Anne Haigis gastierte mit dem Gitarristen Jan Laacks in Neunkirchen in der Stummschen Reithalle. Ihr neues Album, die CD "Wanderlust", im Gepäck kam das Schwarzwaldmädel nicht etwa mit dem Bommelhut und dem Kleidchen oder sonstigen Wanderverkleidungen auf die Bühne, was ja auch eine Gaudi gewesen wäre, sondern eben mit ihrer rauchigen Bluesstimme, ihrer klar tragenden Folkstimme, eben auch das tiefe Schwarz des Souls und ihrem musikalischen Temperament, wie man es von ihr kennt. Stimmungsmacher, wie "Live is wonderful", ...I like it..., von Jason Mraz werden zum Einheizer und Publikumsaktivator:
La la la life is wonderful/La la la life goes full circle/Lalalala life is wonderful
It takes a night to make it dawn/And it takes a day to make you yawn brother/And it takes some old to make you young/It takes some cold to know the sun/It takes the one to have the other
Auch wenn sie den "Black Forest" besingt, es klingt alles mehr nach Tennessee und anderen US-Staaten. In "Paper Aeroplane", einem Liebeslied, in dem ein gealterter Mann rückblickend sein "golden Honey" besingt, wunderbar melancholisch und mit tiefer Empfindung von Anne Haigis vorgetragen. Dazwischen ein bluesiger Dialog mit dem Publikum, das sich fantastisch beteiligte. Mein Nachbar schon fast ganz in Melodie und Rhythmus integriert, lieferte einen sehr ernst zu nehmenden Beitrag, auch die andern lebten mit, und ganz anders wie in Bad Homburg ging es auf Seiten des Publikums in Neunkirchen zur Sache (O-Ton Anne Haigis). Jan Laacks ließ die Gitarre am Bass-Untergrund entlangrollen und entlockte ihr peitschende Bluesrhythmen. Die Zugabe auf Deutsch mit "Ich geb dir mein Herz" (Andrea Adams-Frey) und mit dem großen Tom Waits-Song "Tom Traubert's Blues":
Now I‘ve lost my St. Christopher/Now that I kissed her/And the one-arm bandit knows/And the maverick Chinaman/with the cold-blooded sigh /And the girls down by the striptease shows go/Waltzing Matilda, waltzing Matilda/You‘ll go a waltzing Matilda with me
Mit Rock'n'Roll, "Rock me baby" ... are you ready for the King of Love?... und glänzender Stimmung ging es zum Ende. Das Publikum war tief zufrieden. Meine Nachbarin Julia aus Saarbrücken war nicht nur vom großen Kerzenständer vor uns auf der Bühne angetan, sondern von der Musik völlig begeistert: "Schon das erste Lied voller Inbrunst, die Haigis voll auf das Publikum fixiert, mit direkter Ansprache, eine Stimme voller Gefühl und Charakteristik! Das Publikum wird richtig mitgerissen von ihrem wilden Lachen, wilden Wesen aus dem Schwarzwald. Sie ist für mich klar jemand, der seinen Weg weiß. Ich wünsche ihr viel Erfolg dabei!"