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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dienstag, 6. November 2012

Eine Meinung zu Charlotte Roches "Schoßgebete" und dem Filmprojekt


Charlotte Roche: Schoßgebete

Heute in der Buchhandlung sprangen mir
fast augenblicklich diese Bücher mit den zwei 
silbernen Eichelnüssen auf bordeauxfarbenem Grund ins Gesicht. Ich trat näher und las beinahe ungläubig,
dass das neue Buch Schoßgebete von
Charlotte Roche direkt auf Platz eins der Spiegel-
Bestseller eingestiegen ist.

Nach allem was ich über den ersten Roman
Feuchtgebiete gehört und gelesen habe, hatte ich
mir eigentlich geschworen, keins der Bücher
dieser Autorin zu lesen. Aber warum nicht einmal
selbst herausfinden, was dran ist an der
"Lektüre", die ihre Leser anscheinend gleichzeitig
fasziniert und abstößt? Wenn es niemand lesen
würde, wäre es schließlich nicht auf dem ersten
Platz gelandet. Oder ist es tatsächlich nur der
Dschungelcamp-Ekelthrill? Ich beschloss das
Experiment zu wagen und mir das Buch zu
kaufen.

Achtung, von Seite eins an geht es direkt in
medias res und das fast zwanzig Seiten lang. Von
Null auf Hundert in das eheliche Zusammensein
von Elisabeth und Georg. Und das derart
detailliert, dass man das Buch zwischendurch gern
mal in die Ecke schleudern würde.
Gruselfilmeffekte, die einem leicht jeglichen Sinn
für Romantik rauben könnten. Aber dieser Roman
reduziert sich zum Glück nicht auf den Sex. Auch
nicht auf die ekligen Würmer, die die Protagonistin
irgendwann bei sich und ihrer Tochter entdeckt
und das ganze Szenario angefangen beim
Tesafilm-Test seitenweise vor dem ungläubigen
Leser ausbreitet. Das muss man sich nämlich echt
nicht antun.

Es ist aber auch ein Buch über die langwierige
Aufarbeitung eines Traumas das daher rührt, dass
Elisabeth auf dem Weg zu ihrer Hochzeit in
England drei ihrer Brüder durch einen tragischen
Verkehrsunfall verliert und ihre Mutter dabei
schwerste Verbrennungen davonträgt. Dass
Elisabeth nun die Verantwortung in einer sowieso
recht komplizierten Mutter-Tochter-Beziehung
tragen muss. Die Handlung springt die ganze Zeit
zwischen Rückschauen auf diesen Unfall,
Gesprächen mit der Therapeutin und dem hier
und jetzt in ihrer kleinen Familie hin und her.
Nebenbei gibt es noch Tipps wie man Zwiebeln
richtig schneidet.

Wobei der Leser langsam eine Ahnung bekommt,
warum Elisabeth so geworden ist, wie sie sich
jetzt gibt. Es einerseits allen Recht machen will
und ihrem Mann zuliebe den Dreier im Bordell
mitmacht. Auf der anderen Seite sehr verletzbar
daherkommt. Sich immer wieder mit
Suizidgedanken herumschlägt. Sich ihrer engsten
Umgebung gegenüber unglaublich aggressiv
präsentiert. Ich war ziemlich überrascht, als ich
las, dass der Roman autobiografische Züge
aufweist. Denn in der Familie von Charlotte Roche
hat es diesen schrecklichen Verkehrsunfall
tatsächlich gegeben. Ist das Buch nun eine
Aufarbeitung dieses Albtraums oder kalkulierte
Geschäftemacherei? Darüber werde ich mir kein
Urteil anmaßen!

Fazit - Experiment misslungen, aber Leserin lebt
noch ;-) Wären gewisse Szenen halb so drastisch
ausgefallen, hätte das Buch vielleicht doch noch
positiv überraschen können.

Rezension vom 26.08.2011 / (c) Christiane Bienemann

Sonntag, 16. September 2012

Nachlese: LITTLE BEE von Chris Cleave, besprochen von Christiane Bienemann; Kleve

dtv, Frühjahr 2011


Little Bee von Chris Cleave oder ein Mittelfinger für ein Menschenleben

Vorab gesagt - der Inhalt dieses Buchs ist heftig. Und trotzdem sehr humorvoll geschrieben. Nach den ersten Kapiteln mag man es gar nicht mehr aus der Hand legen, so sehr ist man daran interessiert endlich herauszufinden, was das sechzehnjährige nigerianische Flüchtlingsmädchen Little Bee mit dem wohlhabenden Londoner Journalisten-Ehepaar Sarah und Andrew verbindet. Schritt für Schritt wird man durch Rückschauen in eine Welt mitgenommen, die man sich in den doch recht behüteten Industrienationen nicht wirklich vorstellen kann.

Das einzige, was bei diesem Roman meiner Meinung nach etwas zu kurz kommt, sind Hintergrundinformationen über den sogenannten Ölkrieg in Nigeria. Andererseits vielleicht auch gar nicht verkehrt, denn so muss der Leser selbst aktiv werden, möchte er mehr über dieses Thema wissen. In der Region des Nigerdeltas werden laut Wikipedia „aus 5.000 Bohrquellen und 7.000 Kilometern Rohrleitungen pro Tag mehr als zwei Millionen Fass Öl gefördert“. Nur kommt der Gewinn dieser unglaublich anmutenden Mengen fast ausschließlich den großen Ölkonzernen zugute.
Und die Bewohner dieses Landstrichs zählen zu den ärmsten Bevölkerungsgruppen der Welt. Dazu kommt, dass Land und das Wasser ölverseucht sind, Tiere verenden und dass das bei der Ölförderung freigesetzte Gas einfach abgefackelt wird. Was zusätzlich eine permanente Licht- und Lärmbelästigung der Menschen darstellt. Die Regierung steht auf der Seite der Ölfirmen und greift hart gegen Rebellen durch, die sich für die Menschenrechte dort einsetzen.

Nach wie vor aktuell nach den Unruhen im Ferienland Ägypten vor gut einem Jahr ist auch das Thema Urlaub in Krisenregionen. Egal wie sehr man sich auf seinen Urlaub freut, sollte man doch das Schicksal nicht unnötig herausfordern, meine ich. Urlaube können storniert oder umgebucht werden, davon geht die Welt nicht unter. Sarah bekommt durch ihre Position als Chefredakteurin eines bekannten Magazins kostenlose Flugtickets und eine Hotelreservierung für den Ibeno-Strand in Nigeria. Der zwischen Atlantik, Flussdelta und Dschungel gelegen ist. Gegen die ausdrückliche Warnung eines Wachmannes verlassen sie die Hotelanlage um am Strand spazieren zu gehen. Was ihr Leben nachhaltig verändern wird. Denn dort stoßen sie auf die beiden Flüchtlingsmädchen Little Bee und ihre Schwester Nkiruka. Die beiden flehen sie an, sie vor den Männern von der Ölfirma zu retten, die ihr Dorf vernichtet und alle Einwohner getötet haben. Zuerst können Sarah und Andrew kaum glauben, was sie hören - bis die Männer den Strand erreichen. Erschreckend schnell wird die Willkür deutlich, mit der diese Leute vorgehen: Die Mädchen sollen überleben, wenn Andrew dazu bereit ist, sich seinen Mittelfinger mit einer Machete abzutrennen.

Die Handlung des Buchs wird von den zwei Ich-Erzählern Sarah und Little Bee geschildert. Little Bee nimmt uns mit in ihre Welt und erzählt von der Zeit in einem britischen Abschiebegefängnis. Sarahs Probleme mögen dem Leser näher stehen - die allmähliche Routine in ihrer Ehe, die Affäre mit Interviewpartner Lawrence. Ihr kleiner Sohn Charlie, der stets im Batman-Kostüm herumläuft. Besteht die Chance einer Freundschaft zwischen den beiden Frauen aus gänzlich unterschiedlichen Kulturen? Warum erhängt sich Andrew kurze Zeit später? Und bekommt Little Bee eine Aufenthaltsgenehmigung?

Neugierig geworden? Dann müssen Sie unbedingt dieses Buch lesen. Ich wage mal die Prognose, Sie werden es nicht bereuen. Eine Verfilmung mit Nicole Kidman in der Hauptrolle ist geplant.



(c) Christiane Bienemann, Kleve. Buchbesprechung vom 17.03.2011 (überarbeitet)

Freitag, 13. April 2012

Die knisternde Kurzgeschichte zum Wochenende: HEISSE NÄCHTE MIT DIR von Christiane Bienemann

Unzählige Abende ist sie froh, dass es dich gibt. Haut an Haut mit dir zu liegen tut ihr so gut! Wenn du sie mit deiner Hitze allmählich in Flammen setzt und sich dieses Kribbeln, dieses wohlig-warme Gefühl in ihrem Bauch ausbreitet. Von deiner Nähe kann sie einfach nicht genug bekommen, ganz eng schmiegt sie sich an dich. Du verwöhnst erst ihre Füße, arbeitest dich ganz langsam vor zu ihrem Rücken, ihrer Brust. Keine Stelle ihres Körpers, die dir nicht vertraut ist. Du weißt einfach, was sie braucht! 

Auch wenn es ihr mal schlecht geht, bist du immer für sie da. Du kommst zu ihr aufs Sofa und kuschelst dich mit ihr unter die Decke. Wenn du bei ihr bist, verfliegen ihre trüben Gedanken fast wie von selbst. Wie ein Sonnenstrahl an einem klaren Wintertag erwärmst du ihr fröstelndes Gemüt. Du hilfst ihr über die schwere Grippe hinweg und über die schlechte Nachricht am Telefon. Mit dir zusammen heult sie hemmungslos beim tragisch-schönen Ende eines Kitschfilms. Du bist nicht etwa peinlich berührt, sondern trägst es mit Fassung. 

Dein Äußeres ist ansprechend verführerisch. Früher bevorzugtest du Fleece-Shirts in allen Farben, aber diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Heute trägst du diesen grauen Rolli, den sie an dir so liebt. Mal sehen, ob sie ihn dir gleich nicht noch auszieht!

Sie liebt dich einfach "heiß" und innig, so wie du bist ...! 




(c) Christiane Bienemann, Kleve