TEUFELSKINDER von Jules Amedée Barbey D'Aurevilly
Es ist alles eitel
Du siehst, wohin du siehst nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo itzund Städte stehn, wird eine Wiese sein
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden:
Was itzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was itzt so pocht und trotzt ist morgen Asch und Bein
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Itzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn?
Ach! was ist alles dies, was wir für köstlich achten,
Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind't.
Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten!
(c) Andreas Gryphius
Werner Keller
Der Dichtkunst Stimme
Einsichten und Ansichten zur Literatur vom Barock bis zur Gegenwart
Göttingen 2010, 334 S., geb., Schutzumschlag
19,- € (D), Wallstein Verlag
Werner Keller, einer der bekanntesten Goethe-Forscher, hat anlässlich seines 80. Geburtstags ein Sammlung von bislang nur verstreut publizierten Texten zur Literatur zusammengestellt. Der Band gibt zusammen mit der im vergangenen Jahr erschienenen Sammlung von Arbeiten zu Goethe und seinem Werk (»Wie es auch sei, das Leben ...«) einen repräsentativen Querschnitt von Kellers wissenschaftlichem Schaffen.
In dem Band »Der Dichtkunst Stimme« beschäftigt er sich mit literarischen Größen Europas: So untersucht Keller im ersten Teil Texte verschiedener Gattungen, beispielsweise das Trauerspiel »Papinian« von Andreas Gryphius oder Franz Kafkas Prosatext »Eine kaiserliche Botschaft«. Mit dabei auch andere zentrale Autoren der Weltliteratur wie Leo Tolstoi und Henrik Ibsen. Keller analysiert auf verständliche Weise die literarischen Texte und zeigt zugleich die komplexen literaturgeschichtlichen Zusammenhänge auf. Für Fachleute wie Laien geeignet.
Im zweiten Teil veranschaulicht Keller, wie Literatur auf politische Umstände reagiert und wie umgekehrt Literatur nach schwerwiegenden weltpolitischen Geschehnissen anders wahrgenommen und bewertet wird.
Mit Beiträgen zu Johannes Bobrowski, Johann Wolfgang Goethe, Andreas Gryphius, Friedrich Hebbel, Rolf Hochhuth, Henrik Ibsen, Franz Kafka, Hermann Kasack, Johann Anton Leisewitz, Franz Mehring, Reinhold Schnei der, Botho Strauß, Leo Tolstoi.
Der Autor
Werner Keller, geb. 1930,1975-1995 Ordinarius für neuere deutsche Literatur an der Universität Köln; 1991-1999 Präsident der internationalen Goethe-Gesellschaft in Weimar.