Der Ramadan ist der heilige Monat im Islam, der eine tiefe spirituelle und religiöse Bedeutung für Muslime weltweit hat. Während des Ramadans fasten Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Fasten bedeutet, dass sie sich von Essen, Trinken und anderen physischen Bedürfnissen enthalten.
Der Ramadan ist eine Zeit der Selbstreflexion, spirituellen Erneuerung und verstärkten Anbetung. Muslime nutzen diese Zeit, um ihren Glauben zu vertiefen, ihre Beziehung zu Allah zu stärken und sich an die Werte des Islams zu erinnern, wie Mitgefühl, Dankbarkeit und Großzügigkeit.
Das Fasten im Ramadan fördert auch das Mitgefühl gegenüber denen, die weniger haben und regelmäßig unter Hunger leiden. Es ist auch eine Zeit der Gemeinschaft, in der Muslime häufig abends zusammenkommen, um das Fasten mit einem Mahl, dem Iftar, zu brechen.
Bräuche und Traditionen, die Muslime weltweit befolgen
Sahur
Dies ist das frühe Morgengebet, das vor Sonnenaufgang stattfindet. Es wird oft zusammen mit einem leichten Mahl gegessen, um sich auf das Fasten vorzubereiten.
Fasten (Sawm)Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang verzichten Muslime auf Essen, Trinken und andere körperliche Bedürfnisse.
Iftar
Das Fastenbrechen findet nach Sonnenuntergang statt. Es beginnt oft mit dem Verzehr von Datteln und Wasser, gefolgt von einem größeren Mahl.
Taraweeh-Gebete
Dies sind zusätzliche Gebete, die während des Ramadans in den Nächten in der Moschee verrichtet werden.
Lesung des Korans
Viele Muslime nutzen den Ramadan, um den gesamten Koran zu lesen oder zu rezitieren.
Zakat und Sadaqah
Wohltätigkeit ist ein wichtiger Aspekt des Ramadans. Muslime geben Zakat (Pflichtalmosen) und Sadaqah (freiwillige Almosen), um Bedürftige zu unterstützen.
Gemeinschaft und Familie
Der Ramadan ist eine Zeit des Zusammenkommens. Familien und Freunde kommen oft zusammen, um das Fasten zu brechen und gemeinsam zu beten.
Jeder dieser Bräuche und Traditionen hat seine eigene Bedeutung und hilft dabei, die spirituelle und gemeinschaftliche Dimension des Ramadans zu verstärken.
Kontinentale Unterschiede
Naher Osten
Iftar-Zelte: In vielen Ländern des Nahen Ostens, wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Ägypten, gibt es große Iftar-Zelte, in denen kostenloses Essen an Bedürftige verteilt wird.
Musik und Laternen: In Ägypten und anderen arabischen Ländern werden oft traditionelle Lieder gespielt und bunte Laternen (Fanoos) aufgehängt.
Südasien
Besondere Snacks: In Ländern wie Pakistan und Indien werden spezielle Snacks wie Samosas, Pakoras und Jalebi zur Iftar-Zeit zubereitet.
Märkte und Basare: Viele Städte haben während des Ramadans spezielle Märkte und Basare, die spät in die Nacht geöffnet sind.
Südostasien
Festliche Dekoration: In Malaysia und Indonesien werden Moscheen und Häuser mit bunten Lichtern und Bannern geschmückt.
Gemeinschaftliches Fastenbrechen: Es gibt oft große Gemeinschafts-Iftar-Veranstaltungen, bei denen viele Menschen zusammenkommen, um das Fasten zu brechen.
Afrika
Traditionelle Gerichte: In afrikanischen Ländern wie Marokko und Senegal werden traditionelle Gerichte wie Harira (eine marokkanische Suppe) und Thieboudienne (ein senegalesisches Fischgericht) zubereitet.
Familienbesuche: Viele Menschen besuchen während des Ramadans ihre Verwandten und Freunde, um gemeinsam zu beten und zu feiern.
Europa und Nordamerika
Gemeinschaftszentren: In vielen westlichen Ländern gibt es islamische Gemeinschaftszentren, die während des Ramadans spezielle Programme und Iftar-Mahlzeiten anbieten.
Interreligiöse Veranstaltungen: Es werden oft interreligiöse Veranstaltungen organisiert, bei denen Menschen verschiedener Glaubensrichtungen zusammenkommen, um den Ramadan zu feiern und mehr über den Islam zu erfahren.
Diese Unterschiede zeigen die Vielfalt und den Reichtum der islamischen Kultur und wie der Ramadan auf verschiedene Weisen geehrt und gefeiert wird.
Koran
Es gibt keine festen Regeln darüber, welche Suren (Kapitel des Korans) während des Ramadans am wichtigsten sind. Dennoch gibt es bestimmte Suren, die häufig rezitiert werden und eine besondere Bedeutung haben. Hier sind fünf Suren, die oft als besonders wichtig angesehen werden:
Al-Fatiha (Sure 1): Diese Sure wird auch "Die Eröffnung" genannt. Sie besteht aus sieben Versen und wird in jedem Gebet rezitiert. Sie lobpreist Allah und bittet um Führung.
1. Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.
2. Aller Preis gehört Allah, dem Herrn der Welten,
3. Dem Gnädigen, dem Barmherzigen,
4. Dem Meister des Gerichtstages.
5. Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe.
6. Führe uns auf den geraden Weg,
7. Den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, die nicht (Dein) Mißfallen erregt haben und die nicht irregegangen sind.
Al-Baqara (Sure 2): Dies ist die längste Sure im Koran mit 286 Versen. Sie enthält eine Vielzahl von Anweisungen und Geschichten. Ein besonders wichtiger Vers ist Ayat al-Kursi (Vers 255), der als Schutzgebet rezitiert wird.
Sure 2: Die Kuh, Verse 183-185
Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.
O ihr, die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch, zu fasten, so wie es denen
vorgeschrieben worden ist, die vor euch lebten, auf daß ihr gottesfürchtig werdet,
(und dies) für eine Anzahl von Tagen. Wer von euch krank ist oder sich auf einer
Reise befindet, für den gilt eine Anzahl anderer Tage. Denjenigen aber, die es
(eigentlich einhalten) können, ist als Ersatzleistung die Speisung eines Bedürftigen
auferlegt. Wenn einer freiwillig Gutes tut, so ist es besser für ihn. Und daß ihr fastet,
ist besser für euch, wenn ihr Bescheid wißt. Der Monat Ramadan ist es, in dem der
Koran herabgesandt wurde als Rechtleitung für die Menschen und als deutliches
Zeichen der Rechtleitung und der Unterscheidungsnorm. Wer von euch nun in dem
Monat anwesend ist, der soll in ihm fasten. Und wer krank ist oder sich auf einer
Reise befindet, für den gilt eine Anzahl anderer Tage. Gott will für euch
Erleichterung, er will für euch nicht Erschwernis, und daß ihr die Zahl (der Tage)
vollendet und Gott dafür hochpreiset, daß Er euch rechtgeleitet hat, und daß ihr wohl
dankbar werdet.
Quelle: Der Koran, übersetzt von Adel Theodor Khoury, Gütersloh, 2. Auflage, 1987
Al-Ikhlas (Sure 112): Diese Sure wird auch "Die Aufrichtigkeit" genannt. Sie hat nur vier Verse und betont die Einheit und Einzigartigkeit Allahs.
1. Sprich: «Er ist Allah, der Einzige;
2. Allah, der Unabhängige und von allen Angeflehte.
3. Er zeugt nicht und ward nicht gezeugt;
4. Und keiner ist Ihm gleich.»
Al-Kahf (Sure 18): Diese Sure enthält 110 Verse und erzählt die Geschichten der Leute der Höhle, Moses und Khidr, und Dhul-Qarnain. Sie wird oft am Freitag rezitiert, um Schutz und Führung zu erbitten.
Yasin (Sure 36): Diese Sure besteht aus 83 Versen und wird oft als "Herz des Korans" bezeichnet. Sie wird für ihre spirituelle Bedeutung und ihre Rezitation während des Ramadans, insbesondere bei Nachtgebeten, geschätzt.