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Montag, 21. September 2015

Wie war's bei Helmut Lachenmanns Oper DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN?

(c) Monika Rittershaus

Freitagabend, den 18.09.2015, bot die Frankfurter Oper eine seltene und sehr zwiespältig aufgenommene Premiere. Helmut Lachenmanns Oper DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN (UA 26.01.1997, Hamburger Staatsoper) war alles andere als leicht konsumierbar.

Im kompletten Bruch mit den Seh- und Hörgewohnheiten boten sich an eine stark atonale und dissonante Musik und eine zerhackte Sprache mit extremen Staccati in der Syntax, in der Einzellaute, Silben, schlicht Präfixe und Suffixe und andere Affixe, ein anarchistisches Eigenleben entwickeln, in völlig anderer Anordnung als der semantisch erforderlichen den Zuhörer irritieren. Nicht zuletzt durch bisweilen geradezu schussartige Betonungen, die geradezu wie ausgespuckt klangen. So das -fffff-t von Kraft. Mit einer hervorragenden Leistung der Musiker und des Chores sowie der beiden Sopranistinnen wurde ein Stück schwere moderne Komposition meisterhaft bewältigt. Unter der Regie von Benedikt von Peter wurde eine eigenwillige Oper verwirklicht.

Als Mittelpunkt des multimedialen Geschehens diente ein Podest, auf dem ein Mann (Michael Mendl 120 Min. mit stoischer Ruhe und Selbstbeherrschung) um die 60 Jahre plus sich mit einem Meerschweinchen beschäftigte, es streichelte, mit Kopfsalat fütterte, ganz dezent Torero spielte, es verhüllte und enthüllte, ihm Wasser zu trinken gab und es sehr lange festhielt.

Parallel zur Hilflosigkeit des kleinen Tieres zeigte sich eine bleierne Einsamkeit des Mannes und eine innige Liebe zum Meerschweinchen. Er schien geradezu ein Stellvertreter für das Mädchen aus dem Märchen von Hans Christian Andersen zu sein, der es verkörperte in einer moderneren Umgebung, das Leben zum Tod, hier eines Seniors in einer gefühlskalten gesellschaftlichen Umgebung. Wo (nicht nur) 1845 arme Kinder noch auf der Straße erfroren, wenn sie nicht rechtzeitig vor der Kälte im Winter gerettet wurden, sind es heute vereinsamte, alleinstehende Senioren in ihren Wohnungen, die ihre Lebenserhaltung und Heizung nicht mehr bezahlen können. Andererseits lässt sich die fürsorgliche Behandlung des Tieres auch als Ersatzumgang mit dem im Märchen erfrorenen Mädchen sehen. Liebe für das Mädchen, Schutz und Pflege.

Die Gesellschaftskritik ist es auch, die Lachenmann dazu brachte, die anarchistischen und hasserfüllten Gedanken der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin über Außenseiter der Gesellschaft und ihre Kritik am politischen System der "Schweine" mit einem Text von Leonardo da Vinci aus dem Jahre 1506 zu kontrastieren. Während hier ein Wanderer am Stromboli voller Ehrfurcht vor den Eruptionen und der Naturgewalt des Stromboli in eine Höhle tritt, die ihn augenblicklich mit Schutz, aber auch Dunkelheit umgibt, den Tod sozusagen sowohl vermeidend als auch mit ihm konfrontierend, bleibt dessen Integration ins politische Leben und in Inkaufnahme für Outlaws in den Augen der Inhaftierten ein Verbrechen.
(c) Monika Rittershaus

Die Botschaften zum Inhalt waren insgesamt sehr stark kaschiert. Einfache Lesbarkeit hätte den kryptischen Charakter des Stückes entschärft. So waren die Texte in der Projektion gebrochen durch die Wände, erstrahlten fetzenweise auf den Rangballustraden und waren in einigen Wiedergaben auch nicht lesbar. Nur mit größtmöglicher Mühe ließen sich Sinn und Bedeutung vermuten. Statt dessen waren einzelne Wörter in der Schriftprojektion Haupttransporteure von Ablauf und Aussage.

Einerseits die 24 Stationen der Werkstruktur, ablesbar links und rechts von der Videoleinwand, die das Geschehen "Mann und Meerschweinchen" groß zeigt. Nach einem ersten Akt AUF DER STRASSE mit 10 Stationen beginnt der eigentliche Leidensweg des Mädchens mit 14 Stationen bis zum Tod in Akt II AN DER HAUSWAND. Angelehnt an die Bibel und den christlichen Leidensweg wird der Tod des Mädchens in einer verklärenden Lichtapotheose und Aufstieg zu Gott hauptsächlich im zweiten Akt thematisiert.

Sind zu Beginn u.a. Frier- und Schnalz-Arie Stationen, werden die drei an der Hauswand entzündeten Schwefelhölzer im zweiten Akt mit Ritsch I bis III festgehalten, die Traumbilder auf der Hauswand I bis IV bekommen ergänzend fassbarere Namen, so Nr. 20 "Die Großmutter", die im Todestraum das Mädchen liebevoll abholt, in eine positive Traumwelt entführt. Über "Himmelfahrt" und "Shô" wird das Sterben erlebbar. Passanten entdecken das erfrorene Mädchen am Neujahrsmorgen im Märchen und in Lachenmanns "Epilog".

Andererseits werden Projektionsfetzen aus Weihnachtsliedern, Märchentexten und politischen "Nachrichten" durch Tonaufnahmen wie: im "August 14" die "sozialdemokratische Maske", "Der Konsumentenstatus ist eine Neurose", ergänzt, die APO reduziert auf einen Salatblätter essenden, fast werfenden Senior, "Die Schweine sagen 'mehr Staat', das Volk sagt ... (Fading out)", dazu das hektisch unterbrochene Untermalen mit Tönen, Stimmen, Percussion und einer Art psychiatrisches Klima schaffendem Chor. Wiederholt ein leidendes Gesicht des Darstellers. Die große Aussparung ist des Volkes Wille und quasi mit eigenen Inhalten zu füllen.

Das Beschriften der Wände korrespondiert hier ganz deutlich mit Ensslins Anschauung, dass die "Kriminalität des Systems sich auf unsere Haut schreibt". In dieser Schrift- und Gesangswelt auch die Botschaften des Mädchens: "Gib mir zurück, bitte!", "Gib mir zurück! Kraft!", "Ich ... ging verloren" und "Nimm mich mit!". Eine Brücke vom Mädchen zu Ensslin darf geschlagen werden. Letzendlich auch zum Meerschweinchen, das im Rahmen der Lichtapotheose geduldig in den erhobenen Händen des Darstellers ruht.

Mit all diesen Zeichen und Metaphern erschließt sich das Geschehen des ganz kurzen Ausgangsmärchens nur grob, wer es nicht genau kennt, muss nachlesen, was genau passiert ist, denn es wird nur ansatzweise klar. Mit Puzzletechnik darf der Zuschauer erschließen, was sich zugetragen hat und wird nicht oft auf diesem Weg resignieren.

Das Meerschweinchen ist die Unbekannte in diesem Stück. Das hilflose Tier, die scheue Kreatur als Zeichen für Kindsein, auch Ausgeliefertsein? Schließlich auch die Kind-Haustier-Situation, die Pflege, die Liebe, das Erziehen und Behüten, all das, was dem Mädchen nicht zuteil wurde. Nach allen Regeln des Tierschutzes wurde das Tier an die Musik und das Geschehen gewöhnt, hat das kleine Geschöpf sogar einen eigenen Coach, der auch während der Aufführung über es wacht.

Die Stimmung der Zuschauer war zwiespältig - abwartend, amüsiert, unsicher, begeistert und ablehnend. Verdient langer Applaus für den Komponisten, die Musiker, den Chor, die Darsteller, die Regie.

Donnerstag, 3. September 2015

18.09.2015 - Spielzeiteröffnung der Oper in Frankfurt a.M.: DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN. Musik mit Bildern von Helmut Lachenmann

Bildnachweis: Monika Rittershaus

Freitag, 18. September 2015, um 19.30 Uhr im Opernhaus



Bildnachweis:
Astrid Karger
Premiere / Frankfurter Erstaufführung
DAS  MÄDCHEN  MIT  DEN SCHWEFELHÖLZERN
Musik mit Bildern von Helmut Lachenmann (*1935)
Text vom Komponisten nach dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen
sowie Texten von Leonardo da Vinci und Gudrun Ensslin
Mit Übertiteln

Musikalische Leitung: Erik Nielsen
Inszenierung: Benedikt von Peter
Bühnenbild: Natascha von Steiger
Kostüme: Cinzia Fossati, Natascha von Steiger
Licht: Joachim Klein
Video: Bert Zander
Dramaturgie: Sylvia Roth, Mareike Wink
ChorWerk Ruhr: Michael Alber


Sopran: Christine Graham, Yuko Kakuta
Klavier: Yukiko Sugawara, Tomoko Hemmi
Shô: Mayumi Miyata
Sprecher: Helmut Lachenmann
Schauspieler: Michael Mendl

ChorWerk Ruhr; Statisterie der Oper Frankfurt; Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain

Helmut Lachenmann (*1935) gilt als einer der herausragenden Komponisten der musikalischen Avantgarde. In seinen Werken geht es ihm stets um die Erweiterung des herkömmlichen Musikbegriffs, die er u.a. mit der Loslösung von Tonalität und Tonhöhe erreicht. Geräusche verwendet er als integrale Teile des Klangs, innovative Spieltechniken auf traditionellen Instrumenten sollen zu einem neuen Hörverständnis des Publikums beitragen. Dem vielfach ausgezeichneten Künstler wurde u.a. 2015 der Deutsche Musikautorenpreis für sein Lebenswerk verliehen.

„Musik mit Bildern“ lautet der Untertitel von Lachenmanns zentralem Bühnenwerk "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern", das am 26. Januar 1997 an der Hamburgischen Staatsoper mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. 

Basierend auf dem gleichnamigen Märchen des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen, verknüpft Lachenmann das Schicksal der Titelfigur mit dem der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin, aus deren Texten er neben anderen in seinem Libretto zitiert. Dabei gibt es keine Handlung im eigentlichen Sinn. Das Schicksal der Protagonistin wird vornehmlich durch die Musik vermittelt, wobei das Publikum zwischen den im Zuschauerraum verteilten Orchestermitgliedern Platz nimmt und so Teil des Geschehens wird.

Andersens kleines Mädchen, im Winter ausgeschickt, um Streichhölzer zu verkaufen, entzündet eines nach dem anderen, um sich zu wärmen und am Ende doch in der physischen und gesellschaftlichen Kälte zu erfrieren. 

Während dem Kind die Streichhölzer einen Moment Wärme geben, dienen sie Gudrun Ensslin als Waffe gegen das verhasste System. Benedikt von Peters Inszenierung beginnt dort, wo 1968 Kaufhäuser brannten: in einer Großstadt, mitten in der Gesellschaft mit all ihren sozialpolitischen Facetten.

Die musikalische Leitung der Neuproduktion hat Frankfurts ehemaliger Kapellmeister Erik Nielsen, der in naher Zukunft Chefpositionen in Bilbao und am Theater Basel antreten wird. Regisseur Benedikt von Peter ist seit 2012 Operndirektor am Theater Bremen und wird 2016 die Intendanz des Luzerner Theaters übernehmen. 

Zu den Mitwirkenden gehören zudem Helmut Lachenmann als Sprecher sowie der renommierte Schauspieler Michael Mendl, der bereits 2014/15 anlässlich der Uraufführung von Rolf Riehms Sirenen in Frankfurt zu Gast war. Die weiteren an der Produktion beteiligten Künstlerinnen und Künstler sind überwiegend bereits mit Lachenmanns Werk vertraut, darunter die japanische Sopranistin Yuko Kakuta sowie ihre Landsfrauen Yukiko Sugawara – Lachenmanns Ehefrau – und Tomoko Hemmi am Klavier. Das Instrument der Shô-Spielerin Mayumi Miyata ist eine traditionelle japanische Mundorgel. Auch das Vokalensemble ChorWerk Ruhr hat Lachenmanns Mädchen bereits aufgeführt, so wie der Dirigent Matthias Hermann, der als Schüler Lachenmanns die Leitung einiger Vorstellungen übernehmen wird. Die amerikanische Sopranistin Christine Graham gibt ihr Frankfurt-Debüt.

Auf Grund der technischen Ansprüche, die es an seine Realisierung stellt, wird das Werk nur sieben Mal im September 2015 „en bloc“ gespielt. Darüber hinaus wird es nicht zu sehen sein. 

Es gibt drei Begleitveranstaltungen zum Stück, die in diesem Zeitraum auf dem Spielplan stehen:
+++ Oper 
extra am 6. September 2015 um 11.00 Uhr, 
+++ Gesprächskonzert mit Helmut Lachenmann am 13. September 2015 um 11.00 Uhr und +++ Oper im Dialog am 20. September 2015, um 18.30 Uhr (im Anschluss an die Vorstellung).

Weitere Vorstellungen: 
20. (15.30 Uhr; mit kostenloser Betreuung von Kindern zwischen 3 und 9 Jahren), 21., 23., 24., 26., 27. September 2015
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr

Preise: € 19 bis 165 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Montag, 17. August 2015

Spielzeit 2015/16 der Frankfurter Oper - kommentierter Ausblick

Foto: Rui Camilo

In der Spielzeit 2015/16 der Frankfurter Oper werden unverändert wie im Jahr zuvor mehr als 400 Veranstaltungen insgesamt – davon 179 Opernvorstellungen dargeboten.
Insgesamt gibt es 13 Premieren (96 Vorstellungen), davon 8 szenische und 2 konzertante Premieren (73 Vorstellungen) im Opernhaus und 3 Premieren (23 Vorstellungen) im Bockenheimer Depot.
Es kommt zu 14 Wiederaufnahmen (83 Vorstellungen) im Opernhaus, angeboten werden 8 Liederabende im Opernhaus und über 290 Vorstellungen aus der Sektion Sonderveranstaltungen, davon über 220 im Rahmen von JETZT! Ferner gibt es für Schüler und Lehrer weitere 80 Veranstaltungen.


Bernd Loebe (Opernintendant)
Foto: Maik Scharfscheer
„In dieser Spielzeit wollen wir Sie, liebes Publikum, mit einem differenzierten Angebot einmal mehr verführen, einem Angebot, das den ganzen Reichtum des Musiktheaters zeigt. Es geht um Kontinuität und Überraschung, um Altes und Neues; zusammen mit vielen Mitarbeitern des Hauses, die sich – gemeinsam mit mir – dieser Region, dieser Stadt, diesem Haus verschworen haben. Wir alle spüren die Dankbarkeit unseres Publikums, die Offenheit und die Bereitschaft, auch einmal »quer zu denken«.“ Soweit Bernd Loebe im Vorwort der Broschüre zu seiner 14. Frankfurter Spielzeit.

Der Spielplan der Oper Frankfurt in der Saison 2015/16 bietet mehr als 400 Veranstaltungen insgesamt, davon diesmal „nur“ 179 Opernvorstellungen, denn die Wiederaufnahme von Wagners Ring mit umfangreichen Proben und Doppeldiensten fordert ihren Tribut (2014/15 sind es 195 Opernvorstellungen bei über 400 Veranstaltungen insgesamt). Auf dem Programm stehen auch 2015/16 wieder 13 Premieren mit insgesamt 96 Vorstellungen, davon finden 8 szenische und 2 konzertante Premieren mit 73 Vorstellungen im Opernhaus sowie 3 Premieren mit 23 Vorstellungen im Bockenheimer Depot statt. Zudem sind 14 Wiederaufnahmen mit 83 Vorstellungen sowie 8 Liederabende im Opernhaus programmiert.

Eine Herausforderung für jedes Opernhaus steht gleich am Anfang der Spielzeit 2015/16, die eine Uraufführung und sechs Frankfurter Erstaufführungen vereinigt: Helmut Lachenmanns Das Mädchen mit den Schwefelhölzern wird auf Grund der Ansprüche, die dieses Werk an seine Realisierung stellt, ab 18. September 2015 sieben Mal in diesem Monat „en bloc“ gespielt. Die musikalische Leitung hat Frankfurts ehemaliger Kapellmeister Erik Nielsen, der in nächster Zukunft Chefpositionen am Theater Basel und beim Bilbao Symphony Orchestra antreten wird, Regie führt Benedikt von Peter. Zu den Mitwirkenden gehören der Komponist als Sprecher sowie der renommierte Schauspieler Michael Mendl, der bereits 2014/15 anlässlich der Uraufführung von Rolf Riehms Sirenen in Frankfurt zu Gast war. 

Weiter geht es am 25. Oktober 2015 mit der Frankfurter Erstaufführung von Glinkas Iwan Sussan in in der Realisierung von Generalmusikdirektor Sebastian Weigle und „Regie-Altmeister“ Harry Kupfer. In der Titelpartie kehrt Sir John Tomlinson zurück an den Main. Am 29. November 2015 geht Wagners Fliegender Holländer wieder einmal in Frankfurt an Land. Zur „Besatzung“ gehören Bertrand de Billy (Musikalische Leitung) und David Bösch (Regie), die Titelpartie verkörpert Wolfgang Koch, sein Widersacher Erik ist Daniel Behle. 

Der zuletzt genannte Künstler singt ab 31. Dezember 2015 die Titelpartie in drei konzertanten Aufführungen von Lehárs Der Graf von Luxemburg als Frankfurter Erstaufführung. An seiner Seite steht Camilla Nylund in der Partie der Angèle, das Dirigat übernimmt die Koreanerin Eun Sun Kim. Im Anschluss an die Premiere findet wieder eine Silvesterfeier im Foyer statt. 
Die Opernsaison im Bockenheimer Depot wird am 23. Januar 2016 mit Valentino Fioravantis Le cantatrici villane unter der musikalischen Leitung von Karsten Januschke und in der Regie von Caterina Panti Liberovici eröffnet. Zurück ins Opernhaus geht es am 31. Januar 2016 mit der Frankfurter Erstaufführung von Verdis Stiffelio (Musikalische Leitung: Jéremie Rhorer; Regie: Benedict Andrews).

Auch die zweite konzertante Produktion der Saison ist dem großen italienischen Komponisten gewidmet, wenn ab 18. Februar 2016 Oberto mit Ensemblemitglied Kihwan Sim in der Titelpartie als Frankfurter Erstaufführung erklingt. Als Übernahme einer Produktion des Königlichen Theaters Kopenhagen wird am  27. März 2016 Händels Messias in einer szenischen Produktion als Frankfurter Erstaufführung gezeigt (Musikalische Leitung: Markus Poschner; Regie: David Freeman). 

Gleichfalls um eine Frankfurter Erstaufführung handelt es sich bei Händels Radamisto, der ab 3. April 2016 im Bockenheimer Depot zu sehen sein wird; es dirigiert Simone Di Felice, Regie führt Tilmann Köhler, der Countertenor Dmitry Egorov verkörpert die Titelpartie. 
Janáceks Das schlaue Füchslein – musikalisch geleitet vom ehemaligen Frankfurter Kapellmeister und jetzigem Musikchef in Toronto, Johannes Debus, und in der Sicht von Ute M. Engelhardt – kommt am 24. April 2016 heraus. Die Titelpartie singt Ensemblemitglied Louise Alder. Bizets Carmen führen Dirigent Constantinos Carydis und Regisseur Barrie Kosky nach ihrem großen Frankfurter Erfolg mit dem Doppelabend Dido and Aeneas / Herzog Blaubarts Burg ab 5. Juni 2016 zurück an den Main. Startenor Joseph Calleja ist Don José an der Seite von Paula Murrihy als Carmen. 

Johannes Martin Kränzle zählt unbestreitbar zu den Publikumslieblingen des Frankfurter Ensembles. Er singt ab 26. Juni 2016 die Titelpartie in Bergs Wozzeck, Sebastian Weigle dirigiert die Inszenierung von Christof Loy. 

 Sebastian Weigle (Generalmusikdirektor)
Foto: Wolfgang Runkel 
Als letzte Produktion der Spielzeit kombiniert Schönbergs Pierrot Lunaire die Uraufführung eines Auftragswerks der Oper Frankfurt: Anna Toll oder Die Liebe der Treue von Michael Langemann (*1983), ab 7. Juli 2016 im Bockenheimer Depot. Der durch die Komponisten Berg und Schönberg repräsentierten „Zweiten Wiener Schule“ ist dann auch die Reihe Oper Finale mit zahlreichen Begleitveranstaltungen gewidmet.

Neben den beiden Zyklen von Richard Wagners Der Ring des Nibelungen (5. bis 16. Mai sowie 8. bis 17. Juli 2016; Vorverkauf nur für die Zyklen bereits ab 1. Juni 2015, für alle anderen Opernvorstellungen sowie die Liederabende erst ab 13. Juli 2015) werden zahlreiche weitere beliebte Produktionen wiederaufgenommen, darunter Guillaume Bernardis Sicht auf Mozarts Die Hochzeit des Figaro (1. Oktober 2015), Verdis Don Carlo in der Inszenierung von David McVicar (7. November 2015), Matthew Jocelyns Produktion von Donizettis Lucia di Lammermoor mit Brenda Rae in der Titelpartie (5. Dezember 2015), Janáceks Die Sache Makropulos in der Regie von Richard Jones (5. Februar 2016) sowie Claus Guths Inszenierung von Puccinis Il trittico mit Elza van den Heever und Željko Lucic (13. März 2016).

Die Liederabende-Reihe vereinigt wieder Namen etablierter Sängerinnen und Sänger mit denen vielversprechender Nachwuchskünstler: Mauro Peter (13. Oktober 2015), Paula Murrihy (10. November 2015), Quinn Kelsey (8. Dezember 2015), Anja Silja (26. Januar 2016), Sandrine Piau (1. März 2016), Brenda Rae (19. April 2016), Matthew Polenzani (31. Mai 2016) und Mark Padmore (21. Juni 2016).

Auch 2015/16 ergänzen zahlreiche Sonderveranstaltungen das umfangreiche Angebot. So besteht unter dem Motto JETZT! Oper für dich weiterhin das erfolgreiche Vermittlungsprogramm für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit neuen Veranstaltungen wie Ferienspezial Orchester und Bühnenbild sowie Sonntags-Führungen für Familien. Zudem wird es wieder Soireen des Opernstudios, die Talkrunde Oper lieben mit Bernd Loebe sowie die Einführungsveranstaltungen Oper extra im Holzfoyer geben. Neu ist die Reihe Oper im Dialog, in der sich Regieteams und Dramaturgen der Kritik, den Fragen und Anregungen des Publikums stellen. Auch im Konzertbereich wird einiges geboten: die Werkstattkonzerte Happy New Ears mit dem Ensemble Modern, Kammermusik im Foyer und die Museumskonzerte in der Alten Oper.

Foto: Rui Camilo

Folgende Sänger werden zukünftig das Ensemble der Oper Frankfurt verstärken: Der amerikanische Tenor Michael Porter wechselt aus dem Opernstudio ins Ensemble, der Brite James Rutherford wird die Partie des Wotan im Frankfurter Ring verkörpern, und der Münchner Tenor Vincent Wolfsteiner wechselt für Partien
wie Siegmund in Die Walküre vom Nürnberger Staatstheater an den Main. Das Frankfurter Ensemble verlassen die Sopranistinnen Sofia Fomina, Anna Ryberg und Britta Stallmeister sowie der Bassbariton Simon Bailey.

Die Auslastung der Oper Frankfurt in der laufenden Saison 2014/15 liegt mit Stand April 2015 bei 82%, wobei sich dieser Wert bis zum Ende der Spielzeit noch erhöhen wird. Die Abonnentenzahlen konnten 2014/15 bei momentan 12.618 (plus 607 Oper für Kinder-Abonnements) ungefähr gehalten werden. Gerechnet auf alle dreizehn Spielzeiten der Intendanz Loebes ist damit eine Steigerung im Abonnement von 55% zu verzeichnen. Dabei sind die Oper für Kinder-Abonnements nicht mitgerechnet.

Die Oper Frankfurt bedankt sich 2015/16 bei ihren Partnern für deren großzügige finanzielle Unterstützung: Aventis Foundation (Hauptförderer Ur- und Erstaufführungen für mindestens drei Spielzeiten, in dieser Saison u.a. für Anna Toll oder Die Liebe der Treue), Deutsche Bank Stiftung und Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main (Hauptförderer Opernstudio), DZ Bank (Produktionspartner für eine noch nicht feststehende Produktion) und Kulturfonds Frankfurt RheinMain (Produktionspartner u.a. für Das Mädchen mit den Schwefelhölzern) sowie Mercedes-Benz Niederlassung Frankfurt / Offenbach (Projektpartner für die Liederabende) und die Stadt Eschborn (Projektpartner für JETZT! Oper für dich). Zu den Ensemblepartnern, denen die Stärkung des Ensembles am Herzen liegt, zählen Andreas Hübner und Martina Hess-Hübner, die Stiftung Ottomar Päsel in Königstein / Ts., die Sparda-Bank Hessen EG und Josef F. Wertschulte. Zu den Education Partnern (für Oper für Kinder) gehören die Europäische Zentralbank und Fraport AG. Dank geht auch an die zahlreichen Privatpersonen, die sich mit Einzelspenden für das Programm JETZT! Oper für dich und im Rahmen des Ensemble-Dinners für unser Ensemble engagieren, sowie an diejenigen, die nicht namentlich genannt werden möchten. Besonderer Dank gilt dem Patronatsverein der Städtischen Bühnen e.V. – Sektion Oper. Auch die Medienpartnerschaft mit hr2-kultur bleibt weiter bestehen.