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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Dienstag, 7. Juli 2015

Alpen: Naturunglücke durch schlechteres Wurzelwerk und Starkregen

Am Sonntag, 14. Juni 2015, kam es zu chaotischen Verhältnissen nach Abgang einer Schlammlawine in Oberstdorf, Landkreis Ostallgäu, Bayern. Tonnen von Schlamm und Geröll setzten sich nach starkem Dauerregen in Bewegung, sodass mindestens 300 Bewohner evakuiert werden mussten. 15 Häuser wurden durch die Mure beschädigt, es bildete sich ein instabiler Stausee aus den Fluten. 350 Helfer waren im Großeinsatz. Die Bewohner halfen selbst mit, ihr Hab und Gut vom Schlamm zu befreíen. 

Über 100 Liter Regenwasser pro Quadratmeter ließen den Oybach sowie den Falkenbach oberhalb von Oberstdorf extrem anschwellen, wodurch sich Tonnen von Geröll und Schlammmassen lösten, die sich als Mure ins Tal schoben und alles wegspülten, was im Weg stand. Holzhütten und Bäume wurden komplett überrollt und zerstört. Vor der Arena der weltberühmten Oberstdorfer Skisprung-Anlage stand nach Polizeiangaben der Schlamm mindestens acht Meter hoch.

Betonblöcke und spezielle Sperrschläuche sollten eine eventuell weitere Schlammlawine kontrolliert umleiten. Der Schlamm war in die Keller und Wohnräume von Wohnhäusern gedrungen und hatte die Gebäude im Erdgeschoss bis zur Decke geflutet. Hinzu kam die Entstehung von Sturzbächen.

Ein klassisches Phänomen in den Alpen, seit die Wälder kleiner werden und die Bäume kränker. Die Wasserrückhaltekraft der Wurzelbereiche ist extrem geschrumpft, sodass bei Sturzregen genau solche Phänomene gehäuft auftreten.

FOTOS 1               FOTOS 2

Sonntag, 16. November 2014

Kesslers Expedition! Diesmal mit dem Tuk Tuk


"Kesslers Expedition! Auf drei Rädern von Bayern an die Ostsee"
Vor 25 Jahren fiel die Mauer. Ab dem 05. Dezember präsentiert rbb media die neuen Folgen von "Kesslers Expedition" auf DVD! Auf seiner Reise legt der gefeierte Comedian Michael Kessler rund 1400 Kilometer entlang des ehemaligen deutsch-deutschen Grenzstreifens im Tuk Tuk zurück, um den heiteren, ernsten und manchmal auch traurigen Geschichten der Menschen zu lauschen.

Bei seinen bisherigen Expeditionen durch Regionen der neuen Bundesländer war der beliebte Comedian jeweils mit einem Esel, einem Floß, einem Rasenmäher, Huskys, einem Klapprad und anderen ungewöhnlichen Vehikeln unterwegs. Für seine neue Expedition geht Michael Kessler buchstäblich an die Grenze. Rund 1.400 Kilometer legt er in einem ostasiatischen Dreirad zurück. Er fährt von Bayern bis an die Ostsee, immer entlang des ehemaligen deutsch-deutschen Grenzstreifens, um zu erfahren, ob 25 Jahre nach dem Mauerfall auch wirklich zusammen gewachsen ist, was zusammengehört.
Vom alten Grenzstein im Dreiländereck nahe Hof zwischen Bayern, Sachsen und Tschechien
bis zur Halbinsel Priwall an der Ostseeküste lauscht der Schauspieler neugierig den Menschen
und ihren heiteren, ernsten und manchmal auch traurigen Geschichten diesseits und jenseits
der ehemaligen Grenze. Kessler entdeckt die Natur und die Geschichten vor und nach
der Teilung. Meist ist links und rechts durch die Bundesländergrenzen zu unterscheiden – für Kessler eine gern angenommene Dialekt-Herausforderung und eine freche Suche nach der Klischeenadel im Vorurteilshaufen.
Wie zu erwarten macht Michael Kessler aus der Strecke eine kontemplative Extremtour und gleichzeitig eine persönliche Bestandsaufnahme zu den Befindlichkeiten am ehemaligen
Grenzverlauf: Das geteilte Mödlareuth – genannt Little Berlin, zugewucherte Schmugglerpfade aus Zeiten des kleinen heimlichen Grenzverkehrs, Heißluftballons in der Röhn, Trüffelsammler im Vorharz, Bauern mit zusammengewachsenen Höfen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Angler, die auf dem Schalsee versehentlich in die Grenzverletzung geschaukelt sind: das sind unzählige Geschichten von damals und vor allem heute, die von dort stammen, wo die Vernarbung zu einem neuen Leben geführt hat und zu einer unvergleichlichen Natur.
Hier haben sich hunderte bedrohte Tier- und Pflanzenarten behauptet: Fischotter, Luchs, Seeadler, Schwarzstorch, Steinkauz, Eisvogel, Biber, diverse Frösche und Kröten,
Kreuzotter und straußenähnliche Nandu. Zu blöd, dass der Kessler sich damit kaum auskennt und immer jemanden fragen muss …

Sonntag, 15. September 2013

Gestern im ehemals oldenburgischen Birkenfeld am Hunsrückrand zur 3. Museumsnacht

PLAKAT IST AUCH KUNST - bis 17.11.2013 im Maler-Zang-Haus


Kein Land für freischaffende Kreative, allenfalls vollbeschäftigte oder verheiratete Hobbykreative, aber immerhin hat es das ehemals oldenburgische Birkenfeld am Eingang des Nahetals in Rheinland-Pfalz zu einer dritten Museumsnacht gebracht.

Tatsächlich wurde als Auswirkung des Wiener Kongresses das vormals badische Birkenfeld 1817 bzw. die gesamte Region Birkenfeld mit Idar-Oberstein dem Großherzogtum Oldenburg bei Wilhelmshaven zugeschlagen, das nicht mal wusste, dass es existiert. Seine Staatsdiener und Großfürstengattin besuchten das neue Territorium, fanden die Armut der Edelsteinschleifer in Oberstein am Wegesrand wenig erbaulich, waren aber vom properen Fürstentum Birkenfeld, das sogar auch die direkte Linie der bayrischen Könige stellte (!), sehr angetan. Es entwickelte sich eine gedeihliche Zusammenarbeit und Führung durch Oldenburg, letztendlich bis 1937. 1919 schon den Preußen zugeschlagen, blieb es oldenburgisch verwaltet bis 1937. In diesem Jahr vollzogen die Nazis bis 1945 den Anschluss des Fürstentums an das Dritte Reich. Dennoch war und blieb Birkenfeld preußisch bis 1956, während das benachbarte Kusel und Lauterecken (wie die gesamte Pfalz inklusive Kurpfalz) in dieser Zeit bayrisch waren. Danach entstand Rheinland-Pfalz. 


Im schmucken kleinen Landesmuseum werden anschaulich das Leben der Kelten, Etrusker, Römer und Griechen nebeneinander gestellt, Leben und Sterben, Wohnen und Essen. Multimediale Stationen sind eingerichtet, uralte Schriften liegen aus und eine Ausstellung zur Geschichte Birkenfelds wurde arrangiert. Im benachbarten Maler-Zang-Haus werden zunehmend Kunstausstellungen eingerichtet, um den Menschen in dieser Region auch eine Teilhabe an den aktuellen kulturellen Geschehnissen zu bieten.

Am gestrigen Abend ein reiches Programm der Veranstalter mit musikalischen Einlagen des Jugendorchesters, Saxofon-Quartetts, Sängervereinigung Birkenfeld und den Stadtstreichern. Außerdem Lesungen von Anne Sinclair und Dr. Armin Peter Faust, der jeweils zu einem "Bildanlass" ein Stückchen Literatur aus eigener Feder anbot. So auch einen Einblick in seine Schulzeit mit tatsächlich nur 16-18 Schülern in einem Klassensaal, intensiver Betreuung durch und Spucknapf für den Herrn "Professor" hinterm Pult. Gerhard Ding las "Gereimtes und Ungereimtes“ auf Hunsrücker Platt von Richard Bäuchle. Im Ausstellungsraum Harma Regina Rieth, die bekannt für ihren sehr fähigen und meisterhaften Umgang mit Pinsel und Leinwand Live-Painting anbot. Von 18 Uhr bis 22:30 Uhr stellte die hauptberuflich kreative Künstlerin, die am 16.Oktober ihren 60. Geburtstag feiert, ein Landschaftsbild mit vielen Details und enormer Tiefenwirkung fertig. Sie hätte sogar zwei Bilder in dieser Zeit geschafft. Sie erklärte sich bei Anfrage sofort zum Live-Painting bereit, wohl als einzige, denn ihre Kolleg(inn)en aus dem Umkreis taten dies nicht. Es fehlte auch das auf einem Schild angekündigte Basteln ... Leider war der Hinweis auf Harma Regina Rieths Auftritt weder in der Presse noch auf Programmen festgehalten.

Im Maler-Zang-Haus wurden Plakate aus dem 20. Jahrhundert, das Meiste nach 1945, gezeigt, die von den Künstlern selbst geschaffen wurden. Mit dabei unter anderem Picasso und Roy Lichtenstein. An die 500 Interessenten beschertem dem kleinen Event eine Menge Besucher. Die Veranstalter wollen weitermachen und ausbauen!



Harma Regina Rieth beim Live-Painting im Landesmuseum, hier gegen 20 Uhr

Mittwoch, 10. April 2013

Heute in Speyer: Mittags Königreich Pfalz im Wittelsbacherjahr 2013 und abends Ausstellungseröffnung MOSES von Rainer Magold

10 bis 18 Uhr  I  Historisches Museum der Pfalz in Speyer
Königreich Pfalz

 3. März bis 27. Oktober 2013

„Pfalz, dich lieb ich“, schrieb der spätere bayerische König Ludwig I. 1809. Nach Napoleons Niedergang wurden Grenzen und Staaten Europas durch den Wiener Kongress neu definiert und die Region der heutigen Pfalz fiel an Bayern. Damit regierten zwischen 1816 und 1918 die bayerischen Könige auch über die linksrheinische Pfalz. Maximilian I. Joseph, der erste dieser Herrscher, stammte aus der Zweibrücker Linie des Adelsgeschlechts der Wittelsbacher, die nachfolgenden Könige und Regenten des bayerischen Königsreichs waren ausnahmslos seine Nachkommen. Unter und mit den Wittelsbacher Königen formte sich das Land zu dem, was es heute ist. Ob Landwirtschaft und Weinbau, Firmen und Fabriken wie die BASF oder Pfaff, ganze Städte wie Ludwigshafen oder berühmte Bauten wie der Speyerer Dom – die bayerische Zeit prägt das Land bis in die Gegenwart. Die Pfalz war bis 1945 bayrisch.

Mit der Ausstellung „Königreich Pfalz“ erzählt das Historische Museum der Pfalz vom 3. März bis 27. Oktober 2013 auf 900 Quadratmetern Ausstellungsfläche Geschichte(n) aus der Pfalz: von Kämpfern für die Freiheit, visionären Wissenschaftlern und Entdeckern, Sportlern von Weltrang, königstreuen Bürgerinnen und Bürgern, armen Schustern und reichen Weinbaronen.
Über 300 Objekte aus pfälzischen und bayerischen Museen gewähren einen einzigartigen Überblick über die Geschichte der Pfalz, als sie bayerisch war. Darunter sind Leihgaben aus dem Bayerischen Nationalmuseum, der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen sowie auch aus dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds.
Mit der Sonderausstellung „Königreich Pfalz“ macht das Historische Museum der Pfalz den Auftakt in der Reihe der Ausstellungen und Veranstaltungen des „Wittelsbacherjahrs 2013“, das die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz mit der Villa Ludwigshöhe, das Kurpfälzische Museum Heidelberg und das Schloss der Grafen von Erbach im Odenwald gemeinsam und in wissenschaftlichem und engem kollegialen Austausch realisieren.


19 Uhr  I  Alte Synagoge Speyer, Am Weidenberg 3

Kunstausstellung von Rainer Magold unter der Schirmherrschaft von Forum Interreligiöser Dialog:
 
"MOSES"

Abstrakter Expressionismus

Vernissage am Mittwoch, 10. April 2013, um 19:00 Uhr in der
Synagoge Speyer - Am Weidenberg 3

Einführung:
NN

 
Im Rahmen der Ausstellung finden folgende Veranstaltungen in der Synagoge Speyer statt:

Flamenco - Gitarren Quintett
Café del Mundo

Jan Pascal & Alexander Kilian
Freitag, 24. April 2013, 19 Uhr
freie Platzwahl
Preis: 10,--


Rainer Magold - nächste Ausstellungen:

"OPERNGEFLÜSTER" ab 05.05.2013 Haus des Gastes Bad Bergzabern



Mittwoch, 3. Oktober 2012

Film: WER'S GLAUBT WIRD SELIG von Marcus H. Rosenmüller

(c) Constantin Film

WER'S GLAUBT WIRD SELIG

Wenn ein Hamburger der Hummersuppe wegen nach Bayern zieht, der Papst in der Dorfkneipe Lebensweisheiten verbreitet, die böse Schwiegermutter posthum den Frieden des Ortes wieder herstellt und die harten Männer im Dorf plötzlich an Wunder glauben, dann kann es sich eigentlich nur um den neuen Kinofilm von Regisseur Marcus H. Rosenmüller handeln - seit 16.8.12 in den Kinos.

Es schneit einfach nicht mehr in dem ehemals florierenden, kleinen Skiort in den Bergen - und das schon seit 5 Jahren! Klimawandel sagen die einen, unterlassene Hilfeleistung Gottes die anderen. Die Touristen bleiben aus, der wirtschaftliche Kollaps sorgt für eine anhaltende Flaute - und zwar in jeder Hinsicht. Auch Wirt Georg (Christian Ulmen) und seine Frau Emilie (Marie Leuenberger) hatten definitiv schon bessere Zeiten, sowohl finanziell, als auch in ihrem Liebesleben. Als seine anstrengende und religionsfanatische Schwiegermutter Daisy (Hannelore Elsner) überraschend das Zeitliche segnet, hat Georg die kühne wie rettende Idee: Daisy muss heiliggesprochen werden! Wallfahrtsort statt Ski-Mekka! Zum Erstaunen Georgs scheint der Papst (Nikolaus Paryla) höchstpersönlich ein ganz spezielles Interesse an dem ehemaligen Skiörtchen zu haben. Und so entsendet der Vatikan tatsächlich einen Prüfer (Fahri Yardim), der sich von dem wundersamen Wirken der Heiligen Daisy überzeugen soll - oder besser gesagt: überzeugt werden muss! Eine gewaltige Aufgabe für Wundererfinder Georg, seine Freunde und Emilies unkonventionelle Schwester Evi (Lisa Maria Potthoff), die einen abenteuerlichen Plan beschließen - für's Geld und für die Liebe!

Die Darsteller
Georg                          Christian Ulmen
Emilie                          Marie Leuenberger
Papst Innozenz XIV      Nikolaus Paryla
Evi                               Lisa Maria Potthoff
Pater Paolo Barsotti / Vincenzo Barsotti              Fahri Yardim
Daisy                          Hannelore Elsner
Hartl – Polizist              Simon Schwarz
Pellhammer – Lehrer     Maximilian Schafroth
Hubert Möslang – Bestattungsunternehmer          Jürgen Tonkel
Karl-Heinz Gumberger – Supermarktbesitzer       Johannes Herrschmann
Pfarrer Felix                  Gerhard Wittmann
Haushälterin Hildegard   Billie Zöckler
Kardinal Santi               Hubert Mulzer
Sigi Fischer – Metzger   Franz Bauer
Pornodarsteller              Max von Thun


Mit WER´S GLAUBT WIRD SELIG hat Kult-Regisseur Marcus H. Rosenmüller einen wunderbaren Film über den Glauben im Allgemeinen und die Macht der Wunder im Speziellen inszeniert. Einmal mehr konfrontiert uns Rosenmüller humorvoll und ohne Zynismus mit unseren Ängsten, Fragen und geheimen Sehnsüchten und lässt uns bei dieser schrägen Komödie alle Figuren ins Herz schließen. Dies gelingt nicht zuletzt durch das starke Ensemble aus bekannten Darstellern der Rosenmüller-Familie und spannenden „Neuzugängen“. Neben Christian Ulmen (MÄNNERHERZEN, MARIA IHM SCHMECKT´S NICHT), Hannelore Elsner (KIRSCHBLÜTEN – HANAMI, ALLES AUF ZUCKER), Nikolaus Paryla (MARIAS LETZTE REISE, SOLO FÜR KLARINETTE), Fahri Yardim (ALMANYA, 5 MÄNNERHERZEN) und Marie Leuenberger (DIE STANDESBEAMTIN) spielen Lisa Maria Potthoff (DIE GESCHICHTE VOM BRANDNER KASPAR, SCHWERE JUNGS) Simon Schwarz (RÄUBER KNEISSL, SCHWERE JUNGS) und Jürgen Tonkel (RÄUBER KNEISSL, WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT). Produziert wurde WER´S GLAUBT WIRD SELIG von Quirin Berg und Max Wiedemann, die für DAS LEBEN DER ANDEREN den Oscar erhielten und zuletzt für die Erfolgskomödien MÄNNERHERZEN und FRIENDSHIP! verantwortlich zeichneten. WER´S GLAUBT WIRD SELIG ist nach RÄUBER KNEISSL (2008) bereits die zweite Zusammenarbeit von Rosenmüller und der Produktionsfirma Wiedemann & Berg und wird auch dieses Mal von Susanne Hildebrand als ausführende Produzentin betreut.

REGIE
Marcus H. Rosenmüller, geboren 1973 in Tegernsee, begann nach dem Abitur ein Studium an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF). Bereits vor seinem Studienabschluss im Jahr 2003 machte er u.a. mit seinem Kurzfilm NUR SCHREINER MACHEN FRAUEN GLÜCKLICH auf sich aufmerksam, der auf verschiedenen
internationalen Festivals zu sehen war und mit diversen Publikumspreisen ausgezeichnet wurde. Für den Bayerischen Rundfunk inszenierte Rosenmüller nach seinem Studium mehrere Folgen der Dokumentar-Reihe IRGENDWO IN BAYERN, darunter in Co-Regie mit Joseph Vilsmaier die Episode DEN FRIEDEN IN DER HAND. Mit der Komödie WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT über einen Dorfjungen mit schrecklicher Angst vor dem Fegefeuer gab Rosenmüller im Jahr 2006 sein Langfilmdebüt – und sorgte damit für ein Comeback des modernen bayerischen Heimatfilms. Der Film erzielte 1,8 Millionen Zuschauer und erhielt mehrere Deutsche Filmpreise, unter anderem den Preis für die Beste Regie. Kurz danach startete SCHWERE JUNGS erfolgreich in den Kinos, gefolgt von BESTE ZEIT, einer kleinen, mit leisem Humor erzählten Geschichte über die Freundschaft zweier
Teenagerinnen und der Fortsetzung BESTE GEGEND. Seiner Vorliebe für Geschichten mit Bezug zu seiner bayerischen Heimat blieb er auch in seinen weiteren Filmen treu. In RÄUBER KNEISSL erzählt er die Geschichte des legendären bayerischen Volkshelden, DIE PERLMUTTERFARBE handelt von einem Schuljungen, der in einem bayerischen Dorf des Jahres 1931 in die Intrigen eines Schulkameraden verstrickt wird und die Komödie SOMMER IN ORANGE erzählt – basierend auf realen Geschehnissen– von einer Bhagwan-Kommune in einem bayerischen Dorf zu Beginn der 1980er Jahre.

Filmographie (Auswahl):
2011 SOMMER DER GAUKLER
2011 SOMMER IN ORANGE
2009 DIE PERLMUTTERFARBE
2008 RÄUBER KNEISSL
2008 BESTE GEGEND
2007 BESTE ZEIT
2007 SCHWERE JUNGS
2006 WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT

Sonntag, 23. September 2012

Wie war's bei Ottfried Fischer? Er verordnet Strafrecht und Entziehungskur gegen die Musikantenstadlheimat


Ottfried Fischer, Urgestein aus dem Kabarett und allseits bekannt durch "Ottis Schlachthof", Schauspieler in etlichen Filmen und Fernsehserien, wie "Der Bulle von Tölz", und "Pfarrer Braun", frei nach dem Vorbild Pater Brown aus den Kurzgeschichten G.K. Chestertons, oder "Go Trabi Go" und Autor von Bühnenstücken und Büchern, war letzten Mittwoch, 19.09.2012, im Darmstädter halbNeunTheater zu sehen. Er führte sein kabarettistisches Monodrama "Wo meine Sonne scheint" (2008) auf und dachte zwei Stunden laut über den Begriff Heimat nach. In gewohnter Manier mit bissigen langgliedrigen Stakkatosalven, Scharfzüngigkeit und der typischen Respektlosigkeit des Kabarettisten. Im zweiten Teil stärker, weil akklimatisierter als zu Beginn. Ich wünsche ihm noch Jahre der erfolgreichen Bühnentätigkeit, die mit dem Stärkegrad seiner Parkinson-Erkrankung steht oder fällt. Und hoffentlich noch weitere Programme in Darmstadt oder andernorts!
"Derhoam is derhoam" heißt es so schön in Bayern, aber ist Heimat das, was man unter Heimat versteht? Ist es die von Edgar Reitz im Hunsrück, die von der Unterelbe, die aus Thüringen oder die aus der Pfalz? Jeder hat seine eigene Heimat. Oder ist es ganz Deutschland? Preisfrage: Wer versteht was unter Heimat? Das ist das zentrale Problem, um das das Stück kreist. Der Autor lässt einen Heimatkundigen, den er logischerweise selbst spielt, aus der am stärksten betroffenen Leit(d)kultur Bayern berichten. Ist Heimat bereits im niederbayrischen Discozentrum am Plattenspieler als DJ oder Besucher zu sehen oder wo liegt sie - nach der Vertreibung aus dem Paradies? Schon Adam und Eva waren Flüchtlinge, wie die 200 Mio Flüchtlinge weltweit in der Gegenwart. Selbst wenn Flüchtling eine Identität wäre, und manche Steuerflüchtlinge halten unter schwerster Rufschädigung daran fest, obwohl sie nichts anderes tun als die Landesbanken, nämlich Geld, das für das Gemeinwohl bestimmt ist, vorenthalten, fehlleiten oder gar vernichten ... Aber wie unser Kabarettist sagt: "Der aufgepropfte Lebensentwurf scheitert!"
Man muss schon selbst zu einer Lösung kommen. Vielleicht hilft Google weiter? Man kann ja dort als Dialektbehafteter das hochdeutsche Wort nachgooglen, quasi mit modernsten Mitteln den Heimatschädigungen entkommen, und selbst für die Dialektiker unter uns kann die Synthese im Netz schlummern. Was ist mit Heimat dagegen, die so international ist, dass ein Elefant auf der bayrischen Autobahn in die Seite des Autos rennen kann und ein sächsischer Polizist den Schaden aufnimmt? Hier stimmen die Relationen für manchen Heimatverfechter bereits nicht mehr. Das Weltgebäude schwankt! Dabei hätte die Heimat so schön sein können - ohne das alles. Im Sinne der Fifties klingt Mariandl durch unser Gehör, singt Harry Belafonte völlig diametral den sozialen Missständen in der Karibik entgegengesetzt vom "island in the sun", wird Franz Josef Strauß, der größte Heimatverfechter und -vertreter der Nachkriegsära, Verteidigungsminister, obwohl das berühmte Adenauer zugeschriebene "Möge dem Deutschen, der je wieder einen Waffe in die Hand nimmt, die Hand abfallen" gerade noch deutlich im Raum steht. Hildegard Knef verwirrt unemanzipierte Männer, während in Vietnam der Krieg tobt.
Fliehe ich vor mir selbst, wenn ich diesen Unsinn mitmache? Oder ist es nicht besser zu fliehen, um nicht mitzumachen? Natürlich soll jeder ein Grundrecht auf Heimat haben, aber welche denn und wie soll das Recht aussehen? Ob ein Heimatministerium mit 1200 Planstellen Abhilfe schaffen könnte? Die Veranstalter jedenfalls neigen zu solchen Problemlösungen ... auch zu einem Bundesheimatgesetz, dass allen Unbeheimateten Asylrecht gewährt. Transportiert Heimat nun der Bierzeltkomiker oder der Zeitungen austragende Junge oder Renter? Ein sicherer Träger dieser Heimatwelle ist mittlerweile GGG, Germany's größter Gaudigigant, mit den Wunderkindern und -sängern, Mädels und Buben, die es geschafft haben, auf die Bühne zu kommen. Oder ist Heimat nichts als eine katholische Anekdotensammlung, die von der mentalen Minderleistung der Bewohner berichtet ... "Pipst Paus" für "Papst Pius"? Liegt die Wiege der Heimat analog zu Platons Höhlengleichnis in der Höhle des Musikantenstadls? Diesem Theater, dem so viele Menschen in Tracht und ohne, jung und alt hinterherrennen? Statt Lösungen und Orakel an der Höhlenwand werden künstliche Blumen, Kühe, Kulissen vorbeigeschoben und Florian Silbereisen oder Hansi Hinterseer animieren zum Schunkeln mit Klatscherlebnis. Ottfried Fischer schmückt dieses Absurdistan, dem so viele verfallen sind, noch mit der Verfremdung, dass Bazon Brock, unser Ästhetikprofessor aus Karlsruhe, die Zuschauer auffordert zu gehen, denn das Verlassen des Stadls ist der Garant für höchste Glückseligkeit! Aber so löblich diese Rettungsversuche des bürgerlichen Seelenheils sind, es hilft allein das Strafrecht dagegen! Denn die uns bekannte Heimatvermarktung führt zu einem Kolateralschaden am Trommelfell, Großhirn und Kleinhirn.
Auf politischer Ebene wird es noch ernster, denn wer trägt nicht alles die Stütze unseres Staates. Die Evangelischen Ketzer Deutschlands (EKD), die richtig und Ratzingerkatholischen (rk Kirche) und die politischen Richtungen, von links bis rechts, natürlich auch die Mitte, die ebenso rechts steht, es aber nicht zugibt. Im Prinzip die komplette Vermarktung von "Mir san mir" bis zum Hitlergruß.
Für die Heimat soll auch gestorben werden, das war schon immer so. Ab nach Afghanistan zum Beispiel. Und hier wird klar, dass der scheinbare Pazifismus des Grundgesetzes zum Willen für den Schutz von Heimat umgedichtet wird. Die Heimatübungen im Sport sind hier bestens verwertbar.
Summa summarum, Heimat ist ein Suchtmittel, das entsprechend deklariert werden müsste, denn es kann Borniertheit, Verbissenheit und Schäden hervorrufen. Und von wegen Leben nach dem Tod - das Leben nach dem Leben ist das Leben der anderen. Insofern kann man es so sehen: Die Gewinner des GGG werden zu Chefkomikern des Musikantenstadl, also müssen beide strafrechtlich verfolgt werden, und: Manchmal muss man fliehen, um nicht vor sich selbst zu fliehen.

"Wo meine Sonne scheint" gibt es auch als Taschenbuch und als E-Book.

Mittwoch, 27. Juni 2012

Neues von TRIKONT (Our own voice - Stimmen Bayerns): DER RAUSCH

Nach den beiden 2011 erschienenen CDs "Die Liebe" und "Der Tod" in der Reihe "Stimmen Bayerns" folgt nun die dritte:
"Der Rausch"


Eine einzigartige Enzyklopädie der bayerischen Seele. Gedichte, Kurzgeschichten, Essays, Musik, Songs und Sketche, Radiofeatures, Soundcollagen, Film-Tonspuren und 0-Töne.
Herausgeber sind Eva Mair-Holmes, Andreas Koll und Achim Bergmann.
Wir wachsen auf und werden alt und ständig spricht jemand zu uns und wir sprechen mit anderen. Der Klang der Sprache vermittelt uns wie wenig sonst Vertrautheit, Beständigkeit und Stabilität. Nicht nur im Privaten findet Sprache ihren Ausdruck, es gibt quasi noch ein Allgemeingut an Stimmen. Stimmen aus dem Radio, die uns in Vergangenes zurückkatapultieren oder uns Neues zeigen: den Kommissar im Fernsehen, den Moderator unserer Lieblingssendung, den Kasper! Auf der Kinder-Kassette von vor vielen Jahren, den Volksschauspieler mit seiner unverwechselbaren Klangfärbung, das rollende r der Nachrichtensprecherin aus einer Zeit, in der es nur ein Fernsehprogramm gab usw. usw.
Stimmen die fast jeder kennt, die das Zuhause aller sind und eine Verbindung herstellen zwischen uns und den anderen. Sie stehen für den Klang Bayerns, sie sind ihr populärster Ausdruck. Generationen sind mit diesen Stimmen groß geworden - sie beinhalten Klischees und Abgrund, Verschrobenheit und Sentimentalität.
Diese Stimmen und der Klang ihrer Sprache verkörpern gleichsam die »bayerische Übereinkunft«, sie sind das »Einheimischsein« jedes einzelnen. Dieses Gefühl an einem Ort daheim, also »einheimisch« zu sein, wird sicher unterschiedlich wahrgenommen - aber jeder, der länger an einem Platz lebt, der seine Aufmerksamkeit und sein Interesse einer Gegend widmet, wird wissen, was dieser Begriff bedeutet und was wir damit meinen.
Unsere "Stimmen Bayerns" können deshalb auch ohne Dialekt sprechen und trotzdem mit dem Lebensgefühl einer Gegend verbunden sein. Das Sprechen wird in dieser Sammlung nicht nur als Transportmittel von Inhalten benutzt, es geht um den Sound von Sprache und um die schiere Freude am Lebendigsein, (selbst wenn man dem Tod ins Auge sieht). Es geht um Rhythmus und Melodien des Denkens, in denen gemeinsame und individuelle Erfahrungen zusammenfließen und plötzlich von allen erkannt und verstanden werden können.

»Ich möcht mich mal richtig in der Sprache darenna.« Herbert
Achternbusch
»Im Grunde besitze ich nur meinen Geburtsort und bin besessen von seiner Sprache.« ross MacDonald
»Eine Sprache vorstellen heißt, sich eine Lebensform vorstellen.« Ludwig Wittgenstein

Weitere CDs in dieser Reihe werden unter anderem sein:

"Die Freiheit." "Der Irrsinn." "Mord und Totschlag."

PRESSESTIMMEN
„..ein außergewöhnliches akustisches Projekt, das das Münchner Label da begonnen hat. In Planung sind bereits weitere, verheißungsvoll klingende Zusammenstellungen zu den Themen Rausch, Freiheit, Verbrechen, Hass, Betrug sowie Mord und Totschlag. Nun ist das bajuwarische Sonderbewusstsein von jeher beliebter Gegenstand ethnologischer Untersuchungen. Wohlstand, Stolz und Lebensart eines - das bisserl Barockbrimborium einmal beiseitegelassen - jahrhundertelang ja nicht sonderliche produktiven Völkchens irritieren das ahnungslose, sich ständig irgendwie vergeblich krummlegende Nordlicht immer wieder. Wie machen die das da nur im Süden? So fragt der neidische Saupreiß. Ist es die katholische Akzeptanz des üblichen existenzieilen Dramas, wodurch immerhin der ganze undramatische Rest wiederum lebenswert wird, wohingegen der uneinsichtige Protestant - du Rindviech, du depperts - das Drama durch unermüdliche Rackerei gänzlich und total verschwinden lassen möchte? Bekanntlich ist das die große Illusion innerweltlicher Askese, wie auch immer: Warum Liebe wehtut und dennoch süchtig macht, erfahren wir hier von den bayerischen Größen Albert Ostermaier, Josef Bierbichler und Franz Xaver Kroetz; wir hören Martina Gedeck Ödön von Horvath lesen und Gustl Bayrhammer Ludwig Thoma... Die Liebe wird ebenso wenig neu erfunden wie das bayerische Rätsel definitiv gelöst. Wer jedoch in den Seelenhaushalt jener Weltgegend hineinhorchen möchte, der kommt an dieser intelligenten wie amüsanten, naturgemäß exzessiven Sammlung nicht vorbei - getreu dem Motto „Imog di scho". Oder, um mit Marcus H. Rosenmüller zu singen: „schalalala, ist die Liebe nicht schön." DIE ZEIT

Mittwoch, 2. Mai 2012

Buchbesprechung: DAS SCHEISSLEBEN MEINES VATERS, DAS SCHEISSLEBEN MEINER MUTTER UND MEINE EIGENE SCHEISSJUGEND von Andreas Altmann


Andreas Altmann 
Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben 
meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend

München 2011, 256 Seiten, gebunden 

€ 19,99 [D], Piper Verlag



»Ich kann Opfer nicht ausstehen. Ich war selbst zu lang eins.«
Andreas Altmann




Eine Geschichte aus der beschaulichen deutschen Provinz voller Misshandlungen, Demütigungen, bigotter, tätlicher Pfarrer und verkappter Nazis. Ein Vater despotisch, tyrannisch, brutal, unterdrückend, die Mutter ein Opfer, unterdrückt und gedemütigt, die Kinder getreten und misshandelt. Und das alles in dem erzkatholischen Ort Altötting. "...das herzkranke, das gefühlskranke, das geisteskranke Arschloch Franz Xaver Altmann" (Andreas Altmann) starb alleine mit 79 an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Keiner der Familie, die Frau und die Kinder nicht, wagten sich ans Sterbebett.
Andreas Altmann erzählt von seiner Kindheit und Jugend. Und wie am Ende aus einem Opfer ein freier Mensch wird. Erst mit Mitte 30 kann er verstehen und akzeptieren, dass der Krieg aus seinem Vater ein "Schwein" gemacht hat.

Eine Kindheit der Nachkriegszeit im idyllischen Wallfahrtsort Altötting. Doch die Geschichte, die Andreas Altmann erzählt, handelt weder von Gnade noch von Wundern, sondern von brutaler Gewalt und Schrecken ohne Ende. Schonungslos blickt Altmann zurück: auf einen Vater, der als psychisches Wrack aus dem Krieg kommt und den Sohn bis zur Bewusstlosigkeit prügelt, auf eine Mutter, die zu schwach ist, um den Sohn zu schützen, und auf ein Kind, das um sein Überleben kämpft. Erst als Jugendlichem gelingt Altmann die Flucht. Die schreckliche Erfahrung aber kann ihn nicht brechen. Sie wird vielmehr der Schlüssel für ein Leben jenseits des Opferstatus. Ein Leben, in dem er seine Bestimmung als Reporter findet: »Hätte ich eine liebliche Kindheit verbracht, ich hätte nie zu schreiben begonnen, nie die Welt umrundet …«


© Nathalie Bauer

Der Autor
Andreas Altmann arbeitete u. a. als Privatchauffeur, Anlageberater, Buchclubvertreter, Parkwächter und Schauspieler, bevor er endlich das fand, was er wirklich machen wollte: die Welt bereisen und als Reporter darüber schreiben. Heute zählt er zu den bekanntesten deutschen Reiseautoren und wurde u.a. mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis und dem Seume-Literaturpreis ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihm »Triffst Du Buddha, töte ihn!«. Altmann lebt in Paris.


»Es ist ein Buch gegen Krieg, gegen  Katholizismus, überhaupt Religion,gegen kleinstädtische Borniertheit, Bigotterie, Heuchelei, Feigheit,Verdruckstheit, Provinzmief, Kleinherzigkeit, Stumpfsinn, Gewalt ( … ) Etwas Besseres lässt sich aus einer Scheißkindheit kaum machen.«
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
»Das Buch ist das Beste und Böseste, was seit Thomas Bernhards "Auslöschung"...auf Alpenländisch zu lesen war über die Abgründe des Menschseins.«
Die Zeit


Dienstag, 2. August 2011

Studie zum Anteil der Schüler ohne Hauptschulabschluss

In der aktuellen Bertelsmann-Studie zu Schulabgängern zeigte sich als klares Ergebnis, dass der Anteil von Schülern ohne Hauptschulabschluss in Ostdeutschland deutlich höher ist als in Westdeutschland. 


Dienstag, 26. Oktober 2010

Kunst im öffentlichen Raum: Daniel Moriz Lehr, Pfalz, Baden, Bayern

Daniel Moriz Lehr  

Begehbare Löwenskulptur im Atriumhof der Rennbuckelschule in Karlsruhe
Entwurf und Ausführung: Daniel Moriz Lehr, 1999
Material: Beton
© Lehr/Wegmann
Brunnenanlage vor dem Bayr. Schulmuseum in Ichenhausen
Entwurf und Ausführung: Daniel Moriz Lehr und Lucie Wegmann - 2006
Material: Aluminiumguss, Edelstahl, Bronze, Beton
© Lehr/Wegmann
Klappmeter, Maikammer bei Landau, Südliche Weinstraße
Entwurf und Ausführung: Daniel Moriz Lehr und Lucie Wegmann - 2000
Material: Beton, Edelstahl, Cortenstahl, Hart-PVC, Buntlack
© Lehr/Wegmann

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(Andere Gemeinschaftsprojekte mit Lucie Wegmann bei viereggtext)

Link zur Künstler-Website mit weiteren Erklärungen 

Mittwoch, 2. Juni 2010

Buchbesprechung: Adam und Evelyn, München 2010

Ingo Schulze
Adam und Evelyn
Roman
320 Seiten, 9,95 €, dtv, München 2010

Beim Deutschen Taschenbuch Verlag ist gerade eine preiswerte und schmucke Fassung des 2008 beim Berlin Verlag erschienen Bestsellers von Ingo Schulze erschienen. Auf dem Cover eine passende Scène de l'amour namens "Dr. Demouchel" von Georg Baselitz, die schon auf der Hardcoverfassung des Berlin Verlages eingesetzt wurde.
Ingo Schulze schreibt schöne Geschichten aus dem Alltag, die immer ein bisschen knistern, ein bisschen wortkarg, aber immer vielsagend sind. Auch in diesem Roman, der im August 1989 bis zum Mauerfall im November spielt, Reiseströme in die CSSR und nach Ungarn, Wartende, auf Freiheit Spekulierende, die Öffnung der Grenzen in Ungarn Richtung Westen und schließlich die Leipziger sanfte Revolution, die die ganze DDR erfasste, der Fall der Mauer, Auflösung der DDR, dient dieser wichtige deutsche Wendepunkt der Geschichte als Hintergrund zu einer Liebesgeschichte zwischen Lutz, dem Damenschneider, und seiner Freundin Evelyn. Die an Arthur Schnitzlers "Liebesreigen" erinnernde Kreisbewegung wird erweitert um Mona, Michael und Katja, sowie andere Frauenfiguren in der Nebensache, darunter auch die Wirtin in Ungarn, bei der sie sich später aufhalten werden. Mit auf dem Weg ist auch Elfriede, die Schildkröte.
Ein ganz wertvolles Buch, es spricht einen an, lässt einen Zeitzeugen hautnah erleben. Es wird wohl seinen festen Platz neben der Chronologie der "sanften Revolution" in Ostdeutschland finden.
Lutz, der von Evelyn Adam genannt wird, wegen seines typischen Markenzeichens, einem ausgeprägten Adamsapfel, der sie magisch angezogen hat, der vor- und zurückweicht, sein Eigenleben hat, obwohl Adam eigentlich klein und hager ist, was sie nicht begeistert hätte. Aber so findet sie ihn schön. Er nennt sie Evi. Evelyn weiß vieles aus seiner Vergangenheit nicht, was am Ende des Romans klar wird, aber sie ist schon länger mit ihm zusammen und liebt ihn. Adam liebt sie auch, aber nicht alleine, denn sein Job hat diese verhängnisvolle Nähe zu Frauen, der er nicht mehr widerstehen kann, wenn er bei der Anprobe den weiblichen Halswirbel sieht, der wie ein Anschaltknopf in seinem Gehirn wirkt, und den Stoff der Kleider fühlt. Seine Kleider machen Frauen erst begehrenswert und der erste größere Test der Attraktivitätswirkung geschieht bei ihm. Die Frauen wissen das und lieben seine Schnitte, der genüssliche Zigarrenraucher ist gefragt.

So auch am 19. August 1989, als Lilly 
auf seine Empfehlung den BH unter dem Stoff weglässt, weil er ihn stört. Adam kann nicht mehr widerstehen... Dummerweise erwischt ihn Evelyn in flagranti und verlässt ihn. Sie entschließt sich mit Freundin Mona und Michael aus dem Westen, der zu Mona kam, nach Ungarn zu fahren. Michael tritt hier pars pro toto gegen Adam an. Auch auf anderer Ebene: Adams 1961er Wartburg, genannt "Heinrich", gegen einen alten roten Passat, Kilometerstand 300.000. Der Vergleich Ost-West beginnt hier auf einfachem Niveau, wird jedoch durchgehalten bis zum Schluss und kehrt in vielen Dialogen wieder. Das Spiel der Liebe, der Reigen geht weiter. Adam kann nicht ohne seine Evelyn und folgt in seinem Auto. Evelyn, Mona und Michael merken es, Evelyn will ihn loswerden, zurückschicken, aber er ist nicht abzuschütteln. Mona ist bald überflüssig, denn Evelyn rückt bei ihrem Freund vor. Sie fährt verärgert in die DDR zurück. 

Zu Adam steigt unterwegs Katja ein, die völlig abgebrannt und abgerissen in Adams Kofferraum über die Grenze geschmuggelt wird und mit ihm bis Budapest reist. Katja hat versucht die Donau zu durchschwimmen, was beinahe schief ging. Adam mag sie, pflegt sie, aber es läuft bis auf kleine Anklänge nichts. Hier ist Adam primär der Retter, nicht der Verführer. Auf dem Weg über Prag nach und in Budapest finden Adam und Evelyn sich immer wieder, wohnen zusammen in einer Budapester Pension. Adam bleibt wie ein Spürhund auf ihrer Fährte, zeltet schließlich im Garten der betreffenden Pension.
Evelyn lässt sich mit Michael ein, verliebt sich, schläft mit ihm, versucht ihren Adam zu vergessen und ist fast geneigt, mit Michael in den Westen zu gehen. Die Botschaft geht um, dass die Grenzen für immer aufgehen werden. Es beginnt eine Wartezeit, die Diskussion für und wider das Abhauen, mit wem und warum. Evelyn  besinnt sich jedoch eines anderen. Michael und sie erleben einen Einbruch in sein Auto, die Scheibe kaputt, alles geklaut, auch ein Wendepunkt in ihrer Freundschaft, sie entfernen sich voneinander.
Adam näht einer Braut und der Wirtin Frau Angyal zwischenzeitlich ein Kleid, was ein ungeheuer großes Geschenk für die Ungarin ist und ihn einige lange Momente in diese typische verführerische Situation des Begehrten und Begehrenden bringt.




Evelyn bewegt sich wieder auf ihn zu, sie reden und verbringen mehr Zeit miteinander. Als die Grenzen aufgehen, fahren Michael und Katja schnurstracks mit dem demolierten Passat mit halber Windschutzscheibe in den Westen, sind bei den ersten Grenzgängern, die mit Kameras empfangen werden. Michael ist schon überfällig am Arbeitsplatz, er hat seine Urlaub bis zum Anschlag ausgedehnt. Er fährt Richtung Hamburg weiter, Katja bleibt in Bayern. Adam und Evelyn erörtern den Ernstfall und fahren dann auch in die Freiheit, über Österreich, Graz, nach Bayern - in die Nähe von Rosenheim. Der Wartburg hat auch einen Macken, der Anlasser ist defekt. Adam möchte seine Freundin heiraten. Sie landen in einer bayrischen Pension, entdecken die westliche Freundlichkeit und finden eine Bibel in der Nachttischschublade. Der Sündenfall Adam und Evas wird hier symbolisch für den Fall der beiden, das Fremdgehen in der Beziehung und das Verlassen der Heimat, von ihnen erörtert. Sie kommen zum Schluss, dass diese Bibellösung, die Verheißung, dass sie in Schuld und verstoßen, außerhalb des Paradieses leben müssen, nur weil sie erkannten, was gut und was böse ist, weil sie sein wollten wie Gott und nur das ewige Leben zur Vollkommenheit noch fehlt, nicht das Wahre sein kann. Adam sieht keine Sünde darin, er empört sich über die Unverschämtheit der Bibelschreiber, den Menschen so etwas zu sagen. Dass sie nie dahin dürfen, wo sie hin wollen. Der ganze Sündenfall unglaubwürdig. Adam und Evelyn gehen zu Verwandten Adams und die Polizei verhört auch unsere beiden Einwanderer, um Spione der Stasi auszufiltern. Adam und Evelyn fühlen sich prompt an Behördenbefragungen im Osten erinnert und verstehen nicht, dass man im Westen auch verhört werden kann. Der Weg führt nach München.


Evelyn trifft sich mit Katja und erzählt ihr, dass sie schwanger ist. Sie weiß nicht, wer der Vater ist, Michael oder Adam. Seit Adam es weiß, spricht er nicht mehr mit ihr, er scheint verdattert über diese Wendung. Katja hat einen neuen Freund, Marek, der abgelegte Züricher Luxusklamotten im München auf dem Flohmarkt verkauft. Es ist November 1989. Der Roman endet mit dem Abschied von der Vergangenheit in einer ungewissen Szene. Adam verbrennt alte Fotos all seiner Geliebten im Garten, die Nachbarn laufen herbei wegen dem Feuer. Evelyn steht alleine mit sich und ihrem Spiegelbild in der Fensterscheibe im Haus und beobachtet Adam, dessen gleichmäßige Bewegungen sie erschrecken ... Als ob sie nicht angekommen wären und alle Entwicklung beendet sei.

Traurigkeit, dass jeder für sich alleine bleiben wird, getrennt, seinem Schicksal ausgeliefert, kommt auf. Ein Roman, der nicht nur die Mentalität der Bürger aus Ost und West beleuchtet, auch ihre Sorgen und Wünsche, ihre Hoffnungen und Zweifel in dieser Zeit, auf ihrem Weg in eine neue Zukunft sehr gut beleuchtet.


(fotos: cover - dtv; andere: privat)
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