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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Freitag, 6. Juni 2014

Wie war's bei Adriana Hölszkys BÖSE GEISTER im Mannheimer Nationaltheater?





Was muss man nicht an Komprimierungsarbeit und stofflicher Kondensation leisten, wenn man die 1000 Seiten "Die Dämonen" von Fjodor Dostojewski auf 70 Minuten Oper umbrechen möchte. Adrian Hölszky hat es sehr überzeugend verwirklicht. Am Dienstag, den 03.06.2014, fand die überhaupt zweite Aufführung (B-Premiere) der Oper "BÖSE GEISTER" im Nationaltheater im Rahmen des "Theater der Welt 2014" statt.

Hölszky hat die Übersetzung von Swetlana Geier "Böse Geister" zugrunde gelegt. Die Bösen Geister in dieser Oper sind quasi Boten der Vergangenheit (Sie merken, hier ist Ibsen zu assoziieren) und man ist sehr geneigt, die drei Matrijoschas damit zu identifizieren. Sie sind wie personifizierte Wiedergänger, die in erster Linie Stawrogin belagern, der eine Sünde, ein Vergehen in der Vergangenheit mit herumschleppt. Er bereut es und fühlt sich fortwährend verfolgt von seinem Opfer, einer 14-Jährigen, die er vergewaltigte und die sich danach das Leben nahm. Die drei leicht bekleideten Nymphen der Nacht mit dämonisch weißen Gesichtern und Peitschenstriemen auf dem Rücken verkörpern sein schlechtes Gewissen. Stawrogin kokettiert mit ihnen, obwohl sie ihm den Galgentod vorführen, obwohl sie ihn an den Selbstmord erinnern. Von J. Schlömer geschickt vergrößert durch Videoeinspielungen bekommt der Zuschauer einen kommentierenden Bild-im-Bild-Effekt. Streckenweise lässt Schlömer Stawrogin die Matrjoschas 
selbst filmen. Stawrogin nahm später Marja zur Frau, die geistig behinderte Schwester eines Trinkers (Lebjadkin), unterstützte sie, hatte aber zunächst keine Beziehung mit ihr. Das ändert sich, denn er spielt den wirklichen Ehemann - Marja wird schwanger. Von Stawrogin abgelehnt wird sie von Schatow aufgenommen.

Das Geschehen ist viel komplexer, Pjotr beispielsweise, Autoritätsfanatiker, versucht die Terrorherrschaft in Russland zu erreichen ... darum hat der Regisseur Joachim Schlömer eine gute Wahl mit den beiden verschiebbaren Multi-Illusiionsbühnen bzw. Häusern in der Bühnenbaulösung von Jens Kilian getroffen. Es findet vieles parallel statt. Die eine Szene erklärt die andere, die Interaktionen und personellen Zusammenhänge werden am besten durch eine Simultan- und offene Lösung trotz allem geschlossenen Illusionscharakter transportiert. Die Fetzen- oder Collagetechnik hat ihre Reize.

In der Mannheimer Inszenierung sitzen die Zuschauer zwischen Bühne, Orchestergraben und Chor auf der Empore dem dynamischen musikalischen Geschehen und allen verfremdenden Effekten im Chorgesang und in der Inszenierung ausgeliefert fest. Irritierte Blicke während der Spielzeit nach hinten zum Chor, hoch auf die Obertitel zeigten immer wieder deutlich, dass viele Zuschauer rätselten und dem entgegenfieberten, was nun passieren würde. Unter der Orchesterleitung von Roland Kluttig wurde Hölszkys Oper mit dem Libretto von Yona Kim zu einem Hörerlebnis. Auch der Chor unter Tilmann Michael lieferte 70 Minuten äußerst konzentriertes Arbeiten und hervorragende gesangliche Akzentuierungen des Geschehens ab. Beide Musikträger standen im Vordergrund, ergänzend zu den Bühnenpositionierungen der Figuren, die zwischen Einfrieren der Handlung und Liegen auf dem Boden die schnellen Wechsel des Handlungsgeschehens demonstrierten. 

So war alles in Bewegung, es herrschte dominante und gewaltige Musik, aber die Inhalte, die Handlung bzw. die Zielgerichtetheit des Geschehens waren für den Zuschauer weggewischt. Und das war das Verwirrende an der Inszenierung. Das szenische Geschehen war wie eine fotografische Collage als Zitatesammlung aus dem Original zu verstehen. Es wirkte alles klar gestylt und positioniert, mit überzeugenden Sängerinnen und Sängern, mit reizvoller Illusionsauflösung durch die Integration des Stawrogin und seiner drei Matrojaschas auf einem klassizistischen Sofa in den Zuschauerraum, aber alles wirkte unzusammenhängend, gekürzt, gerafft. Die erste Reaktion nach dem Vorhang war Zögern, Verblüffung, Ratlosigkeit, verhaltenes Klatschen, und dann doch Bravorufe, zunehmend, und lang anhaltender Beifall.

Freitag, 19. Juli 2013

Heute Abend in Mannheim: The Turn of the Screw von Benjamin Britten


19.07.2013    I     19:30 Uhr - 21:15 Uhr    I      Nationaltheater, Opernhaus, B-Premiere 


The Turn of the Screw
Benjamin Britten
In Kooperation mit dem Theater Bremen




Musikalische Leitung Joseph Trafton
Inszenierung Frank Hilbrich
Bühne Volker Thiele
Kostüme Gabriele Rupprecht
Choreografische Mitarbeit / Luches Huddleston Jr.
Musikalische Einstudierung Kinder Anke-Christine Kober
Dramaturgie Dorothea Krimm / Hans-Georg Wegner


Eine verstörende Geschichte über den Kampf des vermeintlich Guten gegen das scheinbar Böse, über den Verlust der Unschuld und tödliche Besessenheit: Eine junge Gouvernant  kommt in ein einsames englisches Landhaus, um Verantwortung für die Waisenkinder Flora und Miles zu übernehmen. Sie muss dem Vormund der Kinder versprechen, ihn niemals mit Problemen zu behelligen. Bald bemerkt sie jedoch, dass die Kinder von den Geistern ihrer früheren Erzieher Miss Jessel und Peter Quint heimgesucht werden, die unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen. Mit Hilfe der Haushälterin Mrs. Grose versucht die Gouvernante, die Kinder dem Einfluss der Toten zu entziehen und stößt dabei an die Grenzen des Vorstellbaren.

Benjamin Brittens 1954 in Venedig uraufgeführte Oper The Turn of the Screw nach der gleichnamigen Novelle von Henry James ist Geistergeschichte und Psychodrama zugleich. Bis zum Ende bleibt offen, was reale Bedrohung und was Halluzination der Erzieherin ist. Mit einem Kammerensemble erreicht Britten eine immense Ausdrucksintensität und eine differenzierte musikalische Charakterisierung. Die an englische Kinderlieder angelehnte Musik der Kinder kontrastiert mit den verlockenden Koloraturen, die mit den Geistern assoziiert sind. In sechzehn als Variationen bezeichneten Instrumentalteilen verwendet Britten das zwölftönige Grundthema der Oper und spitzt es zu einem finalen Kollaps zu. Diese Konzentration verleiht dem Werk eine Atmosphäre intensiver Klaustrophobie und eine faszinierende dramatische Kraft.