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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Donnerstag, 19. Juni 2014

Die Massenflut des Kaumlesbaren oder Umbau der Verlagslandschaft. Ein Essay von Stefan Vieregg

Hoffmann und Campe
Der Verleger Günter Berg, langjähriger Geschäftsführer des Hoffmann und Campe Verlags, hat unlängst bei NDR Kultur vor dem Online-Verlagswesen gewarnt. Online-Anbieter wie amazon seien zu einem wirklichen Problemfall für diese Branche geworden, sagte er am Mittwoch, 18. Juni, im Radioprogramm NDR Kultur. 

Natürlich, denn jeder kann sich nun selbst verlegen und anbieten, oft zum Leidwesen der Leser, die die Bescherung erst bemerken, wenn sie sie in Händen halten. Die ungeheure Macht einer Druck- und Verkaufsmaschine, bei der die herkömmlichen Qualitäts- und Prüfungskriterien entfallen, wirklich jeder, der eine Tastatur bedienen, ein Buch zusammenschustern und wirklich jede Lesergruppe - auch LRS-Kandidaten - erreichen kann. Und hier zählt dann nur die Quantität: 0,99 bis 3,99 EUR für 300 Seiten Zumutung! Aber es gibt Leser dafür, sie wollen und kennen es nur so fehlerhaft. Und sie jubeln über die neu gewonnene Freiheit, jetzt auch eine renommierte Person sein zu können!

Die Frage ist wirklich, ob sich die Qualitätsbewussten und Qualitätsvermeider im Weg stehen. Es sind völlig andere Zielgruppen. Genauso wie wirklich jeder ein Smartphone mit WhatsApp haben will, bei dem ja das Richtigschreiben völlig egal ist, die Phone-Automatiken sind reine BULLSHIT-Erzeuger, sie strotzen vor Fehlern, wenn man schnell kommunizieren will, sind auch die selbsternannten Print- und E-Book-Autoren auf die neuen Technologien gesprungen und sind nun oft auch nicht mehr als Nonsens-Produzenten.



Einiges verkauft sich tatsächlich in der Fangemeinde, weil es die Sex-, Schund-, Esoterik-, Kitsch- und Crimemotive bemüht, oft aber bis zum Anschlag pervertiert. Das bringt diese Autoren dazu, sich einen Strohhut aufzusetzen, einen Füller in die Hand zu nehmen und sich wie ein nacktes Model vor den angeblich interessierten Augen der Öffentlichkeit an der Stange zu aalen, zu räkeln und zu drehen und feiern zu lassen. 
Wenigstens die äußeren Accessoires stimmen bei diesem Autorentabledance der Deklassierten.

Und wie bekunden die Fans ihre Liebe? Manche Gleichgesinnte ziehen den besagten Fünfer und stecken in dem Autor in den Ausschnitt, andere nur per Clicks/Likes, die nicht minder begehrt sind, denn sie erlauben das naive Spiel der Berühmtheit. So verhelfen sich die Strohhutautoren gegenseitig zu einer unendlichen Bedeutung im NICHTS.



Weiter in dem Interview: "Die wichtigen und großen Autoren bleiben aber nur dann präsent, wenn sich Verlage um sie kümmern." Man könne es nicht allein dem Leser aufbürden, Autoren aktuell zu halten. Dazu brauche es Verlage ... , so der Hoffmann und Campe-Verleger. Natürlich, es gibt ja auch Verlage für die Strohhutautoren, die das ausnutzen und Geld damit machen wollen, auch machen, denn es sind nicht wenige Ehrgeizige unterwegs, die für ihre (für jeden erkennbare) Meisterschaft enorm zahlen. Aber am liebsten möchte man ja entdeckt werden, gratis verlegt und beworben in der Tagesschau und in allen großen Tageszeitungen. Dabei haben diese Werke nie die Chance eine neutrale und kritische Pressebegutachtung oder eine Jury zu überleben. Also nie in einem Wettbewerb auf neutraler Ebene Lorbeeren verdienen können. Natürlich kann man auch das nachmachen, die ganzen Pseudogremien und -auszeichnungen, die nichts bringen! Wie viele gibt es davon?

Oder ist es am Ende eine Chance für die Kultur, noch mehr Autoren zu haben? Sicher ja - für Events aller Art und im Sinne der Kreativität. Jeder trägt ein paar Zeilen bei, manche wirklich sehr schöne, aber ist es ein schriftstellerisches Durchdringen von Zeitgeschehen mit seinen Gedanken und Weltkonstruktionen? Die Zuhörer merken es bald, da tut sich nichts Besonderes, manchmal führt es nur zu Krämpfen.

Leider, je weiter Autoren in vormals geregelte und kontrollierte Bereich vordringen und mit ihrer 
Guerillataktik Domänen erobern wollen, die sie nicht verdienen, desto schlimmer für die Käufer, wirklich nicht mehr zu wissen, was sich dahinter verbirgt. Die Leseproben bei Amazon, die manchmal gar keine sind oder ganz fehlen, helfen dabei nicht. Solange diese Massen rollen, verunmöglichen sie die Anerkennung wirklich neuer Autoren, Medien und Publikationsformen.
   
Also muss hier eine neue Positionsbestimmung her, eine neue Ehrlichkeit, ein Aufgeben der Überheblichkeit, Einsehen, dass man die Kirche im Dorf lassen muss. Den Markt mit Schrott zu überschütten hilft keinem. Wenn wenigstens die Amazonbesprechungen ehrlich wären, auch die im Sinne einer Riesen-PR für alle und jeden - nichts als totale Wahrheitsverstellung. Die Empfehlungen sind selten etwas wert. Der Markt bewegt sich in einer Vereinheitlichung und Werbeverfälschung, dass es nicht mehr möglich ist, ohne Anstrengung die Spreu vom Weizen zu trennen. 

Und diese Mühe führt bei Lesern zu Desinteresse! Sie lassen es ganz bleiben. Die Bullshitmanie über die Social Media in erster Linie zerstört den literarischen und schriftstellerischen Markt!