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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Montag, 2. September 2013

Heute im Kino: FEUCHTGEBIETE, nach dem Roman von Charlotte Roche



Kino

Feuchtgebiete
FSK: 16

zurzeit in über 370 Kinos, heute zum Beispiel auch
um 17:15 Uhr im Cineplex Planken - Kino 8, P4 13, 68161 Mannheim
19 Uhr: Gloria & Gloriette - Kino 3, Hauptstr. 146, 69117 Heidelberg
18 Uhr, 20:30 Uhr: Broadway Kino - Merkurstraße 9, Landstuhl / Ramstein 

Originaltitel: Feuchtgebiete
Kinostart: 22.08.2013
Regie: David Wnendt
Darsteller: Axel Milberg, Meret Becker, Carla Juri
Filmlänge: 109 Minuten
Entstehungsjahr 2013
Deutschland
Komödie
www.feuchtgebiete-film.de/
Helen (Carla Juri) und Robin ( Christoph Letkowski)

Die 18-jährige Helene (ganz super, verträumt, frech, somnambul und lässig gespielt von Carla Juri) zeigt sich nicht gerade von der "mädchenhaften" Seite. Körperhygiene spielt keine Rolle und sie spricht grundsätzlich aus, was ihr gerade in den Sinn kommt, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Als sie nach einer gründlich missglückten Intimrasur im Krankenhaus landet, will sie die Chance nutzen, ihre getrennten Eltern am Krankenbett wieder zusammenzuführen. Ihre neue Eroberung, Pfleger Robin, soll sie dabei unterstützen. Ein chaotisches Geschehen, durchmischt mit Fantasien und Wünschen, witzig und grotesk, krass und unappetitlich, gestört und abweichend, erotisch und verspielt, traurig und traumatisch, intelligent-pubertär und provokativ. Achso, ja, es ist eine KOMÖDIE!


Charlotte Roche bei viereggtext

Samstag, 25. Mai 2013

Kinostart von Schoßgebeten auf 02.01.2014 verschoben


Neuer Starttermin:

SCHOSSGEBETE wird erst am 2. Januar 2014 in die Kinos kommen. Die Dreharbeiten in Köln unter der Regie von Sönke Wortmann wurden erst unlängst beendet.


Bei der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Charlotte Roche standen Lavinia Wilson (LULU & JIMI, "Rosa Roth") als Protagonistin "Elizabeth Kiehl" und Jürgen Vogel (GNADE, MÄNNERSACHE) als ihr Ehemann Georg vor der Kamera. In der Rolle der Therapeutin ist Juliane Köhler ("Klimawechsel", DAS BLAUE VOM HIMMEL) zu sehen. Produzent und Geschäftsführer der Constantin Film Produktion Oliver Berben, der sich bereits Ende 2011 die Verfilmungsrechte des Bestsellers gesichert hatte, hat bei SCHOSSGEBETE auch das Drehbuch geschrieben. Executive Producer ist Martin Moszkowicz, Vorstand Film & Fernsehen der Constantin Film.

SCHOSSGEBETE erzählt die Geschichte von Elizabeth Kiehl: Kindererziehung, Biokost und Therapie gehören ebenso zu ihrem Alltag wie gemeinsame Bordellbesuche mit ihrem Mann. Die junge Frau Anfang 30 ist hochneurotisch, sorgt sich unentwegt und hat Angst vor allem - außer beim Sex … deshalb ist der auch so wichtig. Sie will nicht nur perfekte Mutter sein, sondern auch perfekte Ehefrau und Liebhaberin. 

Radikal offen, selbstbewusst und voller grimmigem Humor ist SCHOSSGEBETE das Porträt einer verletzlichen jungen Frau, die versucht allen Rollen gerecht zu werden, ohne dabei den Verstand zu verlieren.

Dienstag, 6. November 2012

Eine Meinung zu Charlotte Roches "Schoßgebete" und dem Filmprojekt


Charlotte Roche: Schoßgebete

Heute in der Buchhandlung sprangen mir
fast augenblicklich diese Bücher mit den zwei 
silbernen Eichelnüssen auf bordeauxfarbenem Grund ins Gesicht. Ich trat näher und las beinahe ungläubig,
dass das neue Buch Schoßgebete von
Charlotte Roche direkt auf Platz eins der Spiegel-
Bestseller eingestiegen ist.

Nach allem was ich über den ersten Roman
Feuchtgebiete gehört und gelesen habe, hatte ich
mir eigentlich geschworen, keins der Bücher
dieser Autorin zu lesen. Aber warum nicht einmal
selbst herausfinden, was dran ist an der
"Lektüre", die ihre Leser anscheinend gleichzeitig
fasziniert und abstößt? Wenn es niemand lesen
würde, wäre es schließlich nicht auf dem ersten
Platz gelandet. Oder ist es tatsächlich nur der
Dschungelcamp-Ekelthrill? Ich beschloss das
Experiment zu wagen und mir das Buch zu
kaufen.

Achtung, von Seite eins an geht es direkt in
medias res und das fast zwanzig Seiten lang. Von
Null auf Hundert in das eheliche Zusammensein
von Elisabeth und Georg. Und das derart
detailliert, dass man das Buch zwischendurch gern
mal in die Ecke schleudern würde.
Gruselfilmeffekte, die einem leicht jeglichen Sinn
für Romantik rauben könnten. Aber dieser Roman
reduziert sich zum Glück nicht auf den Sex. Auch
nicht auf die ekligen Würmer, die die Protagonistin
irgendwann bei sich und ihrer Tochter entdeckt
und das ganze Szenario angefangen beim
Tesafilm-Test seitenweise vor dem ungläubigen
Leser ausbreitet. Das muss man sich nämlich echt
nicht antun.

Es ist aber auch ein Buch über die langwierige
Aufarbeitung eines Traumas das daher rührt, dass
Elisabeth auf dem Weg zu ihrer Hochzeit in
England drei ihrer Brüder durch einen tragischen
Verkehrsunfall verliert und ihre Mutter dabei
schwerste Verbrennungen davonträgt. Dass
Elisabeth nun die Verantwortung in einer sowieso
recht komplizierten Mutter-Tochter-Beziehung
tragen muss. Die Handlung springt die ganze Zeit
zwischen Rückschauen auf diesen Unfall,
Gesprächen mit der Therapeutin und dem hier
und jetzt in ihrer kleinen Familie hin und her.
Nebenbei gibt es noch Tipps wie man Zwiebeln
richtig schneidet.

Wobei der Leser langsam eine Ahnung bekommt,
warum Elisabeth so geworden ist, wie sie sich
jetzt gibt. Es einerseits allen Recht machen will
und ihrem Mann zuliebe den Dreier im Bordell
mitmacht. Auf der anderen Seite sehr verletzbar
daherkommt. Sich immer wieder mit
Suizidgedanken herumschlägt. Sich ihrer engsten
Umgebung gegenüber unglaublich aggressiv
präsentiert. Ich war ziemlich überrascht, als ich
las, dass der Roman autobiografische Züge
aufweist. Denn in der Familie von Charlotte Roche
hat es diesen schrecklichen Verkehrsunfall
tatsächlich gegeben. Ist das Buch nun eine
Aufarbeitung dieses Albtraums oder kalkulierte
Geschäftemacherei? Darüber werde ich mir kein
Urteil anmaßen!

Fazit - Experiment misslungen, aber Leserin lebt
noch ;-) Wären gewisse Szenen halb so drastisch
ausgefallen, hätte das Buch vielleicht doch noch
positiv überraschen können.

Rezension vom 26.08.2011 / (c) Christiane Bienemann

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Charlotte Roches Schoßgebete nächstes Spätjahr im Kino

Lavinia Wilson     (c) Constantin
Constantin Film verfilmt 
SCHOSSGEBETE 
mit hochkarätiger Besetzung
Sönke Wortmann inszeniert

München, 30. Oktober 2012 - Bereits Ende 2011 hat sich Produzent Oliver Berben für die Constantin Film die Verfilmungsrechte an Charlotte Roches Roman "Schoßgebete" gesichert. Jetzt stehen die Hauptdarsteller für die Kinokomödie unter der Regie von Sönke Wortmann fest: Lavinia Wilson (LULU & JIMI, "Rosa Roth") schlüpft in die Rolle der Protagonistin "Elizabeth Kiel", für die Rolle des Ehemanns "Georg" konnte die Produktion Jürgen Vogel (GNADE, MÄNNERSACHE) gewinnen. Mit Juliane Köhler ("Klimawechsel", DAS BLAUE VOM HIMMEL) wird die dritte Hauptfigur, die Rolle der Therapeutin "Dr. Drescher" besetzt.

Oliver Berben: "Mit der Besetzung der Hauptrollen wird nun der Startschuss für diese in jeder Hinsicht extreme Produktion gegeben. Diese drei Schauspieler verkörpern auf perfekte Art und Weise die Figuren, die Charlotte Roche in ihrem Roman beschreibt. Es ist eine große Freude, diese besondere und außergewöhnliche Geschichte jetzt durch Lavinia Wilson, Jürgen Vogel und Juliane Köhler mit Leben zu füllen."

Charlotte Roche, ehemalige Moderatorin bei VIVA, 3sat und ZDF legte nach ihrem ersten kontrovers diskutierten Roman "Feuchtgebiete" mit "Schoßgebete" nach und schaffte erneut auf Anhieb den Sprung in die Bestsellerlisten. SCHOSSGEBETE erzählt die Geschichte von drei ganz normalen Tagen im Leben von Elizabeth Kiehl: Kindererziehung, Biokost und Therapie gehören ebenso zu ihrem Alltag wie gemeinsame Bordellbesuche mit ihrem Mann. Die junge Frau Anfang 30 ist hochneurotisch, sorgt sich unentwegt und hat Angst vor allem - außer beim Sex … deshalb ist der auch so wichtig. Sie will nicht nur perfekte Mutter sein, sondern auch perfekte Ehefrau und Liebhaberin. Radikal offen, selbstbewusst und voller grimmigem Humor ist SCHOSSGEBETE das Porträt einer verletzlichen jungen Frau, die versucht allen Rollen gerecht zu werden ohne dabei den Verstand zu verlieren.

Charlotte Roche: "Als ich gehört habe, dass Lavinia Wilson die Rolle von Elizabeth Kiehl spielen will, war ich total begeistert. Das finde ich großartig. Auch Jürgen Vogel und Juliane Köhler sind eine perfekte Wahl für meine Hauptfiguren. Ich freue mich sehr auf den Film."
Produzent und Geschäftsführer der Constantin Film Produktion Oliver Berben hat bei SCHOSSGEBETE erstmalig selbst das Drehbuch verfasst. Die Regie übernimmt Sönke Wortmann, Executive Producer ist Martin Moszkowicz, Vorstand Film & Fernsehen der Constantin Film AG. 

Der Drehbeginn ist für das Frühjahr 2013 geplant. SCHOSSGEBETE wird im Verleih der Constantin Film am 03. Oktober 2013 in die Kinos kommen.

Freitag, 14. Oktober 2011

Buchbesprechung: Schoßgebete

Charlotte Roche
Schoßgebete
München 2011, 283 S., Paperback mit Innenklappen
16,99 €, Piper 


Charlotte Roche hat wieder zugeschlagen. Hat sie das? Ein Sammelsurium von Selbsterfahrung mit degoutanten Beilagen, früher anal, jetzt oral fixiert? Nein, die "Schoßgebete" sind etwas anderes als die "Feuchtgebiete".
In medias res werden zwar die sexuellen Gewohnheiten von Elizabeth Kiehl (anfangs 30) und ihrem wesentlich älteren Mann Georg analysiert und beschrieben, dahinter aber steckt etwas anderes. Es ist das Bild einer zwangshedonistischen Gesellschaft, materialistisch, atheistisch, viele Trinker und eben lustbetont orientiert, verkörpert durch eine traumatisierte Protagonistin, die nichts als Angst empfindet, mit einem Bein immer im Tod. Wie das Bewusstsein der vielen TV-Zuschauer, die nichts erleben als Leichen zuhauf. Die schwere Traumatisierung ist auch Charlotte Roches Trauma. Ein Autounfall vor 8 Jahren löschte das Leben von Elizabeths drei Brüdern aus, die Mutter schwer verletzt und im Rollstuhl weiterlebend durch eine Kollision mit einem Benzinlaster. Elizabeth musste bei ihrer Mutter im Krankenzimmer wochenlang ausharren, und zeugte in einigen freien Stunden mit ihrem ersten Mann Stefan ihre Tochter, was ihnen zuvor nicht und danach nicht mehr gelungen war. Die Kleine stand später unweigerlich mit dem Drama in engem Zusammenhang. Sie wurde immer in Verbindung mit den drei toten Brüdern gesehen. Das Unglück passierte auf dem Weg zur geplanten, niemals vollzogenen Hochzeit in England, wodurch die Beziehung des Paares schwer belastet und nicht überlebensfähig war. Alles was mit der ausgefallenen Hochzeit zu tun hat, sammelte Elizabeth in einem Koffer. Auch zwei silberne Eichelnüsse (auf dem Umschlag zu sehen), die wie das andere im Koffer Unglücksträger bzw- verursacher sind.
Die einzige Spiritualität erlangen die Hauptpersonen des Romans durch Sex. Zu ihm beten sie, er ist ihr Gott. Als Kompensation dient Elizabeth die Sexualität, eine regelrechte Droge, die das Dasein erträglich macht, die sie mit ihrem Mann nur dann intensiv und besonders erleben kann, wenn beide sich eine dritte Person dazunehmen, und zwar wegen Georgs Einstellung ausschließlich eine Frau, obwohl sich Elizabeth sehnlichst einen zweiten Mann wünscht. Aber der Mann geht vor, so ihre Erziehung. Die Partnerin finden sie in einem Puff, wo sich Georg die Kandidatinnen genau aussucht und schon eine sehr hohe Routine im Erkennen des Eignungsgrades erlangt hat. Sie feiern und zelebrieren regelmäßig voller Lust und Wonne ein mehrere Hundert Euro schweres Threesome. Eigentlich sollte der Titel "Stoßgebete" heißen, um die Doppeldeutigkeit hervorzuheben.
Und sind glücklich und zufrieden... wenn da nicht der ständig bohrende Minderwertigkeitskomplex arbeiten würde. Was mache ich da, ist es gut? Die Männerfeindlichkeit der Mutter, die Oralsex völlig ablehnte und verteufelte, der penible, zwanghafte Vater, der immer alles bestens und exakt erwartete. So quält sich Elizabeth trotz Genuss mit Ungewissheit, Gewissensbissen, zwanghaften Gedanken und besucht auch regelmäßig am nächsten Tag nach der oft abends nach immergleichem Fahrplan stattfindenden Zelebrierung - Fußweg ins Puff, Abendessen, eine Gläschen Sekt zuvor, Kennenlernen der ausgesuchten Kandidatin und Start mit der Lesbierinnennummer - ihre Psychotherapeutin zur "Beichte", die gar keine ist, nur ein detailliertes Beschreiben ihrer Wahrnehmung, und zur Stärkung ihrer Entwicklung.
Wie in einem Entwicklungsroman entfernt sich die Protagonistin auch vom tief in uns sitzenden Eifersuchtsdenken, der Neidempfindung und den Muss-Zwängen hin zu der Wunscherfüllung, ihre Partnerschaft erhalten, aber auf Fremdgehen bewusst nicht verzichten zu wollen. Im Eheleben ist Sex bei Nacht für Elizabeth unvorstellbar, weil sie die Atemzüge des Partners nicht genau der Erregung oder dem Schlaf zuordnen kann. Bei ihrer Therapeutin erfährt sie, dass all ihre Ängste nur Projektionen ihrer Probleme sind, das alles in Ordnung wäre, wenn alle Beteiligten es wollten, das sie im Grunde nichts zu befürchten hätte. Das ganze Leid in Beziehungen, ihr Zerbrechen, ihre Intoleranz, eine Folge der Eifersucht und des Neids. Bürgerliches Besitzdenken und Engstirnigkeit vergiften alles Zusammenleben, obwohl sich im Grunde jeder nach einem außerehelichen Erlebnis sehnt. So machen es beide zusammen mit einer dritten Person und halten ihre Beziehung dadurch am Leben. Was fehlt ist der letzte Befreiungsschritt, sich andere Männer zu genehmigen. Mit dem Christentum ist sie schon lange fertig, sie verachtet die Schizophrenie der Leute und ihrer Moral: Die Verbrennung ihrer Brüder muss im Krematorium in Belgien, dem Unfallort, stattfinden und es gibt Urnen, obwohl die Leichen zu nichts verbrannten. (Was ist dann drin?) Sie hält Christen für zu schwach zu erkennen, dass es keinen Sinn gibt. Sie machen sich was vor mit dem Jenseits:


"Das Leben ist sinnlos, die Erde ist sinnlos, wir sind Zufall, und es gibt niemals ein Leben nach dem Tod."


So tendiert auch Elizabeth immer wieder zu Todes- oder auch Freitodphantasien und der Frage, wie das Nachleben geregelt sein soll. Sie hat schon mehrfach ihr Testament geändert, ist Stammkunde beim Notar, und wünscht sich, dass Georg und ihr erster Ehemann zusammenziehen, um ihre Tochter Liza gemeinsam zu erziehen und zu behüten. Die Absurdität dieses Wunsches liegt offen, weswegen Georg sie auch bittet das Testament zu zerreißen, sie aber hält fest. Ihr beste Freundin soll alles erben, obwohl sie sie nicht sonderlich mag, sie beneidet, ihr nicht viel gönnt.
Roches Spiegel unserer von Ängsten und Sinnlosigkeit geprägten Welterfahrung, kompensiert mit Sex, das Leben von Patchworkfamilien, das Zusammentreffen vieler unterschiedlicher (Sex-)Sozialisationen, das Analysieren und Auflösen von Zwängen, Werten und Moral in der Familie bzw. zwischen (Ehe-)Partnern beschreibt unsere Gesellschaft in einer evidenten Schizophrenie. Und zwar aus zwanghaften Versuchen einerseits ein Wertesystem aufzubauen und zu halten, das im Grunde nur krank und unglücklich macht, und der krassen real erfahrbaren, aber vertuschten Sinnlosigkeit mit all ihren libertinären Konsequenzen für Leben, Lieben und Handeln andererseits. Aktuelles, postmodernes, westliches, verlogenes Leben - wir wollen ganz anders leben, als wir dürfen und sollen. Die Befreiung ein langwieriger Prozess.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Erotische Literatur in Deutschland am Ende?



In einem Artikel in der NZZ (Neue Züricher Zeitung) rechnet Dorothea Dieckmann mit den Bestrebungen ab, Sex qualitativ anders und schlechter zu vermarkten als früher.

Die coole Ferne und doch totale Konsumierbarkeit des/der anderen Körper wird auf der Riesenplattform Internet und TV heute extrem zelebriert. Keine genüssliche Lektüre mehr, nur lüsterne Bilder. Die Canterbury Tales und Boccaccios Dekamerone, Lady Chatterley und Fanny Hill als Klassiker Jahrhunderte überdauernd, Anäis Nin und Henry Miller für die Feinbesaiteten und Erotikliebhaber sowie Charles Bukowski für die Prolos seien out und am Ende, es kämen nur noch weichgespülte und tote Softtexte auf den Markt, die allesamt nur der Entwertung von Sex dienten.

Sex am Ende, die Literatur darüber auch? Nein, das ist so ziemlich unvorstellbar.

Ich denke entscheidend ist diese Erkenntnis:

Auch Charlotte Roche, die "mit ihrem Ekelschocker «Feuchtgebiete» gegen hygienische Selbstdisziplinierung und Beauty-Körperzucht Sturm läuft. Angesichts der synthetischen Anais-Girlies wirkt ihre Apotheose der Körpersäfte geradezu wie eine Rebellion – eine Rebellion allerdings, die geradewegs aufs Ende der Sexualität zuführt, denn sie besiegelt das Scheitern jenes Gefühls, das von der trivialen Semipornografie ohnehin verhöhnt wird: Liebe."

Ja, da ist was dran... Liebe könnte für Jugendliche am Ende sein, wenn sie mit solchen Betrachtungen konfrontiert werden. Ihre Medienkonsumgewohnheiten könnten Liebe sehr relativieren.
Sex und Nacktheit ist mehr denn je eine Ware, Kontakte sind leichter und schneller zu finden, jeder kann sich so ziemlich austoben. Es entfällt so langsam die bürgerliche Bindung durch Sex.
Oder lieben unsere Kinder, jungen Erwachsenen einfach anders? Mit einem anderen Verständnis? Jede Zeit hat ihre Bücher, ihre Träume, ihre Vorstellungen ..., niemals jedoch lassen sich Menschen ihre Sehnsüchte nehmen. Die sind individuell und virulent. Da landen eher Soft- und Schunderotik ganz schnell im Altpapier, wird der Stecker gezogen oder weitergeklickt.


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