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Sonntag, 16. September 2012

Nachlese: LITTLE BEE von Chris Cleave, besprochen von Christiane Bienemann; Kleve

dtv, Frühjahr 2011


Little Bee von Chris Cleave oder ein Mittelfinger für ein Menschenleben

Vorab gesagt - der Inhalt dieses Buchs ist heftig. Und trotzdem sehr humorvoll geschrieben. Nach den ersten Kapiteln mag man es gar nicht mehr aus der Hand legen, so sehr ist man daran interessiert endlich herauszufinden, was das sechzehnjährige nigerianische Flüchtlingsmädchen Little Bee mit dem wohlhabenden Londoner Journalisten-Ehepaar Sarah und Andrew verbindet. Schritt für Schritt wird man durch Rückschauen in eine Welt mitgenommen, die man sich in den doch recht behüteten Industrienationen nicht wirklich vorstellen kann.

Das einzige, was bei diesem Roman meiner Meinung nach etwas zu kurz kommt, sind Hintergrundinformationen über den sogenannten Ölkrieg in Nigeria. Andererseits vielleicht auch gar nicht verkehrt, denn so muss der Leser selbst aktiv werden, möchte er mehr über dieses Thema wissen. In der Region des Nigerdeltas werden laut Wikipedia „aus 5.000 Bohrquellen und 7.000 Kilometern Rohrleitungen pro Tag mehr als zwei Millionen Fass Öl gefördert“. Nur kommt der Gewinn dieser unglaublich anmutenden Mengen fast ausschließlich den großen Ölkonzernen zugute.
Und die Bewohner dieses Landstrichs zählen zu den ärmsten Bevölkerungsgruppen der Welt. Dazu kommt, dass Land und das Wasser ölverseucht sind, Tiere verenden und dass das bei der Ölförderung freigesetzte Gas einfach abgefackelt wird. Was zusätzlich eine permanente Licht- und Lärmbelästigung der Menschen darstellt. Die Regierung steht auf der Seite der Ölfirmen und greift hart gegen Rebellen durch, die sich für die Menschenrechte dort einsetzen.

Nach wie vor aktuell nach den Unruhen im Ferienland Ägypten vor gut einem Jahr ist auch das Thema Urlaub in Krisenregionen. Egal wie sehr man sich auf seinen Urlaub freut, sollte man doch das Schicksal nicht unnötig herausfordern, meine ich. Urlaube können storniert oder umgebucht werden, davon geht die Welt nicht unter. Sarah bekommt durch ihre Position als Chefredakteurin eines bekannten Magazins kostenlose Flugtickets und eine Hotelreservierung für den Ibeno-Strand in Nigeria. Der zwischen Atlantik, Flussdelta und Dschungel gelegen ist. Gegen die ausdrückliche Warnung eines Wachmannes verlassen sie die Hotelanlage um am Strand spazieren zu gehen. Was ihr Leben nachhaltig verändern wird. Denn dort stoßen sie auf die beiden Flüchtlingsmädchen Little Bee und ihre Schwester Nkiruka. Die beiden flehen sie an, sie vor den Männern von der Ölfirma zu retten, die ihr Dorf vernichtet und alle Einwohner getötet haben. Zuerst können Sarah und Andrew kaum glauben, was sie hören - bis die Männer den Strand erreichen. Erschreckend schnell wird die Willkür deutlich, mit der diese Leute vorgehen: Die Mädchen sollen überleben, wenn Andrew dazu bereit ist, sich seinen Mittelfinger mit einer Machete abzutrennen.

Die Handlung des Buchs wird von den zwei Ich-Erzählern Sarah und Little Bee geschildert. Little Bee nimmt uns mit in ihre Welt und erzählt von der Zeit in einem britischen Abschiebegefängnis. Sarahs Probleme mögen dem Leser näher stehen - die allmähliche Routine in ihrer Ehe, die Affäre mit Interviewpartner Lawrence. Ihr kleiner Sohn Charlie, der stets im Batman-Kostüm herumläuft. Besteht die Chance einer Freundschaft zwischen den beiden Frauen aus gänzlich unterschiedlichen Kulturen? Warum erhängt sich Andrew kurze Zeit später? Und bekommt Little Bee eine Aufenthaltsgenehmigung?

Neugierig geworden? Dann müssen Sie unbedingt dieses Buch lesen. Ich wage mal die Prognose, Sie werden es nicht bereuen. Eine Verfilmung mit Nicole Kidman in der Hauptrolle ist geplant.



(c) Christiane Bienemann, Kleve. Buchbesprechung vom 17.03.2011 (überarbeitet)

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