Schaupielerin, Musikerin, ehemalige Pornodarstellerin und „It-Girl" Sasha Grey spielt die Hauptrolle in Steven Soderberghs (bekannt von „Ocean's 11", „Magie Mike") faszinierender wie intimer Innenansicht des glitzernden Kosmos aus Hochfinanz, Luxus und erotischen Reizen. Authentisch und ohne falsche Scham seziert Soderbergh die verführerische Welt aus Obsession, Lust und knallhartem Business und beweist sich damit einmal mehr als unerschrockener wie visionärer Filmemacher von Format.
„Girlfriend Experience" gehört weniger in die Riege von Steven Soderberghs Blockbustern, wie z.B. die Ocean-Filme. Vielmehr gilt das experimentelle Meisterwerk als unautorisierter Vorgänger seiner gefeierten Komödie „Magie Mike". Der Stripper Mike ist der männliche Gegenentwurf zur High End-Escortdame Chelsea. „Girlfriend Experience" oszilliert zwischen Kapitalismuskritik und Erotik sowie der verführerischen, als auch trügerischen Authentizität, der von Sasha Grey dargestellten Chelsea.
Diese bietet ihren zahlungskräftigen Kunden das Komplettpaket: körperliche Genüsse und die Garantie, nicht das Gefühl haben zu müssen, sich eine Prostituierte gekauft zu haben. Chelseas Geheimnis: Sie behandelt ihre Kunden nicht als Freier, sondern wie Freunde. Doch die Finanzkrise macht selbst vor dem Luxus-Sex-Sektor nicht Halt und Chelseas tatsächlicher Partner hat zunehmend Probleme mit ihrem Job. Wie krisensicher ist käufliche Liebe wirklich?
Für mich ein Film, der Krisenbewältigung und Call-Girl-/Escort-Milieu als gekauftes Gesprächsglück durch sehr viele Gesprächsmitschnitte und "typisch amerikanische" Konversationen darstellt. Der Film ist ungewöhnlich, wartend, beobachtend, analysierend und legt sein Schwergewicht auf erzählte Wirklichkeiten, oberflächlich einerseits, engagiert andererseits. Immer im Hintergrund mitschwingend die Gefahr dieses Jobs, dass einer der Freier austicken könnte. Dem ein oder anderen könnte er zu langatmig und unsexy sein. Man wartet und wartet auf das Handwerk, dies bleibt aber Nebensache und Business.