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TEUFELSKINDER von Jules Amedée Barbey D'Aurevilly
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Samstag, 27. Mai 2017
Afghanistan: Militärfotografin fotografierte Unfall, bei dem sie mit ums Leben kam
Montag, 8. Februar 2016
Wie war's bei FRANKFURT BABEL in den Frankfurter Kammerspielen?
(c) Birgit Hupfeld |
"Sie werden nicht ablassen von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun." (1. Mose, Kapitel 11, Vers 6) Das klingt fast wie eine Drohung. Die jungen Dickköpfe haben sich vorgenommen, das, was sie wollen, zu verwirklichen. Geht das denn immer so einfach? Kann man Widerstände überrennen wie grüne Grenzen?
(c) Birgit Hupfeld |
Sie sind da und wurden angelockt von irgendetwas, irgendjemand. Es waren die Versprechen der skrupellosen Schlepper und Werber, die Milliarden bisher verdienten, wohin sie auch immer flossen, die Faszination von Power, die Power von Money, die Power von Nuklear ... Sicherheit und Stärke. Dabei ist genau dieses Bild zerbröckelt, falls es einer gemerkt haben sollte. Wenn man einfach in ein so starkes Land oder Staatengebilde reinlaufen kann, ohne dass was passiert, ist es nicht weit her mit der Stärke.
Sie wollen wahrgenommen werden und reden mit vielerlei Zungen, dazu eine chaotische Musik - Charivaritöne der Multinationalität. Jugendliche sprechen aufgeregt, persuasiv und engagiert in verschiedenen Sprachen, und kein Mensch versteht dieses Durcheinander. Jeder voller Inbrunst und Elan in seiner Sprache seine Forderungen und Ansichten, und nichts kommt an! Und warum? Der Titel sagt es schon aus und legt es nahe: Es herrscht babylonische Sprachverwirrung.
"Und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen" (1.Mose 11,4). So ging die Sage los, und sie endet mit der Zerstreuung der sprachlichen Einheit in eine sprachliche Vielfalt wegen der Unverfrorenheit, Gott nahe zu sein. Zum Glück ist bald Pfingsten, da kann das Problem für Katholiken wieder leichter gelöst werden. Aber Mohammedaner kennen das ja gar nicht, also haben wir weiterhin Probleme damit ...
Frankfurt-Mainhattan und der Turmbau zu Babel - ein direkter Vergleich mit der Hybris, die von Gott mit dem Verlust der einheitlichen Sprache bestraft wurde? Nein, kaum möglich, denn Singapore und New York und Dubai sind viel höher dran... Frankfurt imposant für Deutschland, aber im internationalen Vergleich doch abgeschlagen. Und dennoch, die Opfer der göttlichen Verdammung, wenn ER des denn war, treffen sich an diesen Orten. Sie sind Anziehungspunkte für Internationalität. Irgendwas stimmt nicht an diesem Bezug. Die Jungen wollen etwas ganz anderes. Sie wollen Einheit finden in einer Sprache, sie haben sich ein Land ausgesucht, wo sie denken, dass am meisten geht. Mit ihnen Millionen von Erwachsenen, die mit ganz anderen Erwartungen als die Jungen einwandern. Einfach nur Ruhe und Sicherheit, regelmäßiges Geld.
(c) Birgit Hupfeld |
"Wenn du es begriffen hast, dann ist es nicht Gott."
Deutlich die Botschaft des Projektes, bei dem manche Schauspieler nur Buchstaben als Namen haben, weil das Jugendamt ihre Anonymität schützen möchte, und andere durch Rückkehr oder Umzug ausschieden, nie zum Auftritt kamen. Ihre Meinungen von Deutschland und den Politikern wird im Interviewstil ebenso festgehalten wie die Beschreibung der Verhältnisse zu Hause im Kriegs- oder unsicheren Gebiet. Ob die Politiker wirklich zu wenig tun? Sich nicht kümmern? Wahrscheinlich alles viel zu spät, das Sicherheitskonzept Europa zeigt Titanicausmaße. Ist eine Geldzahlung an die Türkei verwerflich? Kann denn den Flüchtlingen nicht besser direkt an der Grenze geholfen werden? Schafft die Türkei es, so viele Millionen von Flüchtlingen zu versorgen und Krieg gegen die IS und Kurden zu führen? (Wobei die beiden Letztgenannten politisch extrem verschieden sind und völlig anders betrachtet werden müssen.) Viele Fragen werden wach, und die Gewissheit, dass die jungen Eingewanderten nicht mehr oder weniger wollen als manch andere hier Lebende ... Wir könnten eine Sprache sprechen ... Fragt sich nur, welche?
Dienstag, 3. März 2015
Wie war's bei Ben Beckers Lyrikperformance in Mannheim?
(c) Arne Meister |
Zum meteorologischen Frühlingsanfang kam Ben Becker also mit zwei Musikern wieder einmal ins ehemalige Lichtspielhaus Capitol. Mit finsteren Mächten und Goethes Erlkönig begann der Sonntagabend, der uns sehr theatralisch, lebendig und plastisch in die Gedichte hineintrug, sie mit jeder Faser erlebbar machte und ihnen viel mehr abgewann, als ein bloßer "Vorleser" es je vermag. Weiter mit Hebbels "Der Heidknabe", der aus dem Albtraum erwacht, tatsächlich Geld zum vom Bösen umlagerten Heideort bringen soll, es ist wie ein Todesurteil. Der für vier Groschen angeheuerte Hirtenknecht ist dann der, der ihn nicht am Heideort beschützt, sondern des Geldes wegen ermordet. Mit einer Bassstimme, die leicht mitkann mit den aktuellen Bassverstärkern, und einer genialen Mimik werden wir auch hier Zeuge von mysteriösen Tötungen. Das schleift sich geradezu ein, denn im dritten Gedicht von Theodor Fontane "Das Trauerspiel von Afghanistan" erhöht sich die Zahl der Opfer um 12.999. Das Drama eines geschlagenen Heeres, mit Frauen und Kindern in der Nacht in alle Richtungen zerschlagen und zerstreut:
Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
Laut, wie nur die Liebe rufen mag,
Sie bliesen - es kam die zweite Nacht,
Umsonst, daß ihr ruft, umsonst, daß ihr wacht.
Einer kam schließlich noch heim aus Afghanistan. Dieses 1857 in London geschriebene Gedicht, wo Fontane Auslandskorrespondent war, beschreibt den katastrophalen Ausgang des ersten der drei anglo-afghanischen Kriege zwischen 1839 und 1842. In diesem Konflikt versuchten Briten und Russen die koloniale Vorherrschaft in Zentralasien zu erringen.
Ein direkter Bezug zur Jetztzeit, unsere Beteiligung an einer Fortführung dieses Krieges mit anderen Vorzeichen, der wieder einmal und nun seit über 40 Jahren dieses arme, aber traditionsreiche Land beutelt, der die Russen in ein finanzielles Desaster trieb und die Amerikaner samt allen beteiligten Nationen über alle Gebühr Jahr um Jahr festhält. Kein Wunder, dass der Sinn dieses Einsatzes immer wieder neu hinterfragt wird, so auch von Ben Becker, der zu diesem Trauerspiel einen weißen Pelz wie Schnee über sich wirft und in einem sonoren Sprechgesang "Sag mir, wo die Blumen sind" den trauernden Feldherrn mimt.
Im Kontrast zu diesem traurigen Thema dann ein Ausflug in Klatsch und Tratsch mit Hintergrund, womit der Künstler die ganze Ernsthaftigkeit wieder aufhob und Platz für Ulk und Witz ließ. Ob nun der Frisör von Ursula von der Ley(Leid)en, die mit anderen immer durch salbungsvolle Worte für die Fortführung der Mission in Afghanistan wirbt, und sein Draht zum Networkmarketing, das es schafft, ein Billigparfüm mit seinem Namen für viel Geld zahlreich unter die Leute zu bringen, oder der Schalterbeamte am Flughafen, der Becker wohl verklagen wird, wegen ... einer Sonnenbrille und einer Beleidigung. Wir erfahren bei der Gelegenheit auch, dass der Abend mal brutto ca. 15.500 € bringt, die zwischen Raummiete, Technik, Personal, Becker und seinen Musikern aufgeteilt werden müssen. Das sind vielleicht zwei Tage Parfümverkauf, der Monat hat allerdings 30 Tage ... und Performances sind nicht jeden Abend. Ursula v.d.L.'s Frisör Udo Walz bleibt im Vorteil.
Credits to www.faceland.com |
Wir betreten sodann die Welt der harten Männer. Emanuel Geibels "Die Goldgräber" beschreibt den Gold Rush nach 1848, bei dem sich viele gegenseitig umlegten, um das Körnchen vom anderen auch noch zu bekommen. Die Hinterhältigkeit, Fiesheit und Habgier dieser Goldgräber spüren wir intensiv zwischen den Fingerspitzen bei der Rezitation der Zeilen des Lübeckers, der im 19. Jahrhundert Rang und Namen gewann.
Ein weiterer Knüller, der jedoch nicht nur für Beckers, auch für die Zuschauer sicher einen Seltenheitswert hat, ist die Ballade "Nis Randers", die von vielen bearbeitet, hier stammt sie von Otto Ernst (Schmidt), dargeboten wird. Ein vermisster Sohn, ein gestrandetes Schiff, ein Mann "todesmatt" im Mast und ein Nis, der tapfer hinüberrudert und seinen Bruder findet. Wie der drei Jahre im Mast oder auf dem Schiff überlebte, will ich gar nicht reflektieren, hartes Männerzeug halt. Im Gewitterblitzlicht kehrt das Boot zurück: „Sagt Mutter, ’s ist Uwe!“ Dieser Satz, so modern und küstennah, hat was von düsterem Hans-Albers-Film und Sonntagnachmittagprogramm, obgleich schon lange vorher, 1901, veröffentlicht. Beckers amüsieren sich über diesen Schlusssatz regelmäßig.
Zum Ende noch die berühmt-berüchtigte Ballade "John Maynard" von Theodor Fontane, die viele Schüler im Haupt- und Realschulbereich fesselt und dessen Opfer- und Heldentod sie zumindest in der Pfalz tatsächlich dazu bringt, ein Gedicht auswendig zu lernen. Beeindruckend auch Ben Beckers folgende Liedinterpretation mit broadwaymäßiger Beweglichkeit zum Vorhang.
Gedichte erleben, Lyrik sichtbar werden lassen, das ist die kurzweilige Kunst, die nur einige Schauspieler wirklich gut beherrschen, Ben Becker gehört dazu. Der Abend macht Spaß, ist "lehrreich", obwohl ihm an den germanistischen Interessen nichts liegt, und bleibt außergewöhnlich.
Sonntag, 15. Juni 2014
Kurzvideo: Afghanistan
Montag, 25. Februar 2013
Heute in Saarbrücken: Fotoausstellung Afghanistan, Kunst der 50er
Kinderarbeit |
Kunst aus der Schule: Ich zeig dir meine Welt - Fotos von afghanischen Schüler(inne)n
Universität des Saarlandes
Campus
66123 Saarbrücken
+49 (0) 681 302-0
Die Fotoausstellung „Ich zeig dir meine Welt“ ist das Ergebnis mehrerer zweitägiger Fotoworkshops mit 85 Schüler(inne)n der Technischen Schule, der Bau- und Kunstgewerbeschule, des Lycée Rahman Baba, des Lycée Khoshal Khan und des Lycée Aisha-e-Durani in Kabul. Initiiert wurden die Workshops und die Ausstellung von der PASCH-Abteilung des Goethe-Instituts Kabul. Die Workshops fanden 2010 unter Anleitung der Lehrerin Rebekka Wagner statt.
Nach einer theoretischen Einführung in die bildnerischen Grundkenntnisse der Fotografie und einer kurzen praktischen Probephase schloss sich eine 4-tägige Foto-Safari in Zweier- bzw. Dreiergruppen zu einem selbstgewählten Unterthema an. Ziel war es in Mini-Fotoserien, Aspekte des Alltags und der persönlichen Lebensumgebung der Jugendlichen über das reduzierte journalistische Bild eines Landes und über die klischeehaften Vorstellungen von Werbung und Mundpropaganda hinaus einzufangen und weiterzugeben.
Neben interessanten Einblicken in ansonsten oft verschlossene Bereiche des privaten Lebens zeigen die Fotos eine kritische – bisweilen distanzierte – Sichtweise der Jugendlichen auf ihre Heimat. Aber auch die landschaftliche Schönheit, das kulturelle Erbe und die religiöse Tradition erhalten einen gebührenden Platz in den Fotoarbeiten. Die Fotos zeugen von dem großen Engagement der Teilnehmer/-innen und überraschen durch eine kreative Wahl der Ausschnitte und Perspektive.
Saarland Kunst der 50er Jahre
Saarland.Museum - Moderne GalerieBismarckstr. 11
66111 Saarbrücken
+49 (0) 681 9964-234
Das Saarland.Museum präsentiert in der Modernen Galerie saarländische Kunst der 50er Jahre: Otto Steinert begründet die subjektive Fotografie, Künstler wie Max Mertz, August Clüsserath und Boris Kleint beschreiten neue künstlerische Wege, Oskar Holweck schließt sich 1958 der Gruppe ZERO an und Leo Erb beginnt 1952 mit der ersten „Linienzeichnung“. 1957 gründet sich die „neue gruppe saar“, die bereits ein Jahr später die erste Gruppenausstellung im Saarlandmuseum zeigt.
Die Ausstellung „Saarland – Kunst der 50er Jahre“ präsentiert diesen spannenden Neuanfang der saarländischen Kunstszene mit rund 80 Werken.
Jazz- und Latin-Session
City Hotel
Richard-Wagner-Str. 67
66111 Saarbrücken
Die Jazz &
Latin Session gibt es, so wie sie jetzt ist, seit 2011. Die
saarländische Jazz-Größe Fritz Maldener gründete die Session im Herbst
2011, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen bald nicht mehr spielen.
Trotzdem blieb die einzige wöchentliche Jazz-Session in Saarbrücken
erhalten. Ein gemischtes Publikum, abwechslungsreiche Musik und kühles
Bier sind immer ein Grund im City-Hotel vorbeizuschauen. Wir achten sehr
darauf, das der Ansatz immer das gemeinsame Musizieren und ein
respektvoller Umgang ist. Alle sind herzlich willkommen, ob zum Spielen
oder Lauschen. 20:30 Uhr Mittwoch, 24. Oktober 2012
Besprechung: DIE SIRENEN VON BAGDAD von Jasmina Khadra
Jasmina Khadra
Die Sirenen von Bagdad
Yasmina Khadra ist das Pseudonym von Mohammed Moulessehoul. Der 1955 geborene Autor war hoher Offizier in der algerischen Armee. Wegen der strengen Zensurbestimmungen veröffentlichte er seine beliebten Kriminalromane mit Kommissar Llob unter dem Namen einer Frau. Erst nachdem er im Dezember 2000 mit seiner Familie nach Frankreich ins Exil gegangen war, konnte er das Geheimnis um seine Identität lüften. Yasmina Khadra ist eine der wichtigsten Stimmen der arabischen Welt, seine Romane sind in 17 Sprachen übersetzt. In seinem jüngsten Roman, der nun auch auf Deutsch vorliegt, schließt Yasmina Khadra seine Trilogie über die Situation im Nahen und Mittleren Osten und schildert den Irakkrieg aus der Sicht eines arabischen Schriftstellers.
Algerien während des Bürgerkriegs in den neunziger Jahren, Afghanistan unter den Taliban und der Nahe Osten mit dem Palästina-Konflikt sind die hauptsächlichen Schauplätze der bisherigen Romane von Yasmina Khadra. Mit «Die Sirenen von Bagdad» kommt ein weiterer Brennpunkt des internationalen Kriegsgeschehens dazu: der Irak. Der Roman arbeitet mit einem namenlosen Icherzähler, der am Ende des Romans kurz davor steht, ein Attentat in London zu begehen, das die Zerstörungen bisheriger Anschläge bei weitem übertrifft. Der Erzähler, dessen Laufbahn zum Selbstmordattentäter wir während des Buches verfolgen, erweist sich zunächst als sensibler junger Mann, der auf jede Gewaltanwendung mit einem Schock und mit körperlicher Erschütterung reagiert. Islamismus spielt gar keine Rolle.
Aufgewachsen ist dieser Erzähler in Kafr Karam, einem Beduinendorf in der irakischen Wüste. Als Einziger weit und breit besucht er die Schulen, danach schreibt er sich für ein Literaturstudium an der Universität von Bagdad ein. Der Einmarsch der alliierten Truppen im Irak beendet jäh diese Phase seines Lebens, die ihm anfänglich noch neue Horizonte eröffnete. Zurück im Dorf bleibt ihm nichts als ein tristes Leben. Seine Abneigung gegen jegliche Gewalt führt ihn in schwere Krisen, als der Krieg auch diese armselige Wüstenregion erreicht. Und als eine Gruppe von GIs auf der Suche nach Waffen und Terroristen (ohne jegliches Verständnis für die Mentalität dieser Beduinen) das Dorf durchkämmt und dabei den Vater des Erzählers zutiefst demütigt, verlässt dieser das Dorf - nach beduinischer Tradition kann er diese Schande nur mit dem Blut der Feinde reinwaschen ...
dtv, 320 S., 9,90 €
Mittwoch, 17. Oktober 2012
Dichterhain: DIE WITWE AUS AFGHANISTAN von Shekir Pavo
Die Witwe aus Afghanistan
Einst das Kind im Sarg
getragen wurde zu Grab´,
die Witwe aus Afghanistan
nach Gnade flehend und laut klagend:
„Gott, verlassen hast du uns,
genommen unsere Liebsten,
wie Rosen, Tulpen pflückst du uns,
fremd ist längst der Frieden.
In meinem Arm, mein totes Kind
lasse, wo immer seine Mörder sind.
Solange wir leben, solange wir wein´,
unsere Schmerzen auch ihre sein.
Doch lasse ihre Kinder am Leben,
mögen ihre Seelen in Frieden ruhn´,
der Fehler liegt nicht in ihrem Tun!
Und erfülle uns einen letzten Wunsch,
die Überlebenden, lasse uns segnen,
und solange blutverschmiert, lasse regnen,
lasse regnen über Wiesen, Hütten und Stein,
bis Straßen und Gärten sind wieder rein,
bis Landschaften und Berge von Blumen verziert,
damit Afghanistan nie seinen Glanz verliert.
Lasse den Schnee tauen, als Trinkwasser für die Bauern
und lasse Land und Vieh überleben, damit
Kinder stark genug, das Holz zu heben
für den Kamin, worin unser Brot gebacken
und wovor unsere Kleider hängen am Haken.
Lasse im Tal die Blumen wachsen,
damit die Bienen uns beschenken
mit der Süße des Honigs.
Lasse an das Licht,
auch wenn nur eine Kerze,
damit die verlorenen Seelen
sich nicht verirren in der Dunkelheit,
und bei Helligkeit
lasse die Winde zu uns wehen,
damit die Tauben schneller
die Nachrichten der Vermissten bringen.
Bringe bitte alle Vögel dieser Welt,
damit sie übersingen unterm Himmelszelt
die Schüsse und Klagen der Opfer.
Denn der einzige Ort, an dem wir
glücklich sind, welch´ rar, und kaum
ist im Schlaf
der kurze Traum
vom Frieden."
(c) Shekir Pavo, 1998
Donnerstag, 4. Oktober 2012
WENN DIE FREIHEIT MIT FÜSSEN GETRETEN WIRD - Mannings auf der Anklagebank von Marco Meissner
© 2012 ap Cliff Owen |
Der Prozess gegen ihn soll zwischen dem 4. Februar und 15. März 2013 beginnen.]Staub wirbelt in die Luft. Die Maschinengewehrsalve schlägt donnernd in den Wüstenboden. Immer wieder sprechen die Soldaten, die das Maschinengewehr bedienen von bewaffneten Männern. Doch die Waffen dieser Männer sind Fotokameras. Aufmerksame und erbarmungslose Zeugen der Wirklichkeit. In Panik stürzen sie in den Dreck. Chancenlos erfasst sie das Schicksal in Form unzähliger Projektile.
Doch nicht die Soldaten sind die Täter.
Vor Gericht steht in diesen Tagen der Mann, der das dazugehörige Video der Öffentlichkeit zukommen ließ. In einer Zelle wartet er auf sein Urteil.
Die Todesstrafe sei ausgeschlossen. Man wolle keinen Märtyrer aus ihm machen. Doch aller Wahrscheinlichkeit wird Bradley Manning ein Leben lang hinter US-amerikanischen Gittern verbringen. Ohne die Chance auf eine vorzeitige Haftendlassung.
Er war es der die geheimen Dokumente Wikileaks zuspielte und dafür soll er jetzt büßen. Als abschreckendes Beispiel in die Geschichte der amerikanischen Gerichtsbarkeit eingehen.
In den Nürnberger Prozessen wurden damals Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt, die nach den unmenschlichen Maßnahmen ihrer Zeit gehandelt hatten und sich somit aller nur denklicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht hatten.
Nie wieder wollte man einfach nur weg sehen. Nie wieder sollte so etwas geschehen.
Doch nun steht jemand vor Gericht, der nicht weggesehen hat. Der uns allen gezeigt hat, was nach Meinung der US-Behörden nicht für unser Auge bestimmt war. Doch die Welt schaut weg. Lässt ihn allein. Zu mächtig ist der Gegner, der mit einer beispiellosen Prangerjustiz all seine Gegner mundtot macht. Landesverrat und Kollaboration mit dem Feind werfen die US-Behörden ihm vor. Und scheinbar merkt niemand, dass der Feind die Weltöffentlichkeit selbst zu sein scheint. Denn es sind eben wir, denen Mannings die Informationen zukommen lies.
Bradley Manning (c) wikipedia |
Man kann zu Julian Assange, Wikileaks, der Einhaltung von Schweigepflichten stehen wie man möchte. Doch wenn das Leben eines Menschen verpfuscht wird, der nicht mit ansehen konnte wie ungestraft Kriegsverbrechen an sämtlichen Fronten begangen wurden, dann ist das eine menschliche Tragödie. Damit treten die USA ein Gut mit Füßen, welches sie höher halten als jedes andere: Die Freiheit. Denn nur wo auch die Gedanken frei sind. Dort wo sich jeder seine Meinung machen kann. Wo niemandem die wichtigsten Details vorenthalten werden. Dort ist der Mensch in der Lage frei zu sein und zu handeln.
Donnerstag, 9. Februar 2012
1.3.2011 - ein ganz normaler Tag im Vorfrühling
Donnerstag, 14. Juli 2011
Jugendbuch: Wounded - hochaktuell wegen Deutschlands Präsenz in Afghanistan
Eric Walters
21st century thrill – Wounded
ab 14 Jahren
Stuttgart 2011, 240 Seiten, Klappenbroschur
€/D 12,95, Kosmos Buchverlag
Wounded heißt der neue Roman des Erfolgsautors Eric Walters. Darin wird das politisch umstrittene Thema „Krieg oder Friedenseinsatz in Afghanistan?“ aufgegriffen, denn immer mehr Soldaten sterben oder kehren traumatisiert von den Erlebnissen in Afghanistan zurück.
Im Krieg bleibt niemand unversehrt, diese Lehre ziehen alle Leser dieses Buches, dieses Jahr bei Kosmos Jugendbuch in der Reihe "21st century thrill" erschienen. Es thematisiert wie einst Vietnam-Romane das Thema Afghanistan, Kriegserfahrungen und Kriegstraumen.
Der Roman erzählt von dem psychischen Nachhall des Krieges, mit dem die Soldaten zu kämpfen haben – ergreifend, einfühlsam und realitätsnah schildert dabei der kanadische Autor die schwierige Auseinandersetzung einer Familie mit dem kriegstraumatisierten Vater.
Der 16-jährige Marcus zählt die Tage bis zur Rückkehr seines Vaters aus Afghanistan, wo dieser als Mitglied der Special Forces für ein halbes Jahr stationiert ist. Für Marcus ist er ein Held und er ist sehr stolz auf ihn. Als der große Tag gekommen ist, feiert die Familie überglücklich, dass der Vater unversehrt zurückgekehrt ist. Denn der Vater von Marcus’ Freundin wurde bei einem Einsatz getötet.
Nach einiger Zeit bemerkt Marcus jedoch, dass sein Vater anders ist und in vielen Situationen seltsam reagiert. Er schläft kaum noch, ist besessen von Nachrichten aus Afghanistan und während er manchmal fast zu überschwänglich erscheint, wirkt er dann auch wieder übermäßig aggressiv und unberechenbar. Marcus weiß, dass posttraumatische Stresssymptome viele Soldaten treffen können, aber doch nicht seinen Vater! Er muss jedoch einsehen, dass genau das der Fall ist. Nur: Wie soll er seinem Vater beibringen, dass er Hilfe braucht?
Mein Vater sprang vom Stuhl, warf ihn dabei um und landete auf seinen Füßen. Dann stürzte er durchs halbe Zimmer auf mich zu. Ich war geschockt. Sein Gesicht war wie eine Maske der Panik. Er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, sein Gesicht weiß wie ein Laken. Er sah so böse aus, so todernst, dass mein Herz in doppeltem Tempo schlug. „Schleich dich nie wieder so an mich heran!", brüllte er.
Eric Walters ist preisgekrönter kanadischer Autor, der schon über 60 Jugendbücher veröffentlicht hat. Unter dem Label 21st Centruy Thrill ist von Eric Walters bereits We All Fall Down und Lethal Wave erschienen.
Montag, 22. März 2010
Unser Gesundheitssystem: zu teuer, zu ineffizient, verschwenderisch, undurchsichtig
+++
Samstag, 4. Oktober 2008
Buch: Khaled Hosseini - Drachenläufer
Leider erst jetzt entdeckt, aber um nichts zu spät, sondern ein zeitloses Dokument der afghanischen Geschichte der letzten 40 Jahre:
Drachenläufer/Kite Runner ist ein Roman des afghanisch-amerikanischen Schriftstellers Khaled Hosseini. Er erschien bereits 2003 und wurde 2007 von Marc Forster verfilmt. Seine Geschichte über eine Kindheit in Afghanistan wurde über acht Millionen Mal in über 34 Ländern verkauft.
Amir und Hassan, der Herr und sein Diener, zwei Jungen aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, eine Paschtune und ein Hazarah (ethnische Minderheit), wachsen gemeinsam in Kabul der 60er- und 70er-Jahre auf. Sie haben die gleiche Amme, spielen zusammen, bis eines Tages die Diktatur und Gewalt über sie hereinbricht. In der Handlung metaphorisch durch Assef, den Bewunderer des Faschismus, in der Wirklichkeit des Plots und real in der Geschichte des Landes durch die Sowjets. Die beiden Jungen genießen das Leben im bürgerlichen Vorkriegs-Kabul und gewinnen zusammen einen jährlich mit Papierdrachen ausgetragenen Wettkampf, der symbolisch für die Anerkennung von Amir durch seinen Vater steht und die grenzenlose Loyalität des Dienerfreundes. Gerade die Geschehnisse im Gefolge des Wettkampfes verändern beider Leben. Amir ist nicht in der Lage, die Loyalität Hassans zu erwidern.
Die Geschichte verläuft parallel zur Besetzung Afghanistans durch die Russen und später die Taliban. Amir flieht mit seinem Vater nach Kalifornien und kommt erst später wieder nach Afghanistan. Hassan ist bereits tot, wurde ermordet, sein Sohn wird jedoch von Amir mit in die USA genommen. Zwischen ihnen herrscht eine ähnliche Beziehung wie zwischen Amir und seinem Vater und mit Hassan.
Ein Roman, der sich leicht und gut liest, einen nicht mit Langeweile quält, einem das alte und neue Afghanistan nahebringt. Sehr zu empfehlen.