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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Sonntag, 2. September 2012

Dichterhain: RUINEN von Harald Göbel

(c) Stefan Vieregg, Schloss Auerbach, Bensheim








Ruinen

Die Ruinen von damals

Wo ich spielte als Kind
Die Verbotenen Plätze
Die Burgen und Forts
Schlummernde Geschichte
Das was Mutter erzählte
Meine kindliche Welt
So geheimnisvoll


Was ist heute
Die Welt der Kinder
Ruinen nicht mehr
Perfektion überall
Beengt und komplett
Verbotene Plätze
Wohin man auch schaut


Die Ruinen von morgen


(c) Harald Göbel, Mannheim, Sommer 1992

Donnerstag, 23. August 2012

Dichterhain: DICHTEN UND DENKEN, ein Essay von Volker Friebel

Dichten und Denken



Martin Heidegger
Martin Heidegger meint in seiner Vorbemerkung zu einer CD mit gesprochenen Hölderlin-Versen: „Dem Sinnen und Denken liegt nur das eine ob: Dem Dichten vorzudenken, um dann vor ihm zurückzutreten.“ Das Denken setzt danach einen Rahmen, in dem sich das Dichten bewegen kann, der Dichtung hält, damit sie nicht in eine haltlose Irre gerät.

Im Text oder im Lied kommt Dichtung unmittelbar zum Ausdruck, Gedicht und Lied sind Dichtung. Zwischen Wissenschaft und wissenschaftlichem Text dagegen gibt es eine Differenz. Der wissenschaftliche Text ist ein Bericht über das Ergebnis wissenschaftlichen Handelns, er ist nicht selbst Wissenschaft. Wissenschaftliche Texte wollen Wissen übermitteln, etwa in Form von überprüften und intersubjektiv für „wahr“ erhobenen Behauptungen (Hypothesen). Denn Wissenschaft hat einen universellen Anspruch. Sie trachtet danach, auf Behauptungen zu kommen, denen alle Menschen zustimmen können und andere, konkurrierende Behauptungen auszuschließen.
Der alte Hölderlin

Dichterische Texte mögen manchmal in der Form genauso erscheinen, ihre Absicht ist aber eine andere, denn in der Dichtung können durchaus viele Wahrheiten nebeneinander existieren. Das Gedicht stellt eine Herausforderung an den Leser, sich selbst mit seinen eigenen Anschauungen und seinem eigenen Erleben an diesen Texten zu prüfen, sich so über die eigenen Anschauungen klarer zu werden und Worte für das eigene Erleben zu finden, Worte des Wiederfindens oder des Widerspruchs.

Ob der Leser widerspricht oder zustimmt, ist dabei für das Gedicht nicht wichtig; wichtig ist, dass es in eine Auseinandersetzung führt. Insofern will auch Dichtung die Weltsicht des Lesers erweitern und klären – aber nicht durch zu übernehmende Wahrheiten der physikalischen Welt, sondern durch die Herausforderung der subjektiven Wirklichkeit.

© Volker Friebel
Er wurde an einem Schneesonntag gegen Ende des Jahres 1956 in Holzgerlingen geboren, mitten in Schwaben. Er ist Psychologe (promoviert), und tätig als Ausbilder, Autor, Musiker. Er lebt in Tübingen.
Aus: Die sieben Töne des Waldes. Gedichte, Haiku und ein Essay. 2011

Dienstag, 3. Juli 2012

Dichterhain aktuell: KULTIVIERTE GÄRTEN von Viktoria Vonseelen



Kultivierte Gärten am Fluss,

Von mir verlassen. Es gibt kein

Zurück. Orientierungslos in

Unbekannter Wildnis. Schlepper

"Mon Desir", tiefgelegt, fast dem

Untergang geweiht. Doch - "Hoffnung

Grüßt" - Signal der "Spes salutis".

Nun sehe ich meinen Weg.


Bingen, 30.6. 2012 (c) Viktoria Vonseelen
anlässlich des Han-Shan-Workshops von Rüdiger Heins im Haiku-Garten des Kulturufers in Bingen am Rhein

Montag, 2. Juli 2012

Dichterhain aktuell: TANZEN IM WIDERSCHEIN von Birgit Heid

Leider nicht am Han-Shan-Workshop in Bingen am Rhein teilnehmen konnte Birgit Heid, eine produktive, ambitionierte, fähige Lyrikerin und Newcomerin mit einigen selbstverlegten Titeln bei Amazon. Sie reichte aus dem Urlaub folgendes Gedicht nach:

Schaukelnden Windes liegen wir
Vor dem Himmel thronen Gräser
Unser Sommernest gefunden
Nur die Gegenwart berührt uns
Eine Spinne knüpft ihr Luftschloss
Zwischen unsere Wortbilder
Leuchtspuren ziehen übers Dach
Lass uns tanzen im Widerschein.

(8) Birgit Heid, 01.07.2012, anlässlich des Han-Shan-Workshops von Rüdiger Heins am 30.06.2012 im Haiku-Garten des Kulturufers in Bingen am Rhein