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Mittwoch, 20. August 2014

Auf DVD/Blu-ray: Blancanieves - Ein Märchen von Schwarz und Weiss


Es erwartet sie ein völlig anderes und viel spannenderes Schneewittchen, voller Detailliebe, einem bezauberndem Schneewittchen und ein sehr spanische Geschichte aus den 1920er Jahren  ... 

Carmens Mutter stirbt bei der Geburt, zeitgleich wird der Vater, ein berühmter und reicher Torero in Sevilla in der arena so sehr verletzt, dass er niemals mehr laufen kann. Das Mädchen wächst bei den Großeltern auf, lernt Torerobewegungen und Flamenco. Erst Jahre später holt der Vater seine Tochter ins Herrengut. Eine Krankenschwester hat sich mittlerweile seiner bemächtigt, hat ihn geheiratet und führt ein strenges Regime. Die Kleine muss Frondienste leisten und wächst bei den Knechten und Mägden auf. Eines Tages verirrt sich ihr geliebter Hahn Pepe ins Herrenhaus und sie trifft ihren Vater, der mit Stolz seine Tochter erkennt, die ihm zeigt, wie sie mit Stieren kämpfen würde. Die beiden freuen sich über ihr Kennenlernen, aber die Stiefmutter ist erbost über die Dreistigkeit in die Gemächer vorzudringen und das Herz des Vaters zu erobern. Sie bestraft Carmen, indem sie Pepe schlachten und zum Essen servieren lässt. Sie zwingt Carmen sogar dazu, davon zu essen und isst vor ihren Augen von Pepe. Als Carmen etwa 20 ist, stirbt ihr Vater, wie eine Szene auf der Treppe zeigt, durch einen gewollten Sturz samt Rollstuhl die Treppe hinunter. Sie darf als Dienstmädchen neben dem als Torero angezogenen Toten auf der Couch sitzen und für ein Pressefoto posieren. Carmen weint bitterlich. Die böse Stiefmutter hasst sie weiterhin abgrundtief, nicht zuletzt wegen der Erbfrage, und trachtet ihr nach dem Leben. Ihr Gedächtnis fällt nach einer Attacke aus, und sie wird von Liliputaner-Toreros, die Zwerge aus dem Märchen, einer Showtruppe im Pferdewagen, aufgenommen und eingesetzt. Ein Agent wird auf sie aufmerksam, der einen lebenslänglichen Vertrag mit ihr schließt. Als sie ihr Können in der Arena von Sevilla zeigt, erinnert sie sich schrittweise an ihre Vergangenheit und ihren Vater. Sie bestreitet einen grandiosen Auftritt und wird von einem vergifteten Apfel der Stiefmutter, den diese ihr zukommen lässt, in einen ewigen Schlaf versetzt .... Der Agent vermarktet auch dies mit einem gläsernen Sarg auf Jahrmärkten. Sie wurde zu einer Legende.

In Blancanieves kommen viele verschiedene Stilmittel zur Geltung. Das Geschehen ist zeitlos und dennoch in die Vergangenheit versetzt. Der Film ist eine 
Hommage an die europäische Stummfilmästhetik mit opulentem Soundtrack, eine Mischung aus Phantasie, Dramatik und Humor, gewürzt mit einer Prise dunklen, bisweilen abgründigen Kinozitaten bei Fritz Lang, Georges Méliès und Charlie Chaplin. Nicht umsonst ist der Film überragender Gewinner von zehn(!) Goyas, dem spanischen Oscar, u.a., dem Publikumspreis des Fantasy Filmfests 2013 und dem Direkteinstieg nach Kinostart in die Top-Ten der Arthouse-Kino-Charts Deutschland. Voller Herzensschwere und Emotion wird ihr Schicksal in diesem Film dargestellt. Eine wunderbare Imma Cuesta spielt Carmen ganz hervorragend und lässt den Zuschauer mitleiden. Ein ausgezeichneter Film.

Regie: Pablo Berger | Produktion: Ibon Cormenzana, Jeröme Vidal, Pablo Berger l Schnitt: Fernando Franco | Kostüm: Paco Delago
Encarna: Maribel Verdu | Antonio Villalta: Daniel Gimenez Cacho | Dona Concha: Angela Molina + Pere Ponce l Carmen: Macarena Garcia | Carmencita: Sofia Oria l Don Carlos: Jose Maria Pou | Carmen Triana: Imma Cuesta l Don Martin: Ramön Barea



Donnerstag, 20. Dezember 2012

Übrigens: Heute ist der 200. Geburtstag der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm

Die Brüder Grimm bei der Recherche


Heute ist der 200. Jahrestag eines ganz besonderen Ereignisses der Literaturgeschichte, und er läutet ein Jahr voller Festivitäten ein: Am 20. Dezember 1812 erschien der erste Band der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Das Jahr 2013 ist ihnen und ihrem bedeutenden Beitrag zur Bewahrung des deutschen Volksguts gewidmet.
Ursprünglich waren die Erzählungen von bösen Hexen, Prinzessinnen, verwünschten Traumprinzen, Flüchen, Zaubersprüchen, sprechenden Tieren und Riesen nicht für die Kleinen gedacht. Märchen galten als Unterhaltungsgeschichten – oft gruselig oder obszön –, die sich Erwachsene abends, wenn die Kinder im Bett waren, bei geselligen Runden erzählten.

Der romantische Dichter Clemens Brentano wollte Anfang des 19. Jahrhunderts ein Märchenbuch herausgeben und bat die beiden Studenten Jacob und Wilhelm Grimm für ihn zu arbeiten und Geschichten zu sammeln. Die Brüder schrieben daraufhin drei Jahre lang Texte aus alten Büchern zusammen.

Sie wurden fündig bei Hans Sachs, Luther und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, aber auch in französischen Sammelbänden der Aufklärung, in der Barockliteratur, und sie ließen sich mündlich Geschichten zutragen.

Als sie fertig waren, interessierte sich Brentano allerdings nicht mehr für ihre Arbeit. Damit die Erzählungen nicht verloren gingen, gaben sie am 20. Dezember 1812 in Berlin eine Anthologie heraus. Das Buch war ein Flop, kein Mensch interessierte sich.

Erst als Wilhelm Grimm die Geschichten überarbeitete, die Texte kindgerechter machte und von allen sexuellen und obszönen Anspielungen befreite, außerdem illustrierte und die Anmerkungen seines Bruders Jacob herausstrich, wurden die "Kinder- und Hausmärchen" zu dem Erfolg, den sie heute noch genießen.

Dienstag, 1. Mai 2012

(5) Und wenn sie nicht ... Salon Rapunzel - Waschen, Schneiden, Legen.. und noch einiges mehr


 „Rapunzel! Es ist zu heiß unter der Haube, ich hab schon ein ganz rotes Gesicht!“, empörte sich Schneewittchen. „Das kommt vom Saufen, du alte Schnepfe!“, murmelte Rapunzel vor sich hin. Sie zwang sich zu einem freundlichen Lächeln, als sie zu Schneewittchen trat, um die Temperatur zu regulieren. „Besser so?“ Schneewittchen nickte gnädig. 


Rapunzel stöhnte leise. Diese furchtbaren Kopfschmerzen. Alles hatte sie schon probiert und nichts half. Das kam von der kaputten Halswirbelsäule. Es ist eben nicht gesund, wenn alle möglichen Leute meinen, ihr Zopf wäre ein Kletterstrick. Gut, den hübschen Prinzen, ihren jetzigen Gatten, hatte sie ja noch gerne in den Turm gehievt, aber diese alte Zauberin, die fette Qualle – nee, das war zuviel gewesen. Das hält das stärkste Rückgrat nicht aus. Heute war es aber auch wieder besonders schlimm. Kaum auszuhalten. 


Und der Salon rappelvoll. Seit einigen Wochen musste sie auch noch alles allein machen. Warum nur hatte König Erdal ihre beiden Lehrmädchen, Schneeweißchen und Rosenrot, mitgenommen? Gerade jetzt, wo sie sich so geschickt angestellt hatten. Was für ein Vater! Anstatt froh zu sein, dass seine Kinder eine vernünftige Ausbildung bekamen! 


Rapunzel lachte leise, bei dem Gedanken, wie ungeschickt die zwei anfangs gewesen waren. Meine Güte, was hatte sich der Zwerg aufgeregt, als sie ihm den Bart komplett abgeschnippelt hatten. Zur Innung wollte er gehen und sich beschweren. Erst als alle ihm bestätigten, dass er ohne Bart mindestens 20 Jahre jünger aussähe, hatte er sich beruhigt. Ach, sie könnte die beiden jetzt gut gebrauchen. Aber man munkelte ja, dass König Erdal vielleicht doch zurückkommen wollte. Na – sie würde die zwei mit Kusshand wieder nehmen. 


Eigentlich konnte sie ja stolz darauf sein, was sie so alles geschafft hatte. Wenn sie bedachte, aus was für Verhältnissen sie sich hochgearbeitet hatte! Ihre Eltern waren arm wie die Kirchenmäuse. Als ihre Mutter mit ihr schwanger war, konnte sie sich nicht mal eine vernünftige und ausgewogene Ernährung leisten. Ihr Vater hatte dann bei der Nachbarin den Feldsalat geklaut, damit Mutter wenigstens ein paar Vitamine bekam. Natürlich war er erwischt worden. Die alte Vettel hatte vielleicht einen Aufstand gemacht, wegen dem bisschen Grünzeug. Und ihr Vater, der auch nicht mutiger war als Eulalias Mann, versprach ihr als Entschädigung das noch ungeborene Kind. Eltern gibt es! Wenn sie es wenigstens besser gehabt hätte, bei der Alten. Aber im Gegenteil! Eingesperrt wurde sie, jahrelang!! Papa hatte Angst vor ein paar Tagen Knast gehabt – und sie sollte lebenslänglich für ihn sitzen. 


Es kam ihr immer noch wie ein Wunder vor, dass sie eines Tages Theodor, ihren Traumprinzen, kennen gelernt hatte. Wochenlang war er immer heimlich zu ihr hinaufgeklettert, bis die Alte sie eines Tages erwischte. Da war dann Schluss mit lustig. Theo sprang aus dem Fenster, wobei er sich schwer verletzte und Rapunzel wurde in die Wüste geschickt. Obwohl sie damals schon schwanger war! Ganz allein hatte sie die Zwillinge zur Welt gebracht. Ihre beiden Jungs – Max und Moritz. Was waren das für Wonneproppen! Jahrelang musste sie sich mit den beiden alleine durchschlagen. Leicht war das nicht! Und dann immer die Angst, was wohl aus Theo geworden ist. Jahre später, die Jungs gingen schon in den Kindergarten und sie machte gerade ihren Meister als Friseurin, traf sie ihn zufällig wieder. Beim Sturz aus dem Fenster hatte er sich den Sehnerv verletzt und war erblindet. Aber sie hatte ihn wieder, das war die Hauptsache! Mittlerweile konnte er sogar wieder sehen. 


Rapunzel schmunzelte. Das war auch so eine Geschichte. Diese komischen Typen aus dem Menschenreich, die Brüder Grimm, hatten eine rührselige Story daraus gemacht. Ihre Tränen hätten ihm das Augenlicht wiedergegeben. So ein Quatsch! Wer glaubt denn so was? Dr. Eisenbart, ein berühmter Neurochirurg, hatte ihn operiert. Für teures Geld, aber dafür mit Erfolg! Sie hätten sich diese Operation gar nicht leisten können, wenn ihr nicht der Zufall zur Hilfe gekommen wäre! Ja, manchmal gehört auch eine Portion Glück dazu. 


Sie würde diesem Bärenhäuter jedenfalls auf ewig dankbar sein! Wenn sie noch daran dachte, wie er damals in ihren gerade neu eröffneten Salon gekommen war. Du lieber Himmel, wie sah der Mann aus! Und wie der gestunken hatte! Sämtliche Spiegel waren beschlagen. Das kommt davon, wenn man sich mit dem Teufel einlässt. Sieben Jahre hatte er sich nicht gewaschen und rasiert, geschweige denn die Haare geschnitten. Dafür hatte der Teufel ihm immerwährenden Reichtum und eigenhändige Reinigung nach Ablauf der Zeit versprochen. Nun ja, das Geld hatte er genommen, aber vom Teufel gewaschen werden wollte er nicht. So kam er zu Rapunzel. Sie hatte dann wieder einen Menschen aus ihm gemacht. Einen sehr attraktiven, nebenbei bemerkt. Und gelohnt hatte es sich allemal! Die Operation konnte bezahlt werden und der Salon war auch mit einem Schlag schuldenfrei! 


Ach, es könnte alles so schön sein. Theo und sie liebten sich, wie am ersten Tag. Die Zwillinge waren bildhübsche Kerle geworden. Nur leider steckten sie gerade mitten in der Pubertät! Was die schon alles angestellt hatten! Der Witwe Bolte die Hühner geklaut, die kleine Holzbrücke über den Bach angesägt, so dass der Schneider fast ertrunken wäre – und als Krönung hatten sie den alten Lehrer fast in die Luft gesprengt. Rapunzel seufzte tief auf! Zur Zeit mussten die beiden den Wald vom Müll säubern. Sozialstunden! Konnten sie sich bei ihrem Streetworker, Herrn Busch, bedanken. Der hatte gerade noch mal den Jugendknast abwenden können. 


Eine Uhr klingelte. Es wurde Zeit, Schneewittchen von den Trockenhaube zu befreien. Während Rapunzel mit geschickten Fingern die Lockenwickler herausnahm und ihre Freundin frisierte, hing sie weiter ihren Gedanken nach. Diese Kinder! 


Herr Busch meinte aber, in den beiden würde, trotz allem, ein guter Kern stecken. Hatten sie sich doch letztens so rührend um Rotkäppchen gekümmert. Das Mädel war ihnen, total aufgelöst, im Wald begegnet. Max und Moritz hatten sich ganz liebevoll ihrer angenommen, sie getröstet und nach Hause gebracht. Wer weiß, was ohne die zwei noch alles passiert wäre. Die Leute rätselten immer noch, was wohl bei Rotkäppchens Großmutter geschehen war. Weder die alte Frau noch das Kind sagten ein Wort zu dieser mysteriösen Angelegenheit. 


Ob man wohl jemals herausfinden würde, was die Kleine nun gesehen hat? 




© Siglinde Goertz, Uedem

Donnerstag, 10. November 2011

Ein Besuch im Seniorentheater Düsseldorf von Karin Michaeli


Foto: Božica Babić


Das Seniorentheater Düsseldorf – kurz SETA genannt – wurde 1989 gegründet von Ernest Martin, dem ehemaligen Leiter des Jungen Theater in der Altstadt (JuTa) und dem Regisseur Wolfgang Caspar. Das SETA e.V. ist Mitglied des Bundes Deutscher Amateurtheater und firmiert als Gemeinnütziger Verein mit zurzeit 35 Mitgliedern. Jedes Jahr inszenieren sie ein neues Stück, wie z.B. die „Kleinbürgerhochzeit“ von Bert Brecht oder „Bernarda Albas Haus“ von Frederico Garcia Lorca, um nur einige zu nennen.

Bei der diesjährigen Premiere am 26.10.2011 zu den „Bremer Stadtmusikanten“ hatte ich die Ehre, am Premierenabend im JuTa dabei sein zu können und hatte sehr berührende Eindrücke. Es ist mit Sicherheit nicht leicht, das Märchen der Gebrüder Grimm auf der Bühne umzusetzen. Hierbei sei erwähnt, dass die Mitwirkenden des SeTa sich im Alter von Mitte 50 bis Mitte 80 befinden und dass es müßig ist zu erkunden, wer denn letztlich Mitte 50 oder Mitte 80 ist. Sie sehen alle gleichermaßen neugierig, jung und gut aus – das nur am Rande erwähnt.

Voller Spannung fahre ich zum Premierenabend in die Altstadt zum JuTa und genieße vorher im Carsh-Haus in der wunderbaren Delikatessenabteilung noch einen Cappuchino Italiano, da ich
 vor Beginn des „Spektakels“ noch etwas Zeit habe.

Im Wilhelm-Marx-Haus bringt mich der Aufzug in die 2. Etage, wo im Vorraum des JuTa schon leichte
 Theaterluft meine Nase reizt. Herzlich werde ich willkommen geheißen von den jungen Mitarbeitern, die die Karte abreißen und an der Bar stehen schon die ersten Besucher bei Altbier oder Sekt und plaudern angeregt. Es gibt keine Sitznummerierung. Wer zuerst in der Schlange steht, hat den Platz seiner Wahl. Alles sehr gemütlich und ohne Gedränge. Freundliche Besucher aller Altersklassen warten auf das große Ereignis.
Foto: Božica Babić

Endlich ist es so weit: Wir werden eingelassen in den Theaterraum, wo die Sitzreihen übersichtlich und gut aufsteigend angeordnet sind, so dass jeder Besucher seinen eigenen Bühnenüberblick hat. Vor uns eine riesige Bühnenfläche, die bis zur ersten Reihe reicht. Das verspricht ja ein guter Abend zu werden. Hoffentlich muss ich da nicht mitspielen...

Ein erster Stadtmusikant, der Hahn, betritt den Raum und setzt sich auf die Treppe. Sanfte Streichelheinheiten seiner Bekannten ignoriert er professionell – er konzentriert sich auf seine Rolle, ist nur noch Hahn.

Dann öffnet sich ein Vorhang, der kein eigentlicher Vorhang ist, sondern nur in unserer Phantasie existiert und der Esel betritt die Bühne. Klagt, dass er viele Jahre bei DEMAG arbeitete und in einer kleinen Wohnung in Oberbilk lebt, ein lahmes Bein hat, nun arbeitslos ist und irgendwie einfach nur weg will – nach Bremen. Bremen kennt er aus den Erzählungen seines Onkels und Bremen erscheint ihm wie das Licht am Horizont. Es muss einfach nur wunderschön sein.

Der Esel bleibt nicht lange alleine auf der Bühne – alsbald schon gesellt sich zum ihm ein Hund mit schwerem Schicksal, eine Katze, die ebenfalls im Aufbruch ist mit ihrem Fahrrad sowie der bunte Hahn, der endlich weg will von der alten Henne. Nun stehen sie da, die drei taffen Kerle mit dem süßen, aber sehr starken Kätzchen und proben den Aufbruch. Kätzchen nimmt aus dem Rucksack einige Fahradteile und schon sind sie sich einig, gemeinsam nach Bremen zu radeln und flitzen über die Bühne – und raus aus dem Raum und rein in den Raum und wir Zuschauer erleben echtes plastisches Theater.



Plastisches Theater erschafft eine Welt zwischen der Poesie und den Emotionen, der Illusion und der Realität. Die Darsteller erschaffen eine abstrakte zweite Ebene, lassen Metaphern ohne Worte sprechen, formen Symbole und dreidimensionale Erzählungen. Und das geschieht hier in der Aufführung der „Bremer Stadtmusikanten“ nach meiner Meinung. Die sich im Aufbruch befindlichen Tiere gelangen in ein Räuberhaus – und herrlich dargestellt wird hier die Räuberszenerie von einer großen Gruppe gar schrecklich vermummter Gestalten, die letztlich vertrieben werden von einer kleinen Gruppe, die familiär zusammenwuchs – aus dem Nichts heraus – und nun eine Heimat findet. Von mir aus eine Senioren-WG oder was auch immer sich der Zuschauer dabei denken mag. Aber wenn die smarte Katze sagt, hier sei es gut sein und hier könnten ja die Männer für das Grobe sorgen, während sie für das gute Essen zuständig sein könne, spätestens dann wird doch der Wunsch nach „Miteinander Wohnen“ im Alter nur allzu deutlich zum Ausdruck gebracht.

Ein lang andauernder tosender Applaus am Ende des Stückes zeigt jedenfalls auf, dass die Aufführung des SETA Düsseldorf mal wieder die Herzen der Zuschauer berührt hat und wie liebenswert Theater sein kann. Theater, in dem auch mal ein Witzchen gemacht wird wie: Sagt die Holzwurmmama zu ihrem Kind „Ab ins Brettchen“. Na, das hat doch was, Ihr gestandenen Leser, die Ihr schon lange über ganz andere Witze lacht...!
Im Anschluss an die Aufführung bestand Gelegenheit mit den Schauspielern zu plaudern bei Knabbereien und Getränken im Foyer. Die Idee, hierüber zu schreiben, wehrt einer der Darbietenden ab mit der freundlichen Bemerkung: „Ach was, erst gehen wir alle mal einen trinken in die Altstadt und danach wird geschrieben“.Na, das hat doch was sehr Symphatisches und so bleibt mir an dieser Stelle nur noch übrig, dem Seniorentheater von ganzen Herzen zu danken für einen wunderschönen Abend im JuTa.
Karin Michaeli, Düsseldorflesezeiten.blogspot.com