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Donnerstag, 22. August 2019

Lebenswerkpreis an den gebürtigen Pfälzer Volker Ludwig, den Gründer des GRIPS Theaters

Gründer des Berliner GRIPS Theaters: Volker Ludwig, 1937 
als Eckart Hachfeld in Ludwigshafen geboren. 
(Foto: GRIPS Theater, Berlin / Marten)
                                                   


Volker Ludwig gehört zu den Großen, die die Region hervorgebracht hat. Der Bezirksverband Pfalz würdigt den Erfinder und Gründer des Berliner GRIPS Theaters und sein vielfältiges, ausdauerndes Schaffen mit dem Lebenswerkpreis für Literatur. Neben dieser einstimmigen Entscheidung sprach die achtköpfige Jury vier Nominierungen beim Pfalzpreis sowie zwei beim Nachwuchspreis aus. Die Preisverleihung findet im Rahmen der feierlichen Pfalzpreis-Gala am 17. November um 18 Uhr im Pfalztheater Kaiserslautern statt, bei der das Geheimnis gelüftet wird, wer von den sechs ausgewählten Bewerberinnen und Bewerbern den mit 10.000 Euro dotierten Pfalzpreis sowie den Nachwuchspreis (2.500 Euro) erhält. Erstmals vergibt der Bezirksverband Pfalz auch zwei Schüleranerkennungen für Literatur (je 500 Euro).

1937 wurde Volker Ludwig als Eckart Hachfeld in Ludwigshafen geboren und kam mit seiner Familie über Erfurt und Hamburg 1953 nach West-Berlin. Um nicht mit seinem gleichnamigen Vater, einem Schriftsteller, Texter und Drehbuchautor, verwechselt zu werden, legte er sich den Künstlernamen Volker Ludwig zu, womit er seiner Heimatstadt für immer verbunden bleibt. Vor genau 50 Jahren, 1969, übernahm er als Kabarettleiter das „Theater für Kinder im Reichskabarett“ an neuer und größerer Spielstätte, womit die Geburtsstunde des erst drei Jahre später umbenannten GRIPS Theaters schlug; 2017 legte Volker Ludwig seine Leitung in jüngere Hände. Er hat nicht nur das Kinder- und Jugendtheater in Deutschland geprägt und seinen weltweiten Ruf geprägt, sondern neben Kinderstücken auch zahlreiche Kurzgeschichten, Satiren, Chansons und Sketche für Funk und Kabarett verfasst. Er schrieb unter anderem für die „Stachelschweine“, das Düsseldorfer „Kom(m)ödchen“, die „Lach- und Schießgesellschaft“, für den „Scheibenwischer“ und für Wolfgang Neuss. Bei der Pfalzpreis-Gala übernimmt Klaus Haag die Laudatio auf diesen umtriebigen und vielfach ausgezeichneten Mann.

Wer nun den Pfalzpreis und den Nachwuchspreis für Literatur in diesem Jahr vom Bezirksverband erhält, bleibt eine spannende Frage bis Mitte November. Für den alle drei Jahre ausgeschriebenen Hauptpreis, zu dem 36 Bewerbungen eingingen, kamen Ute Bales, Michael Bauer, Norman Ohler und Markus R. Weber in die engere Wahl, die sich alle der Historie bedienten. Ute Bales, Jahrgang 1961, reichte ihren 2018 erschienenen Roman „Bitten der Vögel im Winter“ ein, der sich mit der Verfolgung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus beschäftigt, einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte, über das bis heute weitgehend geschwiegen wird. Ebenfalls auf der Folie historischer Fakten greift Michael Bauer in dem 2018 erschienenen Roman „Dutschki vom Land“ die Mainzer Ausläufer der Studentenproteste zur Zeit des Berliner Dutschke-Attentats auf. Den 72-jährigen Pfälzer Autor und Dramaturg, der in Mundart und auf Hochdeutsch schreibt, zeichnete der Bezirksverband Pfalz  1987 mit der Fördergabe für Literatur aus. Um Preußenkönig Friedrich II. und die Ansiedlung von Flüchtlingen im Berliner Umland im Sommer 1747 kreist Norman Ohlers Roman „Die Gleichung des Lebens“ von 2017. Der 1970 in Zweibrücken geborene Schriftsteller, der in Berlin eine zweite Heimat gefunden hat, erhielt 1998 die Fördergabe des pfälzischen Regionalverbands. Der Lyriker Markus R. Weber, 1963 in Worms geboren, lebt heute in Mannheim; er bewarb sich mit seinem die Gattungsgrenzen überschreitenden Buch „vor augen“, das in acht Kapiteln epochale Welt- und Naturforscher vorstellt, die unter anderem ihr Leben der Vermessung der Welt und der Erforschung unserer Wahrnehmung gewidmet haben.

In die Nominierungsrunde zum Nachwuchspreis, um den sich elf Jungautorinnen und -autoren bis 35 Jahre bewarben, gelangten Ann Kathrin Ast und Manon Hopf. Die 1986 in Speyer geborene Ann Kathrin Ast schreibt Lyrik, Prosa und Szenisches und lieferte der Jury den 2018 entstandenen Gedichtzyklus „(vibrieren in dem wir“ und den Roman „Beat oder In diesem trockenen, süßlich reichenden Nebel“ (2017 bis 2019). Die Wiesbadenerin Manon Hopf, Jahrgang 1990, verbrachte im Rahmen eines Aufenthaltsstipendiums das erste Halbjahr 2018 im Herrenhaus Edenkoben, wo auch das dreiteilige Romangedicht „Handhalten“ entstand. Über je eine Schüleranerkennung können sich Mükerreme Abaci aus Lingenfeld, die das Goethe-Gymnasium in Germersheim besucht und ihr Gedicht „Erkenntnis der Vergänglichkeit“ eingereicht hat, sowie Nicole Schmidt, Schülerin des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums in Neustadt, mit ihrem Manuskript „Es weihnachtet sehr“ freuen. Zur achtköpfigen Jury gehörten neben dem Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder, der ohne Stimmrecht die Sitzung moderierte, die neue Leiterin der Bibliotheca Bipontina, Rebecca Anna, Ute Bahrs von der Pfälzischen Landesbibliothek, die Autorin Monika Katharina Böss, Renate Flesch als Leiterin der Pfalzbibliothek, der Autor und Literaturwissenschaftler Dr. Klaus Haag, der Kulturjournalist Theo Schneider und die Buchhändlerin Madeleine Unger.