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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Montag, 24. Februar 2025

Die Oper "Guercoeur" und das Thema Freiheit diskutiert von Michel Friedman und Herfried Münkler (Politikwissenschaftler)


 Am 18. Februar 2025 fand in der Oper Frankfurt ein Gespräch zwischen
Prof. Dr. Michel Friedman (Jurist, Publizist, Philosoph) und Prof. Dr. Herfried Münkler (Politikwissenschaftler) statt, das anlässlich der Oper "Guercoeur" unter dem Motto "Freiheit" stand. Es war Teil der Veranstaltungsreihe "Friedmann in der Oper". Das Gespräch war ein weiteres Kleinod in der hochinteressanten Reihe und wurde von vielen Zuschauern besucht.

Herfried Münkler hat auf die Fragen von Michel Friedman viele interessante und sehr weit ausgreifende druckreife Antworten gegeben, die man so aufgrund der Komplexität nicht wiedergeben kann. Eine der zentralen Fragen betraf die Fragilität demokratischer Systeme und die Handlungsmacht des Einzelnen. Haben wir heute mehr Freiheit als früher? Welche Rolle hat der Einzelne in der Gesellschaft, und wie beeinflussen individuelle Handlungen und Entscheidungen das politische System? Verantwortung entwickeln und übernehmen sei eine Grundaufgabe des mündigen Bürgers. Dessen Potenzial heute bestehe darin, Veränderungen herbeizuführen. Die Oper sei sehr zeitlos und modern. Was zweifelsohne stimmt. Sie wirft Fragen nach der menschlichen Endlichkeit auf und thematisiert die Relativität von Stabilität der politischen Verhältnisse, die zu Lebzeiten Magnards sehr turbulent waren. Nach dem Krieg 1870/71 entstanden diverse Widerstandströmungen in Frankreich, gerade die Republikaner unter General Boulanger waren nicht einverstanden mit deutscher Besetzung und der Gesamtlage. Es folgten der Erste Weltkrieg, dessen Beginn den Tod von Magnard bedeutete, und der viel umfassendere Zweite Weltkrieg, der Freiheit unter der Hitlerdiktatur stark reduzierte, bis hin zur Auslöschung.

Münkler betonte, dass neben einer Mündigkeit auch die Bedeutung von Wissenschaft, Ratio und Nächstenliebe in einer friedlichen Welt eine Rolle spielten. Diese Ideale gelten in der heutigen Zeit oft als nicht umsetzbar. Sie sind aber dennoch essenziell für eine harmonische Gesellschaft. Einig waren sich beide, dass die aktuellen Herausforderungen und Gefahren durch Umwälzungen, Wechsel der Grundsätze und Ideale die demokratischen Systeme weltweit bedrohten. Er betonte die Bedeutung von unermüdlichem Streben nach Stabilität und Kontinuität in politischen Systemen, da diese immerzu bedroht sein können. 

Die Diskussion umfasste auch geopolitische Herausforderungen wie den Nahost-Konflikt, die russische Aggression gegen die Ukraine und die politischen Entwicklungen in Europa und den USA. Münkler und Friedman reflektierten über die Dynamiken dieser Herausforderungen und mögliche Wege, damit umzugehen.

Ein weiteres Thema war die Bedrohung durch Autoritarismus, der den alten Universalismus aushöhlen könnten. Münkler und Friedman diskutierten, wie Institutionen und Einzelpersonen dieser Entwicklung entgegenwirken können. Bildung ist ein mächtiges Werkzeug, um Menschen zu mobilisieren und zu informieren. Friedliche Proteste und Demonstrationen, um seine Stimme zu erheben und auf Missstände hinzuweisen. Außerdem Wählen gehen, Netzwerke aufbauen, Bürgerinitiativen und Meinungsfreiheit unterstützen, künstlerische Freiheit zelebrieren, digitale Kommunikation, Blogs, Vlogs und Social Media nutzen. 

Dies alles ist umso wertvoller aufgrund der frustrierenden Prognose Münklers, dass unsere Demokratie den Zenit bereits überschritten hätte und sich rückentwickeln werde. Seine Prognose, nur noch 50% Wahrscheinlichkeit, dass  Demokratie überleben wird, kann man relativieren, weil die Demokratie bereits über 2000 Jahre alte Wurzeln im Griechentum hat und wir heute erst beginnen, sie voll auszuschöpfen. Es ist noch weit bis zu dem Punkt, an dem jeder locker und angstfrei auf die Straße geht und schon allein durch seine Anwesenheit mit oder ohne Plakat für demokratische Lösungen protestieren kann. Es gibt viele Gegenbewegungen, und nicht alle deklarieren Gewaltfreiheit. Wer hat – bis auf Gewalttätige – Interesse an solchen Konfrontationen? Eine hochentwickelte Demokratie ist kultiviert, toleriert auch andere Ergebnisse und protestiert weiter. Es werden auch verstärkt neue Formen dazukommen, dass jeder von zu Hause aus eine Abstimmung zu einem Teilthema mitmachen kann, also auch parallel zu einer Bundestagsabstimmung dasselbe Thema durch die Bürger bewertet werden kann. Oder eine direkte Befragung der Regierungsparteien zu Beschlüssen, Gesetzen oder Vorhaben durch Chats. Gegen Vernachlässigung demokratischer Kultur hilft nur eins: Demokratie dauernd einsetzen, abfragen und verlangen und Mitsprache kultivieren!