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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Donnerstag, 5. Juni 2025

HIGHLIGHTS IM SPIELPLAN DER OPER FRANKFURT IM JUNI UND JULI 2025



Anna Nekhames (Sopran / Titelpartie;
Bildnachweis: Barbara Aumüller)

Premiere / Frankfurter Erstaufführung 


Freitag, 6. Juni 2025, um 19.00 Uhr im Bockenheimer Depot

MELUSINE

Oper in vier Akten von Aribert Reimann
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung: Karsten Januschke; Inszenierung: Aileen Schneider Mitwirkende: Anna Nekhames (Melusine), Zanda Švēde (Pythia), Cecelia Hall (Madame Lapérouse), Jaeil Kim (Oleander), Liviu Holender (Graf von Lusignan), Dietrich Volle (Geometer), Frederic Jost (Maurer), Andrew Kim (Architekt), Morgan-Andrew King (Oger) u.a.

Weitere Vorstellungen: 8., 11., 13., 15., 17., 22., 25. Juni 2025
Alle diese Vorstellungen beginnen um 19.00 Uhr. Preise: € 20 bis 80 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)


Aribert Reimann (Komponist;
Bildnachweis: Schott Promotion / Peter Andersen)
Das Erbe des Avantgarde-Komponisten Aribert Reimann (1936-2024) lebt an der
 Oper Frankfurt fort. Seine 1971 uraufgeführte Oper Melusine offenbart eine äußerlich märchenhafte Handlung, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass unter ihrer Oberfläche gewichtige politische Konflikte brodeln.
Das Libretto von Claus H. Henneberg zeichnet die Titelfigur als junge, verheiratete Frau, die sich von ihrem gleichgültigen bürgerlichen Umfeld eingeengt fühlt. Eine Gegenwelt findet Melusine in einem verwilderten Park, in dem Pythia als „Königin der Weiden“ herrscht. Die auf dem Parkgelände geplante Erbauung eines Schlosses kann Melusine trotz entschiedenen Widerstands nicht verhindern und verliebt sich bei Eröffnung des Schlosses in dessen Bauherrn, den Grafen von Lusignan. Pythia schwört für Melusines Verrat Rache.

Die Inszenierung von Aileen Schneider zeigt Melusine als Repräsentantin einer idealistisch- lösungsorientierten Gesellschaft, die bei einem Coming of Age-Prozess zu beobachten ist. Dafür transferiert sie das Stück in eine unbestimmte Zukunft, in der die Ressourcen knapp sind und es so gut wie kein Wasser mehr gibt. In dieser zeit- und zukunftslosen Sphäre werden die Zuschauenden zum Teil des Raumes und damit der Stückrealität. Platziert in einem Rund um die Spielfläche herum, sind sie stumme Beobachterinnen und Beobachter eines Kampfes zwischen verzweifeltem Aufbegehren und einer transzendenten Akzeptanz des Unaufhaltsamen.

Aileen Schneider, seit 2020/21 Regieassistentin und Spielleiterin an der Oper Frankfurt, inszenierte in der Vergangenheit u.a. Philip Glass‘ In der Strafkolonie nach Franz Kafka am Staatstheater Augsburg sowie The Sound of Voice, ebenfalls von Philip Glass, an der Hamburger Staatsoper. Am Pult steht Karsten Januschke, ehemaliger Kapellmeister der Oper Frankfurt, der hier zuletzt Vorstellungen von Jacques Offenbachs Die Banditen leitete. Gastengagements führten ihn in den vergangenen Spielzeiten u.a. an die Staatsoper Stuttgart, die Semperoper Dresden, die Komische Oper Berlin sowie mehrfach an das Nationaltheater Prag.
In der Titelpartie der Melusine ist Sopranistin Anna Nekhames zu erleben, die in der laufenden Spielzeit bereits die Partien der Aksinja (Lady Macbeth von Mzensk) und der Fünfzehnjährigen (Lulu) übernahm. Kürzlich trat sie beim Rheingau Musik Festival auf und sang in Begleitung des Orchestra e Coro Sinfonica di Milano unter der Leitung von Emmanuel Tjeknavorian in Carl Orffs Carmina Burana.
Die Partie der Pythia gestaltet Zanda Švēde. Seit der Spielzeit 2018/19 im Ensemble der Oper Frankfurt, begeisterte sie hier in charakterstarken Partien wie Carmen, Xerxes und Herodias (Salome). Angeführt von Liviu Holender als Graf von Lusignan, sind fast alle weiteren Rollen mit aktuellen oder ehemaligen Mitgliedern des Frankfurter Ensembles besetzt.




Premiere / Frankfurter Erstaufführung 

Sonntag, 15. Juni 2025, um 18.00 Uhr im Opernhaus


ALCINA 
Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

 Julia Jones (Musikalische Leitung;
Bildnachweis: Daniel Häker)
Musikalische Leitung: Julia Jones; Inszenierung: Johannes Erath
Mitwirkende: Monika Buczkowska-Ward (Alcina), Elmar Hauser (Ruggiero), Katharina Magiera (Bradamante), Shelén Hughes (Morgana), Clara Kim (Oberto), Michael Porter (Oronte), Erik van Heyningen (Melisso)

Weitere Vorstellungen: 22., 25., 28. Juni, 2., 4., 6. (15.30 Uhr) Juli 2025
Soweit nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 18.00 Uhr. Preise: € 16 bis 190 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper 

Von Georg Friedrich Händel (1685-1759) anlässlich ihrer Uraufführung im Londoner Covent Garden Theatre 1735 als „Zauberoper“ angekündigt, kreist die Opera seria Alcina um Liebe und Macht, aber auch um Magie, Manipulation und Verstellung.

Die Titelheldin, eine unglückliche Zauberin aus dem Renaissance-Versepos Orlando furioso, vergnügt sich auf ihrer magischen Insel mit wechselnden Liebhabern, derer sie sich alsbald durch die Verwandlung in Tiere oder Gestein entledigt. Jenseits der Zauberei ist Alcina eine charismatische Frau, die ihre politische Macht und die Leidenschaft ihrer unzähligen Liebhaber durch eigene Kraft errungen hat. Doch ihre Magie schwindet, als sie sich in Ruggiero verliebt. Er verirrt sich in Alcinas Reich und erliegt ihrer Verführung. Auch ihm würde das Schicksal seiner Vorgänger drohen, wäre da nicht seine Verlobte, Bradamante, die ihn (als Ricciardo verkleidet) zu retten und die Macht Alcinas zu zerstören versucht. Das schwindelerregende Liebeskarussell dreht sich weiter: Alcinas Schwester Morgana verliebt sich in „Ricciardo“ und macht Oronte, ihren Geliebten, eifersüchtig. Das Gefühlschaos wird vollständig, als Ruggiero glaubt, dass die als Ricciardo verkleidete Bradamante Alcina verführen wolle…

Ihre Modernität erweist die Oper nicht zuletzt darin, dass sie eine starke Frauenfigur in den Mittelpunkt stellt, wenngleich diese im Laufe der Oper einen tragischen Untergang erlebt. Getragen wird die Handlung von federnd rhythmischer, unermüdlich vorantreibender Barockmusik, aus der besonders die Countertenor-Sarabande „Verdi prati“ und die Sopran-Arie „Ah! mio cor! schernito sei!“ hervorstechen. Als Alcina wird Monika Buczkowska-Ward zu erleben sein, die seit der Saison 2020/21 zum Ensemble der Oper Frankfurt gehört. Als Ruggiero gastiert der junge Countertenor Elmar Hauser, der zuletzt als „Nachwuchskünstler des Jahres“ in der Zeitschrift Opernwelt nominiert war. Der Countertenor, der zuvor bereits Orfeo und Ariodante sang, gewann im Sommer 2024 den 1. Preis des Concorso Lirico Internazionale „CLIP“ in Portofino. Der Part der Bradamante wird von Katharina Magiera übernommen, und als Morgana steht Shelén Hughes auf der Bühne, die in diesem Jahr bereits den George and Nora Foundation Competition gewann und Finalistin des Gesangswettbewerbs „Renata Tebaldi“ war. Als Oberto, Oronte und Melisso begeistern die jungen Sängerinnen und Sänger Clara Kim, Michael Porter und Erik van Heyningen. Am Pult des Opern- und Museumsorchesters steht Julia Jones, die an der Oper Frankfurt zuletzt die musikalische Leitung von L’italiana in Londra (Cimarosa) übernahm. 

Die Neuinszenierung von Johannes Erath begreift Händels vielschichtige Charaktere als Figuren am Scheideweg: Wie verhalten sie sich in Extremsituationen? Wie reagieren sie auf unerwartete Wendungen? Wie ändern sich ihre (Irr-)Wege, Obsessionen und ihre Gefühle an einem besonderen Ort, auf einer „Zauberinsel“, wo die gesellschaftlichen Normen außer Kraft gesetzt sind? Wie weit reicht Alcinas Kunst, die Macht ihrer „Magie“?




Erste Wiederaufnahme 

Samstag, 21. Juni 2025, um 19.30 Uhr im Opernhaus



LA DAMOISELLE ÉLUE
Poème lyrique von Claude Debussy

Johanna Wokalek (Jeanne d'Arc); 
Bildnachweis: Barbara Aumüller)
JEANNE D’ARC AU BÛCHER
Dramatisches Oratorium von Arthur Honegger
In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln



Musikalische Leitung: Titus Engel; Regie: Àlex Ollé
Mitwirkende La Damoiselle élue: Elizabeth Reiter (Die Auserwählte), Katharina Magiera (Eine Erzählerin)
Mitwirkende Jeanned’Arc au bûcher: JohannaWokalek(Jeanned’Arc), SébastienDutrieux (BruderDominique), Idil Kutay (Die Heilige Jungfrau), Elizabeth Reiter (Heilige Margarethe), Katharina Magiera (Heilige Katharina), Peter Marsh (Porcus, Ein Herold, Kleriker), Kihwan Sim (Stimme, Ein Herold).

Weitere Vorstellungen: 27., 29. (18.00 Uhr) Juni, 3., 5. Juli 2025
Soweit nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr. Preise: € 16 bis 121 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf) 


Ein Opern-Doppelabend am Ende der Spielzeit 2016/17 kombinierte zwei höchst gegensätzliche Werke der Musikliteratur: die zwanzigminütige, als Frühwerk entstandene Kantate La Damoiselle élue des französischen Komponisten Claude Debussy (1862-1918) als seinerzeit Frankfurter Erstaufführung des Werks und das szenische Oratorium Jeanne d’Arc au bûcher des Schweizers Arthur Honegger (1892-1955). Regie führte der katalanische Regisseur Àlex Ollé, der dem international tätigen spanischen Künstlerkollektiv La Fura dels Baus angehört. Er legte mit dieser Produktion sein Frankfurter Hausdebüt vor, dem er 2019/20 seine Sicht auf Puccinis Manon Lescaut folgen ließ.

Der Doppelabend Damoiselle / Jeanne d’Arc erhielt enthusiastische Kritiken: „Ein unglaubliches Spektakel (…)“, resümierte seinerzeit die Kritikerin des Kulturportals www.faustkultur.de; und in der Süddeutschen Zeitung konnte man lesen: „Chor, Extrachor, später auch der Kinderchor der Oper Frankfurt und das Frankfurter Opern- und Museumsorchester laufen hier zu Hochform auf (…).“ Das besondere Interesse von Presse und Publikum erregte allerdings die Besetzung der Titelpartie von Jeanne d’Arc au bûcher mit der aus zahlreichen Theater- und Filmproduktionen bekannten deutschen Schauspielerin Johanna Wokalek (Der Baader Meinhof Komplex, Die Päpstin). Nun kehrt sie mit dieser Rolle anlässlich der ersten Wiederaufnahme an die Oper Frankfurt zurück. „In der Frankfurter Neuproduktion ist es Johanna Wokalek, die im Mittelpunkt des kaum anderthalb Stunden dauernden Werks steht und darin mit äußerster szenischer Wucht und darstellerischer Eindringlichkeit fasziniert.“ (Wiesbadener Kurier) 
 
In La Damoiselle élue schaut eine jung verstorbene Frau vom Himmel auf ihren Geliebten herab und gibt sich ihrer Sehnsucht hin. – Die Titelfigur von Jeanne d’Arc au bûcher reflektiert kurz vor ihrem Tod auf dem Scheiterhaufen Stationen ihres kurzen Lebens: Nach dem angeblich mit göttlicher Hilfe errungenen Sieg über England und Burgund im Hundertjährigen Krieg wird sie als Hexe angeklagt, um sehr viel später – rehabilitiert – zur französischen Nationalheldin zu werden.

Die ursprünglich für März 2020 geplante Wiederaufnahme des pausenlosen Doppelabends musste aufgrund der Pandemie abgesagt werden und kann nun, fünf Jahre später, endlich nachgeholt werden. Die musikalische Leitung der Wiederaufnahme liegt bei dem Schweizer Titus Engel, der als Spezialist sowohl für Alte als auch für Neue Musik gilt. 2013/14 debütierte er an der Oper Frankfurt mit Telemanns Orpheus im Bockenheimer Depot, 2016/17 gefolgt von Mozarts Betulia liberata am selben Ort. In der Folge leitete der Dirigent Vorstellungen von Salome und Maskerade sowie in der laufenden Spielzeit die Neuproduktion von Reimanns L’invisible. Die Besetzung bleibt im Vergleich zur Premiere größtenteils unverändert: So ist auch diesmal wieder an der Seite von Johanna Wokalek der französische Schauspieler Sébastien Dutrieux als Bruder Dominique zu erleben. Angeführt von Elizabeth Reiter (Die Auserwählte / Heilige Margarethe) und Katharina Magiera (Eine Erzählerin / Heilige Katharina) sind beide Künstlerinnen wie in der Premiere sowohl in La Damoiselle élue als auch in Jeanne d’Arc au bûcher zu erleben, im zuletzt genannten Werk an der Seite von Peter Marsh (u.a. Porcus) und der neu in die Produktion einsteigenden Idil Kutay (Die heilige Jungfrau). Die türkische Sopranistin wurde zur Spielzeit 2023/24 neu ins Frankfurter Opernstudio aufgenommen.



Liederabend

Dienstag, 3. Juni 2025, um 19.30 Uhr im Opernhaus  
Marina Rebeka (Sopran;
Bildnachweis: Jānis Deinats)


MARINA REBEKA, Sopran 
MZIA BAKHTURIDZE, 
Klavier 

Klavier- Werke von Giuseppe Verdi, Francesco Paolo Tosti, Ottorino Respighi, César A. Cui, Peter I. Tschaikowski und Sergei W. Rachmaninow 

Preise: € 16 bis 132 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Mit Marina Rebeka ist anstelle von Asmik Grigorian gleichfalls ein echter Weltstar in der Liederabend-Reihe der Oper Frankfurt zu erleben: Seit ihrem Durchbruch bei den Salzburger Festspielen 2009 ist die lettische Sopranistin auf allen großen internationalen Bühnen zuhause, darunter die New Yorker Metropolitan Opera, die Mailänder Scala, das Royal Opera House Covent Garden in London, die Wiener Staatsoper und das Opernhaus Zürich. Gemeinsam mit

Dirigenten wie Riccardo Muti, Zubin Mehta, Antonio Pappano oder Yannick Nézet-Séguin präsentiert Rebeka dabei ein Repertoire, das vom Barock über den Belcanto und Verdi bis hin zu Tschaikowsky und Britten reicht. Neben zahlreichen preisgekrönten Aufnahmen bei Labels wie Warner Classics, Deutsche Grammophon, Decca und BR-Klassik entwickelt die Sopranistin zudem immer wieder spannende Konzert- und Liederabendprogramme –auf das Frankfurt-Debüt dieser Ausnahmekönnerin darf man entsprechend gespannt sein. 

Karten für die genannten Veranstaltungen sind bei unseren bekannten Vorverkaufsstellen, online unter www.oper-frankfurt.de oder im telefonischen Vorverkauf 069 - 212 49 49 4 erhältlich.

 

Samstag, 22. April 2017

Wie war's bei Pelléas et Mélisande von Debussy in der Frankfurter Oper

Mélisande und Pelléas
(c)  Barbara Aumüller

Maeterlinck
Graf Maurice (Polydore Marie Bernard) Maeterlinck war ein belgischer Schriftsteller und Dramatiker, der eine wichtige Bedeutung im sog. Symbolismus hatte. 1862 in Gent geboren, erhielt Maeterlinck 1911 den Nobelpreis für Literatur, wurde 1932 vom belgischen König geadelt und zum Grafen ernannt, flüchtete während der Nazizeit in die USA und kehrte noch einmal für zwei Jahre in seine Heimat zurück, bevor er am 6. Mai 1949 in Nizza starb. 

Der Dichter hat etliche lyrische Werke und Bühnenstücke verfasst – darunter das Schauspiel Pelléas et Mélisande, das durch Claude Debussy noch eine größere Bedeutung bekam. Der Musiker und Komponist großer romantischer moderner Welten komponierte eine Oper (seine einzige) zu Maeterlincks Bühnenwerk, die sich heute weltweit großer Beliebtheit erfreut. Bereits nach der Uraufführung des Bühnenwerks am 16. Mai 1893 im Théâtre de Bouffes-Parisiennes in Paris galt es als Hauptwerk des Symbolismus.  


Mélisande und Golaud
(c)  Barbara Aumüller
In Frankfurt seit 26. März 2017 als Wiederaufnahme auf der Opernbühne, präsentiert sich ein modernisierter Maeterlinck vom mystischen Wasserschloss in ein modernes Landschlösschen, vom märchenhaften König zu einem englisch anmutenden Adligen verändert, der sich auch König nennt, aber einen Teil des Bruchs in der gesamten Inszenierungslinie verkörpert. Während sich der Text des Librettos noch hart am irrealen symbolistisch Verhangenen, an der Todesahnung und dem Multibedeutsamen orientiert, hat sich die szenische Äußerlichkeit metonymisch über die Jahrzehnte weiterverschoben. Es sind Kunstfiguren, die nicht wirklich von dieser Welt sind, artifiziell konstruiert, von Naturphänomenen irritiert und arretiert, immerzu von dunkler Ahnung, in einer symbolträchtigen Welt und Kulisse agierend. Wie "Blinde" oder Isolierte leben und regieren sie hier, zwar einen Heilbrunnen gegen Blindheit beim Schloss, aber er ist versiegt, er hat auch nicht verhindert, dass der König blind wurde. Die Doppeldeutigkeit der Blindheit erinnert an die adligen Protagonisten des "Kirschgartens" von Tschechow, die nicht merken, was wirklich um sie herum geschieht und was sich verändert. Bis auf eine merkwürdige Stelle, wo Golaud berichtet, einen toten Bauern am Strand gefunden zu haben, verhungert. Hilflos dem Unbekannten, dem Unheil oder Tod ausgeliefert, horchen sie in die Stille, ob sich etwas mitteilt, ein Signal zu hören ist. Passivität ist dominant.

Ungewöhnlich auch die Geschichte von Mélisande, die Prinz Golaud (gefeierter Bariton Brian Mulligan) bei der Jagd an einem Brunnen findet, die unaufhörlich weint, ein Krönchen im Wasser verloren hat, und nicht sagt, wer sie ist und woher sie kommt. Golaud heiratet sie, aber ohne Papiere, sie müssen noch nachgereicht werden, und verbringt einen geheimen Honey Moon mit ihr. Er fürchtet auch, dass der erkrankte Vater König Arkel (präsenter Bass Alfred Reiter) die Beziehung als Mesalliance werten könnte und kehrt erst einmal nicht vom Jagdausflug zurück. Monate später, als er von der Schwangerschaft weiß, bittet er Pelléas um "Vorbereitung" seiner Rückkehr zum Vater und um eine Fackel im Fenster als Zeichen der Akzeptanz. So wird das Kennenlernen der düsteren Heimat Golauds für Mélisande (äußerst reizvoll und feminin, ein Diamant der Schöpfung mit starkem Sopran Gaëlle Arquez) wenigstens ein bisschen gemütlich. Der Gesamteindruck ist jedoch erschreckend für sie. 


Mélisande und Pelléas
(c)  Barbara Aumüller
Der Halbbruder Pelléas (verliebter Galan und beeindruckender Bariton Björn Bürger) hat größere Chancen bei Mélisande, und sie wird auch bereitwillig seine Geliebte. Die Fesselspielchen und Zärtlichkeiten mit ihr verträgt der Ehemann natürlich nicht, er sprengt die Intimität, und in einem düsteren Kellergewölbe macht er Pelléas klar, was passiert, wenn er nicht aufhört sie zu umwerben. Doch die beiden lieben sich und zeigen es ihm durch einen langen Kuss, als er sie erneut überrascht. Golaud erschlägt Pelléas und verletzt Mélisande, die bald nach der Geburt ihres Kindes stirbt, was der Mann ihr prophezeite - sie ginge voraus, er würde ihr folgen, denn seine Liebe zu ihr sei ewiglich. So wird dieses Königshaus dem Untergang gewidmet sein, wenn nicht der Sohn Golauds aus erster Ehe den Thron erklimmen wird. 

Fahles Sonnenlicht, Düsternis und Schicksal, Tod und Verderben, Zerfall und Endzeit, alles spür- und erlebbar unter der Regie von Claus Guth sowie im Szenischen (Drehbühne, Glitterregen bei Nacht) von Tobias Heyder und nicht zuletzt in der Musik Debussys, der mit Maeterlinck während der Entstehung alles abgesprochen hatte, Maeterlincks Texte hervorhob, sie in den Mittelpunkt stellte und feierte, so wie Maeterlinck ein Gönner Debussys war. Unter der musikalischen Leitung von Joana Mallwitz wird Debussys Tonfarbenvielfalt, ein Meer der Empfindungen ausgebreitet, die Musik umtanzt die Worte und Symbole, stellt Dissonanzen und Assymetrien dar und korrespondiert hier wieder mit dem verschobenen
Debussy
Ort der Handlung und Zeit des gesamten Stückes. Häufige Tonartwechsel lassen ebenso häufig Erwartungsänderungen und Spannung aufkommen, Gefühle werden umspielt, aber kontrastiv interpretiert. Dadurch entsteht auch der gewissermaßen unechte Charakter der Wahrnehmung und Empfindung - wie im Kunstlicht erscheint einem alles. Der Text gibt mitunter zu wenig her, wird als langweilig empfunden, ebenso wie die Statik in den Bildern, dann wieder hoch poetische Worte, Schwärmereien, Liebevolles, (Schein-)Bewegung, gefolgt von kühler Zauberhaftigkeit, dissonanten Gefühlsmomenten, Unerwartetem, was man harmonischer erwartet. Ein Werk, das man sich in seiner interessanten Andersheit anschauen sollte, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Aus musik- und literaturhistorischen Blickwinkeln ein Hauptwerk des Symbolismus.



Dienstag, 9. Juli 2013

Mosel-Musikfestival am Wochenende: Klassik für Kinder, Wanderer-Fantasien und Corelli

Samstag, 13. Juli    I    15.00 Uhr   I   Synagoge Schweich

Große Klaviermusik für kleine Leute

Eintritt: 10 € inkl. VVKFreie Platzwahl

Ein vergnügliches Konzert für kleine und große Leute, Matthias Kirschnereit am Flügel und wunderbarer Musik aus den ‚Kinderszenen‘ von Robert Schumann, Bartóks „für Kinder“ und Auszügen aus Helmut Lachenmanns „Kinderspiel“. 


Samstag, 13. Juli    I    20.00 Uhr   I   
Rokokosaal/Innenhof Kurfürstliches Palais

Wanderer-Fantasie

Matthias Kirschnereit, Klavier

Eintritt: 38 € inkl. VVK

Matthias Kirschnereit ist als „Ausdrucksmusiker par excellence“ (FAZ) den bewegten Klängen von Mozart (Türkischer Marsch), Debussy (Movement) und Rachmaninov auf der Spur. Seine musikalischen Hausgötter finden sich vor allem in der deutsch-österreichischen Romantik: Schumann, Schubert, Brahms, das ist neben Mozart und Rachmaninov seine Welt. Genau damit hat sich Matthias Kirschnereit in die Belle Etage der Pianistenzunft gespielt. Für seine Weltersteinspielung von Mendelssohns 3. Klavierkonzert erhielt er 2009 einen ECHO Klassik. 


Sonntag, 14. Juli    I   17.00 Uhr   I   Evangelische Kirche Enkirch

Corelli à la mode 

Stefan Temmingh & Wiebke Weidanz
Eintritt: 30 € inkl. VVK
Freie Platzwahl

Ein Konzert in Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach.

Der gebürtige Südafrikaner hinterlässt bei seinen Konzerten tobende Säle und ein hingerissenes Publikum; so auch bei seinem Mosel Musikfestival-Debüt im Sommer 2011 in Kloster Machern. Mit seinem einzigartigen Flötenklang, seiner Virtuosität und Leidenschaft gehört Stefan Temmingh zur Weltspitze der Blockflötisten. Wie die Geigensonaten Corellis und seiner barocken Zeitgenossen in teils atemberaubenden Verzierungen auf der Blockflöte klingen, zeigt er zusammen mit der Cembalistin Wiebke Weidanz, der Leipziger Bachpreisträgerin 2000.

Dienstag, 4. Juni 2013

Heute Abend in Schwetzingen: "Die Berauschten"


4. Juni 2013   I   20.00 Uhr   I   Schwetzinger Schloss, Rokokotheater

Wagner 200 Piano Duo Yaara Tal & Andreas Groethuysen
Werke von Wagner und Debussy


"Die Berauschten" – Wagner-Verehrung an beiden Rheinufern

*  Richard Wagner: Der Fliegende Holländer WWV 63, Ouvertüre arrangiert für zwei Klaviere von Claude Debussy
*  Claude Debussy: En blanc et noir, I. Avec emportement
*  Richard Wagner: Götterdämmerung WWV 86D, Siegfrieds Tod arrangiert für zwei Klaviere von Alfred Pringsheim
*  Claude Debussy: En blanc et noir, II. Lent. Sombre – Sourdement tumultueux, III. Scherzando
*  Richard Wagner: Tannhäuser WWV 70, Bacchanale arrangiert für zwei Klaviere von Paul Dukas
*  Claude Debussy: Prélude à l'après-midi d'un faune arrangiert für zwei Klaviere von Claude Debussy
*  Richard Wagner: Götterdämmerung WWV 86D: Schluss-Szene arrangiert für zwei Klaviere von Alfred Pringsheim

Die israelische Pianistin Yaara Tal und ihr deutscher Partner Andreas Groethuysen sind heute eines der weltweit führenden Klavierduos und konzertieren regelmäßig in den renommiertesten Konzerthäusern und bei internationalen Festivals. Mit dem Label Sony Classical verbindet das Duo eine langjährige exklusive Zusammenarbeit, ihre Aufnahmen wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt ist im Juli 2012 das Konzert für zwei Klaviere von Ralph Vaughan Williams mit dem Musikkollegium Winterthur erschienen und im August 2011 die Slawischen Tänze von Antonín Dvořák.

Werkeinführung mit Jens Malte Fischer: 19 bis 19.30 Uhr im Kammermusiksaal.