Von der Sonne auf der langen Reise etwas ausgebleicht © Foto: Dominic Reichenbach / Artwork: Claus Piffl
Zoll und Haben
Es tut mir leid, dass dieser „Neue Glossenhauer“ mit der Ordnungsnummer 66 so spät kommt. Also quasi eigentlich, nüchtern betrachtet, zusammengefasst sozusagen, in Wahrheit, bei Licht besehen, also kurz gesagt: Eine ganze Woche zu spät.
Aber das ist - a u s n a h m s w e i s e - nicht meine Schuld.
Nein, wirklich nicht.
Es liegt nicht daran, dass ich gerade in der „Anstalt“ im ZDF eingeladen war, um dort den Tod zu geben. Sicher nicht, also: Todsicher nicht.
Und auch nicht an den Glossen, die ich in schöner Regelmäßigkeit für den bayerischen Rundfunk schreibe. A geh wo!
Und es lag auch nicht an der 66. Denn für den Teufel im Detail hätte es der Glossenhauer Nummer 666 sein müssen.
Und an Euch lag es auch nicht.
Ihr seid ja ein großartiges Lesepublikum, das sogar für diese satirischen, wöchentlichen Ergüsse spendet! Ja! Also zumindest die meisten.
Also nicht die meisten, aber einige.
Einige im Sinne von ein paar.
Okay, okay… vielleicht liegt es doch an Euch.
Aber erst in der Zukunft. Denn, wenn der „Glossenhauer“ eines Tages nicht mehr erscheinen wird, dann weil es sich finanziell nicht mehr ausgegangen ist.
Also ausgegangen sein wird (Futur exakt rockt!).
Aber das könnt Ihr ja ändern - siehe unten.
Doch das, was diese Woche, ganz aktuell dem „Neuen Glossenhauer“ im Weg gestanden ist, das war auch Geld, aber in anderer Form. Es waren: Zölle.
Die Zölle von Donald Trump, die er ständig einführt und dann wieder aufhebt.
Und wieder einführt. Der hat das Wort Einfuhr- und Ausfuhrzölle völlig falsch verstanden.
So wie sich der aufführt, sollte man ihn eigentlich mit Aufführzöllen belegen.
Der Mann spielt ja mit Zöllen wie kleine Kinder mit den Jalousien: Rauf und wieder runter und wieder rauf und wieder runter.
Und die Börsen spielen asynchron mit: Zölle rauf, Kurse runter, Zölle runter, Kurse rauf.
Man könnte fast meinen, das macht einer absichtlich, um auf fallende oder steigende Kurse zu wetten und dann groß abzucashen… aber wer könnte das sein?
Der Donald, der Anwalt der kleinen Leute, der Arbeiter, der Anständigen und Ehrlichen? Undenkbar. So ein sympathischer Protofaschist? Kann ich mir nicht vorstellen.
Aber vielleicht hat er irgendjemand in der Verwandtschaft, der so tickt.
Gibt es eigentlich auch einen Dagobert Trump? Oder Tick, Trick und Track Trump?
Wenn ja, sind die wahrscheinlich an der Börse. Und Tick, Trick und Track haben wahrscheinlich auch jede Menge Kohle in Kryptowährungen.
Aber das sind nur Spekulationen.
Fakt ist: Die Zölle haben mich meinen letzten Glossenhauer gekostet. Schließlich wird dieser Newsletter nicht irgendwo von einem Kasperl im Bademantel, der sich an seiner Kaffee-Tasse festhält, an dessen Küchentisch daher getippt.
Nein, dieses Humorprodukt der E-Klasse, ist das Endergebnis einer internationalen Lieferkette, deren logistische Anforderungen Woche für Woche gemeistert werden müssen.
So kommen etwa alle Themen, die hier behandelt werden, aus einer satirischen Kooperative aus Uruguay, wo man inhaltliche Motive, weltanschauliche Überzeugungen und gedankliche Ansätze in mühsamer Hand- und Hirnarbeit zu dem einen oder anderen Thema zusammen klöppelt.
Die Pointen zu diesem trockenen Stoff werden allerdings in einem High-Tech-Humor-Labor in Singapur gefertigt, wo uralte chinesische Philosophie der Marke Konfusius mit britischen Wortwitzen in einem Pin-Pun-Verfahren mittels künstlicher Intelligenz auf eine Handelsübliche intellektuelle Größe verschmolzen wird.
Zusammengesetzt werden die Hightechpointen asiatischer Fertigung und die Themen de Collecitivo wiederum in Malawi, weil dort…äh… ja… die Menschen mit Ihrer Lebensfreude und ihrem Rhythmusgefühl und dieser natürlichen Naturverbundenheit und dieser extrem erlebnisorientierten Energie und dieser … äh… hab ich die Lebensfreude schon erwähnt?… ja, also kurz gesagt: Weil das einfach gut zusammen passt.
Deshalb.
Und weil die Löhne dort selbst schon ein Witz sind.
Damit ist der Newsletter natürlich aber noch gar nicht fertig.
Denn, um im internationalen Humorbusiness bestehe zu können, braucht er natürlich Marktreife, die man in einem Expressverfahren in Delaware erreichen kann.
Dort kommen die Humorprodukte in eine Mikrobrauerei. Die trägt die Bezeichnung zu recht, da sie in einer der beliebten, ortsüblichen Briefkastenfirma untergebracht ist.
So Mikro ist die. Dafür geht’s schnell mit Marktreife und Stammwitze.
Was jetzt noch fehlt ist, natürlich ein Äutzerl (für die Menschen aus der BRD: ein wenig) Wiener Schmäh. Das bedeutet: Von Delaware nach Wien.
Natürlich mit dem Fiaker. Also der klassischen Wiener Pferdekutsche. Über dem Atlantik wird die Kutsche natürlich von Seepferdchen gezogen. Das leichte Rütteln während des Transports von Calais bis Wien, unterstützt die Entwicklung des Hintersinns in den Humorprodukten. Wie beim Champagner. Eh klar. Der Witz soll ja sprühen können.
Dann von Wien per E-Bike den Donauradweg hinauf, umladen aufs Schiff, den Rhein-Main-Donau-Kanal entlang, den Main hinunter, wo ich dann das fertige Humorprodukt unter dem Jubel der Bevölkerung im Kaiserdom überreicht bekomme.
Dann muss ich es nur noch personalisieren und in eine Textdatei umwandeln.
Das dauert bisweilen am Längsten.
Und wenn in diesem eng getakteten Prozess irgendwo ein orangener Grüßaugust auftaucht und sagt: „Stopp! Haben Sie was zu verzollen?“ beschleunigt das die Angelegenheit naturgemäß nicht.
Tatsächlich überlegen wir von Groebner Humorproduktion (Abteilung: Worldwide Distribution) unser Kerngeschäft einem radikalen De-Risking zu unterziehen und erwägen die Einstellung eines Humoristen, der das Zeug im Bademantel, in der Küche sitzend einfach mal so in den Computer tippt.
Aber das - soviel steht fest - macht die Sache nicht billiger.
Wir besprechen das über Ostern.
Der nächste Glossenhauer erscheint demnach am 26.April.
Bis dahin: Frohes Osterreich!
____________26.4. Celle-Bockelskamp Findelhof - 15.5. Düsseldorf Kommödchen - 16.5. Aschaffenburg Hofgarten -
Das „Ende der Welt“ auf Bayern 2 über den Ersten April.
„Nicht mein Problem“ bei Monkey Records
Zu Gast im Schlachthof (BR)
Und in der Anstalt (ZDF)
groebner gefolgt
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