder suchen Sie Lesegenuss für zu Hause oder unterwegs? Verfolgen Sie mein Programm im SV Verlag, Sie werden immer etwas Passendes entdecken ... Weitere Informationen

.

.
Dichterhain, Bände 1 bis 4

.

.
Dichterhain, Bände 5 bis 8

Übersetze/Translate/Traduis/Tradurre/Traducir/переводить/çevirmek

Posts mit dem Label Caravaggio werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Caravaggio werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 22. Juni 2013

ALS NARZISS IN DEN SPIEGEL FIEL von Thomas Reich

Der Spiegel des Narziss, Franticek Klossner, 2013

Eines Abends begab sich Narziß unter die Menschen. Er war es leid, sein eigenes Spiegelbild zu betrachten. Manchmal erschienen ihm die eigenen Konturen so fremd, dass Angst in ihm aufstieg. Tot und leer, eine sterile Hülle oder gar Hölle, die ihn langsam einspann wie einen Kokon, der die tote Frucht gleich einer Missgeburt ausspeien wollte. Er hatte sein Spiegelbild verloren, seine Achtung zu sich selbst, überhaupt den Bezug zum Leben.

Narziß machte sich auf die Suche nach einem neuen Spiegelbild, nicht seines, sondern ein anderes, aber mit gleichen Zügen.

Durch den Traumtaumel eines Hades fiel er ins Getümmel der Insekten, ganze Stürme kleiner intelligenter Gesichter, Ärzte/Exorzisten seiner Seele, die ihm das Blut aus seinem Fleisch treiben wollten, nur durch ihre Anwesenheit/ ihre Aufdringlichkeit/ die fehlende Fluchtmöglichkeit vor ihnen. Und wieder Leere, endlose Reflektion in seinem Quecksilber, dass, so schien es, seine Substanz war. Edel, kühl und silbern. Kalt kalt kalt. Er war der wahre Prinz der Nacht, Opfer des Fluchs der Kassandra, herabgestiegen von seinem Bergsee klarsten Wassers, der ihm Trost zu spenden pflegte.


Gerade als sein Abstieg zu einem Fall zu werden drohte, erspähte er ein Gesicht in der Menge, dass ihm bekannt vorkam. Er wusste nicht, wo er es gesehen hatte, vielleicht in seine Träumen, die ihm morgens immer so vage erschienen. Seltsam vertraut erschien es ihm, auch wenn er im Moment nicht wusste, warum, wo er es einordnen sollte. Woran lag es? Was war der Grund, warum er seine Augen nicht abwenden konnte?


Der Zug der Lippen, voll und fest. Die Art, beim Nachdenken mit den Vorderzähne die Unterlippe vorbeizuziehen. Die braunen Augen, deren Blick so tief war.


Wir finden uns wieder in den Gesichtern der Masse, ein Jedermann im Angesicht des Todes, eines davon ist das unsere. Wir lieben uns selbst in der Projektion. Blicke sind Augen=projektile Patronenhülsen, Gewehrschoten, aufschürfend das Innere versenkend seinen Blick hinein, gierig besessen Geheimnisse reißend, Wolf unter den Menschen/auch unter den Nichtmenschen.


Wir zerfleischen uns selbst auf der Suche nach uns, wir weiden uns aus. Hier und da blutige Markknochen über den Asphalt verteilt, einzelne Haarsträhnen in Grubenschächten, Milliardenheere der Versehrten; Legion, denn ihrer sind viele.


In dieser Situation, in diesem Gesicht zeigt sich das Schicksal grobkörnig und offen wie Sand in einem Stundenglas.


Wann beginnt man, sich in anderen zu suchen? Wenn man sich selbst verloren hat. Wanderung, Gralssuche, trübe Spiegel/blinde schwarze Löcher, wo Herzlichkeit gestern noch hauste. Tote Häuser Fassaden abgefackelte Felder Ruinen.


In einem Haus brennt noch Licht. Es könnte Narziß neue Heimat werden.


Narziß war wieder hilflos, doch er war es gerne. Er fiel in den Spiegel und ertrank.


(c) Thomas Reich

Donnerstag, 2. September 2010

Buchvorstellung: Caravaggio. Das vollständige Werk



Caravaggio. Das vollständige Werk
Prof. Dr. Sebastian Schütze
Hardcover, € 99,99
ISBN: 978-3-8365-0181-1

Durchblättern!
Zu sehen u.a. in der italienischen Barockabteilung des Kunsthistorischen Museums,
Burgring 5, 1010 Wien
www.khm.at



Erhabene Kunst und theatralische Inszenierung

Das Gesamtwerk des rätselhaften Genies, das die europäische Malerei revolutionierte – und selbst 400 Jahre nach seinem Tod noch immer umstritten ist.

Caravaggio, eigentlich Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571–1610), war schon zu Lebzeiten ein Mythos. Von den einen für seinen Naturalismus und seine revolutionären Bilderfindungen gerühmt, galt er anderen als Zerstörer der Malerei. Auch in der modernen Forschung hat kaum ein anderer Künstler so kontroverse und widersprüchliche Deutungen erfahren.

Eine umfassend neue Gesamtdarstellung von Caravaggios Schaffen mit einem kritischen Katalog seiner Werke stellt in fünf einleitenden Kapiteln die künstlerische Karriere von der Ausbildung im lombardischen Mailand und dem triumphalen Aufstieg im päpstlichen Rom bis hin zu den dramatischen letzten Jahren in Neapel, auf Malta und Sizilien dar. Im Zentrum stehen dabei die Radikalität und das innovative Potential seiner Kunst und ihre europaweite Ausstrahlung.

Unsere Vorstellung vom Werk Caravaggios ist in den letzten Jahrzehnten durch wichtige Ausstellungen, Restaurierungskampagnen, Neuzuschreibungen und archivalische Funde wesentlich erweitert worden. Der umfangreiche Band liefert auf der Grundlage des neuesten Forschungsstandes einen detaillierten Überblick über das gesamte Schaffen. Alle Gemälde werden in großformatigen Ansichten und spektakulären Detailabbildungen dokumentiert, die in Umfang und Qualität neue Maßstäbe setzen.

Neue Fotokampagnen wurden durchgeführt
und erlauben zum ersten Mal, auch kleinste Details im Großformat zu zeigen. Die Virtuosität Caravaggios, seine ungeheure Fähigkeit, den Blick des Betrachters zu fesseln und eine kommunikative Brücke zwischen Bild- und Betrachterrealität zu bauen, werden so anschaulich und nachvollziehbar. Sequenzen von spektakulären, thematisch geordneten Details lassen Caravaggios ausgeklügelte Rhetorik von Blicken und Gesten und ihre theatralische Inszenierung nachempfinden.