Ab Montag, 10. Dezember 2012, beginnt die Ausstrahlung von »SUNRISE.
Das Buch Joseph«, gelesen von Patrick Roth in SWR2. Die Sendereihe
heißt »Fortsetzung folgt«.
Sie können sich mit diesem Link »live« in SWR2 einschalten und die
Lesung überall bequem auf Ihrem PC hören:
http://swr2.radio.de/
»SUNRISE« läuft täglich (Montag bis Freitag) von 14:30 bis 14:55 Uhr
in 33 Folgen bis 29. Januar 2013.
Es gibt inzwischen einen umfassenden Eintrag zu »SUNRISE« in der
Wikipedia Online Enzyklopädie. Er sei nur denjenigen
empfohlen, die den Roman bereits kennen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sunrise_%E2%80%93_Das_Buch_Joseph
Die letzte Lesung im alten Jahr findet in Heidelberg statt:
Mittwoch, 19. Dezember 2012, 19.00 Uhr
Heidelberg, Neue Universität, Hörsaal 14
Grabengasse 3, 69117 Heidelberg
Von biblischen Bildern und poetischer Imagination. Patrick Roth und sein Roman
»SUNRISE. Das Buch Joseph«
Lesung Patrick Roth und Gespräch mit Prof. Dieter Borchmeyer
Eintritt frei
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Montag, 10. Dezember 2012
Tägliche Lesung aus Patrick Roths SUNRISE bei SWR2
Dienstag, 3. Juli 2012
Für Sie besucht: "Der Stimmen-Brunnen", 2. Poetikvorlesung 2012 von Patrick Roth
Die
2. Poetikvorlesung in Heidelberg hatte nach dem geheimnisvollen Titel
"Die Bild-Flamme" der ersten Vorlesung den nicht minder
bedeutungsvollen Titel "Der Stimmen-Brunnen". Gemeint sind
die Phänomene im traumvermittelten Schreibprozess, die tatsächlich
in Gestalt von Stimmen auftreten, einem sagen, was zu tun ist, oder
eine Richtung zeigen.
Gleich
nach der 1. Poetikvorlesung erlebte Patrick Roth zwei Tage später
einen bezeichnenden Traum, den der Dichter sofort für seine
Intention verwenden konnte. Es ging im Traum um ein Buch über das
Leben Jesu, das kindlich-naiv dasselbe darstellt, was ihm ganz
besonders schützenswert erschien. Das Buch begann sich aufzulösen
und konnte nur durch das Verpacken, Konservieren, Schützen mit einer
DIN-Versandtasche gerettet werden. Der kindlich-naive Glaube musste
geschützt werden, vor jenen dunklen Kräften, die in Vorlesung 1
eben klar dem Abgründig-Hässlichen und Gewalttätigen zugeordnet
wurden. Denn das Kindliche - das ist tragendes Teil der Poetik - wird
als Quelle der Träume und der Zukunft als bewahrenswertes Gut
betrachtet.
Patrick
Roth zog das 8. Buch der confessiones von Augustinius mit in
seine Überlegungen ein, denn hier wird die Psyche beleuchtet. Worauf
es im Dialog mit der anderen Seite schließlich ankommt ist das
Signal aus dem anderen Bereich. Gerade beim Schreiben muss man dem
Kindlichen, Inferioren, Unbedeutenden Ausdruck verleihen können,
jeder noch so kleine Einfall muss verfolgt werden. Zum Beispiel die
Stimme eines Kindes in dem Traum, der der Vorlesung ihren Namen gab.
Es sagte "Nimm es [das Buch], lies es!" Der
Hinweischarakter, seine Bedeutung ist mehr als evident. Auch die
Position, der Zeitpunkt sind aufschlussreich. Am meisten Aufschluss
jedoch gibt das "dead end", dort, wo kein klarer Sinn mehr
herrscht, im Unbewussten. Hier liegt der Weg, wo eigentlich keiner zu
sein scheint. Wo "das Ich sich nicht geschmeidig bewegen kann",
das Unbewusste sich breit macht ... Hier kann alles Eigene, das man
sucht oder bei anderen glaubt verwirklicht zu sehen, aufsteigen. Es
ist nichts anderes als das Vorbewusste, das uns Kontakt zu beiden
Welten gibt. Hier kann das Ich "rohe Inhalte, Aufsteigendes,
Gerufenes" verarbeiten, auch wenn es nur im "Dreck des
eigenen Bergwerkes" landet. Was wir eigentlich nicht öffentlich
wissen wollen, kann hier abgeholt werden - „der Verrat am Eigenen,
Verdrängten" ist die Conditio sine qua non für das Schreiben.
Mit einem Ausflug über John Fords Verfilmung des Lebens von Abraham
Lincoln, mit Henry Fonda in der Rolle von Lincoln wird die Poetik
erneut verifiziert, der Sessel Lincolns im Museum in
Michigan/Illinois spielt hier eine Rolle hin zur Ermordung des
US-Präsidenten damals und John F. Kennedys später, der Attentäter
Lincolns nicht im Film enthalten, eine bewusste Leerstelle,
herausgeschnittener Mr. Spooth ... nicht bearbeitet ... und später
ein Treffen mit Henry Fonda als altem Mann, mit Jeans und
Westernshirt, lakonischen Bemerkungen.
Wie
hält der Schreibwillige alles fest? Patrick Roth gab uns einen
Einblick in eine wirklich ungewöhnliche Schreibtechnik. Seine
Gedanken entwickeln sich am Besten – scheinbar voll amerikanisiert
- beim Autofahren und Spritverbrauchen des Nachts. Immer wieder hält
er an, macht eine Pause und schreibt alles nieder, was ihm in den
Sinn kommt. Die gewonnenen Absätze muss er selbst laut hören, um
sie verbessern oder akzeptieren zu können, genauso, wie er einlädt,
sein ganzes Buch zu hören, und sei es drei Tage oder länger ...
Und
ein wunderschönes Bild zum Schluss gab uns ein Zeichen, den Weg zum
tiefsten Ort des Sinns, der Schatzkammer der Bedeutung zu suchen, wie
der Junge in dem Film „Stalker“ von Andrej Tarkowskij, der sich
über den Rand beugt, um im Wasser den tiefsten Stern zu erkennen,
oder eben wie im Spiegelbild des Brunnens, der in "Sunrise"
vorkommt. In diesen Momenten des Hineinblickens wird die Stimme
ankommen, die Stimme des Unbewussten wie des Erlösers. Das Angebot
ist groß und das Benützen erlaubt, denn wer dürstet, der nehme ...
Labels:
20. Heidelberger Poetikvorlesungen,
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Zeichen
Dienstag, 26. Juni 2012
Für Sie besucht: Patrick Roth in den Heidelberger Poetikvorlesungen
Die erste Poetikvorlesung von Patrick Roth in Heidelberg am 22.6.2012 (2012 die 20. Poetikvorlesungen) war ein fesselnder Vortrag, der uns erläuterte, was es mit dem geheimnisvollen Titel der Vorlesung BILD-FLAMME auf sich hat. Wir tauchen ein in Patrick Roths Biografie, ins Jahr 1972, einen Tag vorm Deutsch-Abitur in Karlsruhe, wo die Mutter eines Freundes die beiden Cineasten nach Frankfurt/Main karrte, um sie den letzten Film des D.W. Griffith-Festivals (D.W. Griffith galt ihnen als Gott des Stummfilms) im dortigenTurmkino erleben zu erlassen. In BIRTH OF AMERICA gab es eine Szene, in der ein junger Soldat Abschied von seiner Geliebten nehmen will, sie dabei nicht am Fenster sieht, dafür aber weiß, dass sie hinter dem Vorhang steht. Neben ihm ein gesatteltes Pferd. An dieser Stelle nahm P. Roth damals eine Bildflamme wahr, eine fahrende Lichtsäule von rechts nach links, wie ein Blitz, ein objektiv ihn ergreifendes Gefühl, ein Spezialeffekt.
25 Jahre danach verstand er, dass es das nicht wahr, auch kein Laborfehler etwa, denn beim Wiedersehen des Films entpuppte sich das Damalige als Fata Morgana. Ihm wurde klar, dass es ein psychisches Geschehen, eine psychische Szene hineinschießend in die filmische Szene war.
Der Autor hat ein teleologisches System entwickelt, indem es keinen typischen Sinnverlust der Moderne oder gar einen Mangel an Sinn gibt, sondern vielmehr eine Sinnanreicherung, fast schon ein Diktat des Sinns. Denn jeder sucht, was er s o l l. Alles Handeln ist traumvermittelt und mehr, es ist eine Botschaft von Gott, um es so direkt zu sagen. Das Handeln wird zu einer Reinkarnation der Träume. Und so lebt auch jeder Mensch die Antwort auf die Fragen der Existenz, bevor er es versteht ...
Das frühere, eigentliche Ich wird noch einmal abgebildet in einem verwirklichenden, handelnden, auslebenden Ich. Gottes Rolle ist hier bestimmend.
Den Autor veranlasste die Begegnung mit der BILD-FLAMME bald danach zu seinem Projekt DIE FLAMME, das erst 1984 nicht als Film, wie geplant, sondern als Hörspiel herauskam. Genauso verband sich das Bild des gesattelten Pferdes aus der BILD-FLAMME mit dem eines Navarro-Indianers auf einem Pferd im Mainzer Dom in einem Traum. Dieses Traumbild drehte er als die letzte Szene seines Filmes 12 PLACES I REMEMBER im Death Valley, um sie mit der Szene im Mainzer Dom zu überlagern und festzuhalten. Dabei stieg das Pferd mit Indianer unerwartet auf und wurde zu genau der gesuchten Szene im Traumbildkontext des Sinnsuchers P. Roth.
Auf den Achsen der Flammen, der Pferde, des Indianers wird die BILD-FLAMME zu einem Sinngeber, Richtungsweiser, der über den Umweg der Holocaust-Erfahrung und -Aufarbeitung, der das Leid mit in das Leben brachte, ihn, den Autor, mit jeglicher Form des Dunkels, Abgrundes, Horrors und Schreckens konfrontierte. In einer Conjunctio der Gegensätze wird eine Doppelexistenz evident: Abgrund, Tiefe, Gott, Sinn auf der einen Seite und Horror, Schrecken auf der anderen Seite. In der Metapher "Ein Meer der Gnade stößt an einen Feuersee" wird klar, dass der über das Unbewuste sich vermittelnde Gott der Tiefe, des Abgrunds gute und schlechte Zustände, extreme Gegensätze kennt und gleichzeitig zulässt - mit einem höheren Sinn, der die Sucher weitertreibt. Die Conclusio daraus: Man muss Gott lieben u n d fürchten!
Der Kreis der Suche schließt sich mit einem alles entscheidenden Traum vom 23.1.2012, in dem ein Navarro-Indianer eine weiße Frau vorstellte, deren Gesichtshälfte stark verbrannt war. Statt das Gesicht zu berühren fasst der Träumende jedoch die Hände der Frau, deren Arme sogar vom Indianer gestützt und hingeführt werden und die Berührung erst ermöglicht. Dieser Traum, der zu einem Versöhnungsakt der Berührung bewegte, aufforderte mit dem Leid zu leben, es nicht anzuerkennen, es aber zu integrieren in sein Leben, war eine Botschaft, sich selbst mit dem Leid zu versöhnen.
Zur Erklärung wiederum reihte sich innerpsychisch ein Gemälde des Schweizer Malers Birkhäuser ein, DER GESPALTENE. Der Indianer gibt dem Traumich förmlich die in Obhut genommene Frau, um eine Gewahrwerdung der und Versöhnung mit den begangenen Verbrechen zu erreichen, und weiter, übertragen auf den Holocaust, das Verbrechen an den Juden anzunehmen, sich auch damit zu versöhnen. So vermittelt sich letztendlich die Deutung, dass der Träumende nach Amerika gesandt wurde, um diese Frau zu retten, die Verbrechen an ihr zu sühnen, eine Versöhnung einzuleiten ...
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