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Liebe Chrystal-Kugeln, bevor wir uns dem digitalen Detox hingeben und in der analogen Weihnachts-, Familien- oder Winterwelt schwelgen, sagen wir noch Tschüss und geben Geschenketipps für Spät-Ideen-Zünder*innen. Wir begrüßen das Jahr mit einem chorischen Happy New Tanz, denn im Januar und Februar gibt‘s drei Tanzstücke bei uns zu sehen, die wir als (Geschenk)-Paket geschnürt haben und mit einem leckeren Drink an unserer Bar dekorieren. Das ganze Tanz-Drink-Triple bekommt ihr für 55 Euro (erm. 25 Euro) -> online. Von der tänzerischen Reflexion über albanische Hochzeiten in DUA (9. od. 10.1.) von Taulant Shehu geht’s über Flags (2. od. 3.2.) zum Thema Flaggen und ihre kommunikative Bedeutung von Paula Rosolen bis zum Doppelabend der Choreografielegende Deborah Hay mit Animals on the Beach & my choreographed body … revisited (24. od. 25.2). Und noch ein Triple gibt‘s Mitte Januar bei uns: Das Film-Musik-Theater-Stück STADT LAND FLUSS über gesellschaftliches Zusammenleben wird aufgeführt. Also tschüss, erholt euch und habt euch lieb (immer) Euer DetoXmas-Turm PS: Und apropos Winterblues: Wir läuten das neue Jahr mit Blues von Erika Stucky (4.1.20) ein. Ja, die Ausnahme-Jodlerin begibt sich auf Blues-Bahnen ohne Zuckerguss. PPS: Der Vorverkauf für unser Februar-Programm startete bereits. Mousonturm Logo KÜNSTLERHAUS MOUSONTURM FRANKFURT a.M. Waldschmidtstraße 4, 60316 Frankfurt am Main T +49 (0)69 40 58 95–20 F +49 (0)69 40 58 95–40 www.mousonturm.de, info@mousonturm.de Mousonturm auf Facebook / Instagram / Twitter
Erika Stucky ist ein sehr interessantes Phänomen aus dem Musikkabarett, der (Folk-)Jazz-, Antimainstream-, und multimedialen Experimentalszene, das aus der Schweiz über die Alpen zu uns herüberwächst. Die etwas schräge Lady, in Ludwigshafen im dasHaus am 12.06.2015 mit einem entzückenden blauen Haarschmuck, muskulösen Beinen und tragfähigen roten Plateauabsatz-High-Heels, sonst mit amerikanischen Wurzeln (*San Francisco 1962), testet mit Vorliebe die Nerven, Ausdauer und Widerstandsfähigkeit ihrer Zuschauer auf ganz freundliche Art. Sie vermittelt mit ihrer Musik ein Stück völlig unbekannte Schweiz und ganz eigenwillige Interpretationen berühmter Songs. Sicher, die alpinen Jodeltöne erinnern noch an die Almidylle, ihr Intro und Einzug in den Konzertsaal mit Passagen transzendentalen Jodelns schaffen die Verbindung zum tief empfundenen und bergverbundenen Jodeln, wie es als Tradition im gesamten Alpenraum weiterhin gepflegt wird, aber sie bewegen sich ordentlich weg von dem, was man sonst so zwischen Milka und Käsefondue erwartet.
(c) Stefan Vieregg
Erika Stucky pflegt und verlangt völlig neue Hörgewohnheiten. Was sie präsentiert entspricht selten oder nur streckenweise den Regeln des runden, gefälligen und gestylten Komponierens oder Darbietens. Sie baut - vielleicht live mehr als auf ihren Alben - bewusst Stolperfallen und Geschmackstester ein, die den Zuhörer gekonnt in die Irre führen. Musikzitate werden gemischt und verfremdet, bis hin zur anarchischen Auflösung. Ihre Interpretationen bekannter Songs sind alles andere als Coverversionen. Nicht dicht am Original, sondern so weit weg wie möglich. Die Sängerin und tatsächlich auch dada- und groteskenahe Performerin lässt Texte völlig von den Erwartungen abdriften, wie zum Beispiel in "Do you wanna really meet me?". Die Hürden sind doch recht hoch, zu hoch: "Lick my military boots...". Oder sie spielt mit dem Begehren im Rahmen der Zwillingsmanie, das reizvolle Doppelte, die Verwechslungsgefahr, die Qual der Wahl und der mütterliche Trieb, beide Zwillinge auf einmal zu stillen. Hier treffen viele verschiedene Wünsche aufeinander und finden ihren Nenner in den Vanecek Twins, ihren beiden Musikern an Tuba (Roland) und Posaune (Bernhard Vanecek), die sie mit ihren eindringlichen, wuchtigen und sehr lebendigen Blechtönen begleiten und bestens geeignet sind, die Groteske zu verstärken.
(c) Stefan Vieregg
Sie mag die beiden sehr, "die jeden Scheiß mitmachen", auch den mit dem Video, die zwei Großen spielen die kleinen Zwillinge, Blutsbrüderschaft mit Rotweinaustausch bzw. -recycling durch beider Münder wie Blutkonserven, die beide Organismen verbinden, so ein bisschen degoutant wie die "Blechtrommel"-Szene Oskar Matzerath und und Maria sowie die Brausepulver-Spucke-Erlebnisse. Es kommt ein kräftiger Schuss Komödiantisches dazu. So auch ihr Twin-Song davor, der ihre Entscheidungsschwierigkeiten widerspiegelt: "He is cute (Roland), but he is handsome (Bernhard) ..." und "Sorry, I want your little brother". Da sie sich für die Simultanvariante zwei "Buben" an der Brust der Herz-Dame entscheidet, hat sie ja von beiden was. Dazu ein Video mit ihr und zwei Säuglingspuppen an der Quelle der Urnahrung im Hintergrund. Spaß macht auch ihr Akkordeonspiel, dem sie immer eine dezent melancholisch-gefühlvolle und schräg liegende Tonschicht im bizarren Umgebungsgestein unterlegt. Total lebendig, mit Alltagsbezug und harter Kontaktrealität verschiedener Nationalitäten, die Überlistung der Eintrittsverbote für Nicht-Puerto-Ricaner in einer Puerto-Rico-Bar, in der fast mehr Nicht-Puerto-Ricaner waren als echte, um ihre kleine Tochter aufs Klo zu schmuggeln. Einer der Groteskhits war der Song über das Roach Motel, einem Motel für Kakerlaken, eine Giftfalle aus dem Handel, um genauer zu sein, nebst Foto im Background, mit klebrigem Boden und garantiertem No-Check-out! Ganz empathisch machte sich die Sängerin auf den Weg in das Erleben einer Kakerlake bis zum Tod. Die Stucky-Coverings von Britney Spear und Eminem, mit einem Schluss-Intermezzo der Vaneceks mit Eurovisionsklängen und Albinoni integriert, standen dann am Ende. Eminem war zum Abgewöhnen konzipiert mit so vielen Falsch- und Erschrecktönen, dass dann alle auch keine Zugabe mehr wollten. Erika Stucky und die Vanecek Twins, die auch in weiteren Formationen zu hören sind, rentieren sich absolut, wenn man etwas Ungewöhnliches, Lustiges, Abgedrehtes sucht und ... was verträgt. Schließlich ist Erika Stucky die "großartigste musikalische Irritation seit Jahren" (focus) und vielleicht auch der "weibliche Zappa" (Rhein-Zeitung). Die Zwillingsbrüder Vanecek schaffen für ihre exponierte Position den entsprechenden Rahmen und unterstreichen das Hörerlebnis. Mehr zu den Vaneceks in der Vorankündigung.