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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 13. Juli 2013

Wie war's im Musical COMPANY im Nationaltheater Mannheim?

Fotos: Hans Jörg Michel


Company heißt eine Musical Comedy im Programm des Nationaltheaters, Mannheim, die in der aktuellen Spielzeit läuft. Ich habe mir die Aufführung am 05.07.2013 angeschaut. Dieser Begriff lässt einen ein bisschen grübeln, Musical Comedy, noch nie gehört, aber es ist klar, um was es geht. Es ist ein Musical, und nicht etwa eine Oper, als welche man sie in der Ankündigung oberflächlich betrachtet einordnen würde. Und sie hat Comedy-Momente, die auflockern sollen. Alles am Broadway schon aufgeführt, unter der Regie von Harald Prince. Die Uraufführung war bereits am 26.04.1970 im Alvin Theatre, New York! Die Musik und Texte stammen von Stephen Sondheim, das Buch von George Furth, deutsche Fassung von Michael Kunze.

Es gibt keinen wahren Handlungsstrang, alle Bilder sind Facetten eines Gesellschaftsbildes der entwickelten Staaten des 20. Jahrhunderts. Hier dreht sich alles um New York, die amerikanische Gesellschaft und ihre hohe Anfälligkeit für den schönen Schein, ihre Jagd nach Aufwertung ihrer Person durch scheinbare Superlative. Wie einst schon bei Botho Strauß' Inszenierungen fällt eine Unverbindlichkeit und Neurotizität, wenn nicht gar psychotische Verhaltensweise der Protagonisten auf, ein Leerlauf und eine Kreisbewegung des Geschehens. Das Triviale, Banale kultiviert zum Besonderen, aber reichlich inhaltsleer

Der Geburtstag von Robert, es ist der 35., eines jener Kultdaten, die die älter werdenden Jungerwachsenen bereits schon stark irritiert (kein Wunder, dass 10 Jahre später auf dem Markt der Ofen schon aus ist). Seine Freunde, oder wer sich als solcher sieht, kommen zum Gratulieren und halten ihm ein Ständchen. Die kitschig angebotenen Kerzchen auf den Kuchen will er partout nicht ausblasen: Alle dachten, er würde sich eine Ehefrau wünschen, es ihnen nachmachen ... Nichts da, er ist der festen Meinung, dass er keine Ehefrau braucht, und macht das Ritual nicht mit. Oh! Wie das? Ist er schwul? Das wird einer seiner Freunde später mal antesten, nur spaßeshalber versteht sich, aber er ist es nicht ... 

Dennoch, Bobby ist auf der Suche nach Liebe. Er sieht sich am meisten von den Frauen seiner Freunde angezogen, und nicht oft steht der Seitensprung greifbar zwischen ihnen. Doch die Moral, die Ehe, hält sie zurück. Bobby tingelt durch die Paarleben, schaut, was los ist, in deren Ehen, wie viel sich die Paare vormachen, was sie alles verdecken. Der Trinker catcht mit seiner Kung-Fu-Frau, was die Erotik bringt, der Kiffer lebt mit seiner spießigen Frau zusammen, die beinahe Bobby verfällt und ihren Mann schön versorgt, aber noch schnell die Flucht vor dem Seitensprung antritt. Später geht auch sie fremd. Andere stehen gerade vor der Scheidung, Amy und Paul heiraten nach vielen Jahren wilder Ehe, was Amy hysterisch macht, ob der Lächerlichkeit und der Frage, ob sie den Mann überhaupt will, den sie gerade im Begriff ist zu heiraten, aber Bobbys Heiratsantrag ist hier dann doch zu viel,  and so on ... 

Es ist nirgends Platz für Bobby. Er sieht auch nichts Berauschendes, eher reichlich Befremdliches. Dafür hat Bobby drei Freundinnen, die er näher kennenlernt, eine recht flippige Martha, eine reizende Kathy und eine fesche Stewardess namens April, mit der er auch ein Verhältnis hat, ihr aber direkt sagt, dass er sie für zu dumm hält. So steht er da, der arme Bobby und wünscht sich nun fest eine Seelenpartnerin herbei: Wo ist die Person, "die einen dazu bringt, das Leben zu spüren ..., ich will jemanden, der mich liebt." Heimlich bläst er die Kerzen aus und wünscht sich die Frau seinen Lebens an seine Seite. 

Ein Musical, das man nicht unbedingt gesehen haben muss, das aber genug unterhält, um es nicht zu bereuen - es bleiben zweieinhalb Stunden Spielzeit ohne tiefere Substanz. Das Musical hat keine (super-)starken Tanz- und Gesangspassagen, wohl aber beeindruckende Szenenbilder mit sehr stimmungsvoller Ausleuchtung, die positive Anker im Verlauf setzen. Es plätschert und bleibt so inhaltsleer wie seine Personen. Da bringen Frank Nimsgern oder Neunkirchen/Saar meines Erachtens lebendigere und dynamischere Musicals auf die Bühne, an denen man lange zehrt. Aber Company ist ja nun schon 43 Jahre alt, das darf man nicht vergessen.

Sonntag, 5. Mai 2013

Im Kino: Das hält kein Jahr



Das hält kein Jahr ...!
FSK ab 12 freigegeben

im Verleih der StudioCanal
Regie: Dan Mazer


Nat (Rose Byrne) und Josh (Rafe Spall) sind grundverschieden. Nat ist dynamisch, erfolgreich und arbeitet zielstrebig an ihrer Karriere. Josh ist Schriftsteller und muss sich stetig abmühen, um etwas zustande zu bringen. Trotzdem haben die beiden zueinander gefunden, sich ineinander verliebt und wollen heiraten. Die Freunde und Familien der beiden sind von der Hochzeit nicht angetan und sind überzeugt davon, dass die Beziehung auf die Dauer nicht funktionieren kann. Eigentlich warten sie nur darauf, dass die Ehe scheitert. Nachdem sie ein Jahr verheiratet sind, müssen sich Nat und Josh eingestehen, dass sie sich das Projekt Ehe einfacher vorgestellt haben, als es eigentlich ist. Sie geraten immer wieder aneinander. Außerdem haben beide sehr attraktive Freunde und so stellt sich die Frage, ob die Hochzeit vielleicht doch ein Fehler war. Das junge Paar will sich das jedoch nicht eingestehen und entscheidet sich, um die Liebe zu kämpfen.

Dienstag, 18. September 2012

Eigenverleger bei viereggtext: GANESHA WIRFT DAS HANDTUCH UND SCHLÜRFT SEKT AUF SYLT von Rosl Reddy

Rosl Reddy
 

Ganesha wirft das Handtuch und schlürft Sekt auf Sylt
 

1. Auflage 2012, 12,00 EUR
289 Seiten, Taschenbuch, ca. 135 mm x 200 mm, 359 g
Pro BUSINESS Verlag
ISBN: 978-3-86386-212-1




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Ein junges Mädchen verliebt sich in ihrer Heimatstadt Hamburg in einen Inder. Eine unbewusste, unerklärliche Kraft drängt sie nach Indien: Ist es die Suche nach ihrer Spiritualität oder opfert sie sich für die große Liebe? Eine starke Frau, die im Rausch der Gefühle zwischen zwei extrem unterschiedlichen Kulturen zu zerbrechen droht. Ein Nahtod-Erlebnis lässt sie alle Stationen ihres Lebens reflektieren und sich entscheiden.

Die Autorin:
1943 in Bayern geboren, in Hamburg aufgewachsen, fühlt sich die Autorin bis heute dem Buddhismus sehr nahe. Die Ehe mit einem Inder führt sie nach Indien, wo ihre Tochter geboren wird. Es folgen fünf Jahre in Holland und als die Ehe geschieden wird, kehrt sie nach Deutschland zurück. Heute lebt die Autorin in Berlin. Glücklich darüber, dass ihre Familie ebenfalls nach Berlin gezogen ist, genießt sie das vielfältige kulturelle Leben und die wunderschöne Landschaft in und um Berlin.


LESEPROBE:

"Endlich war es soweit. Wir fuhren in Serpentinen einen großen Berg hinauf, vorbei an den Pilgern, die zu Fuß zu dem Tempelgelände gingen. Kurz bevor wir den Tempel erreichten, hörte man Musik, so wie bei uns auf Jahrmärkten. Viele Menschen mit geschorenen Köpfen, Mönche und Gurus bewegten sich auf den Wegen. Die Eltern hatten einen Bungalow für uns gemietet. Für mich war es ein Widerspruch, ich verband Pilgern mit Einfachheit und in sich gekehrt sein, auf der Suche nach Zwiesprache mit einem Gott. Dieses Tempelgeschehnis in Luxus zu erleben ging mir gegen den Strich. Die Pilger, die zu Fuß den Berg hinaufgingen, vermittelten mir zumindest mehr Spiritualität als meine Familie. Ich wäre lieber wie sie zu Fuß den Berg hinaufgegangen, um mich geistig vorzubereiten und meine Gedanken zu sammeln. Meine Schwiegermutter ging zielstrebig in einen der Tempel und warf eine große Menge Geld in eine Art Käfig. Eine Menge Geld hieß in diesem Fall ca. eintausend US Dollar. In dem käfigähnlichen Raum saßen Menschen, die die Münzen mithilfe von großen Sieben, welche verschieden große Löcher hatten, sortierten. Dieser klirrende Lärm war weit über das Gelände zu hören. Das Sortieren des Papiergeldes war geräuschlos. Am Wegrand gab es Läden, die verschiedenste Haarteile zum Kauf anboten. Gerade dem Gott geopfert, wurde das Haar hier gleich wieder verkauft.

Am nächsten Morgen kam ein Mönch aus dem Tempel zu uns, ein alter Mann, gebeugt, mit einer Art Sichel in der Hand. Er würde Dich kahl scheren. Ich saß im Schneidersitz vorm Bungalow und hielt dich fest, während der Mönch sich vor mich hockte und mit dem riesigen Messer durch Deine schwarzen Locken fuhr.

[...] an diesem Abend kam ich zu spät, der Vortrag hatte bereits begonnen. Ich drückte mich unauffällig in die hintere Reihe. Ich war abgespannt und gehetzt, als mich die Worte des indischen Vortragsredners, der eine mystische Ausstrahlung auf mich hatte, trafen: "Veden und Upanischaden" (Das Wort "Veda" bedeutet "Wissen". Gemeint ist ein göttliches oder spirituelles Wissen, das zunächst mündlich weitergegeben wurde und erst später in schriftlicher Form festgehalten wurde. Das Wort "Upanischaden" bedeutet "das Sichniedersetzen". Gemeint ist, sich zu Füßen eines Lehrers [Gurus] setzen. Sie sind eine Sammlung philosophischer Schriften des Hinduismus und Bestandteil der Veden).

Ein Stromschlag von 1000 Volt schoss durch meinen Körper, der bewusstlos vom Stuhl glitt. Man trug mich aus dem Saal, um den Vortrag nicht zu stören. Als ich wieder zu mir kam, sah ich in die tiefschwarzen Augen des Inders. Es war wie angekommen, Heimat. Ich hatte mich wiedergefunden. Alles schien mir vertraut.

Es begann eine ganz normale Liebesgeschichte.


"[...] Seitdem ich Deutschland verlassen habe, hatte ich keinerlei Vorsorge-Untersuchung. Wie soll die Geburt geschehen und wo? Ich habe Schmerzen, die ich als Vorwehen analysiere. Meine Eingeweide ziehen sich zusammen, Krämpfe, Angst. Ich lese in den Mythen und beobachte meinen Körper, versuche, nicht zu denken, nicht zu grübeln. Keine eigene Bleibe, weder hier noch in Deutschland, kein Einkommen, ich schiebe alles weg, bin glücklich, ich werde leben schenken, dem Wesen, das so lange dafür gekämpft hat, und ich lasse nicht zu, dass Dir böse Gedanken vermittelt werden. Die Situation spitzt sich zu [...]"


Hinweis der Autorin:

LESETERMIN:
Am 4. Oktober 2012, 19.30 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr) im Cafe "K", Sensburger Allee 26, 14055 Berlin Westend. Der Eintritt ist frei, Reservierung direkt an das Cafe erbeten unter info@cafe-k.com.

Montag, 4. Juni 2012

Dichterhain: ABSCHIED I von Stefan Vieregg

 















Abschied I

Der Tag erzittert im Zorn
eine Sichel zerschneidet die Bande
Fische japsen durch die Luft
springen an Land
Eine Träne sich löst am Herzen
das Geliebte zergeht
Gemeinsames zerrinnt im Sand
kein Berühren mehr
kein inniglicher Kuss
Der Vorhang reißt entzwei
wie ein Kleid im Streit
Öffnet den Riss im Nichts

(c) Stefan Vieregg