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Freitag, 20. September 2024

Hamburger Bahnhof: Berliner Kunst-Symposion "Der Westen musste nicht im Osten ankommen!" (08. und 09.11.2024)

 



"Der Westen musste nicht im Osten ankommen!": Die Folgen der Transformation nach 1989/90 für die Kunstwelt

Symposium des Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
in Kooperation mit dem ifa – Institut für Auslandsbeziehungen

Freitag, 8. und Samstag, 9. November 2024.

Berlin, 19.09.2024 – Ein Symposium des Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart widmet sich am Freitag, 8. und Samstag, 9. November 2024 unter dem Titel "Der Westen musste nicht im Osten ankommen!" den Folgen der Jahre 1989/1990 für die Kunst. Protagonist:innen aus verschiedenen Bereichen – Kunsthochschulen, Kunstmarkt, Förderstrukturen, Museen und künstlerischer Praxis – präsentieren und diskutieren zum 35. Jahrestag der Maueröffnung vor einem breiten Publikum die Folgen der Transformation nach 1989/90 für die Kunstwelt. Aus künstlerischer Perspektive widmet sich diesem Thema Andrea Pichls Einzelausstellung "Wertewirtschaft", die am Donnerstag, 7. November 2024 im Hamburger Bahnhof eröffnet.

Die Maueröffnung und die darauf folgenden Veränderungen der Jahre 1989/1990 hatten die Transformation aller Strukturen und Lebensbereiche auf dem Gebiet der ehemaligen DDR zur Folge: Das Personal an Kunsthochschulen wurde zumeist durch Menschen aus dem "Westen" ersetzt. Künstler:innen gewannen neue Freiheiten, sahen sich aber zugleich damit konfrontiert, keine sozial-ökonomische Absicherung mehr über den Verband Bildender Künstler zu haben. Sie mussten sich in der Kunstmarktlogik mit Galerien, Messen und der Konkurrenz zu internationalen Akteur:innen zurechtfinden. Einen vergleichbar marktwirtschaftlich funktionierenden Kunstmarkt wie in der BRD hatte es in der DDR nicht gegeben. Museen konzentrierten sich darauf, Lücken in der Kunst der Moderne und Nachmoderne zu schließen. Sie brachten in der DDR entstandene Kunst ins Depot oder setzen die Werke und ihre Produzent:innen mit dem System und seinem Regime gleich. Nur wenige zeitgenössische Künstler:innen aus dem Gebiet der ehemaligen DDR erhielten institutionelle Anerkennung durch Einzelpräsentationen und Preise oder Beteiligungen an Biennalen und anderen international ausgerichteten Ausstellungen.

Im Rahmen des zweitägigen Symposiums begegnen sich Zeitzeug:innen der 1990er-Jahre und jüngere Akteur:innen, um Erfahrungen zu teilen und in den produktiven Austausch über Kontinuitäten wie Veränderungen zu treten. Zentrale Fragen werden sein: Wie haben die Akteur:innen die Transformation nach 1989 individuell erlebt? Was ist verloren gegangen? Wo wurde das Zusammenwachsen produktiv gemacht? Wie beziehen sich Künstler:innen auf die Geschichte der DDR und die Zeit der Transformation? Welchen Einfluss haben Wirtschaftsstrukturen? Gibt es heute eine Ost-Kunstszene? Und wenn ja, was zeichnet sie aus? Wie ist die institutionelle Kunstszene im Osten aufgestellt? Und wie sichtbar sind Kurator:innen und Künstler:innen mit Ost-Biografie in Institutionen? Aufbauend auf diesen Fragen möchte das Symposium im Hamburger Bahnhof, der während der deutschen Teilung direkt an der Berliner Mauer lag, Vernetzungen herstellen sowie konkrete Wünsche und Ideen für die Zukunft formulieren.

Till Fellrath, Co-Direktor Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart: "Der Hamburger Bahnhof möchte mit diesem Symposium und der Ausstellung von Andrea Pichl dazu einladen, die Nachwirkungen der deutschen Teilung in der heutigen Kunstszene zu reflektieren. Mit seiner besonderen Lage an der ehemaligen Berliner Mauer möchte der Hamburger Bahnhof ein Zeichen für Dialog und Austausch setzen und sich weiter für ein breites Publikum öffnen."

Gitte Zschoch, Generalsekretärin des ifa – Institut für Auslandsbeziehungen: "Die Aufgaben des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR (ZfK) glichen denen des ifa – beide Institutionen organisierten Kulturaustausch anhand von Ausstellungen im Ausland und luden internationale Künstler:innen ein. Mit der Wiedervereinigung ist nicht nur der grafische Bestand mit rund 10.000 Werken von 630 Künstler:innen an das ifa übergegangen, sondern auch die Verantwortung zur Erinnerung an das ZfK. Die Sichtbarmachung dieses bedeutenden und ambivalenten Zeugnisses der DDR-Kunst sowie die kritische Aufarbeitung der Rolle des ifa in diesem Kontext sind mir besonders wichtig. Ich freue mich, dass das Symposium den Blick auf ostdeutsche Kunst und ihre Geschichte richtet."

Carsten Schneider, Staatsminister beim Bundeskanzler und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland: "Fast 35 Jahre nach der Wiedervereinigung beobachte ich eine Annäherung von Ost und West im Kunstbereich. Das war nicht immer so und die ostdeutsche Kunst musste lange darum kämpfen, um als gesamtdeutsche Kunst anerkannt zu werden. Dass dieser Weg nun in einem Symposium genauer beleuchtet wird, ist wichtig und konsequent. Nur so lässt sich ein umfassender Blick auf die vielfältigen Transformationserfahrungen und die Annäherung werfen. Ich freue mich auf die Diskussionen während des Symposiums und habe gern die Schirmherrschaft dafür übernommen."