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Montag, 26. Juni 2023

Foodwatch: Ackergifte vergiften unser Leben


SCHLUSS
MIT ACKERGIFTEN!


Ist in diesen Tagen von Lebensmitteln die
Foto von Erich Westendarp auf Pixabay
Rede, denken viele spontan nicht an ein köstliches Dessert oder knackiges Obst – sondern an ihren Geldbeutel. Zurecht: Über zwanzig Prozent teurer ist die Ernährung im Vergleich zum Vorjahr geworden. Foodwatch setzt sich für eine Landwirt-schaft ohne gefährliche Ackergifte ein. Aus der Agrarbranche schlägt uns deshalb viel Gegenwind entgegen: Ob wir als „Ökofaschisten“ beschimpft, unsere Forderungen als „populistischer Unfug“ abgetan werden oder sogar ein Verbot von foodwatch gefordert wird. Für uns sind diese Angriffe ein Ansporn weiterzumachen und die immer wieder hervorgebrachten Argumente der Pestizid-Lobby zu entlarven. Einige Unternehmen reichen nicht nur ihre höhere Gasrechnung weiter, sondern füllen sich zusätzlich die Taschen. Wenn die Preise eh steigen, merkt das ja niemand. Besonders 
dreist wird es dann, wenn – wie bei der Rama-Margarine – die Packung unverändert bleibt, aber 100 Gramm fehlen – eine versteckte Preiserhöhung von 25 Prozent! Meine Kolleg:innen konnten aufdecken, dass gerade die günstigsten Produkte – die Eigenmarken der Supermärkte – drastisch im Preis gestiegen sind. Dabei spielen sich Edeka, Rewe und  Co. besonders gern als Preiswächter auf.


DIE FALSCH-ARGUMENTE DER PESTIZID-LOBBY:

„Eine Landwirtschaft ohne Pestizide ist
gar nicht möglich.“


Doch, tatsächlich sind Pestizide das am wenigsten
wirksame Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen,
Krankheiten und Unkraut – denn diese kommen im-
mer wieder zurück. Schädlinge zum Beispiel werden
sehr schnell resistent, wodurch noch mehr Pestizide
eingesetzt werden müssen – ein Teufelskreis. Längst
gibt es alternative Methoden wie die Auswahl wider-
standsfähiger Pflanzen, der abwechselnde Anbau
von verschiedenen Kulturen und – ganz wichtig –
die Erhaltung der Artenvielfalt, mit Wildblumenzo-
nen, Blühstreifen, Hecken und genug Lebensräumen
für Vögel. Eine pestizidfreie Landwirtschaft erfordert
große Veränderungen auf dem Feld: Weg von den
riesigen Monokulturen, in denen sich Schädlinge ra-
send schnell ausbreiten können, hin zu mehr Ab-
wechslung. Für einzelne Landwirt:innen ist ein solcher
Umstieg schwer. Daher muss die Politik Anreize
schaffen für einen echten Systemwechsel. Zum Bei-
spiel muss der Einsatz von Ackergiften durch eine
Gerade jetzt ist es wichtig, dass eine unab-
hängige Organisation wie foodwatch der
Industrie auf die Finger schaut. 

„Ohne Pestizide ist unsere Ernährungs-
sicherheit gefährdet.“


Ohne Pestizide brechen die Ernte-Erträge ein und
unsere Versorgung mit Lebensmitteln ist bedroht –
solche Schreckensszenarien malt die Pestizid-Lobby
gerne an die Wand. In Wahrheit ist es genau um-
gekehrt: Nicht der Verzicht auf Pestizide gefährdet
unsere Ernährungssicherheit. Sondern die Acker-
gifte vergiften unsere Böden und das Grundwasser,
töten Bienen und andere Insekten und gefährden
die Artenvielfalt – und bedrohen damit die gesamte
Landwirtschaft in Europa. Nicht ohne Grund warnt
die EU-Kommission: „Ohne Reduktion des Pestizid-
einsatzes droht Europa eine Lebensmittelkrise.“ Der
Verzicht auf Pestizide bedeutet nicht automatisch
weniger Ertrag. Er bedeutet jedoch, dass Schädlinge
und Krankheiten auf alternative, natürliche Weise
verhindert und bekämpft werden müssen.

„Nur Bio geht nicht – das zeigt das
Beispiel Sri Lanka.“


Tatsächlich: Nachdem Sri Lanka (um den Devisen-
Foto von Zefe Wu auf Pixabay

mangel einzudämmen) im vergangenen Jahr quasi
über Nacht die Einfuhr von Kunstdünger verboten
hatte und Landwirt:innen nur noch Bio-Dünger ver-
wenden sollten, brachen die Ernten ein. Ein Drama.
Aber taugt es als Beleg dafür, dass es ohne Pestizi-
de und Kunstdünger nun mal nicht geht? Nein, denn
der Fall zeigt lediglich: Einfach mit den gleichen, an-
fälligen Monokulturen weitermachen, nur eben von
heute auf morgen ohne Pestizide – das führt zu
Problemen. Ein schrittweiser Pestizid-Ausstieg je-
doch, verbunden mit alternativen Methoden gegen
Unkraut und Schädlinge – das ist nicht nur möglich,
sondern nötig, wenn wir unsere Lebensgrundlagen
erhalten wollen.

„Wenn wir keine Pestizide mehr
verwenden, müssen Menschen anderswo
hungern.“


Dieser Vorwurf ist gleich aus mehreren Gründen
falsch. Erstens produzieren deutsche und europä-
ische Agrarbetriebe nicht etwa Getreide für die
Ärmsten der Armen – sondern vor allem Fleisch und
Milchprodukte für die EU und Länder mit hohem
oder mittlerem Einkommen. Nur zwei Prozent der
deutschen Agrarexporte gehen nach Afrika, gerade
einmal 0,5 Prozent an die am wenigsten entwickel-
ten Länder. Zweitens ignoriert die Pestizid-Lobby
gerne: Afrikanische und asiatische Kleinbäuer:innen
produzieren wesentlich effizienter als europäische
Landwirt:innen. Betriebe, die auf vielfältigen Anbau
setzen, übertreffen Monokulturen in Sachen Ertrag.

WIR KLAGEN GEGEN ACKERGIFTE!
Gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe gehen
wir juristisch gegen die Zulassungen von Pestizid-
Produkten vor. Über zunächst fünf Musterverfah-
ren wollen wir den Verkauf von Produkten mit be-
sonders giftigen Wirkstoffen stoppen. Unser erster
Widerspruch wurde von der zuständigen Behörde
abgelehnt – daher klagt foodwatch jetzt!