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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 11. Dezember 2024

Wie war's in der Premiere von Guiseppe Verdis Oper MACBETH unter der Regie von R.B. Schlather?

Verdis MACBETH in der Oper Frankfurt a.M. als moderner Opernkrimi von hoher Qualität 


Die Premiere von Giuseppe Verdis Macbeth an der Oper Frankfurt am 1. Dezember 2024 katapultierte uns unter der Regie von R.B. Schlather vom alten Shakespeare in die Jetztzeit.

Wie schon lange in der Geschichte ist alles nur eine Wiederholung unter der Sonne, selbst wenn sie einmal vor lauter Dunst nicht mehr zu sehen sein wird. Weil die menschlichen Interaktionen so von Kalkül, Irrationalität, Emotionen und Egozentrismus geprägt sind, wird es immer wieder zu positiven wie negativen Manifestationen der Eigenheiten, des Extremismus und der Enormitäten kommen. Ganz aktuell Baschar al-Assad in Syrien, dessen Flucht die Kerker und Gefängnisse öffnete, Grausamkeiten und Schandtaten entblößte. Auch früher bei Saddam, dem Ex-Diktator im Irak, dasselbe. Machtspiele, Korruptheit und mörderische Berechnung kennzeichnen auch Macbeth und seine Frau. Sie ist tatsächlich die treibende Kraft, voller Berechnung, mit den Waffen der Sexualität, Mordgier und Berechnung: "Fürchtest du dich, in deiner Tat und Tapferkeit derselbe zu sein, wie du es im Verlangen bist?" (1. Akt, Szene 7).



 v.l.n.r. Tamara Wilson (Lady Macbeth), Karolina Bengtsson (Kammerfrau der
Lady Macbeth) und Erik van Heyningen (Arzt)
Foto: 
Monika Rittershaus



Regisseur R.B. Schlather verlegte die Handlung in ein ganz modernes Villeninterieur mit großer Fensterscheibe zum angrenzenden Park. Dort könnte auch eine Familiendramaszene von klassischen und modernen amerikanischen Sozialdramatikern, wie Arthur Miller oder Eugen O'Neill, spielen. Die psychologischen Aspekte der Charaktere stehen im Vordergrund. Das zwar schlichte, aber dynamische, Szenenwechsel und spannende visuelle Effekte erlaubende Bühnenbild von Etienne Pluss auf der Drehbühne schafft einen enormen Raum in die Tiefe und zu den Seiten. Die Lichtgestaltung von Olaf Winter taucht alles in passendes, mal gleißendes oder angemessen gedämpftes Licht.

Insgesamt wirkte die Produktion musikalisch sehr kraftvoll und geschehnisreich, durch die Regie spannend wie ein Krimi oder historisch-medial schon fast wie ein modernisierter Monumentalfilm. Das Personal auf der Bühne war schon sehr beeindruckend und zahlreich. Es waren schätzungsweise 60 Personen zeitweise anwesend. 



Chor der Oper Frankfurt
Foto: 
Monika Rittershaus


Die Stimmen ein voller Genuss: Nicholas Brownlee als fantastischer Bassbariton, ebenso Bariton Kihwan Sim als Banquo, die Tenöre Macduff Matteo Lippi und Malcolm Kudaibergen Abildin, bei Lady Macbeth ein kleines Wunder: Sopranistin und dramatisches Schwergewicht Tamara Wilson hatte Grippe und Stimmversagen, sie spielte trotzdem und mimte weitgehend ihre Gesangspartien, während die blonde Vertreterin Signe Heiberg innerhalb von Stunden in der Lage war aus Dänemark anzureisen, das ganze Libretto im Kopf hatte und am Rande stehend alles rettete! Eine sehr interessante Vertretung, die Tamara Wilson wirklich ebenbürtig vertreten konnte. Die Rolle der Lady Macbeth wird oft als eine der herausforderndsten und faszinierendsten in der Opernliteratur betrachtet, und Sängerinnen, die diese Rolle übernehmen, werden häufig wegen ihrer dramatischen und emotionalen Leistung ausgesucht und gefeiert. Hier die Teilung der Rolle in Theatralik in der Mitte und sehr beeindruckende Stimme am Rand, die das sehr gut meisterte. 

Die Rezeption von Verdis Macbeth seit der Uraufführung in Florenz 1847 war überwiegend positiv und vielfältig. Die Oper wird oft für ihre dramatische Intensität und musikalische Brillanz gelobt. Besonders geschätzt werden die leidenschaftlichen Arien und die komplexen Charaktere, die Verdi geschaffen hat. Einige Kritiker hoben die düstere Stimmung der Oper hervor, die perfekt zu Shakespeares Tragödie aus dem 11. Jahrhundert passt. Die Themen von Macht, Ehrgeiz und Wahnsinn in immer einem neuen Licht zu zeigen ist die Aufgabe der Regisseure.

Manfred Orlick, ein Literaturkritiker, befasste sich mit der Geschichte der Shakespeare-Rezeption in Deutschland und hat zahlreiche Artikel und Bücher zu diesem Thema veröffentlicht.  In seinem Werk "Shakespeares Tyrannen – eine Machtkunde" untersucht er die Frage, wie ein Tyrann wie Macbeth an die Macht kommt und welche psychologischen Mechanismen dabei eine Rolle spielen. Er analysiert, wie Macbeth von Selbstliebe und Selbsthass zerrissen wird und schließlich zum Mörder wird. 
Heiner Müller hat eine bedeutende Interpretation von Shakespeares Macbeth geliefert. Seine Version des Stücks wurde 1971 geschrieben: "Macbeth ist ein Stück über die Dialektik der Macht. Nach der Flut grausamer Diktatoren, die das 20. Jahrhundert hervorgebracht hat, rückt neben Hamlet auch Macbeth in die Reihe der archetypischen Figuren." Auf den Vorwurf hin, sein Stück sei regelrecht sadistisch geraten, antwortete er: "Sadistisch ist die Wirklichkeit, die ich beschrieben habe." Seine düstere Sicht auf die Welt fasste Müller in einem Satz zusammen: "Die Welt hat keinen Ausgang als zum Schinder." Müller sah Macbeth als eine Allegorie auf die brutalen Machtkämpfe und die Repressionsinstrumente des Staates. Seine Interpretation betont die mechanische Natur der Tyrannei und die fatalistische Weltsicht, die in der Geschichte versteckt ist. 
Die französischen Psychoanalytiker haben sich natürlich auch mit Macbeth beschäftigt. Jacques Lacan hat "Macbeth" durch die Linse seiner psychoanalytischen Theorien betrachtet. Er argumentiert, dass die Sprache der Hexen Macbeths Verlangen nach Macht auslöst und dass Lady Macbeth als Verlängerung der Hexenwirkung ihm hilft, dieses Verlangen in die Tat umzusetzen. Machtstreben aus sexuellem Begehren. Lacan verwendet u.a. seine Theorie des "sozialen Ich", um zu zeigen, wie Lady Macbeth keine Rücksicht auf ihr öffentliches Bild nimmt, um den Thron für Macbeth zu ergreifen.
Gilles Deleuze und Félix Guattari haben "Macbeth" in ihrem Werk "Tausend Plateaus: Kapitalismus und Schizophrenie 2" behandelt. Dieses Buch ist bekannt für seine komplexen und vielschichtigen theoretischen Konzepte, die verschiedene Disziplinen wie Philosophie, Soziologie, Literatur und Psychologie aufrufen. Sie betrachten das Stück als Beispiel für "minoritäre" Identitäten, die gegen die dominierenden Strukturen der Gesellschaft rebellieren. Sie argumentieren, dass die Figuren in "Macbeth" und "Othello" verschiedene Stadien der Metamorphose durchlaufen, um ihre eigenen "Fluchtlinien" zu formen und sich von den dominanten Kräften zu befreien. Gilles Deleuze und Félix Guattari verwenden den Begriff "ligne de fuite" = Fluchtlinien in ihrem Werk "Kapitalismus und Schizophrenie". Dieser Begriff beschreibt eine der drei Linien, die sie als Assemblagen bezeichnen. Eine Fluchtlinie ermöglicht es einer Assemblage, sich zu verändern und sich an neue soziale, politische und psychologische Faktoren anzupassen. Diese Linie markiert die Möglichkeit und Notwendigkeit, alle Multiplizitäten auf einer einzigen Ebene der Konsistenz oder Äußerlichkeit zu vereinen.

Die historische Figur Macbeth regierte Schottland von 1040 bis 1057. Er bestieg den Thron durch die Ermordung von König Duncan I., was auch in Verdis Oper dargestellt wird. Duncan I. war der König von Schottland, der 1040 von Macbeth und dessen Verbündeten ermordet wurde. In der Oper wird Duncan als friedlicher und gütiger Herrscher dargestellt, dessen Ermordung den Beginn von Macbeths und Lady Macbeths Machtstreben markiert. Obwohl die historische Lady Macbeth nicht so gut dokumentiert ist wie ihr Ehemann, ist sie in der Oper eine zentrale Figur, die durch ihre Rücksichtslosigkeit und Ambitionen die Handlung stark beeinflusst. Hier spürt man das Frauenbild des 19. Jahrhunderts und selbst des 12. Jahrhunderts nach. Das betrifft auch die Hexen. Macduff, ein schottischer Adliger, und Malcolm, der Sohn von Duncan, spielen eine wichtige Rolle in der Geschichte. Macduff ist es, der Macbeth letztendlich besiegt und Malcolm wird als neuer König von Schottland eingesetzt. 

Musikwissenschaftler heben Verdis Macbeth oft als eines seiner dramatischsten und emotional aufgeladensten Werke hervor. Sie betonen die innovative musikalische Sprache, die Verdi in dieser Oper verwendet, einschließlich düsterer Molltonarten, schriller Dissonanzen und stakkatohafter Chöre. Diese Elemente waren für die Zeit revolutionär und trugen dazu bei, die gespannte Atmosphäre und die psychologische Tiefe der Handlung zu unterstreichen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Abkehr von traditionellen Arienformen zugunsten größerer Chorpartien und komplexer Orchesterfiguren. Dies ermöglichte es Verdi, die dramatische Spannung und die inneren Konflikte der Charaktere auf eine Weise darzustellen, die zuvor in der Opernliteratur nicht gesehen wurden.

Moderne Produktionen setzen die Oper oft in unterschiedliche historische und zeitliche Kontexte, um die Hauptthemen von Macht, Ehrgeiz und Wahnsinn aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Verdis Musik ist gekennzeichnet durch Verwendung seiner Leitmotive und Themen, um Charaktere und dramatische Situationen zu kennzeichnen. Zum Beispiel gibt es ein düsteres, bedrohliches Motiv, das Lady Macbeths mörderische Ambitionen und ihren dämonischen Charakter widerspiegelt. Die Oper erfordert eine enorme vokale Fähigkeit, besonders von den Sängern der Hauptrollen. Lady Macbeths Arien sind besonders anspruchsvoll und erfordern eine dramatische Sopranistin, die sowohl technisch als auch emotional beeindruckend ist.
Der Komponist fügte den Charakteren eine tiefe psychologische Dimension hinzu. Lady Macbeths Wahnsinnsszene ("La luce langue") und Macbeths Monologe reflektieren ihre inneren Qualen und Schuldgefühle. Die Musik in diesen Szenen ist intensiv und dramatisch, um die psychischen Abgründe der Charaktere zu betonen.

Verdi verwendet das Orchester nicht nur zur Begleitung, sondern als integralen Teil der dramatischen Struktur. Die Orchestrierung ist oft dunkel und drängend, was die bedrohliche Atmosphäre und das übernatürliche Element der Handlung unterstreicht. Der Chor spielt eine wesentliche Rolle in Verdis Macbeth. Er repräsentiert verschiedene Gruppen, wie das Volk oder die Hexen, und trägt maßgeblich zur dramatischen Wirkung bei. Die Chorszenen müssen kraftvoll und eindrucksvoll inszeniert werden. Der Komponist nutzt die Musik, um die dramatische Spannung und die psychologischen Tiefen der Charaktere darzustellen. Zum Beispiel in Macbeths Arie „Pieta, rispetto, amore“ im letzten Akt zeigt die Musik expressiv die Zerrissenheit des Charakters zwischen seinen Ambitionen und seinem Gewissen. Er erkennt, dass er durch seine Taten Respekt, Liebe und Ehre verloren hat. Es ist ein bewegender Moment, in dem Macbeth seine innere Zerrissenheit und Einsamkeit ausdrückt, während er auf sein bevorstehendes Ende blickt.


Tamara Wilson (Lady Macbeth) und Nicholas Brownlee (Macbeth; sitzend)
FotoMonika Rittershaus


Es gibt mehrere Schlüsselszenen, die die Handlung vorantreiben und die Charakterentwicklung vertiefen, indem sie die Ambitionen, Schuldgefühle und das schicksalhafte Ende der Protagonisten darstellen.

1. Akt: Die Oper beginnt mit den Hexen, die Macbeth prophezeien, dass er König von Schottland werden wird. Diese Szene ist entscheidend und setzt den Ton für das "Übernatürliche" und die dunkle Atmosphäre der gesamten Oper. Diese Prophezeiung weckt Macbeths Ehrgeiz und setzt die Ereignisse in Gang, die zur Tragödie führen. Die Szene etabliert auch das Thema des Übernatürlichen und des Schicksals. Diese Szene ist musikalisch durch den berühmten Chor der Hexen ("Coro di streghe") und das Duett "Fatal mia donna" gekennzeichnet. Auch "Nel di della vittoria" von Lady Macbeth gesungen gehört hier her, nachdem sie den Brief ihres Mannes gelesen hat, der die Prophezeiungen der Hexen beschreibt. In der Arie "Vieni! t'affretta!" drückt sie ihre Ambition und Entschlossenheit aus, um König Duncan zu töten und ihrem Mann zum Thron zu verhelfen. In "Mi si para innanzi un pugnale?", nachdem die Hexen ihm prophezeit haben, dass er König werden wird, ist Macbeth von Zweifeln und Visionen geplagt und sieht den Dolch, der ihm den Weg zum Mord an König Duncan weist.

2. Akt: Hier sind zu nennen: "Dormono ancora", gesungen von Lady Macbeth, als sie auf das Kommen ihres Mannes wartet und den Plan für den Mord an König Duncan schmiedet. "Mi si afferra il manico" - gesungen von Macbeth, als er den Dolch in der Luft sieht und seine Zweifel und Halluzinationen thematisiert. "O figli, o figli miei" - gesungen von Lady Macbeth, als sie Macbeth ermutigt, seine Ängste zu überwinden und den Mord zu begehen. "S'il veramente e vero" - Macbeth drückt nach der Ermordung des Königs seine Schuldgefühle und Ängste aus. Diese Tat markiert Macbeths Übergang von einem loyalen Untertan zu einem machthungrigen Usurpator. Auch Lady Macbeths Rolle in der Tat und ihre Manipulation von Macbeth sind zentral. Die Musik ist intensiv und dramatisch, insbesondere das Duett "Vieni! t'affretta accendere" und das Trinklied "Si colmi il calice".

3. Akt: Macbeth hält ein königliches Bankett, um seine Macht zu demonstrieren. Während des Banketts erscheint der Geist von Banquo, den Macbeth zuvor ermordet hat, und setzt sich auf den Thron, was Macbeth in Panik versetzt und seine Paranoia offenbart. Sein psychischer Zerfall beginnt. "Patria oppressa" des Chors beschreibt die verzweifelte Lage Schottlands nach dem Mord an Duncan. "Studia il passo, o mio figlio" von Lady Macbeth, während sie von den Hexen erfährt, dass Macbeth als König in Gefahr ist. "La luce langue" - eine Arie von Lady Macbeth, in der sie ihre Ambitionen und ihre Entschlossenheit bekräftigt, um ihre Macht zu sichern. 

4. Akt: Die ikonische Schlafwandel-Szene im vierten Akt der Oper zeigt Lady Macbeth schlafwandelnd, während sie versucht, das unsichtbare Blut von ihren Händen zu waschen. Diese Szene verdeutlicht ihre tiefen Schuldgefühle und ihren psychischen Zerfall. Ihre Arie "Una macchia è qui tuttora" ist technisch anspruchsvoll und emotional intensiv, was sie zu einer der bekanntesten Passagen der Oper macht. "Pietà, rispetto, amore" von Macbeth drückt seine Reue und Einsamkeit aus. Es ist eine der ergreifendsten Arien, die Macbeths innere Qualen zeigt. "La morte dei figli" lässt den Chor die Verzweiflung und den Schmerz der Bevölkerung über die Katastrophen und Morde, die das Land heimgesucht haben, besingen. In Macbeth letzter große Arie "Mal per me che m'affidai" reflektiert er sein bevorstehendes Schicksal und akzeptiert seine Niederlage. In diesem Moment ist Macbeth von seinen Feinden umzingelt und denkt über seine Taten und die vergeblichen Hoffnungen nach, die ihn zu seiner tragischen Lage geführt haben. Diese Arie ist sehr ausdrucksstark und zeigt Macbeths Reue und Verzweiflung. Er erkennt, dass seine Ambitionen und der Einfluss seiner Frau ihn in den Untergang geführt haben. Es ist eine kraftvolle Schlusspassage, die seine innere Zerbrechlichkeit und Einsamkeit offenbart. Die Musik wieder dramatisch und kraftvoll, was Macbeths Verzweiflung und den unausweichlichen Untergang widerspiegelt. Er wird schließlich von Macduff in einem Kampf getötet. Die Szene markiert das Ende seiner Tyrannei und die Wiederherstellung von Ordnung in Schottland mit Malcolm als dem neuen König.


Matteo Lippi (Macduff; halbrechts stehend in weißem Hemd)
sowie Chor der Oper Frankfurt   Foto: 
Monika Rittershaus 
  


Verdi bleibt Shakespeares Original treu, indem er die zentralen Themen und Charakterentwicklungen beibehält, gleichzeitig aber durch die Musik eine zusätzliche emotionale und psychologische Dimension hinzufügt. Giuseppe Verdis Macbeth ist ein faszinierendes Beispiel für seine Fähigkeit, Musik und Drama miteinander zu verweben, um starke Emotionen und tiefgehende Charakterstudien zu erzeugen. Er vertonte menschliche Emotionen und Situationen meisterhaft zu einer hervorragenden Oper über Schicksal und Übernatürliches, Macht und Ehrgeiz sowie existenzielle Verzweiflung. Ohne die dezidierte Qualität des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters unter Thomas Guggeis wäre der Genuss geringer.







Donnerstag, 5. September 2024

Oper Frankfurt: DER PRINZ VON HOMBURG von Hans Werner Henze und Ingeborg Bachmann am 22.09.2024

Premiere

DER PRINZ VON HOMBURG

Takeshi Moriuchi
(Foto: Barbara Aumüller)


Oper in drei Akten von Hans Werner Henze und Ingeborg Bachmann
Text von Ingeborg Bachmann nach Heinrich von Kleist
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Musikalische Leitung: Takeshi Moriuchi     Inszenierung: Jens-Daniel Herzog     Bühnenbild und Kostüme: Johannes Schütz     Mitarbeit Kostüme: Wicke     Licht: Joachim Klein     Dramaturgie: Mareike Wink     

Prinz von Homburg: Domen Križaj
Kurfürst von Brandenburg: Yves Saelens
Prinzessin Natalie: Magdalena Hinterdobler
Graf Hohenzollern: Magnus Dietrich
Kurfürstin: Annette Schönmüller
Feldmarschall Dörfling: Iain MacNeil
Obrist Kottwitz: Sebastian Geyer
Drei Offiziere: Andrew Kim, Božidar Smiljanić, Alfred Reiter
Wachtmeister: Jarrett Porter
Drei Hofdamen: Juanita Lascarro, Cecelia Hall, Judita Nagyová
Erster Heiduck: Istvan Balota
Zweiter Heiduck: Leon Tchakachow
Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper



Hans Werner Henze (1926-2012) und Ingeborg Bachmann (1926-1973) hatten sich 1952 bei einer Tagung der Gruppe 47 kennengelernt und über ein Jahrzehnt zusammengearbeitet. In ihrer Oper Der Prinz von Homburg entwickeln sie eine eigene Lesart von Kleists 1809/10 verfasstem Drama, das zwischen Melancholie, Heldentum und dessen Dekonstruktion changiert und in der Folge sich wandelnder politischer Verhältnisse immer wieder umgedeutet wurde. Im Musiktheater verschiebt sich der inhaltliche Akzent vom Militärischen hin zum Humanen, vom historisch Festgelegten hin zum Zeitlosen. Die Musik – geschrieben für ein großes Kammerorchester – formuliert das im Libretto Angelegte weiter aus und stellt zwei Sphären einander gegenüber: jene sangliche und traditionsverbundene Welt des Traumes, die durch Mischklänge seltsam unscharf flimmert, und jene durchstrukturierte, mitunter zwölftönig und seriell ausgearbeitete Welt der herrschenden Ordnung. Umso deutlicher stellt die Oper die Frage nach dem Platz, der dem Träumenden in einer streng reglementierten Gesellschaft zugestanden wird, nach dem Verhältnis von Individuum und einem
 übergeordneten System, nach der Vereinbarkeit von Empfindung und Gesetz.



Domen Križaj
(
Foto: Barbara Aumüller)

Fehrbellin, 1675: Im Traum sieht sich Prinz Friedrich von Homburg als ehrenvollen Sieger der bevorstehenden Schlacht und wird dafür von seinem Umfeld belächelt. Vor dem tatsächlichen Kampfbeginn ergeht die Order, erst auf ausdrücklichen Befehl des Kurfürsten ins Gefecht einzugreifen. Homburg aber verfügt eigenmächtig jenen Angriff, der zum Sieg führen soll. Wegen Ungehorsams wird er dennoch zum Tode verurteilt. Die Nichte des Kurfürsten, in die der Prinz verliebt ist, ersucht ihren Onkel um Gnade. Dieser möchte Homburg aber nur dann begnadigen, wenn der Verurteilte den Richterspruch für ungerecht befindet…

Die große Streitfrage "blinder Gehorsam" oder "intuitive Problemlösung durch Autoritätsmissachtung" gekoppelt mit der historischen Gestalt Friedrich II. von Hessen-Homburg, auch bekannt als der „Prinz von Homburg“, Landgraf von Hessen-Homburg. Er wurde am 30. März 1633 in Homburg vor der Höhe geboren und starb am 24. Januar 1708 auch dort. Sein Nachruhm wurde vor allem durch das Drama Prinz Friedrich von Homburg oder die Schlacht bei Fehrbellin von Heinrich von Kleist befördert.


Takeshi Moriuchi, seit 2018/19 Studienleiter der Oper Frankfurt, hat sich seither als musikalisches Allroundtalent erwiesen. Neben seiner eigentlichen Arbeit, dem Einstudieren von Partien zusammen mit den jeweiligen Sängerinnen und Sängern, trat er auch vor allem als musikalischer Leiter zahlreicher Opernaufführungen, Liederabende und Konzerte hervor. Zuletzt war er als Dirigent von Fortners Kammerspiel In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa im Bockenheimer Depot zu erleben. In Zemlinskys Der Traumgörge übernahm er als Sänger die Titelpartie und rettete somit als Einspringer die Vorstellung in letzter Minute. Jens-Daniel Herzog ist seit 2018/19 Intendant am Staatstheater Nürnberg und begann seine Arbeit als Regisseur Anfang der 1990er Jahre. Seine Karriere führte ihn seitdem an die großen Theater- und Opernhäuser, darunter das Burgtheater Wien, das Opernhaus Zürich, das Schauspiel Frankfurt sowie die Hamburgische Staatsoper und die Dresdner Semperoper. An der Oper Frankfurt inszenierte er bisher Lohengrin (2009) und Les vêpres siciliennes (2013). Ensemblemitglied Domen Križaj übernimmt in dieser Neuproduktion die Titelpartie. Der junge slowenische Bariton überzeugte zuletzt in Matthew Wilds Inszenierung des Tannhäuser als Wolfram. Zahlreiche weitere Partien sind mit Mitgliedern des Ensembles und des Opernstudios der Oper Frankfurt besetzt, ergänzt durch Gäste wie Yves Saelens (Kurfürst) und Annette Schönmüller (Kurfürstin).

Premiere: Sonntag, 22. September 2024, um 18 Uhr im Opernhaus
Weitere Vorstellungen: 28. September, 5. (18 Uhr), 12., 19., 25. Oktober, 2. November 2024
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr
Preise: € 16 bis 190 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Karten sind bei unseren üblichen Vorverkaufsstellen, online unter www.oper-frankfurt.de oder im Telefonischen Vorverkauf 069 – 212 49 49 4 erhältlich.


Montag, 26. August 2024

Oper Frankfurt: HIGHLIGHTS IM SPIELPLAN DER OPER FRANKFURT IM SEPTEMBER 2024

 



Sonntag, 22. September 2024, um 18 Uhr im Opernhaus Premiere


DER PRINZ VON HOMBURG


Oper in drei Akten von Hans Werner Henze und Ingeborg Bachmann In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln


Musikalische Leitung: Takeshi Moriuchi; Inszenierung: Jens-Daniel Herzog

Mitwirkende: Domen Križaj (Prinz von Homburg), Yves Saelens (Kurfürst von Brandenburg), Magdalena Hinterdobler (Prinzessin Natalie), Magnus Dietrich (Graf Hohenzollern),

Annette Schönmüller (Kurfürstin), Iain MacNeil (Feldmarschall Dörfling),

Sebastian Geyer (Obrist Kottwitz), Andrew Kim, Božidar Smiljanić, Alfred Reiter (Drei Offiziere), Jarrett Porter (Wachtmeister), Juanita Lascarro, Cecelia Hall, Judita Nagyová (Drei Hofdamen) u.a. 


Weitere Vorstellungen: 28. September, 5. (18 Uhr), 12., 19., 25. Oktober, 2. November 2024


Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr. Preise: € 16 bis 190 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf) 


Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper


Hans Werner Henze (1926-2012) und Ingeborg Bachmann (1926-1973) hatten sich 1952 bei einer Tagung der Gruppe 47 kennengelernt und über ein Jahrzehnt zusammengearbeitet. In ihrer Oper Der Prinz von Homburg entwickeln sie eine eigene Lesart von Kleists 1809/10 verfasstem Drama, das zwischen Melancholie, Heldentum und dessen Dekonstruktion changiert und in der Folge sich wandelnder politischer Verhältnisse immer wieder umgedeutet wurde. Im Musiktheater verschiebt sich der inhaltliche Akzent vom Militärischen hin zum Humanen, vom historisch Festgelegten hin zum Zeitlosen. Die Musik – geschrieben für ein großes Kammerorchester – formuliert das im Libretto Angelegte weiter aus und stellt zwei Sphären einander gegenüber: jene sangliche und traditionsverbundene Welt des Traumes, die durch Mischklänge seltsam unscharf flimmert, und jene durchstrukturierte, mitunter zwölftönig und seriell ausgearbeitete Welt der herrschenden Ordnung. Umso deutlicher stellt die Oper die Frage nach dem Platz, der dem Träumenden in einer streng reglementierten Gesellschaft zugestanden wird, nach dem Verhältnis von Individuum und einem übergeordneten System, nach der Vereinbarkeit von Empfindung und Gesetz.


Fehrbellin, 1675: Im Traum sieht sich Prinz Friedrich von Homburg als ehrenvollen Sieger der bevorstehenden Schlacht und wird dafür von seinem Umfeld belächelt. Vor dem tatsächlichen Kampfbeginn ergeht die Order, erst auf ausdrücklichen Befehl des Kurfürsten ins Gefecht einzugreifen. Homburg aber verfügt eigenmächtig jenen Angriff, der zum Sieg führen soll. Wegen Ungehorsams wird er dennoch zum Tode verurteilt. Die Nichte des Kurfürsten, in die der Prinz verliebt ist, ersucht ihren Onkel um Gnade. Dieser möchte Homburg aber nur dann begnadigen, wenn der Verurteilte den Richterspruch für ungerecht befindet…


Takeshi Moriuchi, seit 2018/19 Studienleiter der Oper Frankfurt, hat sich seither als musikalisches Allroundtalent erwiesen. Neben seiner eigentlichen Arbeit, dem Einstudieren von Partien zusammen mit den jeweiligen Sängerinnen und Sängern, trat er auch vor allem als musikalischer Leiter zahlreicher Opernaufführungen, Liederabende und Konzerte hervor. Zuletzt war er als Dirigent von Fortners Kammerspiel In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa im Bockenheimer Depot zu erleben. In Zemlinskys Der Traumgörge übernahm er als Sänger die Titelpartie und rettete somit als Einspringer die Vorstellung in letzter Minute. Jens-Daniel Herzog ist seit 2018/19 Intendant am Staatstheater Nürnberg und begann seine Arbeit als Regisseur Anfang der 1990er Jahre. Seine Karriere führte ihn seitdem an die großen Theater- und Opernhäuser, darunter das Burgtheater Wien, das Opernhaus Zürich, das Schauspiel Frankfurt sowie die Hamburgische Staatsoper und die Dresdner Semperoper. An der Oper Frankfurt inszenierte er bisher Lohengrin (2009) und Les vêpres siciliennes (2013). Ensemblemitglied Domen Križaj übernimmt in dieser Neuproduktion die Titelpartie. Der junge slowenische Bariton überzeugte zuletzt in Matthew Wilds Inszenierung des Tannhäuser als Wolfram. Zahlreiche weitere Partien sind mit Mitgliedern des Ensembles und des Opernstudios der Oper Frankfurt besetzt, ergänzt durch die Gäste Yves Saelens (Kurfürst) und Annette Schönmüller (Kurfürstin).


Sonntag, 8. September 2024, um 19 Uhr im Opernhaus Erste Wiederaufnahme

HERCULES


Oratorium in drei Akten von Georg Friedrich Händel

In englischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln 


Musikalische Leitung: Laurence Cummings; Inszenierung: Barrie Kosky


Mitwirkende: Anthony Robin Schneider (Hercules), Paula Murrihy (Dejanira), Michael Porter (Hyllus), Giulia Semenzato (Iole), Kelsey Lauritano (Lichas), Sakhiwe Mkosana (Der Priester des Jupiter) 


Weitere Vorstellungen: 11., 15. (18 Uhr), 18., 21. (18 Uhr), 27. September, 10. Oktober 2024

Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19 Uhr. 

Preise: € 16 bis 121 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

In Koproduktion mit der Komischen Oper Berlin


Georg Friedrich Händel (1685-1759) glaubte, mit seinem im Januar 1745 am Londoner Haymarket Theatre uraufgeführten Hercules an frühere Erfolge in der Stadt an der Themse anknüpfen zu können, doch leider erfüllte sich die Hoffnung des Komponisten nicht. Was damals als Tiefpunkt im Schaffen des Tonsetzers erschien, wurde später jedoch als Gipfel seines dramatischen Oeuvres betrachtet und von den Musikologen der Neuzeit als progressives und verblüffend neues musikalisches Konzept erkannt. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Wahnsinnsszene von Hercules’ Gattin Dejanira, mit der Händel als einer der ersten Komponisten der Musikgeschichte solch eine groß angelegte, erschütternde Szene schuf. Nach der Premiere des Hercules in der Sicht von Barrie Kosky am 30. April 2023 an der Oper Frankfurt konnte man auf dem Portal www.deropernfreund.de lesen:


„(…) ein herausragender Hercules, von dem sich bereits jetzt sagen lässt, dass er einer der Höhepunkte der Saison ist: Frankfurt mausert sich zur Händel-Hauptstadt.“


Nicht Hercules, der mythologische Halbgott, sondern seine Ehefrau Dejanira steht im Mittelpunkt der Handlung: Zunächst fürchtet sie, dass ihr Mann nicht mehr aus dem Krieg zurückkommt. Dann, erst glücklich über seinen Sieg und seine Heimkehr, wird ihre Lebensfreude aber schon bald wieder getrübt. Denn in Hercules’ Gefolge befindet sich Prinzessin Iole, deren Vater von Hercules im Kampf getötet wurde. Dejanira überträgt all ihre Ängste auf Iole. In ihrer Verzweiflung erinnert sie sich, einst von dem sterbenden Kentauren Nessos ein Gewand erhalten zu haben, das denjenigen, der es trägt, in ewige Liebe versetzen soll. Dejanira lässt ihrem Mann das Kleidungsstück des von ihm getöteten Kentauren überbringen, in der Hoffnung, ihre vermeintlich verlorene Liebe wieder herstellen zu können. Doch das Hemd erweist sich als vergiftet, und Hercules verbrennt bei lebendigem Leibe. Dejanira erkennt ihren Irrtum und verfällt dem Wahn.


Die erste Wiederaufnahme von Barrie Koskys Produktion kommt nahezu ohne Neubesetzungen aus, was für die Qualität der Aufführung und ihres Dirigenten spricht. So urteilte der Kritiker von SWR 2: „Für dieses barocke und doch moderne Musiktheater hat sich das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der präzisen Koordination von Laurence Cummings in ein intonationssicheres Händelensemble verwandelt. Es glänzt, brilliert, bebt und umarmt. Dieser zu Recht frenetisch bejubelte Abend ist großartiges, alle Sinne bewegendes Musiktheater.“ Über die zentrale Rolle von Hercules‘ Ehefrau Dejanira, erneut besetzt mit dem ehemaligen Ensemblemitglied Paula Murrihyschreibt www.musik-heute.de:
„Neben dem überaus wandlungsfähigen, lebhaft als Bürgerschaft und Kommentator die Handlung vorantreibenden Chor galten Mezzosopranistin Paula Murrihy als Hercules Ehefrau Dejanira die größten Ovationen. Gelang es ihr doch mit gewaltiger Stimme, packendem Sprechgesang und unbedingter Leidenschaft Dejaniras Gefühle von beginnender Eifersucht bis hin zu Tobsuchtsanfällen, Wahnsinn und tiefster Depression zu beglaubigen. Wie Kosky den nach ihr geifernden ‚Eifersuchtschor‘ als ansteigende Hasswelle choreografiert hat, gehört zum Eindrücklichsten, was in dieser Saison an der Oper Frankfurt zu sehen ist.“
Wieder besetzt sind
 Anthony Robin Schneider in der Titelpartie sowie aus dem Ensemble Michael Porter (Hyllus) und Kelsey Lauritano (Lichas). Neu steigen in die Produktion ein die italienische Sopranistin Giulia Semenzato (Hausdebüt als Iole) als Gast sowie der südafrikanische Bariton Sakhiwe Mkosana (Der Priester des Jupiter) aus dem Opernstudio.



Sonntag, 29. September 2024, um 18.00 Uhr im Opernhaus Erste Wiederaufnahme

LADY MACBETH VON MZENSK


Oper in vier Akten von Dmitri D. Schostakowitsch

In russischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln


Musikalische Leitung: Thomas Guggeis; Inszenierung: Anselm Weber Mitwirkende: Aile Asszonyi (Katerina Ismailowa), Dmitry Golovnin (Sergei),

Andreas Bauer Kanabas (Boris Ismailow / Alter Zwangsarbeiter), Gerard Schneider (Sinowi Ismailow), Peter Marsh (Der Schäbige), Zanda Švēde (Sonjetka), Changdai Park (Pope),

Iain MacNeil (Polizeichef), Dietrich Volle (Verwalter / Sergeant), Anna Nekhames (Axinja), Mikołaj Trąbka (Hausknecht), Erik van Heyningen (Polizist / Wachposten),

Theo Lebow (Lehrer / 1. Vorarbeiter), Michael McCown (Betrunkener Gast / 2. Vorarbeiter), Kudaibergen Abildin (3. Vorarbeiter), Barbara Zechmeister (Zwangsarbeiterin),

Alexey Egorov (Kutscher), Yongchul Lim (Mühlenarbeiter) 

Weitere Vorstellungen: 3., 11. (19 Uhr), 20., 26. Oktober 2024


Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 18.00 Uhr 

Preise: € 16 bis 121 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)


Am 22. Januar 1934 wurde Lady Macbeth von Mzensk von Dmitri D. Schostakowitsch (1906-1975) im Maly-Theater Sankt Petersburg mit durchschlagendem Erfolg uraufgeführt. Das Libretto zu seiner zweiten Oper verfasste der russische Komponist in Zusammenarbeit mit Alexander G. Preis, basierend auf der gleichnamigen Novelle von Nikolai S. Leskow (1865). Das 1936 von Stalin verhängte Aufführungsverbot ließ das Werk für viele Jahre von den sowjetischen Spielplänen verschwinden. Die jüngste Neuinszenierung an der Oper Frankfurt kam am 3. November 2019 in der Regie von Schauspielintendant Anselm Weber heraus und wurde von Presse und Publikum bejubelt. So berichtete der Radiokritiker von SWR2:
„In Frankfurt erleben wir ein Meisterwerk des 20. Jahrhunderts in einer meisterhaften Aufführung.“ Und im Bayerischen Rundfunk war zu hören:

„Die Personenführung war so kraftvoll und wohl überlegt, dass hier lauter faszinierende Charakterköpfe beim gegenseitigen Schikanieren zu erleben waren.“
Auch die erste Wiederaufnahme der Produktion wird zur Chefsache gemacht, übernimmt doch die musikalische Leitung Generalmusikdirektor Thomas Guggeis von seinem Vorgänger Sebastian Weigle.


Zum Inhalt: Katerina, Ehefrau des Kaufmanns Sinowi, betrügt diesen mit dem Arbeiter Sergei. Dies bemerkt ihr Schwiegervater Boris, der während der Abwesenheit seines Sohnes ebenfalls ein Auge auf die junge Frau geworfen hat. Der Alte verprügelt Sergei, woraufhin er von Katerina vergiftet wird. Sinowi weiß bereits um die Liaison seiner Frau, kehrt vorzeitig zurück und wird von den Liebenden umgebracht. Während die Hochzeit des neuen Paares im Gange ist, findet man die im Haus versteckte Leiche Sinowis. Katerina und Sergei werden zu Lagerhaft verurteilt, wo Sergei mit der Zwangsarbeiterin Sonjetka anbandelt. Daraufhin tötet Katerina ihre Nebenbuhlerin und sich selbst.


In der Spielzeit 2022/23 legte die estnische Sopranistin Aile Asszonyi mit der Titelpartie in Richard Strauss’ Elektra ihr sensationelles Debüt an der Oper Frankfurt vor. Nun kehrte sie kürzlich – nach Engagements als Gutrune in Götterdämmerung bei den Bayreuther Festspielen und als Brünnhilde in Die Walküre an der Opéra Royal de Versailles – als Elektra zurück nach Frankfurt, nun gefolgt von ihrer Darstellung der Katerina Ismailowa. Mit der Inszenierung vertraut ist der russische Tenor Dmitry Golovnin (Sergei), während zwei Ensemblemitglieder der Oper Frankfurt neu in die Produktion einsteigen: der Bass Andreas Bauer Kanabas (Boris Ismailow) und der Tenor Gerard Schneider (Sinowi Ismailow). Während der zuerst Genannte kürzlich an seinem Stammhaus einen großen Erfolg als Landgraf in Wagners Tannhäuser feiern konnte, wurde Gerard Schneider als Léopold in Halévys La Juive umjubelt. Zahlreiche weitere Partien sind mit Mitgliedern des Ensembles und des Opernstudios der Oper Frankfurt sowie wenigen Gästen besetzt.




Dienstag, 10. September 2024, um 19.30 Uhr im Opernhaus Liederabend


BIANCA ANDREW, Mezzosopran
ANNE LARLEE, Klavier

Ages of Woman – Lieder von Hugo Wolf, Charles Ives, Francis Poulenc, Jake Heggie, Jenny McLeod, Dorothy Freed u.a.


Preise: € 16 bis 109 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)


Überaus eindrücklich sind die Charakterporträts, die Bianca Andrew in jüngster Zeit in Frankfurt entwickelte – ob als Händels Sesto (Giulio Cesare in Egitto), als Aurelia in Vito Žurajs Oper Blühen („Uraufführung des Jahres“ 2023), als Zarin (Die Nacht vor Weihnachten) oder in der Titelpartie von Händels Xerxes. Nun ist der Ensembleliebling im Rahmen eines Recitals auf der großen Bühne des Opernhauses zu erleben. Gemeinsam mit der Pianistin Anne Larlee hat sich Bianca Andrew für ein Programm entschieden, das aus diversen Perspektiven weibliche Erfahrungshorizonte und „Frauen-Bilder“ reflektiert. Wer die neuseeländische Künstlerin mit dem glasklaren Mezzo auf der Bühne erlebt, weiß um ihre Suche nach Wahrhaftigkeit in jedem Ton und in jeder szenischen Regung. Man darf umso gespannter sein, mit ihr gemeinsam einen Blick in die weibliche Seele zu werfen und jene Fragen, Herausforderungen und Schönheiten zu beleuchten, die sich mit dem Frau-Sein verbinden.


Karten für die genannten Veranstaltungen sind bei unseren bekannten Vorverkaufsstellen, online unter www.oper-frankfurt.de oder im telefonischen Vorverkauf 069 - 212 49 49 4 erhältlich.



Donnerstag, 27. Juni 2024

Oper Frankfurt: Am 29.06.2024 zum siebten Mal DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL von Mozart

 Siebte Wiederaufnahme im Opernhaus

Adela Zaharia (Konstanze) und
August Zirner (Bassa Selim)
Bildnachweis: Barbara Aumüller


DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL

Deutsches Singspiel in drei Aufzügen KV 384 von Wolfgang Amadeus Mozart
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Musikalische Leitung: Giedrė Šlekytė; Regie: Christof Loy Mitwirkende: Adela Zaharia (Konstanze), Bianca Tognocchi (Blonde), Magnus Dietrich (Belmonte), Michael Porter (Pedrillo), Thomas Faulkner (Osmin), August Zirner (Bassa Selim) u.a.

Weitere Vorstellungen: 3., 5., 13. Juli 2024 Alle diese Vorstellungen beginnen um 19.00 Uhr. Preise: € 16 bis 121 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Einer der frühen Höhepunkte der Intendanz von Bernd Loebe an der Oper Frankfurt war die Inszenierung von Die Entführung aus dem Serail von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) in der Spielzeit 2003/04. Presse und Publikum zeigten sich nach der Premiere am 19. Oktober 2003 gleichermaßen überzeugt: „Bravo für ein Musiktheaterereignis von Rang“, war in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu lesen. Nun wird die Erfolgsproduktion von Christof Loy zum siebten Mal wiederaufgenommen. Die damalige Übertragung im Radioprogramm des Hessischen Rundfunks sowie ein TV-Mitschnitt des HR – auch auf DVD erhältlich – in Zusammenarbeit mit dem Kultursender Arte sprechen für die Qualität dieser Arbeit. Christof Loy legte in der Zwischenzeit zahlreiche weitere akklamierte Frankfurter Produktionen vor, darunter zuletzt 2021/22 Rimski-Korsakows Die Nacht vor Weihnachten („Aufführung des Jahres 2022“, Opernwelt; DVD bei Naxos). Mozart komponierte sein Singspiel 1782 für das Wiener Burgtheater:

Der junge spanische Edelmann Belmonte möchte seine Braut Konstanze, deren Zofe Blonde und seinen Diener Pedrillo aus dem Serail des hohen türkischen Würdenträgers Bassa Selim befreien. Die Flucht scheitert im letzten Augenblick, und die Gefangenen werden vor den Bassa geführt. Dieser schenkt ihnen jedoch, statt Rache zu nehmen, die Freiheit. Seinem widerstrebenden Aufseher Osmin erklärt er, dass es keinen Sinn habe, Andersdenkende gegen ihren Willen überzeugen zu wollen.

In diesem Frankfurter Evergreen des Erfolgsregisseurs Christof Loy, übernimmt in dieser Spielzeit die litauische Dirigentin Giedrė Šlekytė die musikalische Leitung. Sie debütierte an der Oper Frankfurt 2021 mit Dialogues des Carmélites und war u.a. erste Gastdirigentin am Bruckner Orchester in Linz. Neben ihr gibt es weitere Neubesetzungen: Die rumänische Sopranistin Adela Zaharia ist seit 2015/16 Ensemblemitglied an der Deutschen Oper am Rhein und trat bereits an den international bedeutenden Opernhäusern in Amsterdam, Los Angeles, Hamburg, London, Paris, New York u.v.m. auf. Als Konstanze legt sie ihr Hausdebüt vor und tritt damit in die Fußstapfen u.a. von Diana Damrau. Bianca Tognocchi (Blonde) ist seit 2020/21 im Ensemble der Oper Frankfurt und stellte sich bereits 2019/20 u.a. als Gilda (Rigoletto) in Frankfurt vor, die sie in der Saison 2024/25 erneut singen wird. Magnus Dietrich (Belmonte) wechselte zum Beginn dieser Spielzeit vom Internationalen Opernstudio der Staatsoper Berlin ins Ensemble der Oper Frankfurt, wo er mit unterschiedlichen Rollen wie Leukippos (Daphne), Basilio / Don Curzio (Le nozze de Figaro), Dritter Jude (Salome), Tamino (Die Zauberflöte) und zuletzt in Tannhäuser als Walther von der Vogelweide auf sich aufmerksam machte.
Der Bass Thomas Faulkner (Osmin) begann seine Laufbahn im Opernstudio der Oper Frankfurt und gehört seit 2016/17 zum Ensemble. Hier gab er wichtige Rollendebüts, u.a. als Alidoro (La Cenerentola), Elviro (Xerxes), Lodovico (Verdis Otello), Pazjuk (Die Nacht vor Weihnachten; „Aufführung des Jahres 2021/22“, Opernwelt) sowie als Elmiro (Rossinis Otello). Jüngste Gastengagements führten ihn u.a. als Osmin an die Staatsoper Hamburg sowie als Masetto (Don Giovanni) an das Royal Opera House Covent Garden in London. Bei den Tiroler Festspielen in Erl wurde er bereits als Wassermann (Rusalka) und Fasolt (Das Rheingold) engagiert. Ensemblemitglied Michael Porter ist mit der Produktion bereits vertraut und übernimmt erneut die Rolle des Pedrillo. August Zirner ist einer der renommiertesten Schauspieler im deutschsprachigen Raum. Seit den 1970er Jahren wirkte er in über 120 Film- und Fernsehproduktionen mit, war Ensemblemitglied an den Staatstheatern in Hannover und Wiesbaden sowie an den Münchner Kammerspielen. August Zirner spielte die Rolle des Bassa Selim bereits ab 2010 an der Wiener Volksoper.

Dienstag, 25. Juni 2024

Oper Frankfurt: Bis 12.07. OTELLO von Guiseppe Verdi im Opernhaus I Regie: Johannes Erath

 Vierte Wiederaufnahme

OTELLO

Otello und Desdemona   
Bildnachweis: Monika Rittershaus

Dramma lirico in vier Akten von Giuseppe Verdi
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Musikalische Leitung: Sesto Quatrini; Regie: Johannes Erath Mitwirkende: Alfred Kim (Otello), Iain MacNeil (Jago), Nino Machaidze (Desdemona), Claudia Mahnke (Emilia), Michael Porter (Cassio), Jonathan Abernethy (Rodrigo), Kihwan Sim (Lodovico), Magnús Baldvinsson (Montano), Seungwon Choi (Ein Herold)

Weitere Vorstellungen: 30. (18 Uhr) Juni, 4., 7. (18 Uhr), 10., 12. Juli 2024 Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr.

Preise: € 16 bis 121 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)


Diese Frankfurter Produktion des Otello, der vorletzten Oper von Giuseppe Verdi (1813-1901), feierte am 4. Dezember 2011 Premiere im Opernhaus. Die Kritik bescheinigte Regisseur Johannes Erath eine „szenisch konzentrierte“ (Offenbach-Post) und „handwerklich gekonnt gearbeitete“ (Opernwelt) Inszenierung. Laut Wiesbadener Kurier sorge „die Intensität von Johannes Eraths Personenführung für die Vergegenwärtigung der Tragödie. Die Spannung zwischen den Figuren ist stets greifbar (...).“ Nun wird die aus der Spielzeit 2011/12 stammende Arbeit des gebürtigen Württembergers, der in Frankfurt zuletzt 2022/23 Richard Wagners Die Meistersinger von Nürnberg inszenierte, zum vierten Mal wiederaufgenommen.

Otello, der Statthalter Venedigs auf Zypern, hat sich seinen Fähnrich Jago zum Feind gemacht, indem er ihn anlässlich einer Beförderung übergangen hat. Durch eine geschickt eingefädelte Intrige kann Jago den eifersüchtigen Otello von der angeblichen Untreue seiner Gattin Desdemona überzeugen. Blind gegenüber den Beteuerungen ihrer Unschuld erwürgt er sie auf dem gemeinsamen Lager und stürzt sich schließlich – als er seine Verblendung bemerkt – in sein Schwert.

Auf Rossinis Otello folgt nun im Juni-Spielplan der Oper Frankfurt Verdis Vertonung des berühmten Dramas Shakespeares. Sesto Quatrini, der bereits bei Rossinis Version am Pult stand, wird auch bei Verdi unter Beweis stellen, dass er das italienische Fach beherrscht, um zwischen beiden Kompositionsstilen zu wechseln.

Als Otello ist in dieser vierten Wiederaufnahme der koreanische Tenor Alfred Kim zu erleben, der viele Jahre zum Frankfurter Ensemble gehörte. 2016 feierte er am Teatro Real in Madrid sein Rollendebüt in dieser Partie. Die Sopranistin Nino Machaidze überzeugt in der aktuellen Saison bereits in der Wiederaufnahme von Rossinis Otello als Desdemona. Sie ist häufig gesehener Gast an den großen Opernhäusern weltweit und trat u.a. am Royal Opera House Covent Garden London, an der Metropolitan Opera in New York sowie an der Opéra National de Paris auf. In der Inszenierung von Johannes Erath gibt sie nun ihr Rollendebüt. Den Herold singt der aus Seoul stammende Bass Seungwon Choi, der sein Hausdebüt im Rahmen des Programms Oper für Kinder gab und daraufhin für Don Carlo (Flandrischer Deputierter) und Elektra (Alter Diener) engagiert wurde.

Alle weiteren Partien sind mit Ensemblemitgliedern der Oper Frankfurt besetzt: Der Bariton Iain MacNeil gab in dieser Saison überzeugende Debüts in Le Grand Macabre (Schwarzer Minister), Aida (Amonasro), Der Traumgörge (Kaspar) und Carmen (Morales / Dancaïro) und ist nun zum ersten Mal als Verdis Jago an seinem Stammhaus zu erleben. Die viel gefragte Mezzosopranistin Claudia Mahnke, die zuletzt als Fricka in den Ring-Vorstellungen am Opernhaus Zürich überzeugte, singt wie 2012 Emilia. Michael Porter verkörpert Cassio und ist seit 2023/24 Teil von Matthew Wilds aufsehenerregender Inszenierung des Tannhäuser, in der er Heinrich der Schreiber singt. Außerdem war er in Zemlinskys Der Traumgörge als Züngl zu erleben und wird in dieser Spielzeit auch in Die Entführung aus dem Serail als Pedrillo auf der Bühne stehen. Jonathan Abernethy stammt aus dem Internationalen Opernstudio Zürich und ist seit 2019/20 Mitglied des Ensembles der Oper Frankfurt. Er war in dieser Spielzeit Teil der Neuproduktion Die Banditen von Jacques Offenbach und übernimmt nun in Otello die Rolle des Rodrigo. Kihwan Sim, langjähriges Mitglied des Frankfurter Ensembles, sang die Partie des Ludovico bereits 2018. In dieser Spielzeit stand er u.a. in den Neuproduktionen Le nozze de Figaro als Figaro und Aida als Ramfis / Der König von Ägypten auf der Bühne. Der isländische Bass Magnús Baldvinsson ist in der Rolle des Montano nach 2014 und 2018 bereits in der dritten Aufführungsserie der Produktion zu erleben. Die Saison 2023/24 ist nach langer Zugehörigkeit zum Ensemble der Oper Frankfurt die letzte Spielzeit vor seinem Ruhestand.

Sonntag, 4. Februar 2024

Oper Frankfurt: Wie war's in der Premiere von Jacques Offenbachs Opéra bouffe DIE BANDITEN?

links oben: v.l.n.r. Abraham Bretón (Graf von Gloria-Cassis; mit Schärpe, umringt vom Ensemble), Pilgoo Kang (Der Hofmeister; fallend) und Tianji Lin (Adolfo von Valladolid; liegend) sowie Juanita Lascarro (Die Prinzessin von Granada)
links unten: Gerard Schneider (Falsacappa; links stehend mit erhobenen Händen), am Boden sitzend v.l.n.r. Pipo (Kudaibergen Abildin), Ekin Su Paker (Pipetta) und Cláudia Ribas (Pipa) sowie Ensemble
rechts: Theo Lebow (Baron von Campotasso) und Dietrich Volle
(Der Kapitän der Carabinieri) sowie im Hintergrund Ensemble
Bildnachweis: Barbara Aumüller
















Neben all den Opern, die Dramatisches, Schreckliches, Abstraktes transportieren, ist
Jacques Offenbachs Operette in drei Akten "Die Banditen" ein Stück zur Entspannung, zum Lachen und Amüsieren. Statt griechisch-antikem Verhängnis oder biblischer Brutalität oder skrupelloser Politik, Liebe und Eifersucht, Leiden am Dasein oder (gescheiterter) Ich-Findung dreht sich die 1869 in Paris uraufgeführte witzige Oper um einen geplanten Coup der Räuberbande um Hauptmann Falsacappa. Texte wie Handlung sind spöttelnd und humoristisch.

Der Aufwand für eine Inszenierung ist beachtlich, ein Orchester, großer Chor, 23 Figuren, dabei allein elf Tenöre werden gebraucht. Katharina Thoma hat den Schwerpunkt auf Realistik mit idyllischen Ranken gelegt, ein Modernitätszitat, Autobahnbrücke mit Verkehr, oben rechts ins Bühnenbild projiziert. Bestens einstudiert lief alles wie am Schnürchen. Das Orchester unter Dirigent Karsten Januschke sicher, schnell und dramatisch-witzig.

Im 18. Jahrhundert im Grenzgebiet zwischen Italien und Spanien unterwegs, sind die
 Gerard Schneider (Falsacappa) und
Elizabeth Reiter (Fiorella)
Bildnachweis: Barbara Aumüller
verwegenen, "ehrbaren" Banditen um Räuberhauptmann Falsacappa (Gerard Schneider, sehr überzeugender Tenor) unzufrieden mit der Beute ihrer jüngsten Raubzüge. Beim letzten Überfall auf den armen, völlig unschuldigen Bio-Bauern Fragoletto, Kelsey Lauritano, Mezzosopran, in ein Männerkostüm gesteckt, hat dieser sich in Falsacappas Tochter Fiorella, dynamisch gespielt und gesungen von Elizabeth Reiter, verliebt und umgekehrt. Nun will er selbst Bandit werden und entführt einen Kabinettskurier. Vom anständigen Bauer oder Bio-Betrüger zum Räuber? Wir denken an all die Fakes in den Märkten. Den Papieren, die dieser bei sich trägt, ist zu entnehmen, dass die stolze Prinzessin von Granada (bezaubernde Juanita Lascarro, Sopran) bald eintreffen werde. Sie soll den Prinzen von Mantua (Peter Marsh, Tenor) heiraten. Ihre Mitgift besteht zum großen Teil aus den Schulden, die die Mantuaner bei den Spaniern haben. Die restliche Summe soll der Delegation aus Granada bei ihrem Eintreffen übergeben werden. Falsacappa fasst einen Plan, um die drei Millionen für sich zu sichern…

Die Inszenierung legt den Schwerpunkt auf Parodie, Satire und Situationskomik. Sie ist relativ realistisch, es wird nichts abstrahiert, sondern volle Ausstattung von Bühne und Bande mit historischem Outfit im Wald gepflegt, die Autobahnbrücke am oberen Rand des Bühnenbildes mit Autoverkehr über dem Areal der Räuber als Film eingespielt lehnt das Ganze wieder an zeitgenössische regionale Banditen im regionalen Raum an, im Wald, im Wald, aber auch in der (selbst Haupt-)Stadt, da hausen die Räuber. Die auftretende Polizei bzw. Militär stark in der Minderzahl und einfach erfolglos auf der Pirsch, kaum wehrfähig, lediglich Suche nach Räubern und Sicherung des Geländes seit 30 Jahren. Die spanische Delegation trippelt ebenfalls stereotyp spanisch ein (oder wird vornehm auf Sitzen hereingefahren), wie man sich das beim Stichwort "spanisch" vorstellt, die Kostüme, die Fächer, die Hüte. Im Gasthaus alles infantilisiert mit Rosa und Weiß in der Berufskleidung, am Hofe natürlich prunkvoll.

Die Opéra buffe kann durchaus Vorlage gewesen sein für Filmkomödien, schon allein wegen der hohen Geschwindigkeit des Gesangs, dem Staccato und den Wiederholungen. Wir können sie direkt als Vorläufer imaginieren von Charlie Chaplins Stummfilmen (die Geschwindigkeit dort jedoch technisch bedingt), Louis de Funès und Don Camillo und Peppone (Figuren des Romanciers Giovannino Guareschi), Slapstick-Tumulte, beschleunigte Handlungen, und eine wirklich geniale Idee, das Platzproblem auf der Bühne wegen der vielen Personen mit einer Rutsche in den Keller des Orchestergrabens - in der Operette ein Weinkeller - zu lösen. Hier verschwinden die Gasthofangestellten, die Militärs und andere Personen, die man für das Täuschungsspiel verschwinden lassen muss. Zu deren Freude, der Wein mundet den Carabinieri unter dem prunkvoll dekorierten Capitano Dietrich Volle (Bariton) nur allzu gut. Sie purzeln und krabbeln in einer zweiten dezenten Illusionsaufhebung bzw. Szenenauslagerung (zuvor standen schon einmal einige Räuber ziemlich nah auf einem Podest am Publikum) betrunken aus dem Keller und zeigen ihren Zustand. 

In deren Rolle schlüpfen also die Banditen, vor allem in die des Kommandanten. Die Räuberbande schleicht sich schon zur Eröffnung des Reigens als Bettlervolk verkleidet in den Gasthof ein, überwältigt die Angestellten und Inhaber des Gasthofs, um den Opfern ganz nahe zu sein, vor allem, um zu erfahren, wo das Geld versteckt ist. Man sieht, dass selbst Ali Baba und die 40 Räuber sowie andere witzig inszenierte Räubermärchen sich das Geschehen betreffend in der Verwandtschaft tummeln.

Der letzte Akt spielt im Palast des Fürsten von Braganza. Hier werden die Räuber in die feine Gesellschaft eingeführt, es gibt Verwechslungen, und es stellt sich heraus, dass die Staatskasse von Mantua bereits geplündert wurde. Der Schatzmeister/Finanzminister Antonio (Peter Bronder, Tenor, als listiger Betrüger auf hohem Niveau) hat das Geld unterschlagen und tatsächlich im Studium der Frauen verjubelt. Er ist ebenso kriminell wie Falsacappa, der im Palast bemerkt, dass es keine drei Millionen mehr gibt, und er selbst von einem gerissenen Banditen hereingelegt wurde. Am Ende erfolgt eine überraschende Wendung, die zu einem glücklichen Ende führt, indem die Räuber die Seiten wechseln. Aber nur scheinbar. Sie verüben ihr Handwerk nun offiziell. Falsacappa wird ihr Polizeichef.

Wenn das mal nicht zu Empörung bei der Uraufführung in Paris führte? Deutliche Korruptionskritik wird spürbar, Herkunft egal, Hauptsache das Handwerkszeug stimmt!

Die Operette enthält zahlreiche komische Elemente, politische Satire und charakteristische Melodien, die typisch für Offenbachs Stil in etwa 100 Kompositionen sind. Ein Meister der Operette und Unterhaltung. Die Handlung spielt mit den Stereotypen der damaligen und heutigen Zeit und verbindet humorvolle Situationen mit musikalischer Brillanz. Da kommt keine Langeweile auf ...

Donnerstag, 14. Dezember 2023

Oper Frankfurt: DIE NACHT VOR WEIHNACHTEN. Oper in vier Akten von Nikolai A. Rimski-Korsakow

Foto: Barbara Aumueller
 Erste Wiederaufnahme 

                
DIE NACHT VOR WEIHNACHTEN

Oper in vier Akten von Nikolai A. Rimski-Korsakow
Text vom Komponisten nach der Erzählung von Nikolai W. Gogol
In russischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Musikalische Leitung: Lawrence Foster
Inszenierung: Christof Loy
Szenische Leitung der Wiederaufnahme: Aileen Schneider
Bühnenbild: Johannes Leiacker
Kostüme: Ursula Renzenbrink
Licht: Olaf Winter
Choreografie: Klevis Elmazaj
Einstudierung Choreografie: Pascu Ortí
Flugchoreografie und Stuntkoordiation: Ran Arthur Braun
Chor: Tilman Michael
Dramaturgie: Maximilian Enderle


Wakula: Georgy Vasiliev - Der Bürgermeister: Sebastian Geyer - Oksana: Julia Muzychenko - Der Diakon - Ossip: Peter Marsh - Solocha / Frau mit violetter Nase: Enkelejda Shkoza - Die Zarin: Bianca Andrew - Tschub: Inho Jeong - Pazjuk: Thomas Faulkner - Teufel: Andrei Popov - Frau mit gewöhnlicher Nase: Barbara Zechmeister - Panas: Changdai Park u.a.
Chor der Oper Frankfurt; Frankfurter Opern- und Museumsorchester

Weihnachten im ukrainischen Dorf Dikanka: Der Schmied Wakula ist unglücklich in Oksana, Tochter eines Gutsherren, verliebt. Diese will ihn nur unter der Bedingung heiraten, dass er ihr die goldenen Schuhe der Zarin besorgt. In seiner Verzweiflung wendet sich Wakula an den Teufel, der ihn in die Hauptstadt fliegen und ihm dabei helfen soll, die Schuhe zu beschaffen. Bei der Zarin angekommen, schenkt diese ihm ihr schönstes Paar Schuhe. Zurück in Dikanka bereut Oksana ihr Verhalten und wird sich ihrer Liebe zu Wakula bewusst, sodass einer Heirat nichts mehr im Wege steht. 

Wiederaufnahme: Freitag, 15. Dezember 2023, um 19 Uhr im Opernhaus
Weitere Vorstellungen: 18., 20., 23. (18 Uhr), 25. (18 Uhr), 31. (18 Uhr) Dezember 2023

Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19 Uhr
Preise: € 16 bis 155 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Karten sind bei unseren üblichen Vorverkaufsstellen, online unter www.oper-frankfurt.de oder im telefonischen Vorverkauf 069 – 212 49 49 4 erhältlich.

Montag, 11. Dezember 2023

Oper Frankfurt: A I D A im Dezember bis 20. Januar 2024

 


Sonntag, 3. Dezember 2023, um 18 Uhr im Opernhaus
Premiere

AIDA

Opera lirica in vier Akten von Giuseppe Verdi
Stefano La Colla (Tenor / Radamès)
Bildnachweis: Alba Falchi

In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Musikalische Leitung: Erik Nielsen; Inszenierung: Lydia Steier
Mitwirkende: Guanqun Yu (Aida), Stefano La Colla / Alfred Kim (Radamès), Claudia Mahnke / Agnieszka Rehlis (Amneris), Andreas Bauer Kanabas / Kihwan Sim (Ramfis), Nicholas Brownlee / Iain MacNeil (Amonasro), Kihwan Sim / Andreas Bauer Kanabas (Der König von Ägypten), Kudaibergen Abildin (Ein Bote), Monika Buczkowska (Eine Priesterin) 

Weitere Vorstellungen: 17. (15.30 Uhr; mit kostenloser Betreuung von Kindern zwischen 3 und 9 Jahren), 21. (19 Uhr), 26., 29. (19 Uhr) Dezember 2023, 1., 13., 20. Januar 2024

Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 18 Uhr. Preise: € 16 bis 190 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf) 

Mit freundlicher Unterstützung der DZ Bank und des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper

Verdi erhielt den hoch dotierten Kompositionsauftrag zum Werk vom Vizekönig von Ägypten, einem begeisterten Opernfreund. Doch musste die anlässlich der Eröffnung des Suezkanals 1869 geplante Uraufführung aus arbeitstechnischen sowie politischen Gründen mehrfach verschoben werden, sodass das Werk erst mehr als zwei Jahre später, am 24. Dezember 1871, einem begeisterten Auditorium im Opernhaus Kairo präsentiert werden konnte. Auch die Mailänder Erstaufführung an der Scala am 8. Februar 1872 geriet zu einem großen Publikumserfolg. Die Kritiker allerdings hielten sich eher zurück, meinten sie doch den Einfluss der Kompositionen Richard Wagners und Giacomo Meyerbeers in Verdis neuestem Meisterwerk ausmachen zu können.

Die Geschichte der äthiopischen Sklavin Aida, gefangen zwischen ihren Gefühlen zu dem ägyptischen Feldherrn Radamès und der patriotischen Pflicht gegenüber ihrem durch die Ägypter unterdrückten Volk, gehört zum Kernrepertoire internationaler Opernhäuser. In dem weiten Spektrum zwischen pompösen Arena-Produktionen und ambitionierten Neudeutungen – in Frankfurt zuletzt 1981 in der aufsehenerregenden Sicht von Hans Neuenfels gezeigt – lädt diese Produktion zum Wieder-Hören eines längst vertraut scheinenden Meisterwerkes ein.