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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Sonntag, 30. Oktober 2016

Wie war's bei Nils Petter Molvær in Mannheim? (Enjoy Jazz 2016)

(c) Stefan Vieregg

Nils Petter Molvær ist ein sehr kreativer und ausdrucksstarker Jazzmusiker aus Norwegen, der immer wieder in der Musikszene prämiert wurde für seine seit fast 30 Jahren große musikalische Farbenvielfalt, die er vor den Zuhörern ausbreitet. Am 18. September 1960 auf der Insel Sula, Møre og Romsdal, geboren und aufgewachsen besuchte er nach seinem neunzehnten Lebensjahr das Jazz-Programm im Trondheim Musikkonservatorium (1980-82). Er trat in die Bands Jazzpunkensemblet mit Jon Eberson und Masqualero, neben Arild Andersen, Jon Christensen und Tore Brunborg. Mit Masqualero (benannt nach einer Wayne Shorter Komposition ursprünglich von Miles Davis aufgenommen) und anderen Künstlern bespielte er mehrere Alben für ECM Records. Sein Debüt-Solo-Album war 1997 'Khmer' (ECM). Später findet man ihn bei Universal, Sony. Zu seinem Debut lieferte er eine Jazz-, Rock-Fusion mit elektronischen Klanglandschaften und Hip-Hop Beats ab. Molværs gedämpfte Trompete hat ihre Wurzeln bei Miles Davis, entwickelt aber völlig eigene Sounds. Der außergewöhnliche Musiker hat auch Film- und Theatermusik komponiert, u.a. für eine Inszenierung von Ibsens “Gespenster” und Filme wie “Frozen Heart”, “Stratosphere Girl”, “The Invention of Love”, “Shameless”. Auch eine Fernsehserie (“Harry and Charles”) lebt mit seinem Sound.

Bei Enjoy Jazz 2016 trat er mit seinem neuen Album "Buoyancy" auf (September 2016 bei Sony), das eine geheimnisvolle Mission und Geschichte erzählt. Obwohl deren Form, Ausgestaltung und Inhalt ein zutiefst individuelles und offenes Projekt bleibt, bei dem je nach Zuhörer ganz andere Plots entstehen, lässt sich dennoch deutlich erkennen, dass das ozeanische Leben ihn fasziniert. Titel wie "Moute Cave", "Jackson Reef", "Lamna Reef" und "Kingfish Castle" sprechen für sich. Im nachfolgenden Interview kam denn auch durch die Jazzautorin Adriana Carcu (All about Jazz) im Gespräch mit Molvær und Drummer Erland Dahlen das Thema "Tauchen" zur Sprache. 

(c) Stefan Vieregg
In der Tat beginnt alles im Dunkeln, in einer Urzeit vielleicht, in der Tiefe, in einer Höhle mit eindringlichen Rufen und Signalen. Alle Töne haben Gegenspieler, die Auflösung von Eindeutigkeit. Die Trompete gleitet und schrammt sich immer wieder am Ursound klagend in die Höhe, gewinnt Dominanz und Souveränität, dann klar und stark in der Aktion und im Leid. Melancholie ist ein unerbittlicher Begleiter. Sie sucht den Dialog mit elektr. Piano/Keyboard (Morten Qvenild), Guitar (Geir Sundstøl), Bass Guitar (Jo Berger Myhre mit dem Streichbogen punktuell tatsächlich in verfremdete Oud-Klänge übergehend) und den knallharten Beats wie Peitschenhieben der Drums (Erland Dahle). Molvær hat schon immer ein Faible für orientalische Einflüsse. Früher schon wurden Muezzinrufe verarbeitet oder Musikzitate implantiert, auch bei diesem Album Titel wie "Ras Mohammed" und "Ahmed", die aber nur sehr, sehr dezent orientalisch klingen, wohl aber Assoziationen zum Pulverfass Orient zulassen. Die Geschichte einer Genesis, eines Entschlusses, einer Aktion, einer Liebe und das Verlieren von Liebgewonnem, Scheitern, Loslassen und Weiterziehen? Ein Synonym für die Weltkrieg-Zustände in einem Orient, der nur im Märchen und in der Erinnerung ein Traum bleibt? Der Höhepunkt im Ausagieren, Kontakt mit der Oberfläche, der Welt oberhalb des Meeresspiegels, mit grellem Licht und Donner, nachfolgender starker leidender Trauer, wie nach Verlust, Aufgeben. Das Weiterschreiten mit gewonnener Stabilität, Harmonie, Melancholie. Eine Reise durch ein Universum mit prosaischer Dichte und einem starken Erzähler.

Montag, 10. Oktober 2016

Enjoy Jazz 16 heute in Mannheim: Anke Helfrich Quartett

Mo 10.10.2016

Anke Helfrich Quartett

Deutschland / Australien
Alte Feuerwache Mannheim, Mannheim 
Einlass 19 Uhr / Beginn 20 Uhr
VVK 17 € zzgl. Geb. / AK 20 €
» Tickets online kaufen
» Termin merken: .ical | .vcs

Anke Helfrich: p
Adrian Mears: tb
Dietmar Fuhr: b
Jonas Burgwinkel: dr
Jeder Song erzählt eine Geschichte. Und jeder Song auf dem jüngsten Album der an der Hochschule für Musik in Mannheim und an Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt lehrenden Pianistin ist einflussreichen Persönlichkeiten, Freunden oder Themen gewidmet. „Dedication“ heißt das in New York entstandene Album, und dieser Hotspot des Jazz, an dem Helfrich einst bei Kenny Barron und Larry Goldings studiert hat, scheint sich selbst in die Stücke eingeschrieben zu haben: Die Kompositionen und Arrangements haben etwas zeitlos Klassisches, atmen etwas Urbanes. Helfrich, in Horb am Neckar geboren, in Weinheim und Windhoek (Namibia) aufgewachsen, hat in ihrem Spiel und Schreiben eine Souveränität erreicht, die es unangebracht erscheinen lassen, sie auf ihre Vorbilder Thelonious Monk oder Herbie Hancock zu beziehen. Längst ist da eine eigene Handschrift, ein eigener Ton, eine eigene Haltung. „Dedication“ bedeutet für Helfrich nicht nur Zueignung, sondern auch Verpflichtung. So steht auf diesem Album eine großartige, ganz unprätentiöse, gospelhafte Vertonung der wichtigsten Rede von Martin Luther King Jr. neben einer liebevollen Hommage an ihre Familie. Helfrichs neue Songs, die oft eine politische Dimension aufweisen, zeugen von einer Reife und Klangvielfalt, die im deutschen Jazz selten zu finden sind. Vielleicht sollte man das Wort „deutsch“ auch streichen: Hier ist jemand tief in die Tradition des Jazz eingetaucht – und zum Kern dieser Musik vorgedrungen.

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Wie war's bei PAOLO FRESU und DANIELE DI BONAVENTURA in Mannheim?

(c) Stefan Vieregg

(c) Stefan Vieregg

Am Dienstagabend, dem 06.10.2015, traten Paolo Fresu und Daniele di Bonaventura im Rahmen von Enjoy Jazz 2015 in der Alten Feuerwache in Mannheim auf. Ganz sich ihren eigenen Ressourcen überlassend erforschten sie eine breite Palette von musikalischen Traditionen zwischen Argentinien, Italien und Deutschland. Selbst ein Thema aus Puccinis La Bohème, liturgische Musik, Stücke des legendären chilenischen Barden Victor Jara and des uruguayischen Liedermachers Jaime Roos, Musik des neapolitanischen Komponisten Ernesto de Curtis, “O que sera” des Brasilianers Chico Buarque, sardische Volksmusik und vieles mehr werden zitiert und angespielt.

Daniele Di Bonaventura hat viel Zeit darauf verwandt, Jazz und lateinamerikanische Traditionen zusammenzubringen, und Paolo Fresu bringt seine europäisch-sardisch-italienischen Traditionen mit und formierte sie zu einer exponierten Stellung innerhalb der lyrischen Stimmen des zeitgenössischen Improvisierens.

Mit seiner Trompete und seinem Flügelhorn spielt Fresu Zeitgenössisches, zitiert Miles Davis, kommt mit Pastoralem und Klassischem. Sein nachdenkliches Flügelhorn, die romantische oder lebendige Trompete verbreitet eine Magie und Anziehungskraft, die ihresgleichen sucht. Und er bewegt sich wie ein Taucher im Mittelmeer ohne Hilfsmittel mindestens zwei Minuten unter Wasser ... mit einem nicht enden wollenden Ton entlockt er seiner Lunge Reserven enormen Ausmaßes. Typisch auch seine angestrengte Embryohaltung, worin er wirkt, wie in wenigen Sekunden nach vorne oder hinten abrollend. Mit Sordine und elektronischem Hallverstärker schafft er mit dem grandiosen Bandoneonspiel von Daniele di Bonaventura eine raumfüllende Akustik, die aus Dialogelementen von Instrumenten und Hall besteht, so wie unter anderen Pierre Boulez ganze Stücke komponiert hat.

Der geniale Bandoneonspieler Daniele di Bonaventura eröffnet uns ungewohnte Weiten des Erlebens, vom argentinischen Tangocafé und dieser unvergleichlichen melancholisch-lebendigen Seelenstimmung, bis zum europäischen Narrativ der Südeuropäer. Saluzzi, Volksfest, Feierlaune der Italiener - alles ist in jedem Atemzug seines Spiels zu spüren und dennoch wischt alles nur vorüber wie eine kurze Impression, um einer anderen Platz zu machen.

Die Beziehung zwischen den Musikern und Instrumenten wechselt zwischen den Attributen Nähe und Fern, Laut und Leise, Dominanz und Begleitung, Melancholie und Lebensfreude, Tänze und Meditation, Geselligkeit und Einsamkeit.
(c) Stefan Vieregg
(c) Stefan Vieregg

Ein großartiger Abend mit zwei sensiblen und großartigen Musikern vor einem vollem Saal. Die beiden letzten beeindruckenden Alben waren MISTICI MEDITERRANEO und IN MAGGIORE.





Freitag, 10. Oktober 2014

Wie war's bei "Møster!" (Enjoy Jazz 2014)?

Møster! (c) Stefan Vieregg

Møster! Eine norwegische Musikgruppe. Schon mal gehört? Auch im wahrsten Sinne des Wortes? Dann wissen Sie Bescheid. Vergessen Sie nicht Ihre Schallschutzkopfhörer, eine (winzige) Flasche Whiskey zur Beruhigung, und gutes Schuhwerk für den Fluchtweg.

Møster! traten im Rahmen von Enjoy Jazz 2014 am 08.10. in der Alten Feuerwache Mannheim auf. Der einfältige Jazzhörer dachte vielleicht noch an Freejazz oder etwas chaotischen Jazzrock, nicht aber an Metal. Zehn Prozent konnte man noch dem Freejazz zurechnen, der Rest war LÄRM! Ja, eine einzige Lärmorgie in der Tradition von Trash Metal. Was ich gar nicht verstehe ist, dass die Ohrstöpsel auf dem Tresen lagen, aber kein Mensch darauf aufmerksam gemacht hat, auch der Moderator zu Beginn nicht. Wie soll der Gast in der Dunkelheit sie finden? Was kam war ein höllisches Inferno mit mindestens 130 Dezibel Lärm. Und nicht nur ein Titel, sondern alles! Nach dem dritten Titel und 60 Minuten war auch schon Schluss, um nach kurzer Pause von zwei Minuten noch schnell eine Zugabe nachzulegen.
Kjetil Møster  (c) Stefan Vieregg

Wenn einer Klischees von skandinavischen Jazzklängen und -hörgewohnheiten und -vorlieben, aber auch generell Musikhörgewohnheiten zertrümmert, dann Kjetil Møster am Saxophon, Hans Magnus 'Snah' Ryan an der Guitar, Nikolai Eilertsen am Bass und Kenneth Kapstad an den Drums. Von dem abgesehen war es kein Jazz mehr. Was sich zu Beginn noch als ein sehr ungewöhnliches Experiment verkleidete, entpuppte sich spätestens ab dem dritten Titel als systematischer, überlauter sadistischer Angriff auf die Gesundheit der Zuhörer.

Zu Beginn stand der Titel "Descending into this Crater 1: Poutanian Debate", ein überaus eigenwilliges musikalisches Unternehmen, das darzustellen, was unter unseren Füßen im Erdinnern passiert. Die nicht enden wollende Langfassung aus der CD-/LP "Inner Earth" ließ es auch ordentlich brodeln unter unseren Füßen. Das Blubbern des Magmas, Urgewalten, die sich verschieben, brechende Gesteinsschichten und andere geologische Extras ließen sich imaginieren. Der nachfolgende Flug eines vorzeitlichen Geiers mit einer Träne im Auge war ebenfalls noch annähernd zu Beginn eine musikalische Beschreibung der paläontologischen Welt und ihrer Geräusche. Extrem schrilles Gekreisch des Sax, wie alle Instrumente bis zum Anschlag elektronisch überverstärkt, zeigte das Vogelgekreische an, wohl auch Fights mit Sauriern. Der Titel war dementsprechend "Tearatorn". Der dritte Titel lautete "Ransom Bird", ein Tribute to Black Sabbath, von denen rein nichts zu erkennen war, aber eine entsetzliche Lautstärke und ein extrem konfuses Lärmpaket.
Nikolai Eilertsen, Kenneth Kapstad, Hans Magnus 'Snah' Ryan, (c) Stefan Vieregg

Aus schwer schleppender Musik entwickelte sich insgesamt ein psychodelischer Charakter, immer wieder zertrümmert durch Getöse mit Extrembass. Kreischende Gitarre, hämmernde Drums. Jurassic-Park-Sounds und gelegentlich das Sax tatsächlich auf einem kohärenten Lärmblock schwebend. Der Schluss aus dem Gehörten: Møster! will Steine zum Platzen bringen. Eine sehr, sehr extreme Musik, die man sich nur in kleinen Dosen antun kann.

Sonntag, 5. Oktober 2014

Enjoy Jazz am 07.10.14: Tango ala Turka & Kurpfälzisches Kammerorchester



Tango ala Turka & Kurpfälzisches Kammerorchester
Türkei / Deutschland / USA / Frankreich / Luxemburg / Ungarn / 
Polen / Russland / Korea / Japan / Kuba

Alte Feuerwache, Mannheim
Beginn 20 Uhr / Einlass 19 Uhr
VVK 20 € zzgl. Gebühren
AK 25 €

Nur wenige Tanz- und Musikformen haben die synthetisierende Kraft des Tangos. Die Geburtsstunde des Tangos schlug Mitte des 19. Jahrhunderts im Hafenviertel von Buenos Aires, wo aus der Konfrontation europäischer mit lateinamerikanischer Musik und afrikanischen Rhythmen eine eigentümliche Melange entstand, die sich einerseits fürs Populäre, andererseits aber auch fürs Experimentelle (Tango nuevo, Electrotango) öffnete. Ab 1920 sorgten mehrere Modewellen dafür, dass der Tango in alle Welt exportiert und ein weiteres Mal von der Kultur, auf die er traf, adaptiert wurde. Bekanntestes Beispiel ist sicher der Finnische Tango, aber auch in der Türkei stieß der Tango auf offene Ohren kreativer Musiker, die ab 1920 begannen, Tangos mit türkischen Instrumenten und Texten zu spielen. Davon erzählt das Ensemble Tango ala Turka, das unter dem Dach der Orientalischen Musikakademie Mannheim zusammenfand. Im Zusammenspiel mit dem traditionsreichen Kurpfälzischen Kammerorchester unter der Leitung der kubanischen Dirigentin Cosette Justo Valdés wird der transkulturelle Charakter des Tangos um weitere Facetten erweitert, wenn Tangos und Arrangements des türkischen Musikers und Komponisten Cengiz Onural auf ein klassisches Streichorchester mit Musikern aus vielen Nationen treffen und Orient und Okzident sich so austauschen.

Für weitere Informationen zum KKO besuchen Sie die Homepage des Kurpfälzischen Kammerorchesters.

Ensemble Tango ala Turka:
Serap Giritli: voc
Cengiz Onural: git
Jakob Schütze: cello
Muhittin Kemal Temel: kanun
Katharina Gross: kb

Kurpfälzisches Kammerorchester:
Cosette Justo Valdés, conductor

1. Violine
Marie-Denise Heinen (Konzertmeisterin)
Jee-Hye Kim
Akemi Hasegawa
Darius Durczok
2. Violine
Robert Korn
Izabela Wiza-Kochann
Wolfgang Grosch
Edo Flicker
Viola
Marian Gorski
Margarita Ringle
Bradley Johnson
Violoncello
Christoph Eberle
Zoltán Onczay
Kontrabass
Alexis Scharff

Dieses außergewöhnliche Projekt steht unter der Schirmherrschaft von Bilkay Öney, Ministerin für Integration des Landes Baden-Württemberg.