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Freitag, 20. November 2015

Wie war's bei MARIA SERRANO, Queen of Flamenco, im Mannheimer Capitol?



(c) Stefan Vieregg
Wer Maria Serrano und ihren Flamencotanz noch nicht kennt, sollte sich schnell auf den Weg machen zum nächsten Konzert. Gesehen habe ich sie mit dem Stück "Flamenco por Derecho" im Mannheimer Capitol. Die Meisterin des strengen Reglements und Ausdrucks verfügt über eine ungeheuere kräftige Erotik und schier endlose Ausdauer. Sie ist unterwegs mit der in Hannover lebenden langjährigen Freundin und Sängerin Carmen Fernandez Castillo, die ebenfalls mit einem sehr starken und klaren Auftritt überzeugt, sodass man eindeutig das Gefühl hat, mit zwei extrem dominanten, spanisch-strengen und unerbittlichen Frauen zu tun zu haben. Begleitet werden sie von David Bermudez, Keyboard, E-Piano, Cajon (Percussion-Holzkiste) und Produzent, Pablo Fernandez am E-Bass, der zunächst in diesem klassischen Setting irritiert, und Christian Cabello, Gitarre und Gesang. Maria Serrano im Deutschlandfunk über ihre Freundin:

"Ich bewundere an ihr ihre Klarheit, ihre Rasse, die Kraft, die sie beim Singen hat. Sie hat eine erhebende Stimme, eine Stimme, die mir als Tänzerin Kraft gibt und das brauche ich."


(c) Stefan Vieregg
Dass Maria Serrano wirklich körperlich das Letzte in ihren Konzerten gibt, wobei sie nebenbei bemerkt die 50 schon länger überschritten hat, merkt man erst, wenn man sieht, dass sie eigentlich komplett unter Dampf steht. Mit der Kraft einer Super-amazone trommelt sie voller Stilbewusstsein und Niveau mit tiefer Ausdrucksfähigkeit in der emotionalen Geste mit den nagelbeschuhten Füßen auf die Bühnenböden (diese Fuß-percussion heißt Zapateados). Und nicht nur das klopfende Tocken, sondern auch das Stampfen mit den Beinen lässt einen an die eigene Standfestigkeit und Schmerzempfindlichkeit denken. Hinzu kommt das Singen und rythmische Klatschen mit den Händen (Palmas), in erster Linie durch Carmen, aber auch durch den Gitarristen oder alle. Fernandez unterstreicht ihren Gesang mit Flamencoeinlagen und überbückt Umkleidezeiten der Chefin, von der Carmen Fernadez gegenüber dem Deutschlandfunk sagte:

"Und dann habe ich sie gesehen auf der Bühne, war für immer so Boah Maria es la Otia, sie ist eine Bombe auf der Bühne, Maria es muy Flamenca, sie tanzt, was wir ihr geben, und was sie hört, macht sie immer größer."


(c) Stefan Vieregg
Je weiter der Abend fortschreitet desto größer wird der Respekt vor dieser würde- und kraftvollen Tänzerin, ihrer Körperbeherrsch-ung und ihrem Repertoire-reichtum. Ein ganz besonderer Zusatzreiz sind ihre Figuren, die tatsächlich eine Bezeichnung der österreichischen Presse absolut rechtfertigen: "Voodoo Queen" des Flamenco. Die Einladung in André Hellers Bühnenshow "Magneten" 1993 trug ihren Teil zur Shootingstar-Existenz im Alpenland bei. Gegen Ende ihrer Aufführung präsentiert sie einen Tanz, der einem den Atem raubt, diese Dynamik, der Rhythmus, ihre Leidenschaft und Austrahlung, alles beginnt zu wachsen, obwohl es schon groß war, ein Sog nach oben setzt ein, als ob sie die Leute von ihren Sitzen heben möchte, und steigert sich in einen fulminanten Abschluss, der in den Zugaben weiter aufrecht gehalten wird. Sie hat so viel Kraft und Energie geschenkt mit ihrer Aufführung, dass man sie mindestens einmal die Woche sehen möchte ...

Maria Serrano wurde in Sevilla (Spanien) geboren. Von früher Kindheit an wurde sie von Meistern des Flamenco unterrichtet: José Galván, Los Gitanillos de Bronce, Juan Manuel, Farruco. Später tourte sie mit berühmten Ensembles wie Meme Menjibar, Javier Barón, Carmen y Carmelilla Montoya, Antonio "El Pipa", bis sie 2000 ihre eigene Company "Compañia Maria Serrano" gründete. In "Flamenco por Derecho" stellt die Flamencoqueen vor allem Themen aus ihrem Privatleben dar:

"Eines davon handelt vom Tod meiner Mutter, das ist dasjenige, das mich bis heute am meisten schmerzt, damit beginnt der erste Teil. Ein anderes handelt von meiner Schwangerschaft mit meinem Kind, und ein anderes ist eine Choreografie, mit der ich meine Karriere als Tänzerin angefangen habe, in meinem ersten Soloprogramm, das ist das Tarantos Stück." (Interview mit dem Deutschlandfunk)