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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 5. Dezember 2014

Wallstein: Ernst Toller. Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe

Ernst Toller
Sämtliche Werke
Kritische Ausgabe

Im Auftrag der Ernst-Toller-Gesellschaft hg. von D. Distl, M. Gerstenbräun, T. Hoffmann, J. Jordan, S. Lamb, P. Langemeyer, K. Leydecker, S. Neuhaus, M. Pilz, K. Reimers, Ch. Schönfeld, G. Scholz, R. Selbmann, Th. Unger und I. Zanol

6 Bde., zus. 4304 S., 40 Abb., Leinen, Schutzumschlag, im Schuber
289,00 €
ISBN 978-3-8353-1335-4



In den zwanziger Jahren war Ernst Toller der bekannteste lebende Dramatiker deutscher Sprache. Sein Bühnenerstling »Die Wandlung« (1919) gilt als eines der Schlüsselwerke des dramatischen Expressionismus. In seiner berühmten, noch heute fesselnden Autobiographie »Eine Jugend in Deutschland« (1933) schildert Toller exemplarisch für seine Generation seine durch den Ersten Weltkrieg geprägte Wandlung »vom Patrioten zum Pazifisten«. Durch diese »Wandlung« und durch die Vehemenz, mit der er sich gegen den Krieg engagiert, wird Ernst Toller zu einer zentralen Symbolfigur des 20. Jahrhunderts. Zu diesem Engagement gehört auch seine Arbeit für die Münchner Räterepublik 1918/19, die ihm fünf Jahre Festungshaft einbrachte und ihn zu einem Märtyrer der Revolution machte.
Diese deutlich erweiterte und revidierte, kritische Studienausgabe seiner Werke enthält auch zahlreiche wieder oder neu entdeckte Texte und Fassungen, die in der Werkausgabe von 1978 nicht enthalten waren. Sie präsentiert alle vorliegenden Texte Tollers und trägt so der literarischen, aber auch historischen Bedeutung dieses international bekannten Dramatikers deutscher Sprache Rechnung.

Inhalt:
Band 1: Stücke 1919 - 1923
Band 2: Stücke 1926 - 1939
Band 3: Autobiographisches und Justizkritik
Band 4.1: Publizistik und Reden
Band 4.2: Publizistik und Reden
Band 5: Lyrik, Erzählungen, Hörspiele, Film

Freitag, 25. Juli 2014

Dichterhain: DIE MAUER DER ERSCHOSSENEN, Ernst Toller oder Wie normal die Todesstrafe in Deutschland war

Käthe Kollwitz: Die Gefangenen




DIE MAUER DER ERSCHOSSENEN

Pietá

Stadelheim 1919
Wie aus dem Leib des heiligen Sebastian,
Dem tausend Pfeile tausend Wunden schlugen,
So Wunden brachen aus Gestein und Fugen,
Seit in den Sand ihr Blut verlöschend rann.

Vor Schrei und Aufschrei krümmte sich die Wand,
Vor Weibern, die mit angeschoßnen Knien »Herzschuß!« flehten,
Vor Männern, die getroffen sich wie Kreisel drehten,
Vor Knaben, die um Gnade weinten mit zerbrochner Hand.

Da solches Morden raste durch die Tage,
Da Erde wurde zu bespienem Schoß,
Da trunkenes Gelächter kollerte von Bajonetten,

Da Gott sich blendete und arm ward, nackt und bloß,
Sah man die schmerzensreiche Wand in großer Klage
Die toten Menschenleiber an ihr steinern Herze betten.


Stadelheim in München-Giesing ist heute eine Justizvollzugsanstalt und war bereits ab 1896 ein Zuchthaus, ab 1901 mit Hinrichtungen. Nach dem Scheitern der Münchner Räterepublik und des linken Aufstandes wurden Teilnehmer, Mitglieder der Linksparteien inhaftiert und teils widerrechtlich erschossen. Nach dem Zeugnis von Ernst Toller, der in Stadelheim inhaftiert wurde, stand am Gefängnistor in weißer Kreideschrift zu lesen: „Hier wird aus Spartakistenblut Blut- und Leberwurst gemacht, hier werden die Roten kostenlos zu Tode befördert“.
In Stadelheim war sonst der Tod durch die Guillotine obligatorisch. Zwischen 1924 und 1945 richtete der Henker Johann Reichart 3009 Menschen, 250 davon Frauen, durch Köpfen hin. 2909 Hinrichtungen fanden zwischen 1933 und 1945 statt. Unter anderem Ernst Röhm, SA, nach seinem Putschversuch und die Mitglieder der antinationalsozialistischen Widerstandsbewegung "Weiße Rose".  Bei den Weiße Rose-Mitgliedern verlangte Hitler den Tod durch den Strang. Der Henker setzte sich, verarmt, schikaniert und isoliert, sein Sohn brachte sich um, noch 1963 für die Wiedereinführung der Todesstrafe ein. (Quelle: Irene Stuiber, Jürgen Zarusky, Hingerichtet in München-Stadelheim: Opfer nationalsozialistischer Verfolgung auf dem Friedhof am Perlacher Forst)

Die Todesstrafe im Kaiserreich war berühmt-berüchtigt, weil oft die glaubwürdige Beweisführung fehlte, es reichten tatsächlich Aufstellungen von Tatabläufen durch die Ankläger. Es gab mehr Hinrichtungen als man vermutet, es handelte sich wohl um etliche Tausend. Nicht überall hat man die Akten aufgehoben. Im berühmten Gefängnis Berlin-Moabit lassen sich wegen verlorener Akten nicht mehr alle Hinrichtungen rekonstruieren. Die Hinrichtungen blieben konstant in den 1920er Jahren bestehen und flammten ab 1933 enorm auf. Bis zum Morgen des 8. Mai 1949, dem Tag der Verkündung des Artikels 102 Grundgesetz durch Adenauer, wurde die Todestrafe überall in Deutschland ausgeführt, immer mit Erlaubnis, aber auch im Auftrag von Militärgerichten. 
Freilich waren es im Vergleich zu vorher viel weniger. Bevorzugt wurden die Guillotine und das Hackbeil.