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Dienstag, 19. März 2024

Foodwatch: Welche Werbelüge bei Lebensmitteln war die unverschämteste? Helfen Sie mit!

Der Goldene Windbeutel 2024: Wir stehen in den Startlöchern! Haben Sie sich auch beim letzten Supermarkt-Einkauf über eine unverschämte Werbelüge geärgert? Dann laden Sie das Produkt beim schummelmelder.de hoch. Aus Ihren Vorschlägen und unseren Recherchen nominieren wir die Kandidaten für die dreisteste Werbelüge des Jahres!



Seit 2009 von der Lebensmittelindustrie gefürchtet: der Goldene Windbeutel für die dreisteste Werbelüge des Jahres. Doch wer ist der Nächste? Die Gewinner der letzten Jahre waren u.a. der Hipp Kleinkinder-Instant-Tee, die Bio Kinder-Tomatensauce von Zwergenwiese oder das „klimaneutral“ Hähnchen-Brustfilet von Rewe. Unser Erfolg: Immer wieder gelingt es uns, dass Unternehmen irreführende Werbung einstellen, die Rezeptur ändern oder die Produkte vom Markt nehmen. Das zeigt: Zusammen können wir der Lebensmittelindustrie die Stirn bieten – echte Veränderung ist möglich! Dieses Jahr nehmen wir die Lebensmittelindustrie wieder ins Visier. Und dabei sind Sie gefragt! Ob Bottrop oder Berlin, Friedrichshafen oder Friedrichskoog, Werbelügen gibt es in jedem Supermarkt. Deshalb brauchen wir die Hilfe von foodwatcher:innen in ganz Deutschland. Sie haben eine Irreführung entdeckt? Laden Sie sie auf unserer Plattform schummelmelder.de hoch. Aus Ihren Vorschlägen wählen wir die Kandidaten für den Goldenen Windbeutel 2024 aus.















Montag, 26. Juni 2023

Foodwatch: Ackergifte vergiften unser Leben


SCHLUSS
MIT ACKERGIFTEN!


Ist in diesen Tagen von Lebensmitteln die
Foto von Erich Westendarp auf Pixabay
Rede, denken viele spontan nicht an ein köstliches Dessert oder knackiges Obst – sondern an ihren Geldbeutel. Zurecht: Über zwanzig Prozent teurer ist die Ernährung im Vergleich zum Vorjahr geworden. Foodwatch setzt sich für eine Landwirt-schaft ohne gefährliche Ackergifte ein. Aus der Agrarbranche schlägt uns deshalb viel Gegenwind entgegen: Ob wir als „Ökofaschisten“ beschimpft, unsere Forderungen als „populistischer Unfug“ abgetan werden oder sogar ein Verbot von foodwatch gefordert wird. Für uns sind diese Angriffe ein Ansporn weiterzumachen und die immer wieder hervorgebrachten Argumente der Pestizid-Lobby zu entlarven. Einige Unternehmen reichen nicht nur ihre höhere Gasrechnung weiter, sondern füllen sich zusätzlich die Taschen. Wenn die Preise eh steigen, merkt das ja niemand. Besonders 
dreist wird es dann, wenn – wie bei der Rama-Margarine – die Packung unverändert bleibt, aber 100 Gramm fehlen – eine versteckte Preiserhöhung von 25 Prozent! Meine Kolleg:innen konnten aufdecken, dass gerade die günstigsten Produkte – die Eigenmarken der Supermärkte – drastisch im Preis gestiegen sind. Dabei spielen sich Edeka, Rewe und  Co. besonders gern als Preiswächter auf.


DIE FALSCH-ARGUMENTE DER PESTIZID-LOBBY:

„Eine Landwirtschaft ohne Pestizide ist
gar nicht möglich.“


Doch, tatsächlich sind Pestizide das am wenigsten
wirksame Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen,
Krankheiten und Unkraut – denn diese kommen im-
mer wieder zurück. Schädlinge zum Beispiel werden
sehr schnell resistent, wodurch noch mehr Pestizide
eingesetzt werden müssen – ein Teufelskreis. Längst
gibt es alternative Methoden wie die Auswahl wider-
standsfähiger Pflanzen, der abwechselnde Anbau
von verschiedenen Kulturen und – ganz wichtig –
die Erhaltung der Artenvielfalt, mit Wildblumenzo-
nen, Blühstreifen, Hecken und genug Lebensräumen
für Vögel. Eine pestizidfreie Landwirtschaft erfordert
große Veränderungen auf dem Feld: Weg von den
riesigen Monokulturen, in denen sich Schädlinge ra-
send schnell ausbreiten können, hin zu mehr Ab-
wechslung. Für einzelne Landwirt:innen ist ein solcher
Umstieg schwer. Daher muss die Politik Anreize
schaffen für einen echten Systemwechsel. Zum Bei-
spiel muss der Einsatz von Ackergiften durch eine
Gerade jetzt ist es wichtig, dass eine unab-
hängige Organisation wie foodwatch der
Industrie auf die Finger schaut. 

„Ohne Pestizide ist unsere Ernährungs-
sicherheit gefährdet.“


Ohne Pestizide brechen die Ernte-Erträge ein und
unsere Versorgung mit Lebensmitteln ist bedroht –
solche Schreckensszenarien malt die Pestizid-Lobby
gerne an die Wand. In Wahrheit ist es genau um-
gekehrt: Nicht der Verzicht auf Pestizide gefährdet
unsere Ernährungssicherheit. Sondern die Acker-
gifte vergiften unsere Böden und das Grundwasser,
töten Bienen und andere Insekten und gefährden
die Artenvielfalt – und bedrohen damit die gesamte
Landwirtschaft in Europa. Nicht ohne Grund warnt
die EU-Kommission: „Ohne Reduktion des Pestizid-
einsatzes droht Europa eine Lebensmittelkrise.“ Der
Verzicht auf Pestizide bedeutet nicht automatisch
weniger Ertrag. Er bedeutet jedoch, dass Schädlinge
und Krankheiten auf alternative, natürliche Weise
verhindert und bekämpft werden müssen.

„Nur Bio geht nicht – das zeigt das
Beispiel Sri Lanka.“


Tatsächlich: Nachdem Sri Lanka (um den Devisen-
Foto von Zefe Wu auf Pixabay

mangel einzudämmen) im vergangenen Jahr quasi
über Nacht die Einfuhr von Kunstdünger verboten
hatte und Landwirt:innen nur noch Bio-Dünger ver-
wenden sollten, brachen die Ernten ein. Ein Drama.
Aber taugt es als Beleg dafür, dass es ohne Pestizi-
de und Kunstdünger nun mal nicht geht? Nein, denn
der Fall zeigt lediglich: Einfach mit den gleichen, an-
fälligen Monokulturen weitermachen, nur eben von
heute auf morgen ohne Pestizide – das führt zu
Problemen. Ein schrittweiser Pestizid-Ausstieg je-
doch, verbunden mit alternativen Methoden gegen
Unkraut und Schädlinge – das ist nicht nur möglich,
sondern nötig, wenn wir unsere Lebensgrundlagen
erhalten wollen.

„Wenn wir keine Pestizide mehr
verwenden, müssen Menschen anderswo
hungern.“


Dieser Vorwurf ist gleich aus mehreren Gründen
falsch. Erstens produzieren deutsche und europä-
ische Agrarbetriebe nicht etwa Getreide für die
Ärmsten der Armen – sondern vor allem Fleisch und
Milchprodukte für die EU und Länder mit hohem
oder mittlerem Einkommen. Nur zwei Prozent der
deutschen Agrarexporte gehen nach Afrika, gerade
einmal 0,5 Prozent an die am wenigsten entwickel-
ten Länder. Zweitens ignoriert die Pestizid-Lobby
gerne: Afrikanische und asiatische Kleinbäuer:innen
produzieren wesentlich effizienter als europäische
Landwirt:innen. Betriebe, die auf vielfältigen Anbau
setzen, übertreffen Monokulturen in Sachen Ertrag.

WIR KLAGEN GEGEN ACKERGIFTE!
Gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe gehen
wir juristisch gegen die Zulassungen von Pestizid-
Produkten vor. Über zunächst fünf Musterverfah-
ren wollen wir den Verkauf von Produkten mit be-
sonders giftigen Wirkstoffen stoppen. Unser erster
Widerspruch wurde von der zuständigen Behörde
abgelehnt – daher klagt foodwatch jetzt!

Montag, 19. Juni 2023

Foodwatch: Zielgruppe Kinder oder Wie stark werden Kinder eigentlich getäuscht?

                                                     Foto von Susan Cipriano auf Pixabay             

Dreiste Werbemaschen gehören für viele von uns schon so zum Alltag, dass wir sie als selbstverständlich hinnehmen: Wenn im Fernsehen Comicfiguren auf der Cornflakes-Verpackung herumhüpfen oder im Kühlregal dem Joghurt eine Plastikfigur beiliegt, dann zielt die Reklame auf jene, die sich am wenigsten gegen die Psychotricks der Werbenden wehren können: Kinder.

Im Jahr 2012 hat Foodwatch diese Machenschaften in unserem Report "Kinder kaufen" das erste Mal systematisch aufgedeckt – und gezeigt, wie dramatisch die gesundheitlichen Folgen für Kinder sind. Zahlreiche Pressekonferenzen, Protestaktionen und Politikergespräche später stehen wir vor einem Erfolg: Ernährungsminister Cem Özdemir will Werbung für Ungesundes, die Kinder trifft, grundsätzlich verbieten.

                                                                 Foto von StockSnap auf Pixabay               

Teile der Industrie begrüßen das. Aldi und Lidl etwa wollen auf das Kindermarketing bei ihren Eigenmarken weitgehend verzichten. Einige Lobbyverbände, wie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und der Zentralverband der Werbewirtschaft (ZAW), bellen hingegen wie die sprichwörtlichen getroffenen Hunde. Sie schimpfen über ein angebliches "Total-Werbeverbot" – verschweigen aber, dass sie für Gesundes weiter werben dürfen. Auch können sie weiter Junkfood verkaufen – nur eben nicht Kindern schmackhaft machen. In der Ampel vertritt die FDP die Interessen der Werbe- und Junkfood-Industrie. Sie will das Gesetz zum Schutz der Kinder kippen. Während wir diese Zeilen lesen, ist noch unklar, wie der Streit ausgeht. 

Freitag, 12. August 2022

Bienensterben und unser europäischer Pestizideintrag



(FOODWATCH/ Annemarie Botzki) Das Bienensterben nimmt weltweit immer größere Ausmaße an [1]. Mit dramatischen Folgen. Schuld sind die Gifte, die auf den Feldern versprüht werden. Kräuter, Tiere und Insekten fallen den Pestiziden von Bayer Monsanto, Syngenta oder BASF zum Opfer. foodwatch hat eine Strategie entworfen, wie der Einsatz von Ackergiften vollkommen gestoppt werden kann. 

Es ist ein lichter Sommermorgen in Hildesheim. Margeriten, Salbei und Flockenblumen blühen. Neben einem kleinen Kiessee kontrolliert Imker Christian sein Wildbienenhotel: flott fliegen die Bienen raus, um auf Blüten nach Nektar und Pollen zu suchen, die sie wieder zurück bringen, um ihre Brut zu versorgen, die im nächsten Jahr schlüpfen wird. Alles scheint in Ordnung.

Doch innerhalb weniger Stunden bricht das Unheil hinein. In der Nähe besprüht ein Landwirt sein Maisfeld mit Ackergiften – und bringt damit das Summen der Bienen zum Verstummen. Wo sich gestern Hunderte von Bienen vor dem Bienenhotel tummelten, kriechen jetzt nur noch wenige Tiere. 

Das ist kein Einzelfall. Ein weltweites Bienensterben ist im Gange [2] – kein unabänderliches Schicksal, sondern menschengemacht. Die Hauptschuld trägt der ungezügelte Einsatz von Pestiziden. Und die bringen noch mehr Folgeschäden mit sich: Mittlerweile sind 80 % der Gewässer in Agrarlandschaften belastet [3]. Es kostet Wasserwerke mehrere Millionen Euro, das verschmutzte Grundwasser zu filtern [4]. Und wir erleben ein nie dagewesenes Insekten- und Vogelsterben [5].

Es sind potente, hochdosierte Giftstoffe, die natürliche Kräuter, Tiere und Insekten abtöten sollen. Mit den Stoffen verdienen die Chemieriesen der Welt wie Bayer Monsanto, Syngenta oder BASF unglaubliche Summen.

Obwohl das Problem immer mehr Menschen bewusst wird und sich viele gegen Pestizide einsetzen, werden immer potentere Giftstoffe auf unseren Äckern und Wiesen versprüht. Der Einsatz von Pestiziden in der EU ist heute wesentlich höher als in den 1990er Jahren [6] – mit fatalen Folgen für Artenvielfalt, Klimaschutz, Bodenqualität und Gesundheit. 

foodwatch hat deswegen mit dem anerkannten Pestizid-Experten Lars Neumeister zwei Jahre lang an einer detaillierten Studie gearbeitet [7]. Wir zeigen darin auf, wie der komplette Ausstieg aus dem giftigen Pestizidmarkt gelingen kann. Dafür werden wir in den nächsten Monaten und Jahren kämpfen. Das wird nicht einfach werden – denn wir haben mit der Pestizid-Lobby mächtige Gegner. Aber wir haben auch Unterstützer:innen – Menschen wie Sie, die uns den Rücken stärken und finanziell unter die Arme greifen. Vielen Dank dafür!

Auch den Landwirt:innen schadet der Gifteinsatz auf dem Acker massiv. Sie sind in eine starke Abhängigkeit geraten. Ein Teufelskreis hat sich entwickelt: auf immer größeren Flächen pflanzen sie Monokulturen und versuchen die Kosten weiter zu senken, um auf einem globalen Markt mithalten zu können. Diese industrielle Landwirtschaft benötigt dann Pestizide. Und auf einmal geht es nicht mehr ohne – scheinbar.  

Denn bislang hat sich kaum jemand getraut, sich vorzustellen, wie eine Welt ganz ohne Ackergifte aussehen könnte – und aufzuschreiben, wie das funktionieren könnte. Unser Bericht zeigt, wie der Ausstieg aus den Pestiziden gelingen kann. Einfach geht es bei Weizen und Mais. Auch für Gemüse ist kein Herbizid oder Pestizid nötig. Bei Früchten ist es etwas schwieriger. Doch auch bei Trauben und Äpfeln ist ein kompletter Ausstieg aus der Nutzung von Pestiziden möglich – er braucht nur etwas länger. Der Einsatz von Pestiziden muss deutlich teurer und ein Verzicht auf Pestizide honoriert werden.

Wir haben den Bericht bereits den wichtigsten Entscheider:innen in der Europäischen Kommission vorgelegt. Die haben zwar sehr aufgeschlossen reagiert, aber wir müssen weiter Druck machen. In den nächsten Monaten wollen wir richtig loslegen und die Industrie mit kreativen Aktionen und hartnäckigem Protest dazu bringen, sich auf einen Verzicht einzulassen.

foodwatch entlarvt seit Jahren die verbraucherfeindlichen Praktiken der Lebensmittelindustrie und kämpft für das Recht der Verbraucherinnen und Verbraucher auf qualitativ gute Lebensmittel. Dazu gehört auch, dass keine Pestizidreste auf unseren Tellern landen. Der beste Weg dahin: Ackergifte gar nicht erst ausbringen. 

P.S.: Nur ein Bruchteil der landwirtschaftlichen Fläche in Europa wird derzeit für die Produktion von Lebensmitteln genutzt, die die Menschen essen sollten, um sich gesund (und klimafreundlich) zu ernähren. Große Mengen an Land werden für die Produktion von Tierfutter für die Fleisch- und Milchproduktion verwendet. Die Landwirtschaft in der EU ernährt sieben Milliarden Nutztiere pro Jahr und etwa 0,45 Milliarden Menschen [8]. Auf diesen riesigen Flächen werden ebenfalls Unmengen an Pestiziden eingesetzt. Das muss sich endlich ändern! 


 

Quellen:

[1]  htt‍ps:‍/‍/w‍ww.iucn.org/content‍/nearly-one-10-wild-bee-species-face-extinction-europe‍-while-status-more-half-remains-unknown-iucn-‍report und h‍ttp‍s:/‍/ww‍w.cbsnews.‍com/news‍/wild-bee-species-missing-since-1990s‍-extinction/

[2] ht‍tp‍s:‍//w‍ww.quarks.de/umwelt‍/tierwelt/darum-verhungern-die-‍wildbienen/

[3] ht‍tp‍s:‍/‍/ww‍w.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=33/‍2021

[4] Nach Mohaupt et al. 2020 "Etwa 64.000 Grundwasserproben werden jährlich auf Atrazin, das am häufigsten getestete Pestizid, analysiert. Geht man von Kosten von 400€ pro Probe aus, würde allein diese Prüfung Kosten verursachen über 25 Millionen Euro“ mehr Infos im Pestizid report hier: ht‍tp‍s:/‍/w‍ww.foodwatch.org/en/reports/2022/‍locked-in-pesticides-europes-dependency-on-harmful-‍pesticides-and-how-to-overcome-it‍/

[5] Der Begriff Insektensterben dürfte vor allem durch die Ergebnisse der sogenannten "Krefelder Studie" aus dem Herbst 2017 an Fahrt aufgenommen haben. Sie berichtete über einen Verlust von rund Dreivierteln der Biomasse fliegender Insekten – vor allem aus Naturschutzgebieten Nordwestdeutschlands. ht‍tp‍s:/‍/journals.plos.‍org/plosone/‍article?id=10.1371/journal.pone.‍0185809

[6] Seite 32 und folgende: ht‍tp‍s:/‍/www.foodwatch.‍org/fileadmin/-INT/‍pesticides/2022-06-30_Pesticides_Report_foodwatch.‍pdf

[7] Hier zu finden: ht‍tp‍s:/‍/ww‍w.foodwatch.‍org/de/reports/2022‍/locked-in-pesticides‍/ Eine deutsche Zusammenfassung des Reports findet sich hier: ht‍tp‍s:/‍/ww‍w.foodwatch.org/fileadmin/‍-DE/Themen/Pestizide/Dokumente/2022-06-30_‍Kurzfassung_Pestizid-Report.‍pdf

[8] Seite 87 ht‍tp‍s:/‍/www.foodwatch.‍org/fileadmin/-INT/pesticides/2022-06-30_‍Pesticides_Report_foodwatch.‍pdf


 

Samstag, 2. Oktober 2021

Foodwatch: TOPF SECRET - Wie sauber ist das besuchte Restaurant wirklich oder Darf man diese Imbissgaststätte noch besuchen?




Schimmel, Mäusebefall oder verdreckte Maschinen – immer wieder gibt es ekelerregende Zustände und Skandale in Lebensmittelbetrieben. Doch viel zu oft bleibt das geheim, denn die amtlichen Kontrollberichte lagern in den Schränken der Behörden. Um das zu ändern, haben wir die Verbraucherplattform „Topf Secret“ gestartet. Mit wenigen Klicks können auch Sie die Ergebnisse von Kontrollen bei Betrieben erfragen - und das Ergebnis dann öffentlich machen! Der Hotel- und Gastro-Lobby gefällt unsere Plattform ganz und gar nicht. Die Lobby will die Ekel-Betriebe schützen. Vor allem der einflussreiche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) setzte alle Hebel in Bewegung, um unser Portal zu torpedieren und damit auch die Informations- und Meinungsfreiheit der Verbraucher:innen einzuschränken. Der DEHOGA versuchte sogar, die Plattform vom Ernährungsministerium verbieten zu lassen. Doch wir stellten uns dem Widerstand. Mit Erfolg: Die entscheidende Musterklage des Verbandes fiel diese Woche zu Gunsten der Verbraucher:innen aus! Wer einen Ekel-Betrieb führt, muss sich negative Berichterstattung gefallen lassen. Die Meinungsfreiheit hat Vorrang! Nutzen auch Sie Ihre Rechte und stellen Sie – mit dieser Gerichtsentscheidung im Rücken – weitere Anträge.

Je mehr Anfragen durch Sie gestellt werden, desto mehr Ekel-Betriebe können wir gemeinsam entlarven. Und desto klarer auch das Signal an die Politik: Wir Verbraucher:innen erwarten mehr Transparenz!


Topf Secret - stellen Sie einen Antrag, wenn ein Anbieter offensichtlich durchhängt oder wenn Sie Zweifel aus dem Weg räumen wollen.

Freitag, 20. August 2021

Foodwatch: Hinterzimmer-Deals müssen abgeschafft werden

Haben Sie auch das Gefühl, dass sich die Nachrichten zu Spendenaffären, Maskenskandalen und anderen Mauscheleien häufen? Immer wieder kommen Deals ans Tageslicht, die einen bitteren Beigeschmack und ein Gefühl von Machtlosigkeit hinterlassen. Dass das bei einigen Menschen zu Politikverdrossenheit führt, kann eigentlich nicht erstaunen.

Wir sind überzeugt, dass Hinterzimmerpolitik der Demokratie schadet. Sie führt dazu, dass Entscheidungen getroffen werden, die nicht dem Gemeinwohl dienen, sondern an dem sich einzelne Gruppierungen und einzelne Individuen bereichern. Kein Wunder, dass das Vertrauen der Bürger:innen in die Politik und die Unabhängigkeit der Volksvertreter:innen schwindet.

Verstehen Sie uns nicht falsch. Diejenigen, die wir wählen, um für uns Entscheidungen zu treffen, können nicht Expert:innen auf jedem Gebiet sein. Sie müssen sich informieren und verschiedene Standpunkte und Interessen in ihre Entscheidungen einfließen lassen. Problematisch wird es aber dann, wenn ein Ungleichgewicht entsteht. Das heißt, wenn diejenigen mit entsprechenden Kontakten und finanziellen Ressourcen Zugang zu unseren Politker:innen haben und andere leer ausgehen. Oft werden diese verdeckten Lobbyeinflüsse erst durch Recherchen der Medien aufgedeckt. Beispiele hierfür muss man in Deutschland nicht lange suchen:

Philipp Amthor: der Polit-Jungstar und Bundestagsabgeordnete hatte sich bei Bundeswirtschaftsminister und Parteifreund Peter Altmaier für ein US-Unternehmen stark gemacht, von dem er später Aktienoptionen und einen Direktorenposten erhielt.

Maskenaffäre: Bundestagsabgeordnete haben sich mit der Vermittlung von Corona Schutzmasken persönlich bereichert. Nach Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ sollen CSU-Politiker insgesamt fünf bis sechs Millionen Euro Provision erhalten haben. 

Dieselskandal: Zwar waren es die Hersteller, die hier betrogen haben. Aber dass dies nur wegen guter Kontakte bzw. personeller Verflechtungen mit der Bundesregierung möglich war – die strengere Grenzwerte und Kontrollen verhindert hat – ist doch mehr als wahrscheinlich. 

Denn gerade auch in unserem Arbeitsbereich, dem Agrar- und Lebensmittelsektor, werden wir immer wieder mit der Übermacht der Bauern- oder Lebensmittellobby konfrontiert. Auch hier gibt es reichlich personelle Verflechtungen.

Johannes Röring beispielsweise, sitzt im Agrarausschuss des Bundestags und war bis März 2020 gleichzeitig Chef eines Agrarlobbyverbandes in NRW und Präsidiumsmitglied des mächtigen Bauernverbandes. Gleichzeitig war er selbst als Landwirt mit einem Schweinemastbetrieb aktiv! Da lobbyierte einer für die eigenen Interessen – und das auf allerbequemste Art. Denn er konnte im Ausschuss und im Bundestag in eigener Sache gleich mitentscheiden.

Auch im Ernährungsministerium zeigt sich immer wieder, dass die Interessen der Verbraucher:innen hinter denen der Bauern oder der Lebensmittelindustrie zurücktreten müssen. Durch eine kleine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion kam heraus: Frau Klöckner hat sich in ihrem ersten Amtsjahr gerne und oft zu Einzelgesprächen mit Vertreter:innen der Agrar- und Lebensmittellobby getroffen. Mit Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden hat sie sich dagegen kein einziges Mal zu Einzelgesprächen getroffen.

Wie wenig Distanz zur Lebensmittellobby Frau Klöckner für nötig hält, hat sich oft gezeigt: Unvergessen das Video von ihr mit dem Nestlé-Chef Marc-Aurel Boersch, in dem sie unkritisch Seit an Seit mit ihm über die angeblich so großen Fortschritte bei der Reduktion von Zucker in den Produkten des weltgrößten Lebensmittelkonzerns schwadroniert.

Lobbyismus muss dringend eingeschränkt werden. Und wenn er denn stattfindet ─ was in einigen Fällen sicherlich unvermeidlich oder gar sinnvoll ist ─ dann muss er transparent gemacht werden. Damit der schädliche Einfluss der Wirtschaftslobby auf Gesetze und Regierungshandeln zurückgedrängt werden kann. Das sehen nicht nur wir so. Sogar das Anti-Korruptionsgremium des Europarats hat Deutschland in einem Bericht Ende 2020 scharf kritisiert und Bedenken hinsichtlich der mangelnden Transparenz bezüglich der Lobbykontakte in Deutschland geäußert. Die Bürger:innen haben ein Recht zu wissen, welche Akteure die politischen Entscheidungen beeinflussen!

Wir nehmen die Kritik des Anti-Korruptionsgremiums ernst und kämpfen für mehr Transparenz. Danke, dass Sie uns dabei mit Ihrer Fördermitgliedschaft unterstützen!

Sie helfen uns mit Ihrem Beitrag bei unseren Anstrengungen, gegen Lobbyismus und Korruption vorzugehen. Denn wir wollen uns das nicht länger bieten lassen und schrecken auch nicht davor zurück, für dieses Ziel vor Gericht zu ziehen – aber so etwas kostet Geld. 

So haben wir bereits das Ernährungsministerium auf Herausgabe der von Ministerin Klöckner absolvierten Lobby-Termine verklagt. Die Auskunft wurde uns mit absurden Begründungen verweigert. Wir aber finden: Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, welche Lobbyisten bei Frau Klöckner ein- und ausgehen!

Transparenz auf Anfrage ist jedoch nicht ausreichend. Wir wollen Regierungshandeln grundsätzlich nachvollziehbarer machen und den Lobbyeinfluss auf Gesetze zurückdrängen. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass in Zukunft kein Bundestagsabgeordneter „nebenher“ mehr eine bezahlte Lobbyfunktion ausüben darf – und dass endlich ein wirksames Lobbyregister kommt; eins, das auch die Veröffentlichung der Lobbykontakte der Bundesregierung beinhaltet. Gemeinsam mit weiteren Organisationen werden wir uns im Vorfeld der Bundestagswahl dafür stark machen.

Danke für Ihre Unterstützung und herzliche Grüße

Rauna Bindewald

Montag, 28. September 2020

Foodwatch: Muss der Mensch Zucker essen?

(Foodwatch/Laura Knauf) „Bier auf Wein, das lass‘ sein“, "Kaffee entzieht dem Körper Wasser" - solche Mythen über Lebensmittel kennen wir alle. Doch was davon stimmt eigentlich? Und welche Mythen werden von der Lebensmittelindustrie bewusst aufrechterhalten, um weiterhin bestimmte Produkte als „notwendig“ oder vermeintlich gesund vermarkten zu können? Wir klären in unserem Newsletter zu fünf dieser Mythen über Lebensmittel auf:

Mythos 1: Menschen müssen Zucker essen  

Die Lebensmittelindustrie setzt alles daran, den Mythos aufrecht zu erhalten, Menschen müssten ein gewisses Maß an Zucker verzehren. So behauptet die Zuckerlobby auf ihrer Website: „Kohlenhydrate wie Zucker sind wichtige Energielieferanten und somit lebensnotwendig, da der Körper sie als Energiequelle für seinen Stoffwechsel braucht.“ Auch der ehemalige Ernährungsminister Christian Schmidt behauptete in einer Talkshow „Der Mensch braucht Zucker“. Weshalb der hier geweckte Eindruck schlichtweg falsch ist, können Sie hier nachlesen.  

Mythos 2: 

„Bier auf Wein, das lass‘ sein; Wein auf Bier, das rat ich dir?“ Wer zu tief ins Glas schaut, dem droht am nächsten Morgen häufig ein Kater. Ob Unwohlsein oder Kopfschmerzen – schön ist das nicht. Hängt der Kater nur damit zusammen, wieviel man getrunken hat oder auch damit, in welcher Reihenfolge? Dazu haben Forscherinnen und Forscher an der Uni Witten/Herdecke ein feuchtfröhliches Experiment durchgeführt. Und Sie können es sich schon denken, Sprichwörter haben häufig einen anderen Hintergrund als gedacht. Was bei dem Experiment heraus kam, können Sie hier nachlesen. 

Mythos 3: Kaffee entzieht dem Körper Wasser 

 Dieser Mythos hat sich auch bei uns im Team erstaunlich lange gehalten und, Überraschung – auch er ist nicht wahr. Denn: Ja, Kaffee fördert die Wasserausscheidung des Körpers. Aber diese Wirkung macht sich erst bei mehr als sechs Tassen Kaffee am Tag bemerkbar – wenn überhaupt. Nach Angaben des Berufsverbands der Internisten (BDI) scheiden wir nach Kaffeegenuss 84 Prozent der aufgenommenen Flüssigkeit innerhalb von 24 Stunden wieder aus. Bei Wasser sind es 81 Prozent. Weitere Details dazu und wie viel Kaffee tatsächlich gesund ist, können Sie hier nachlesen. 

Mythos 4: Nach dem schweren Essen erstmal ein Verdauungsschnaps 

Nach Gerichten wie einem Braten oder Käsefondue schwören viele Menschen auf einen Verdauungsschnaps. Grundsätzlich wird Bitterstoffen eine verdauungsfördernde Wirkung nachgesagt. In hochprozentigen Kräuterlikören sind diese auch enthalten, doch der Alkohol darin macht die positive Wirkung wieder zunichte. Denn Alkohol lähmt die Magenmuskulatur- und hemmt damit sogar die Verdauung. Weitere Informationen dazu und was tatsächlich bei der Verdauung hilft, können Sie hier nachlesen. 

Mythos 5: Apfeldicksaft ist gesünder als Zucker 

Dass Zucker ungesund ist, wissen die meisten. Daher süßen Lebensmittelhersteller ihre Produkte jetzt häufiger mit Alternativen wie Apfeldicksaft – klingt schließlich viel gesünder. Doch Hauptbestandteil von Apfeldicksaft ist: Zucker. Während ein durchschnittlicher Apfel etwa 10 Prozent Zucker enthält, sind es bei dem Konzentrat ganze 80 Prozent. Im vergangenen Jahr haben wir den Goldenen Windbeutel an den Bio-Hersteller Zwergenwiese verliehen. Der Hersteller täuschte Verbraucherinnen und Verbraucher, in dem er seine Kindertomatensauce als kindgerecht vermarktete. Doch die Kindertomatensauce enthielt mehr als doppelt so viel Zucker wie die Erwachsenen-Version – und auch Zwergenwiese versuchte sich zunächst damit herauszureden, man süße ja schließlich aber mit Apfeldicksaft, als mache das den hohen Zuckergehalt wett. Auf unsere Kritik hin veränderte Zwergenwiese dann die Rezeptur seiner Kindertomatensauce. Diese enthält nun 43 Prozent weniger Zucker und entspricht damit den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Fragen rund um die Ernährung werden monatlich auf unserer Website vorgestellt und gemeinsam mit unserer Ernährungsberaterin Alice Luttropp beantwortet. Weitere Ernährungsfragen finden Sie hier: Mehr Ernährungsfragen auf foodwatch.de.

Montag, 20. Juli 2020

foodwatch: Wer stellt denn hier die Ampeln?


(Foto: foodwatch)

(foodwatch/LMolling) Eine Lebensmittelampel, die zuckrigen Getränken grünes Licht gibt und fettig-salziger Wurst bescheinigt, immerhin halbwegs ausgewogen zu sein? Daran kann etwas nicht stimmen! Doch wenn es nach den Wünschen der Industrie geht, wäre das bald Realität. Wir haben interne Dokumente erhalten, die zeigen, mit welch abstrusen Forderungen die Lebensmittel-Lobby versucht, die Nutri-Score-Ampel zu verwässern. Das Ziel: Die Berechnungsgrundlagen so zu verändern, dass die eigenen Produkte besser abschneiden! 

Die 7 dreistesten Forderungen der Lebensmittel-Lobby

Jahrelang hatte die Industrie-Lobby gegen die verbraucherfreundliche Nährwertkenn-zeichnung gekämpft. Nachdem nun immer mehr Länder – auch Deutschland – den Nutri-Score einführen wollen, heißt die Taktik jetzt: Was nicht verhindert werden konnte, muss unschädlich gemacht werden! Deswegen hat die Lobby, allen voran der Deutsche Lebensmittelverband, nun die Berechnungsgrundlagen des Nutri-Score im Visier. Diese sollen im kommenden Jahr auf europäischer Ebene überprüft werden – und hier sieht die Industrie ihre Chance gekommen, ihre unwissenschaftlichen Forderungen durchzudrücken. Das wäre fatal – denn eine Ampelkennzeichnung, die selbst zuckrigen Getränken grünes Licht gibt, verkommt zu einem Marketing-Instrument der Konzerne! 

Selbst Traubensaft bekäme dann ein dunkelgrünes A – obwohl er 60 Prozent mehr Zucker enthält als Coca-Cola! Und auch ein zuckriges Fertigkaffee-Getränk von Starbucks könnte sich plötzlich mit einem hellgrünen B statt einem dunkelroten E schmücken. Dabei ist ein hoher Zuckerverzehr, vor allem durch Getränke, eine der Hauptursachen für Fettleibigkeit – und nur Wasser bekommt aktuell den besten Nutri-Score A.

Weitere Beispiele

Natürlich: Kein Kennzeichnungssystem ist perfekt und auch der Nutri-Score kann verbessert werden. Aber die absurden Forderungen der Lobbyverbände, wonach selbst Wurst und zuckrige Getränke besser dastehen sollen, sind kein hilfreicher Beitrag zu dieser Debatte. Wir bleiben dran und machen uns dafür stark, dass der Nutri-Score auf Basis unabhängiger wissenschaftlicher Expertise weiterentwickelt wird – und nicht aufgrund eines Wunschkonzerts der Lebensmittelindustrie! Denn nur dann kann er das bleiben, als was er entwickelt wurde: Eine verbraucherfreundliche Lebensmittelampel, die es im Supermarkt auf einen Blick ermöglicht, verschiedene Produkte miteinander zu vergleichen und gesündere Kaufentscheidungen zu treffen.

Samstag, 30. Mai 2020

foodwatch: Mineralölreste in Babymilchprodukten?

Jetzt ist es offiziell: Staatliche deutsche Labore haben bestätigt, dass Babymilch-Produkte mit gesundheitsgefährdenden Mineralölen belastet sind. Das war auch das Ergebnis eines foodwatch-Tests, den wir im vergangenen Oktober veröffentlicht haben. Bei den Analysen waren noch weitere Produkte als die im foodwatch-Test enthaltenen mit den potentiell krebsauslösenden und erbgutschädigenden aromatischen Mineralölen belastet – nämlich Produkte von Nestlé, Novalac, Humana und der Rossmann-Eigenmarke „Babydream“. Die betroffenen Hersteller müssen jetzt handeln und die belasteten Produkte sofort aus den Supermarktregalen zurückrufen! Es darf nicht sein, dass wissentlich und völlig unnötig die Gesundheit der Kleinsten gefährdet wird. Unterstützen Sie unsere E-Mail-Aktion an Nestlé, Rossmann und Co.!

Bereits im vergangenen Jahr hat foodwatch Analysen mehrerer unabhängiger Labore veröffentlicht, die belegten, dass Babymilchprodukte von Nestlé und Novalac mit gesundheitsgefährdenden Mineralölen verunreinigt waren. Dies bestätigen jetzt auch amtliche Untersuchungen. Eine Untersuchungsbehörde in Münster wies gesättigte Mineralöle (MOSH) in allen 50 untersuchten Proben und besonders gefährliche aromatische Mineralöle (MOAH) in 14 der 50 untersuchten Produkte nach. Das Labor in Stuttgart fand in 17 Proben keine MOAH-Verunreinigungen, wies jedoch in 12 Proben MOSH nach. Insgesamt waren bei den beiden erst jetzt bekannt gewordenen staatlichen Untersuchungen 92 Prozent der Proben mit MOSH und 21 Prozent der Proben mit MOAH belastet.

--> Sie sind Eltern und verwenden Babymilchprodukte? Ganz unten finden Sie weitere Hinweise und die Liste der betroffenen Produkte!

Aromatische Mineralöle (MOAH) gelten laut der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als potentiell krebserregend und erbgutschädigend. Dass diese in Säuglingsnahrung vorkommen, finden wir skandalös. Auch MOSH sollen weitestgehend vermieden werden, da sie sich in Körpergeweben und Organen anreichern. Ihre genauen Auswirkungen sind wissenschaftlich noch unklar. Gerade bei Babyprodukten müssen die Eltern sich darauf verlassen können, dass diese Produkte gesundheitlich unbedenklich sind. Die Hersteller sind in der Pflicht, die Sicherheit ihrer Produkte zu garantieren. Unterstützen Sie unsere Aktion!

Die Mengen an Mineralölen, die wir in den Babymilchprodukten gefunden haben, können keine direkt eintretenden, klinisch wahrnehmbaren Krankheitssymptome verursachen. Falls Sie als Eltern die Produkte genutzt haben, müssen Sie daher jetzt nicht zum Arzt mit Ihrem Kind. Aber: Aromatische Mineralöle gelten laut der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als potentiell krebserregend und erbgutschädigend. Ausgerechnet in Muttermilchersatzprodukten, auf die viele Eltern angewiesen sind, haben diese Stoffe absolut nichts zu suchen! Mineralölverunreinigungen in Lebensmitteln sind eine vermeidbare Gefahr – die Hersteller sind in der Pflicht, die Sicherheit ihrer Produkte durch geeignete Analyseverfahren nachzuweisen. In der Vergangenheit wurden von den Herstellern oftmals ungeeignete Methoden angewendet, die zu negativen Ergebnissen geführt und die Eltern in falscher Sicherheit gewogen haben. Damit muss nach unseren Tests und den Befunden der staatlichen Labore endgültig Schluss sein!

Hier Aktion unterzeichnen!

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Betroffene Produkte (nach den Analysen des staatlichen CVUA Münster mit MOAH belastet):Nestlé
BEBA Pro HA 2
Beba Supreme Pre von Geburt an
BEBA Optipro 2
BEBA Optipro 1
BEBA Pro HA 1, von Geburt an
BEBA Pro HA Pre
Novalac
Säuglingsmilchnahrung PRE 400g
BK Blähungen und Koliken
Humana
SL Spezialnahrung bei Kuhmilchunverträglichkeit
Anfangsmilch von Geburt an 1
Rossmann
Babydream Kinderdrink ab 1 Jahr


foodwatch ist nicht bekannt, ob sich die untersuchten Chargen noch im Handel befinden und inwiefern andere Chargen ebenfalls belastet sind. Wir fordern die Hersteller, gerade bei Babyprodukten, auf, nur nachweislich unbelastete Produkte in den Handel zu bringen. Alle Details zu den uns bekannten Testergebnissen unter: www.foodwatch.org/de/aktuelle-nachrichten/2020/staatliche-labore-finden-mineraloel-in-babymilch/

Freitag, 10. April 2020

foodwatch: Landwirtschaft darf bis nächstes Jahr so viel Gülle und damit Nitrat ausbringen, wie sie will

Im Windschatten der Corona-Krise hat die Agrarlobby einen echten Erfolg erzielt – zu Lasten von uns allen. Es geht um Nitrat, um unsere Gesundheit und um ein schamloses Lobbymanöver, um aus einer Pandemie Nutzen zu ziehen, die uns allen große Sorgen bereitet.

Aber der Reihe nach: Seit langem ist bekannt, dass unser Grundwasser zu stark mit Nitrat belastet ist. Gelangt es ins Trinkwasser, kann das für Menschen schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben – vor allem für Säuglinge. Besonders in intensiv landwirtschaftlich genutzten Regionen ist Nitrat ein Problem, wo massenhaft Tiere auf engstem Raum gehalten werden und viel zu viel nitrathaltige Gülle auf den Äckern ausgebracht wird und ins Grundwasser sickert. Wasserwerke müssen hohen Aufwand betreiben, damit wir sauberes Trinkwasser bekommen. Das Geld dafür bezahlen wir alle über unsere Wasserrechnungen. Seit langem gilt daher das Ziel, den Nitrateintrag ins Grundwasser zu senken. Deutschland ist der einzige EU-Staat, der seit 29 Jahren (!) die europäischen Nitratvorgaben nicht einhält. Erst nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs musste die Politik jetzt endlich handeln.

Bauernverbände jedoch wehren sich seit langem gegen schärfere Düngevorgaben zum Schutz des Wassers. Durch die Corona-Krise sah mancher Agrarfunktionär nun offenbar die Chance gekommen: Eine Bauern-Lobbyorganisation drohte im Falle von neuen Vorgaben sogar allen Ernstes mit einer Gefährdung der Lebensmittelversorgung in Deutschland – aber nicht etwa, weil dies eine zwangsläufige Folge der Düngevorgaben wäre, sondern weil neue Auflagen den Bauern „jegliche Motivation“ nehmen würden – und dies sei doch „fatal in Krisensituationen wie der aktuellen“… Doch so niveaulos die Verknüpfung wirtschaftlicher Interessen einzelner Gruppen mit der Corona-Notlage auch war: Die Lobby-Aktivitäten bewirkten etwas. In der vergangenen Woche erlaubte der Bundesrat, dass Bauern noch über Monate hinweg viel zu viel Gülle auf die Felder ausbringen und somit Nitrat ins Grundwasser eintragen dürfen. Schärfere Regeln wurden auf nächstes Jahr verschoben.

Die schlimme Corona-Krise darf nicht auch noch zu Einschränkungen beim gesundheitlichen Verbraucherschutz führen, liebe foodwatch-Interessierte! Die Aufgabe von foodwatch ist es, genau hinzusehen und nicht nachzulassen bei unserem Einsatz für die Rechte von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Wir versprechen Ihnen das auch und gerade in der jetzigen Situation zu tun. Aber ohne Sie wäre das nicht möglich. Deshalb: Vielen Dank, dass Sie uns dabei unterstützen!

Zurecht wird dem neuartigen Corona-Virus eine hohe Priorität eingeräumt. Die allermeisten Menschen sind mehr oder weniger stark von der Pandemie betroffen und uns allen werden viele Veränderungen abverlangt. Sorge bereitet uns jedoch, dass die Krise politisch missbraucht wird, um alles Mögliche zu rechtfertigen. Beispiele gibt es dafür bereits. Aus den Niederlanden hören wir, dass wichtige Klimaschutzmaßnahmen verschoben werden – vorgeblich wegen Corona. Unsere Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich berichten uns, dass die Lebensmittelbehörden bei der Nicht-Einhaltung mancher Kennzeichnungsvorgabe nicht mehr so genau hinsehen sollen – wegen Corona.

Und auch Deutschland ist leider nicht außen vor. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner hat sich dafür stark gemacht, die Zahl der Lebensmittelkontrollen zu reduzieren – wegen Corona. Und tatsächlich fallen derzeit die meisten Kontrollen aus. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Dass Personal der Lebensmittelbehörden in der Corona-Krise in den Gesundheitsämtern aushilft und dass Kontrolleure nur dann in die Betriebe gehen sollten, wenn sie angemessene Schutzausrüstung haben, ist natürlich völlig richtig. Frau Klöckner aber will mit der Verringerung der Kontrollen etwas anderes erreichen, wie sie in einem Brief ans Kanzleramt schreibt: Sie will die Land- und Ernährungswirtschaft von vermeintlich belastendem „Verwaltungshandeln“ befreien – obwohl sie selbst betont, dass die Lebensmittelversorgung überhaupt nicht gefährdet sei. „Endlich“, mag sich manch Branchenlobbyist denken, der jetzt vielleicht darauf setzt, dass staatliche Vorgaben und Kontrollen vielleicht sogar dauerhaft gelockert werden könnten. Wir meinen: Nicht nur die Lebensmittelwirtschaft, sondern auch wirksame Lebensmittelkontrollen sind systemrelevant! Denn gerade jetzt muss die Einhaltung von Hygienestandards durchgesetzt, muss verhindert werden, dass es zusätzlich zu Corona auch noch zu lebensmittelbedingten Gesundheitsgefahren durch Salmonellen, Listerien oder anderen Keimen kommt. Das „Verwaltungshandeln“ ist aktiver Verbraucher- und Gesundheitsschutz, und unbedingt nötig. Alles andere also als überflüssige Bürokratie!

Denn gerade in dieser Krisenzeit dürfen wir nicht vergessen, dass es Missstände und Probleme gibt, die schon vor Corona da waren und die weiter bestehen. Und die wir keinesfalls aus den Augen verlieren dürfen. Um nur zwei Beispiele zu nennen:

Bund und Länder verhandeln weiter darüber, ob die grausame Zwangsfixierung von Muttersauen in engen Kastenständen endlich beendet wird – oder noch für viele Jahre weiter erlaubt bleibt, obwohl Kastenstände höchstrichterlich als tierschutzwidrig eingestuft wurden.

Die undemokratischen Geheimgremien, die mit dem europäisch-kanadischen Handelsabkommen CETA eingeführt wurden, haben längst ihre Arbeit aufgenommen. Beeinflusst von der Agrarindustrie arbeiten sie daran, unsere Standards bei Pestiziden abzusenken und Rückstände verbotener Mittel zu erlauben, die aus gutem Grund in der EU bislang verboten sind.

Wir dürfen davon ausgehen: Industrielobbyisten werden ihre Ziele nicht vergessen, weil die Welt in Sorge vor dem Corona-Virus ist. Im Gegenteil: Sie werden versuchen es auszunutzen, dass fast die gesamte öffentliche Aufmerksamkeit auf die Pandemie gerichtet ist.

Mittwoch, 30. Januar 2019

FoodWatch: Wie sauber sind Restaurants, Supermärkte und Imbissbuden?

Seit dem Start der Plattform "Topf Secret" vor wenigen Tagen haben Verbraucherinnen und Verbraucher bereits mehr als 10.000 Hygiene-Berichte zu Restaurants, Imbissen und Supermärkten angefragt. Das ist mehr, als insgesamt in den letzten zehn Jahren! Machen auch Sie mit: Stellen Sie einen Antrag zu einem Restaurant, Imbiss oder Supermarkt in Ihrer Nähe. Falls Sie nicht überzeugt sind, weil Sie zum Beispiel nicht so häufig essen gehen, lesen Sie weiter - denn auch dann macht Ihre Teilnahme Sinn.

Verbraucherinnen und Verbraucher haben ein Recht darauf, zu erfahren, wie es um die Hygiene in Lebensmittelbetrieben bestellt ist. Sollte man meinen... Doch obwohl jedes Jahr mehr als eine halbe Million (!) Lebensmittelbetriebe in Deutschland von Kontrolleuren geprüft werden, erfahren wir Verbraucherinnen und Verbraucher nur in den allerwenigsten Fällen etwas von den Ergebnissen. Die Behörden halten diese Informationen meist geheim. Das wollen wir ändern, und dafür brauchen wir Ihre Hilfe!Auch wenn Sie vielleicht nicht regelmäßig Essen gehen oder in einer kleinen Stadt mit begrenzter Auswahl leben: Zumindest beim Schnellrestaurant um die Ecke halten Sie bestimmt hin und wieder mal an. Haben Sie sich dabei schon einmal gefragt, wie sauber es dort in der Küche zugeht? Finden Sie es heraus: Stellen Sie eine Anfrage auf der FoodWatch-Plattform!

Transparenz über die Hygiene in Lebensmittelbetrieben sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Bereits an der Ladentür sollten Gäste von Restaurants, Bäckereien oder Imbissbuden erkennen können, wie sauber es in der Küche oder in der Backstube zugeht. In Dänemark, Norwegen und Wales gibt es so ein System schon seit vielen Jahren - und das mit Erfolg: Die Beanstandungsquoten sind dort deutlich gesunken. Transparenz schafft einen Anreiz für die Betriebe, sich an die geltenden Hygieneregeln zu halten. Wir wollen auch in Deutschland Transparenz. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir gemeinsam mit der Initiative FragDenStaat die Plattform "Topf Secret" ins Leben gerufen. Wir wollen gemeinsam Druck auf die zuständigen Politiker ausüben, endlich zu handeln! Je mehr Anfragen eingehen, desto deutlicher ist das Signal!

Machen Sie jetzt mit und stellen Sie bei Restaurants, Bäckereien, Supermärkten oder Imbissen Anfragen zur Veröffentlichung der Hygienekontrollberichte!

Hier geht's zu Topf Secret

Und so funktioniert Topf Secret:

1. Besuchen Sie die Plattform und wählen Sie auf der Karte das Restaurant, den Bäcker, Supermarkt oder Imbiss aus, dessen Hygienebericht Sie erfragen wollen.
2. Klicken Sie auf "Antrag stellen" und geben Sie die benötigten Daten für die Anfrage ein. Jetzt nur noch abschicken und die komplizierte Bürokratie arbeitet im Hintergrund.
3. Antwortet die Behörde, werden Sie automatisch per E-Mail informiert.

Sonntag, 9. Dezember 2018

Foodwatch: SMARTWATER - die dreisteste Werbelüge des Jahres



(c) foodwatch promotion
„Wucher“, „Wasser-Abzocke“, „Dreistigkeit“ – das sind nur einige der Meinungen von Verbraucherinnen und Verbrauchern, die heute an der Coca-Cola-Zentrale in Berlin zu lesen waren. Dort hat Foodwatch den Goldenen Windbeutel an das „Smartwater“ von Coca-Cola verliehen. Knapp 70.000 Menschen hatten sich an der Abstimmung zum Goldenen Windbeutel beteiligt. Davon entfielen 31 Prozent auf das „Smartwater“. Damit ist das Wasser von Coca-Cola die dreisteste Werbelüge des Jahres. Denn anders als von Coke suggeriert, ist das „Smartwater“ nicht besser als herkömmliches Mineralwasser – trotzdem kostet das angeblich „von Wolken inspirierte“ Produkt bis zu siebenmal mehr. 

Doch der Weltkonzern Coca-Cola ignorierte die Meinung zehntausender Verbraucherinnen und Verbraucher und zog sich heute im wahrsten Sinne des Wortes „fluchtartig“ aus der Verantwortung. Wie genau und was die kurze und sehr dürftige Stellungnahme von Coca-Cola beinhaltete, können Sie in unserem Aktionsvideo sehen.





Neben dem „Smartwater“ waren noch vier weitere Produkte für die dreisteste Werbelüge des Jahres nominiert. Sehen Sie hier das Abstimmungsergebnis im Überblick:



(c) foodwatch promotion

Da Coca-Cola dreist weiterlügt, sind jetzt alle Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels gefragt. Denn der Handel verdient an jeder Flasche „Smartwater“ kräftig mit und trägt somit ebenfalls eine Verantwortung für die verkauften Produkte. Deswegen fordert Foodwatch: Solange Coca-Cola sich stur stellt und das Votum von Verbraucherinnen und Verbrauchern ignoriert, müssen Supermärkte & Co. das dreiste Schummelprodukt von Coca-Cola aus den Regalen räumen!




foodwatch 
Brunnenstraße 181, 10119 Berlin