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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Donnerstag, 27. September 2012

Für Sie genossen: Die LandPartie 2012 im Bergzaberner Land, Teil 1

Die Weine allerorten (c) Birgit Burkey

Wer den Herbst in der Pfalz, die liebliche bis trockene Ausstrahlung unserer Dörfer, Frauen und Weine liebt, sollte sich mal ans südliche Ende der Weinstraße begeben, in die Dörfer rings um Bad Bergzabern. Ein ganz besonderer Reiz im Bann der Burg Landeck, der Weinberge und äußerst schmucken Weindörfer. In dieser Gegend spielt sich die LandPartie ab, ein Publikumserfolg in der achten Spielsaison. Im Rahmen eines 7-Stationen-Theaters über viele Kilometer (Buch: Martin Doll; Regie: Volker Enderle) geht es mit dem Bus durch Weinberge, an Wiesen vorbei in Dörfer des Bergzaberner Landes. Theaterszenen künden von der Geschichte, Winzer offerieren ihre Spitzenprodukte und die Natur wie historischen Gebäude und kleinen Fachwerkhäuschen, gepflasterten Gassen und prächtigen Kirchen oder Rathäuser versetzen uns um Hunderte von Jahren zurück.

Der Start der diesjährigen LandPartie war wie immer in Bad Bergzabern vor dem Schloss der
Bad Bergzabern, Schloss der Herzöge, Szene 1
alle Collagen ab hier: (c) Stefan Vieregg
Herzöge. Herzogin Karoline von Zweibrücken-Birkenfeld, geborene von Nassau-Saarbrücken, die hier 15-jährig den Herzog Christian III heiratete, 6 Jahre später schon Witwe war und insgesamt 30 Jahre hier wohnte, begrüßte uns gemeinsam mit Amtmann Schwebel. Wir erfuhren einiges aus der Stadtgeschichte: Rudolf von Habsburg verlieh dem Dorf „Zabern bei Lantecken“ am 21. April 1286 die Stadtrechte. Das Gesetz war eher einseitig, kurz und knapp. Eine Probe zeigte sich in einem Bauernstreit, der in wenigen Minuten abgehandelt und gerichtet war - wie es so schön heißt, einem den kurzen Prozess machen. Und Amtsmann Schwebel ein bärbeißiger Vertreter seiner Zunft hatte offensichtlich auch Probleme mit der Menschenansammlung vor dem Schloss. Er jagte uns dann auch in unsere Kutschen: "Gesindel, schafft euch fort".

Niederhorbach, "KinderKirchenKabarett", Szene 2
Mit drei Bussen ging es los, unserer mit den Guides und Veranstaltern der Tourist Information Bad Bergzabern Michael Kelter, Frau Flat und einer Weinköniginnenkandidatin als Weinguide zunächst nach Niederhorbach. Damit waren wir auch schon mitten im Anbaugebiet Pfalz mit etwa 24.000 Hektar. Das Anbaugebiet besteht aus zwei Bereichen: Mittelhaardt und Südliche Weinstraße. Hier gibt es ortsübergreifende Großlagen und so genannte Einzellagen. Niederhorbach ist ein kleines heimeliges pfälzisches Dorf mit ca. 500 Einwohnern. Früher Zinkenhorbach, von den Heugabelzinken, mit einer  Gründungsgeschichte von 1219 bis 1303, eher 1284. Es liegt besonders reizvoll in den Weinbergen und kredenzte uns neben einer kritisch-historisch-kabarettistischen, notdürftig verkleideten Laientheatergruppe mit dem Stück "Kinder, Kirchen, Kabarett" einen herrlichen Cabernet Sauvignon Rosé, der sehr trocken, authentisch fruchtig aus dem Hause Fritz Walter stammt. Mokierten sich die Laienspieler noch über die Lage ihres Dorfes, "Was soll die Lage? Wir habe kein DSL, auch sonst fehlt viel", waren sie neben ihrem Wein stolz auf immerhin eine mittelalterliche Kirche mit Chorgestühl aus dem 12. Jahrhundert, darin eine Stumm-Orgel, ein relativ großes, aber vernachlässigbares Milchhäusl, Achtung, und jetzt kommt es: die meisten Kinder in der Verbandsgemeinde, vielleicht noch Südpfalz. Ohne DSL bleibt der PC halt aus, weil es ja sonst eine Zumutung ist zu surfen, TV schon lange out, und der Wein kreist, die Geburtenrate steigt!

Die dritte Station war das sehr malerische und schmucke Dorf Dörrenbach mit einem bestens erhaltenen Rathaus von 1590 und einer trutzigen Wehrkirche. Die Glocke klang schon zu Kaiser
Dörrenbach, Suche des Dornröschens, Szene 3 a
Dörrenbach, Vorstellung des Dornröschens, Szene 3b
 Barbarossas Tod in der heutigen Türkei im Jahr 1190. Das Dorf wird bereits 992 urkundlich erwähnt, im 14. Jahrhundert waren die Ritter zu Guttenburg ansässig. Auf unserem Weg zu Dornröschen historische Szenen mit Waschfrau und Flaschenverkorker, den französischen Besatzungssoldaten, die sehr beliebt als Liebhaber und Tanzpartner waren ("Lieber ein freier Franzos' als einen französischen Schwiegersohn"), gefürchtet wegen ihrer Gerichtsbarkeit und ihrem Abkassieren, denn sie holten sich unbarmherzig Lebensmittel und was sie sonst noch brauchten. Historisches Großereignis war ein verheerender Brand im Wirtshaus an einem Tanzabend um 1800, dessen Ursachen unklar blieben. Es folgte die Präsentation des Dornröschens, das wir die ganze Zeit mit Theatergruppenbegleitung suchten, denn Dörrenbach nennt sich "Dornröschen der Pfalz". Auf welchen Prinz es wartet ist unklar (französischer?), aber ein kräftiger Geldkuss wird's auch tun. Es werden Dornröschenwanderwege und -events eingerichtet, was sich wegen der Weine ohnehin schon zum Urlauben rentiert. Vom leichten Sandboden bis zum schweren Lehmboden sind hier alle Bodenarten vertreten. Entsprechend vielgestaltig ist auch der Rebenanbau. Hier wird der rote Dornröschenwein ausgebaut, den es auch als roten Secco gibt und der anlässlich der Krönung des Dornröschens im Frühjahr ausgeschenkt wird. Beide sehr interessant im Geschmack, der Secco einen starken Gaumeneinstand.
Gleiszellen-Gleishorbach, Die Banngasse, Szene 4

In Gleiszellen-Gleishorbach, einem sehr, sehr lieblichen historischen Winzerort mit Rothenburg ob der Tauber-Charakter und Pfälzer Geschichtsreichtum Mittagessen bei Fleeschknepp und Keesspätzle, bevor die Theaterleute das ernste Thema des Zehnten nicht nur in diesem weiteren pfälzischen Kleinod behandelten. Im Jahr 1313 wurde der Weinbann über all die verhängt, die je 15 Tage nach der Kreuzfindung am 3.5. und zu St. Michael am 29.9. (Weinlese) ihren Zehnten nicht an den Abt abgaben bzw. selbst Wein ausschenkten. Der Abt hatte das Bannrecht und das Ausschankrecht, er kassierte die Gelder für den fremden Wein, den er in der Banngasse ausschenken ließ. Das wichtigste Geschäft des Jahres war für die Weinbauern ordentlich geschmälert. Obere Herren waren der Erzbischof von Mainz im 14. Jahrhundert und der Bischof von Speyer 100 Jahre später.
In Gleiszellen-Gleishorbach mit schweren und kalkhaltigen Böden wird ein ganz besonderer Wein angebaut: der Muskateller. Er ist eine der ältesten Weinsorten der Welt. Wahrscheinlich aus Vorderasien stammend, wurde von den Phöniziern und Griechen nach Europa gebracht und kam bereits mit den Römer über die Alpen. Schon Karl der Große im 9. und Friedrich Barbarossa im 12. Jahrhundert galten als große Verehrer des Muskateller-Weines. In Deutschland ist die Rebsorte seit dem 12. Jahrhundert belegt – doch mit Sicherheit wurde sie bereits früher angebaut. Wer die starke Muskateller-Blume mag, wird hier gut bedient, wobei er etwas rar ist in der Menge.


[Fortsetzung am Sonntag, den 30.9.]

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