KLANGWELTEN - Das Festival der Weltmusik 2013
Letzten Dienstagabend war Rüdiger Oppermann mit seinen Klangwelten in der Neuen Gebläsehalle Neunkirchen / Saar zu Besuch. Das erste Mal in der großen Halle, die an diesem Abend für etwa 450 Personen bestuhlt war und fast keine leeren Plätze mehr zeigte. Oppermanns Klangwelten haben einen seltenen Charme und einen stark musikethnologischen Charakter.
Der Meister moderiert 2013 sehr ausführlich sein Programm, um jedem Gast so viele Informationen wie möglich zukommen zu lassen. Auf dem Programm stehen Lieder aus Uganda, Borneo, Pakistan und Indien. Der typisch starke, wuchtige Ethno-Klang steht fast weniger im Zentrum als der Moderator. Mit vielen Details aus dem Alltagsleben der Musiker und ihren Ländern, seinen persönlichen Erfahrungen in den Herkunftsregionen der Künstler und musiktheoretischen Ausführungen zu Bau der Instrumente und Lieder versetzt uns Oppermann in eine zweieinhalbstündige Weltreise hin zur folkloristischen und genuin ursprünglichen Musik. Mit Humor gewürzt schwinden alle Grenzen und bleiben doch die exotischen Eigenheiten der Musiker erhalten. Manchmal spürt man kleine Annäherungen an die Vorführung fremder Länder im Kolonialzeitalter, heute jedoch unter modernsten Kooperationsbedingungen mit Verträgen, Honoraren und eben Eigenständigkeit der beteiligten Musiker ein Akt der Völkerverständigung und des Kulturaustauschs. Aber dieser seit hundert Jahren vergangenen Tradition spürt Oppermann auch nach und möchte auch bald eine Show anbieten von Musiken, die im Kolonialzeitalter beliebt waren und die man bei uns lernen wollte. Wie immer ist er auch selbst an gemeinsamen Titeln beteiligt und spielt seine Harfen zu fremden Instrumenten, als ob es nie andere Kombinationen gegeben hätte.
Zu sehen und zu hören ist die Erdxylophon-Gruppe African Heart Beat vom Stamm der Busoga (aus Uganda) mit zentralafrikanischer Musik auf dem gigantischen Erdxylophon Embaire. Rüdiger Oppermann entdeckte sie bereits 2001. Nach seiner Ansicht sind dies die schnellsten, virtuosesten, präzisesten Xylophon-Spieler in Afrika. Für das riesige, 4,60m lange Instrument wurde ein spezieller Bühnenbau angefertigt. Sechs Männer schlagen den wilden Puls der Erde, singen und tanzen dazu. Eine absolut einmalige Musik. Relativ einförmig, aber eindringlich sich steigernd durch die Geschwindigkeit und Lautstärke, toben die Musiker zur Ekstase hin.
Ganz anders das One-Man-Orchestra des in der Nähe der pakistanischen Wüste lebenden Sugana Ram, dessen Dialekt vom anwesenden Inder nicht immer verstanden wird. Der Musiker mit fein gezwirbeltem Schnurrbart spielt das Folkloreinstrument Ravanattha. Dies ist eine Spießgeige, bestehend aus einem kleinen (Kokos-) Korpus, der an einer langen Stange befestigt ist. Die drei Spielsaiten werden seitlich abgegriffen. Der Streichbogen hat eingebaute Schellen, so dass zusätzlich zur Melodie auch noch eine Glöckchen-Rhythmus-Begleitung entsteht. Der malerisch aussehende Rajastani mit Turban und Pluderhose wirkt wie ein vornehmer Inder, obwohl seine Straßenmusikerzunft unter den klassischen Musikern als primitive Kunst gilt. Er tanzt auch zu seiner Musik und erzeugt dabei zusätzliche Fußschellenklänge. Dazu singt er mit magischer Stimme. Das Instrument hat 16 Resonanzsaiten, so dass ein halliger weiter Klang eingesetzt werden kann, den man dem einfachen Folk-Instrument gar nicht zutraut! Dieser Klang erinnert an die indische Klassik. Die Musik ist aber keine Klassik, sondern eine traditionelle Form der Straßen- und Festmusik, tanzbar, verständlich, einfach. In Neunkirchen ganz oft inbrünstige, malerische und leidenschaftliche Gesänge von Sugana Ram und die Verwendung nur einer Saite.
Begleitet wird er von Jatinder Thakur, einem langjährigen Weggenossen von Oppermann, mit dem er schon mehr Zeit verbracht hat als mit seiner Frau zu Hause. Jatinder Thakur spielt ganz hervorragend die Tablas, feine Rhythmen und wuchtig-mitreißende Klänge. Nach 28 Jahren in Europa hat er sich nun nach Indien zurückgezogen und kommt nur für das KlangWelten-Festival nach Europa! Seit 30 Jahren spielen die beiden Zentralfiguren der Weltmusik zusammen.
Last not least ein Dayak-Kopfjäger vom Stamm der Ngorek (Orang Ulu) auf Borneo. Im Gegensatz zum furchterregenden Image der Ureinwohner Borneos klingt die Musik, die dort gespielt wird, fein, zurückhaltend, empfindsam. Ngau Jau spielt auf dem Zupfinstrument Sape Lieder und Tänze. Er ist in seiner Heimat ein berühmter Mann, der die Renaissance der Sape-Laute eingeleitet hat. Für KlangWelten wird die urtümliche Version des Instruments revitalisiert, mit Saiten aus Lianen-Fasern. Ngau lebt in einem traditionellen Langhaus und ist ein exzellenter Blasrohrschütze, Jäger und Bootsführer. Im Januar 2013 setzte er sich mit seinem Gast Rüdiger Oppermann zusammen, zwischen Grillen, Gongs, Blutegeln, 10-Meter-Krokodilen, Bambusinstrumenten, Lianen und undurchdringlichem Regenwald ... und man begann gemeinsam zu musizieren, an Stücken zu arbeiten sowie an der Rekonstruktion der Ur-Laute. Es fanden sich zwei Brüder im Geiste, trotz unterschiedlichster Lebenskulturen. Ein archaisches Erlebnis. Und kein Kopf musste dran glauben.
Klangwelten sind eine wunderbare Möglichkeit, Gemeinsamkeiten der Menschen in ihren Klängen, Liedern und Einsatz von Musik zu erfahren, bei aller Verschiedenheit und bei aller Andersheit. Es entsteht ein Gefühl von Brüderlichkeit und Friedlichkeit im Raum durch das Anschlagen der Saiten der Seele und der Gefühle, was einen die internationale Sprache der Musik verstehen lässt. Oppermannsche Klangteppiche und -kaskaden sind ein Genuss, in jedem Jahr andere Schwerpunkte und andere Klänge ... und über zwei Stunden Weltreise im Kopf.
AFRICAN HEART BEAT - Embaire/Erdxylophon (Uganda)
SUGANA RAM - Ravanattha (Rajasthan)
NGAU JAU - Sape-Bootslaute (Borneo)
JATINDER THAKUR - Tablas (Indien)
RÜDIGER OPPERMANN - Global Celtic Harp Sounds (EU)
Letzten Dienstagabend war Rüdiger Oppermann mit seinen Klangwelten in der Neuen Gebläsehalle Neunkirchen / Saar zu Besuch. Das erste Mal in der großen Halle, die an diesem Abend für etwa 450 Personen bestuhlt war und fast keine leeren Plätze mehr zeigte. Oppermanns Klangwelten haben einen seltenen Charme und einen stark musikethnologischen Charakter.
Der Meister moderiert 2013 sehr ausführlich sein Programm, um jedem Gast so viele Informationen wie möglich zukommen zu lassen. Auf dem Programm stehen Lieder aus Uganda, Borneo, Pakistan und Indien. Der typisch starke, wuchtige Ethno-Klang steht fast weniger im Zentrum als der Moderator. Mit vielen Details aus dem Alltagsleben der Musiker und ihren Ländern, seinen persönlichen Erfahrungen in den Herkunftsregionen der Künstler und musiktheoretischen Ausführungen zu Bau der Instrumente und Lieder versetzt uns Oppermann in eine zweieinhalbstündige Weltreise hin zur folkloristischen und genuin ursprünglichen Musik. Mit Humor gewürzt schwinden alle Grenzen und bleiben doch die exotischen Eigenheiten der Musiker erhalten. Manchmal spürt man kleine Annäherungen an die Vorführung fremder Länder im Kolonialzeitalter, heute jedoch unter modernsten Kooperationsbedingungen mit Verträgen, Honoraren und eben Eigenständigkeit der beteiligten Musiker ein Akt der Völkerverständigung und des Kulturaustauschs. Aber dieser seit hundert Jahren vergangenen Tradition spürt Oppermann auch nach und möchte auch bald eine Show anbieten von Musiken, die im Kolonialzeitalter beliebt waren und die man bei uns lernen wollte. Wie immer ist er auch selbst an gemeinsamen Titeln beteiligt und spielt seine Harfen zu fremden Instrumenten, als ob es nie andere Kombinationen gegeben hätte.
Zu sehen und zu hören ist die Erdxylophon-Gruppe African Heart Beat vom Stamm der Busoga (aus Uganda) mit zentralafrikanischer Musik auf dem gigantischen Erdxylophon Embaire. Rüdiger Oppermann entdeckte sie bereits 2001. Nach seiner Ansicht sind dies die schnellsten, virtuosesten, präzisesten Xylophon-Spieler in Afrika. Für das riesige, 4,60m lange Instrument wurde ein spezieller Bühnenbau angefertigt. Sechs Männer schlagen den wilden Puls der Erde, singen und tanzen dazu. Eine absolut einmalige Musik. Relativ einförmig, aber eindringlich sich steigernd durch die Geschwindigkeit und Lautstärke, toben die Musiker zur Ekstase hin.
Ganz anders das One-Man-Orchestra des in der Nähe der pakistanischen Wüste lebenden Sugana Ram, dessen Dialekt vom anwesenden Inder nicht immer verstanden wird. Der Musiker mit fein gezwirbeltem Schnurrbart spielt das Folkloreinstrument Ravanattha. Dies ist eine Spießgeige, bestehend aus einem kleinen (Kokos-) Korpus, der an einer langen Stange befestigt ist. Die drei Spielsaiten werden seitlich abgegriffen. Der Streichbogen hat eingebaute Schellen, so dass zusätzlich zur Melodie auch noch eine Glöckchen-Rhythmus-Begleitung entsteht. Der malerisch aussehende Rajastani mit Turban und Pluderhose wirkt wie ein vornehmer Inder, obwohl seine Straßenmusikerzunft unter den klassischen Musikern als primitive Kunst gilt. Er tanzt auch zu seiner Musik und erzeugt dabei zusätzliche Fußschellenklänge. Dazu singt er mit magischer Stimme. Das Instrument hat 16 Resonanzsaiten, so dass ein halliger weiter Klang eingesetzt werden kann, den man dem einfachen Folk-Instrument gar nicht zutraut! Dieser Klang erinnert an die indische Klassik. Die Musik ist aber keine Klassik, sondern eine traditionelle Form der Straßen- und Festmusik, tanzbar, verständlich, einfach. In Neunkirchen ganz oft inbrünstige, malerische und leidenschaftliche Gesänge von Sugana Ram und die Verwendung nur einer Saite.
Begleitet wird er von Jatinder Thakur, einem langjährigen Weggenossen von Oppermann, mit dem er schon mehr Zeit verbracht hat als mit seiner Frau zu Hause. Jatinder Thakur spielt ganz hervorragend die Tablas, feine Rhythmen und wuchtig-mitreißende Klänge. Nach 28 Jahren in Europa hat er sich nun nach Indien zurückgezogen und kommt nur für das KlangWelten-Festival nach Europa! Seit 30 Jahren spielen die beiden Zentralfiguren der Weltmusik zusammen.
Last not least ein Dayak-Kopfjäger vom Stamm der Ngorek (Orang Ulu) auf Borneo. Im Gegensatz zum furchterregenden Image der Ureinwohner Borneos klingt die Musik, die dort gespielt wird, fein, zurückhaltend, empfindsam. Ngau Jau spielt auf dem Zupfinstrument Sape Lieder und Tänze. Er ist in seiner Heimat ein berühmter Mann, der die Renaissance der Sape-Laute eingeleitet hat. Für KlangWelten wird die urtümliche Version des Instruments revitalisiert, mit Saiten aus Lianen-Fasern. Ngau lebt in einem traditionellen Langhaus und ist ein exzellenter Blasrohrschütze, Jäger und Bootsführer. Im Januar 2013 setzte er sich mit seinem Gast Rüdiger Oppermann zusammen, zwischen Grillen, Gongs, Blutegeln, 10-Meter-Krokodilen, Bambusinstrumenten, Lianen und undurchdringlichem Regenwald ... und man begann gemeinsam zu musizieren, an Stücken zu arbeiten sowie an der Rekonstruktion der Ur-Laute. Es fanden sich zwei Brüder im Geiste, trotz unterschiedlichster Lebenskulturen. Ein archaisches Erlebnis. Und kein Kopf musste dran glauben.
Klangwelten sind eine wunderbare Möglichkeit, Gemeinsamkeiten der Menschen in ihren Klängen, Liedern und Einsatz von Musik zu erfahren, bei aller Verschiedenheit und bei aller Andersheit. Es entsteht ein Gefühl von Brüderlichkeit und Friedlichkeit im Raum durch das Anschlagen der Saiten der Seele und der Gefühle, was einen die internationale Sprache der Musik verstehen lässt. Oppermannsche Klangteppiche und -kaskaden sind ein Genuss, in jedem Jahr andere Schwerpunkte und andere Klänge ... und über zwei Stunden Weltreise im Kopf.
AFRICAN HEART BEAT - Embaire/Erdxylophon (Uganda)
SUGANA RAM - Ravanattha (Rajasthan)
NGAU JAU - Sape-Bootslaute (Borneo)
JATINDER THAKUR - Tablas (Indien)
RÜDIGER OPPERMANN - Global Celtic Harp Sounds (EU)