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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 13. August 2021

Altmeister und Pionier: C H A R L I E . C H A P L I N (Buch von TASCHEN)

TASCHEN
TASCHEN
 

In den Archiven des Slapstick-Genies

Ausgehend von TASCHENs XXL-Ausgabe, für die in jahrelanger Arbeit das gesamte Material des umfangreichen Chaplin-Archivs gesichtet wurde, dokumentiert diese Neuauflage die Entstehung sämtlicher Chaplin-Filme. Anhand von persönlichen Briefen, Skizzen, Storyboards, Plakaten, Setfotos sowie Berichten einiger seiner engsten Weggefährten wird nachvollziehbar, wie Chaplin mit brillanten Spontaneinfällen sowie penibelster Planung zum ersten internationalen Filmstar wurde.

 
TASCHEN
Das Charlie Chaplin Archiv
Englische Ausgabe mit deutscher
Übersetzung in einem Beiheft
Neuausgabe, nur € 60
Originalausgabe € 150
Save € 90
 
 

„Eine faszinierende Sammlung… Am Ende
hat man das Gefühl, dem Menschen Charlie Chaplin
ein Stück näher gekommen zu sein.“
 

— dpa

 
TASCHEN

Chaplin mit Tänzerinnen am Set von „Goldrausch“ (1925) © Roy Export Company Establishment




 

 

Samstag, 4. März 2017

Wie war's bei MA(I)NHATTA. STUMMFILM-MUSIK-VARIETÉ in der Frankfurter Oper?


(c) Barbara Aumüller

Am 24.02.2017 hatte der Opernbesucher in Frankfurt die einmalige Gelegenheit, einen Stummfilm-, Musik-, Variété- und Vaudeville-Abend zu erleben, der den Bogen ins alte Frankfurt zwischen 1900 und 1920 schlug und gleichzeitig auch die ästhetischen Konsumgewohnheiten der Fans des neuen Mediums Lichtbild- bzw. Kinematographentheater um diese Zeit beleuchtete. Was die Menschen vor 100 Jahren faszinierte sind uns heute fast witzige Bilder voller kitschiger Situationskomik und natürlich zu schnellen Bewegungen. Ganz in der Nähe, in der Kaiserstraße 74, eröffnete am 16.11.1907 ein "exklusivstes Theater für lebende-, wissenschaftliche- u. Tonbilder", das erste Kino in Frankfurt, zu dem sich bald Dutzende weitere im Bahnhofsviertel gesellten. Viele Prominente trafen sich in den Kinos zum Kaffee, Essen und Film schauen. Es war eine riesige Attraktion damals, eine "Sehenswürdigkeit ersten Ranges!" Natürlich wurde das Medium sofort für Propagandazwecke und Stadtmarketing entdeckt. Frankfurt der Armen und Frankfurt der Parkbesucher und Badenden im Main-Freibad gegenübergestellt.

Die musikalische Leitung Uwe Dierksen, die Choreografen, Paul Gerritsen, Irene Klein, Nathalie Heinz und die Dramaturgen Nina Goslar, Mareike Wind kreiierten in Kooperation mit dem ZDF und Arte einen sehr schönen Abend mit herrlicher hundertjähriger Nostalgie. Die 1910er-Jahre übten auf sie einen ganz eigenen Charme aus, das Jahrzehnt, in dem die moderne Technisierung rasant zunahm, eine Technikgläubigkeit entstand, die Omnipotenzgefühle aufkommen ließ, für die die Titanic dann Symbol wurde. Auch der spätere Erste Weltkrieg wurde mit dem ungebrochenen, in diesen Jahren geschmiedeten  Glauben begonnen, hoch technisiert ihn sofort gewinnen zu können. Und eben das Kino, das alles lebendig werden ließ. Noch einmal weiter in die 1890er zurückgegriffen und parallel zur thematisierten Entwicklung hätten wir den europäischen Kinopionier zu nennen: den Franzosen Georges Méliès, der hier nicht zur Sprache kam. 

THE IMMIGRANT   (c) Barbara Aumüller

Zu Beginn des Abends eine faszinierende Schattentanzchoreografie, Rollschuh fahrende Tänzer und ein lustiges Duett der Opernstimmen Elizabeth Reiter und Ludwig Mittelhammer. Mit dem Klassiker "The Immigrant" (1917) von und mit Charlie Chaplin kam das aktuelle Flüchtlingsproblem zur Sprache, die Einreise in die Staaten, gedreht in dem Jahr, in dem die Einreisesperre für den Nahen Osten und andere Orientländer ausgesprochen wurde, die man heute bei Donald Trump wieder zu entdecken glaubt. Ein Happy End für Charlie und die goldige Edna Purviance ...
"Manhatta" - eine Hymne auf das moderne New York und insbesondere Manhattan, das innovativ und avantgardistisch erlebt wurde. Seine Architektur schon vor 100 Jahren ein gigantisches Erlebnis. Im zweiten Teil des Abends der erste Gangsterfilm als Start eines eigenen Genres beim beginnenden Unternehmen 20th Century Fox Studio vom legendären Regisseur Raoul Walsh (1887-1980), der über 150 Filme drehte. 

THE IMMIGRANT  (vorm Standesamt)  (c) Barbara Aumüller

In "Regeneration", einem 2014 restaurierten Film aus dem Jahr 1915, wird der Werdegang des 1890 bis 1900 sehr berühmten Gangsterbosses Owen F. Kildare gezeigt. Ein Lehr- und Rührstück, Bekehrung des kriminellen Abtrünnigen, der gar nichts dafür konnte, seine Lebensumstände machten ihn dazu. Seine Sozialisation ein Albtraum, für uns heute fast zu harmlos, um wirksam zu werden, die Gangsterkarriere "vorprogrammiert", und wie es die Amerikaner so sehr lieben: mit Gottes Hilfe und einer christlichen Botin der Liebe wird der "schwere" Junge (er wirkt eher sanft) vom Saulus zum Paulus. Seine historische Retterin und Förderin Marie Deering starb auch in Wirklichkeit vor der geplanten Hochzeit. Im Film stirbt sie an einem Querschläger bei einer Schießerei mit Skinny, dem Gang-Nachfolger Owens, der Marie vergewaltigen wollte und seine gerechte Strafe findet.

Die Musik des Abend stammte von Peter Reiter-Schaub, der die typische Musik der 1910er und 1920er Jahre nachempfand, vom Klavierautomaten bis zum Ragtime-, Cakewalk- und Dixiejazz sowie Blues. Herrlich lebendig kommt kein bisschen Langeweile auf, obwohl es keine hörbaren Dialoge gibt, aber alle Stimmungen und Spannungsmomente werden eben musikalisch einprägsam vermittelt und transportiert. Alles in allem ein Abend, wie man ihn sich noch häufiger mit wechselnden Themen vorstellen kann.

Freitag, 18. Juli 2014

Wie war's bei DER ZAUBERFLÖTE von der KOMISCHEN OPER, BERLIN, im Mannheimer Opernhaus?

Sarastro, Pamina und Tamino        (c) Bettina Straub

Die Zauberflöte verfilmt als Stummfilm-Oper, aber mit Gesang? Die Komische Oper Berlin macht es möglich. Unter der Intendanz des Australiers Barrie Kosky wurde mit sehr guter dramaturgischer Unterstützung und Erläuterung ein Feuerwerk der Einfälle, des Fantasienreichtums und der ungewöhnlichen Darstellungen verwirklicht.
Am 15. Juli 2014 im Rahmen des Mozartsommers im Nationaltheater Mannheim im ausverkauften Opernhaus zu sehen.

Bisweilen etwas kitschig wirkend, zu Beginn gar befremdlich und eigen, festigte sich bei den Zuschauern die Gewissheit, an diesem Abend etwas Außergewöhnliches zu sehen. Nicht bei allen, einzelne sprachen von langweilig, weil sie die Wiederholung der Bilder nicht gut fanden und etwas vermissten.

Die (komische) Oper entführte uns in die wunderbare Welt der Märchen, des Zauberlands, ein Schuss moderne Fantasyhandlung dazu. Völlig epochenübergreifend landen wir wie Träumende im Maschinenraum Leonardos und Jules Vernes, im 1770 aufkommenden frühindustriellen Zeitalter mit Fesselballons (die drei Knaben in einem Ballonkorb, gehalten von einem Großfalter), Egreniermaschinen, Webstühlen, Dampfmaschinen, -boote, -wagen. Kräftige Zitate aus der Stummfilmpoesie des Filmpioniers Georges Méliès versetzen uns 100 Jahre vor, später Charlie Chaplins und Buster Keatons Slapsticks, schleudern uns zurück in den Barock zwischen 1575 und 1770 mit der Implementierung von Theatermaschinen und allerlei Realistik und Vielfalt. Theatergeschichtlich erleben wir auch eine Verwirklichung des Harlekins in der Person des Papagenos. Viele, viele Einflüsse. Kein Wunder, dass die Geistes- und Musikwissenschaftler suchen und suchen, den Stein der Weisen aber nicht finden.

Wer das überaus empfehlenswerte Programmheft der Komischen Oper liest, erkennt schlagartig, dass wir trotz der modernen Zitate ganz nahe an der ursprünglich intendierten "Maschinenoper" von Mozart dran sind. Es wird auch klar, dass der hellwache Librettist Emanuel Schickaneder in seiner Uraufführung 1791 im Theater im Starhembergschen Freihaus auf der Wieden in der Wiener Vorstadt das betonte, was auch an diesem Abend deutlich wurde: Mozart sprengte den bisherigen Rahmen der Gattungsgeschichte, mischte Volkstheater und Harlekinaden mit Märchen- und Zauberoper, zitierte und veränderte die Antike, schuf eine "Mutter aller Opern", die "Große Oper". Die Uraufführung der Zauberflöte war auch eine Anleihe beim barocken Theater, echte Tiere auf der Bühne, Kerker, Paläste, Wasserfälle und Tempel. Dazu ein gerüttelt Maß an Flugmaschinen, Pyrotechnik, Blitz-, Donner-, Regenmaschinen. Spätere, sehr stark beachtete Aufführungen waren 1816 in der Hofoper Berlin die von Karl Friedrich Schinkel, ebenfalls in Berlin von (dem damals Bayer, heute Pfälzer genannten) Max Slevogt 1928, von Oskar Kokoschka in Genf 1965 und von Marc Chagall an der Metropolitan New York 1967.

Wir kommen ganz schnell in die Welt der Fabelwesen, des Märchens und - das ist entscheidend - des Traums - in dem der smarte (Barbie-)Tamino, Adrian Strooper, vor einer Drachenschlange fliehend durch einen Wald rennt. Er ist auf der Suche nach Pamina (herrlich aus den Twenties Nicole Chevalier mit dem berühmten Bubi- bzw. Faux-Bob-Kopf der Zeit), die er nur aufgrund eines Bild unsterblich liebt. Die Projektion der Umgebung beginnt und zeigt, was passieren wird. Die gesamte Umgebung wie Handlung wird filmisch eingefangen. Die Riesenschlange wird gejagt und witzig von den drei Damen erlegt. Tamino kommt in den Bauch der Drachenschlange - ein Skelettlager - wie einst Jonas in den Walbauch. Es treten im Prinzip nur die Protagonisten auf, die vor allem durch Drehtürenmechanik schnell und unkompliziert eingeblendet werden. Sie sind so ins Geschehen integriert, dass sie die Projektionen wie realistisch behandeln. Wir haben es mit Sänger(inne)n zu tun und mit leblosen, aber bewegten Projektionen, die ein Geschehen vorgaukeln, es illustrieren. Und alles lebendig, begreifbarer machen. Die Bildersprache ist ein direkter Übersetzer und Vermittler von Bedeutung und Geschehen, was die Texte alleine gesungen nicht schaffen würden.

Schickaneder hatte damals das Unmögliche versucht und diese Vielfalt an Assoziationen realistisch illustriert und befördert durch Schauspieler, Tiere und Effekte. Die Komische Oper setzt die Schrifteinblendungen der Stummfilme als Botschaften, Fragen etc. ein, die Fabeltiere fliegend, bei Papageno (herrlicher Harlekin von Dominik Köninger) die Eulen mit plötzlicher Verwandlung zu Frauen, weil der Lebemensch sich nach Wein, Weib und Liebe sehnt! Ganz drollig die Katze, die ihn immer begleitet. Was fürs Kindliche in uns. Der Raub der Stimme bei Papageno ein Umringtsein von sprechenden Mündern, er selbst verstummt.
Taminos Zauberflöte ist tatsächlich eine reizend nackte Trickfilm-Frau mit Flügeln, die flugs wie eine Libelle durch die Gegend saust und ihre wundersamen Melodien und Stimmungswandler versprüht. Papagenos Zauberglöckchen, mollige Trickfilm-Varietégirls, leisten ihren verzaubernden Part.
Die drei Damen (echt) aus den 1920er Jahren mit Zigarette in der Spitze drei Lebedamen aus der Großstadt.
Die Königin der Nacht (beachtlich verkörpert von Beate Ritter) eine imposante Spinne, die alle einmal einfängt,

Tamino, Pamina und Pageno. Mit Beinen, Dolchen und energetischem Gedöns werden sie gemaßgeregelt, damit ihnen auch klar ist, was das für eine Macht ist. Tamino gar gefangen im Netz mit Pamina-Trugbildern.
Monostatos (ein Nosferatu-Glöckner-Biest aus den Opergewölben, furchterregend und witzig gespielt von Peter Renz), der Sklave und Vollstrecker Sarastros, kann lüstern und gefährlich wirken, nach Zauberglöckcheneinwirkung samt seinen zwölf Höllenhunden affig entschärft zu pummeligen Varietégirls, auch mal lächerlich als Angsthase wirkend.
Sarastro (ehrerbietend, mächtig, fordernd und dennoch einen Hauch weich: Bogdan Talos) hat etwas von den Großstädtern um 1900, Zylinder, Gründerzeit. Er hat etwas  Mächtiges wie ein oberster Richter oder der Großindustrielle Krupp oder Stumm aus dem Saarland. Andere sahen schon Lincoln in ihm. Sein Verhör und Prüfung von Tamino und Pamina erinnert stark an eine Szene aus Dr. Frankensteins Labor. Er ist allgegenwärtig. Wer sein Reich betritt wird von riesigen Stellvertreterköpfen und Händen beherrscht. Ihm dienen Maschinentiere, bewaffnete Affen und Flugobjekte. Ein wildes Reich der Fabeltiere. Tamino, Pageno und Pamina geraten in seine (positiven) Fänge.

Tamino und Pamina meistern alles mit Bravour, sie werden von der Königin der Nacht zeitweise beherrscht, sie versucht Sarastro zu töten, der aber besiegt die Gegenmächte und befreit das Liebespaar, "In diesen heiligen Hallen ...".  Ihre Liebe steht im zweiten Aufzug auf dem Prüfstand: die Prüfungen des Schweigens, der Versuchung, des Abschieds - "Die Stunde schlägt..." - hier trennt sie brutal ein Pendel (Anleihe bei Edgar Allan Poe?). Pamina versucht sich zu töten, aber vergebens, das Blut kehrt zurück, Wunde wird verschlossen. An dieser Stelle muss man auch auf die antike Orpheus- und Eurydike-Sage hinweisen. Die Konstellation ist umgedreht. Wo Orpheus singend mit seiner Lyra den Verlust der Eurydike beklagt, ist es hier Pamina, die Tamino bei der Schweigeprüfung zu verlieren glaubt. Schließlich noch die imposanten Prüfungen des Feuers und Wassers. À la Jules Verne geht es mit einem Aufzug zum Mittelpunkt der Erde, immer heißer, immer mehr Feuer. Dennoch kann der feuerspeiende Herr des Feuers mit der Zauberflöte zu einem sanften Zeitgenossen verwandelt werden.

Papageno dagegen fällt durch alle Prüfungen, weil er sich an nichts hält, bei der Versuchung wünscht er sich sehnlichst ein Gläschen Wein, aber als er am Ende drei Wünsche frei hat und sich immer nur Papagena wünscht, bekommt er sie auch, obwohl es nach Scheitern der Prüfung aussieht. Eine riesige Bombe platzt und die fesche Papagena im reizenden Gogo-Dessous ist endlich da. Die Bombe war mehr ein großes Knallbonbon an Fasching.

Die Königin der Nacht mit ihren drei Damen und dem übergelaufenen Monostatos werden endgültig nach ihrem versuchten Anschlag auf Sarastro besiegt. Die Liebe hat gewonnen. Die Paare, die füreinander gedacht waren, sind zusammen.

Wer also damit leben kann, dass das Dramatische humorvoll entschärft ist, die heilige Ernsthaftigkeit des Theaters sozusagen nach Art des Volkstheaters,  Zirkusvariétés und frühen Films mélièshaft und chaplinesk verändert ist, ohne an Aussagekraft zu verlieren, der kann einen wunderbar heiteren und quasi auch leicht verständlichen Abend, mit Spannungsspitzen à la Stummfilm erleben. Und nicht vergessen: Die Produktion wendet sich auch an Kinder ab 10 Jahren! Ich bin auf weitere Produktionen der Komischen Oper gespannt, sofern sie mir zugänglich sind.


 

Freitag, 23. November 2012

Wie war's bei der Vernissage zu Rainer Magolds MARILYN - MENSCHEN DIE BEWEGEN in Ramstein ?

linke Spalte (von o.n.u.): L.S., Klaus Layes,
Rainer Magold

Kaum hat er die Ausstellung DARK SECRETS am 16.11. in Groß-Umstadt eröffnet, steigt der nächste gigantische Event im Haus des Bürgers in Ramstein. Rainer Magold, der abstrakte und figurative Expressionist, der Porträtist besonderer Art, der Aktmaler und der kritisch mit Farbe verfremdende und bisweilen spöttelnde Künstler hat am 20.11. eine weitere Ausstellung mit seinen Exotica und Kostbarkeiten eröffnet. Die Ausstellung war ursprünglich schon viel früher geplant, aber aufgrund eines im Foyerbereich extrem rußenden Schwelbrandes ausgefallen. Denn die gesamten Bilder und Wand-, Decken- wie Bodenflächen waren mit Ruß überzogen, der mittlerweile aufwändig und komplett wieder beseitigt wurde.

Die Blechchaoten
Im blitzblanken Foyer des Bürgerhauses begrüßte also der Bürgermeister Klaus Layes (CDU) die Gäste zur vorweihnachtlichen Ausstellung MARILYN - MENSCHEN DIE BEWEGEN, die von Tausenden von Gästen bis zum Jahresende gesehen werden wird. Obwohl wieder neue Bilder ins Spiel gebracht wurden und schon Dutzende zurzeit unterwegs sind, findet der Besucher ein großes Angebot beeindruckender Werke. Das Spektrum von Rainer Magolds Darstellungen ist groß: Marilyn, Coco, unbekannte Models, Reinhold Messner, Charlie Chaplin, Papst Benedikt XVI., Jesus, Johnny Depp, Jan Liefers, Steve Jobs, und kein Ende. Einige Bilder konnten nicht gezeigt werden, weil Stellwände dem Sicherheitssystem des Hauses widersprechen. Im Januar soll dies nachgeholt werden.

Besonders begrüßte er natürlich die langjährige Gastspieldirektorin des Bürgerhauses, eine erfolgreiche private Gastspielunternehmerin und Promotor des Künstlers. Sie lud die Gäste ebenfalls ein, das Schaffen Rainer Magolds, als einem der wichtigsten zeitgenössischen Expressionisten (keine Fortsetzung der klassischen Moderne im neoexpressionistischen Sinn) in Deutschland, zu genießen und zu würdigen. Sein Erfolg bei Parallelausstellungen in Polen, Stuttgart, München bestärkten ihr Gefühl, aufs richtige Pferd gesetzt zu haben.

Jutta Mohorko - RAGTAG
Außerdem hieß K. Layes willkommen den Geschäftsführer des Bürgerhauses Andreas Guhmann, der den ganzen Abend mit seinen BLECHCHAOTEN (Johannes Huber, Thomas Stauner, Thomas Guhmann, Frank Lill) sehr schnieke im Frack für astreine Blechmusik moderner Ausprägung sorgte, seine Stellvertreterin Burgel Stein mit Mann und natürlich auch Jutta Mohorko und die Gruppe RAGTAG, die sehr fein, sensibel und verspielt, als Gegenpol zum Blech sehr beeindruckende lyrische Arrangements von bekannten Kuschelinterpreten, wie z.B. Cat Stevens, Adele, Eric Clapton usw. spielt. Jutta Mohorko wird dabei professionell unterstützt von Lothar Mohorko mit (Bass-)Gitarre, Trompete und Jenni Schmitt mit einer sehr schönen Stimme.

Solchermaßen musikalisch und rhetorisch umrahmt konnte der Besucher sich der Kunst widmen und die Haltung des Künstlers nachvollziehen, der in seiner Eröffnungsrede darauf hinwies, wie locker die Besucher in Ramstein seien. Er war vor Monaten begeistert, als nach einer Vorstellung des Buenavista Social Clubs um 23:30 Uhr noch etliche Leute im Foyer tanzten, als ob keiner nach Hause gehen wollte. Die Musik hatte offensichtlich etwas bewirkt. Rainer Magold setzte den Schwerpunkt seiner Ausstellung analog auf die Aussage "Kunst, die uns stark machen soll".

Ausgestellte Werke I und Rainer Magold
Er schlug den Bogen vom 20-Jährigen - der gut und schon besser sein kann, aber keiner will ihn - zum Alter. Dort kann es durchaus ähnlich sein - trotz erworbenem Ruf. Wenn sich Erfolg eingestellt hat durch Anerkennung, gesellt sich mit bitterem Beigeschmack zu den Erfolgen eine Einsamkeit. Alle großen Persönlichkeiten, die in dieser Ausstellung hingen, seien mehr oder weniger davon betroffen. Oft ist der Weg dahin schon von Einsamkeit im Scheinwerferlicht geprägt. Ob Charlie Chaplin, Reinhold Messner und gerade Marilyn Monroe, die schon früh von dieser tränenreichen Leere im Erfolg befallen war, es ist das Dilemma der Menschen, die etwas bewegen, dass sie Einsamkeit und Leere fühlen werden, so stark sie auch reüssierten.
Seine Kunst wie auch allgemein Kunst sei angetreten, dies aufzufangen und abzuwehren. Für alle, die wenig Auge dafür hätten, sei es wichtig zu erkennen, dass 80 % seiner Bilder Zitate der Realität mit künstlerischer Interpretation seien, und nur 20 % fotografische Realität. Also soll man nicht Fotorealismus erwarten bei Expressionisten, sondern deutende Zitate!

Ausgestellte Werke II und Rainer Magold
Und so ist der Papst vielleicht eine Ausnahme oder ebenfalls eine Bestätigung aus der tränenreichen Leere im Alter. Nicht aber bei den Zitaten, den farblich sei er so schrill erfasst, dass seine roten Schuhe sich in die Umgebung färbten, aus dem Teufel trägt Prada hier eine fast gefährliche diabolische Figur würde, mir dem Kaiphas ähnlich oder dem Künstler nach etwas von Imhotep habe, dem durch Mauergraffitti überlieferten Baugenie und Heilgott in Ägypten, von dem man viel vermutet, aber nichts weiß (wahrscheinlich 2700 v. Chr.). Das unruhig wirkende Jesusporträt löst sich erst nach längerem Betrachten und vor allem durch das Objektiv zu einer hellen Erscheinung auf und erinnert an den Christus von Pier Paolo Passolini in seiner Verfilmung von „Das 1. Evangelium Matthäus“. Beethoven in jener typischen Pose, Jahrzehnte auf Gemälde und Kunstdrucke der Deutschen gebannt, aber verfremdet. Wie es den Aktmodellen im Alter ergeht weiß keiner, aber sie hinterlassen einen bleibenden verlockenden, lockenden und üppigen Eindruck. Ein wartendes Modell erinnere den Künstler an die ehemaligen DDR-Bewohnerinnen, die in New York schweigend auf ihre Entdeckung warteten. Messner dominiert mit einer schweren melancholisch wirkenden Präsenz, Johnny Depp ist mehr fotografisch fixiert, Captain Sparrow, dem "Fluch der Karibik" entsprungen. Marilyn in allen Posen, die wir von ihr kennen, bis zur verfremdenden Verzerrung ins Transvestitenhafte, was ihre Existenz ja auch von ihr verlangte - Verkleidung und Überbetonung.

Ein Besuch im Haus des Bürgers, der sich lohnen wird für Betrachter, die der Kunst und ihren Mitteln gegenüber aufgeschlossen sind und keine feine Porzellanmalerei erwarten. Großformatige farbintensive, sinnliche und expressive Werke wollen betrachtet werden.