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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 27. November 2010

Für Sie besucht: KlangWelten 2010 von Rüdiger Oppermann mit internationalen Teammitgliedern

Dieses Jahr war es das erste Mal, dass ich zu den Klangwelten stieß, und zwar im postmodernen Kulturtempel Illipse in Illingen. Irgendetwas lag in der Luft, erst Mari Boine und ihre Schamanen- und Sámigesänge, dann diese Anziehung durch die KlangWelten. Es hat sich voll rentiert. Ein sehr überzeugendes Programm.
24 Jahre internationale Musik und Musikexperimente unter der Leitung und Mitwirkung von Rüdiger Oppermann sind schon in die Lande gezogen, und wenn man mit den alten CDs ein wenig zurückhört, stellt man fest, dass man etwas versäumt hat: Alles sehr interessante Abende bzw. Konzerte, wobei den KlangWelten ein gewisser Fortsetzungscharakter zu eigen ist.

Die Klangwelten haben sich in dieser Zeit zu Deutschlands größtem und nachhaltigsten Weltmusik-Tournee-Programm entwickelt, mit über 600 Konzerten für ca 250.000 Besucher, mit Musikern aus 38 Ländern, dokumentiert durch ca 50 Stunden Radio- und TV-Mitschnitte. Das Hörbuch zum Thema erschien 2006. Oppermann ist Preisträger des German World Music Award 2006, Juror und Preisstifter bei Creole 2009. KlangWelten 2009 war die größte deutsche Weltmusik-Tournee mit 43 Konzerten.

Was erwartet einen im Programm 2010?

Mit Ayarkhaan und ihrer Studentin aus Jakutien eine große Faszination und ein magischer Zauber mit Maultrommeln, Schamanengesängen, Kehlkopfgesang, Obertonmelodien, typisches Trillern mit der Stimme, Pferdegeigengetrappel, Wolfsgeheul und Bärenlauten: Folklore aus dem fernen Sibirien! In sehr licht- und bühnenwirksamen Folkore- wie Schamanenkleidern und eigenwilliger Musikgestaltung ein sehr imposantes und reizvolles Entree in den Abend.




Das Lotus Duo aus Vietnam spielt traditionelle vietnamesische Instrumente, so ein Monochord, ein Einsaiteninstrument, dass durch Anspannen und Schlagen der Saite fantastische Slideguitartöne entwickelt oder die spezielle Zither aus Asien, die mit dem vibrierenden, zitternden und leicht heulenden Asiasound die Leute begeistert.

Eine ganz besondere Gesangsperle ist Russudan Meipariani aus Georgien, die zugleich an Klavier oder Orgel spielend fremdländisch, verzaubernd und mittelalterlich-atonal wirkende georgische Gesänge präsentiert, die auch bei Schönberg, Jan Gabarek oder Terje Rypdal zu Hause sein könnten. Gemeinsam mit den Damen aus Jakutien ein völlig andersartiges und außergewöhnliches Gesangserlebnis der Extraklasse.

Oganga aus Luo/Kenia, am Ostufer des Viktoriasees, einem Nachbardorf zu dem Dorf, aus dem Obamas Oma stammen soll, präsentiert sich als eitler, stolzer, gockelhaft-archaischer, sehr agiler und stimmkräftiger Sänger wie Lautenspieler, der mit einem Schellenbein den Takt zur Musik stampft. Das Instrument hält instrumentenbaulichen Kriterien zwar nicht stand, Oganda entlockt ihm jedoch eine kraft- und klangvolle Musik. Sein exorbitanter Federschmuck hüpft und fegt bei seinem Sitztanz durch die Luft wie beim Fruchtbarkeits-, Initiations- oder Hochzeitstanz ...
Jatinder Thakur aus Indien zeigt sich uns als absoluter Meister der Tablas, dem kein Rhythmus zu schnell, zu schwierig oder zu gewagt ist. In herrlichen Tablawellen und -kaskaden aus der indischen Töneküche tritt er dominant oder begleitend unverzichtbar für die Dynamik auf.
Rüdiger Oppermann aus Deutschland, der preisgekrönte Spieler von Harfen aller Art, ganz beliebt und überzeugend an der Keltischen Harfe, der Spiritus Rector der KlangWelten, mit der Erfahrung von über 1500 Konzerten weltweit und Dutzenden von Tonträgern, hat nicht nur das Konzept und die Arrangements kreiert, er moderiert auch den gesamten Abend mit einer sehr ansprechenden Art und spielt immer wieder bei den unvergesslichen musikalischen Ritualen mit. 150 Minuten mit Pause, die wie im Flug vergehen, ein unvergleichlicher, interessanter und abwechslungsreicher musikalischer Abend.
(Fotos: KlangWelten, R. Oppermann)

Weitere Konzerte

Montag, 22. März 2010

Unser Gesundheitssystem: zu teuer, zu ineffizient, verschwenderisch, undurchsichtig

Im Märzheft von Cicero, dem Magazin für politische Kultur, das unlängst einen neuen Chefredakteur bekam, wird neben vielen interessanten Themen das Thema "Gesundes System?" herausgestellt. Neben einer Debatte zwischen zwei Gesundheitsexperten der CDU und der SPD findet der Leser einen fundierten Hintergrundbericht zur (heute mehr quantitativen statt qualitativen) Therapie in D und eine aussagekräftige Übersicht, die der Frage nachgeht, wie viel ein Armbruch quer durch die internationalen Gesundheitssysteme kostet. Einige der Länder stelle ich unten dar. 

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Die einfache Versorgung ist für heilkundige Kräfte sicher nirgends ein Problem, beim Operieren, etwa gefährlicher Splitterbrüche oder dergleichen, sieht das schon anders aus. Hier entscheiden die Ausstattung mit Technik, Räumen und hygienische Ansprüche.
Natürlich schaffen auch die einfachen Länder es, den Verletzten zu transportieren und eventuell im Krankenhaus zu behandeln, den Patienten zu heilen - klar mit gewissen Abstrichen, man denke nur an Indien. Oder der Patient schleppt sich zum Krankenhaus. 
Auffällig aber ist, dass auch in den westlichen Industrienationen starke Unterschiede in den Kosten vorherrschen. Leider vermisst man dabei im Magazin den homogenen Vergleich. Ich habe in diesen Fällen ergänzt oder ins Internet verwiesen.
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Wie immer im Land der Superlative: So kostet der Unfall einen männlichen Patienten in den USA etwa 17.000 $, eine Frau etwa 13.000 $, wobei die Patienten nicht pflichtversichert sein müssen. 50 Millionen Amerikaner haben gar keine Krankenversicherung und etliche Arbeitslose haben mit ihrem Job auch die Versicherung verloren. Patienten bekommen also eine Rechnung und haften dafür, wenn sie nicht bezahlen. Dafür ist der Transport mit der Ambulanz kostenlos. Die Versicherten zahlen an ihre Versicherungen sehr hohe Beiträge, sie sind so hoch, dass Arbeitslose sich eine Familienversicherung nicht mehr leisten können. Seit 21.3. hat sich etwas geändert in den USA. Nach 100 Jahren Anlauf wurde ein Pflichtversicherungssystem eingeführt, das allerdings erst ab 2014 obligatorisch sein wird!

Japan hat wie wir ein beitragsfinanziertes, für die Versicherten aber ein sehr viel preiswerteres System als unseres. Arbeitnehmer und Arbeitslose zahlen einen geringen Beitrag von 3,3 % des Einkommens ein und müssen zusätzlich 30 % der Arzt- und Behandlungskosten aufbringen. Die Ambulanz ist kostenlos. Der einfache Armbruch kostet Versicherte in der Arztpraxis 30 bis 40 €, Unversicherte 150 bis 200 €. Krankenhaus oder Uniklinik kostet einen Selbstanteil von 80 bis 120 €, Unversicherte zahlen 250 bis 300 €.

(siehe auch hier)

In Deutschland haben wir die Pflichtversicherung (gesetzlich oder privat), die sehr viel Geld zusammensammelt (ca. 250 + 250 € vom Arbeitgeber)  und per se sehr leistungsfähig sein könnte. Allein, es bedienen sich zu viele im Übermaß. Aufgeplusterte Kassenverwaltungen, sehr teure Leistungs- und Hilfsmittelabrechnungen, teure und sehr teure Ärzte, hohe Krankenhauskosten  - ein Blick auf die Berliner Charité als das größte Krankenhaus Deutschlands zeigt, welche Ausmaße ein Krankenhaus annehmen kann. Und der Armbruch? Mit Ambulanz und Operation zwischen 4.000 und 8.000 €.

In Frankreich existiert ein vergleichbares System wie in D. Eine Kombination aus Krankenversicherung, bei der die meisten Franzosen sind, plus private Zusatzversicherungen. Wer weder alt noch behindert ist muss sich bei einem Armbruch zu Hause selbst ins Krankenhaus aufmachen. Im Unglücksfall kommt die Ambulanz selbstverständlich. Je nach Versorgung (in F Schraubung statt Gips) kostet die Erstbehandlung an die 2.000 €, die Nachbehandlung 1.000 € und die Selbstbeteiligung an die 150-200 €.

Nicht-EU-Sonderfall: Die Schweiz kennt ein sehr preiswertes und effizientes System. Jeder Schweizer hat eine Grundversicherung für etwa 150 bis 180 € pro Monat, der Rest wird privat (bei höheren Ansprüchen) oder von Steuergeldern bezahlt. So kostet der einfache Armbruch dort ambulant nur 250 € und der komplizierte stationär rund 500 €. Der Krankenhausaufenthalt wird zur Hälfte von der Versicherung, die andere Hälfte vom Staat bezahlt. Beide sind nicht über Gebühr belastet. Zusatzversicherungen und Eigenleistungen bis 500 € im Jahr kommen dazu.

In Spanien existiert ein preiswertes steuerfinanziertes System, das den Versicherten pro Monat nur etwa 50 € Beitrag kostet. Kleine Arztbesuche sind gratis, alles andere kostenpflichtig. Zusatzversicherungen decken Sonderkosten ab. Operationen sind mit sehr langen Wartezeiten verbunden. Der Transport in der Ambulanz wird von der Privatversicherung angeordnet. Über Transport der Gesetzlichen liegen keine Angaben vor. Behandelt wird in staatlichen Gesundheitszentren oder für privat Zusatzversicherte in Privatkliniken. Dort kostet der einfache Armbruch 250 €, der komplizierte mit stationärem Aufenthalt und  Operation zwischen 6.500 und 10.000 €.

In den Niederlanden gibt es seit 2006 ein Grundsicherungssystem. Einheitliche Grundversicherung für alle für etwa 100 € im Monat, der Rest ist Privatversicherungssache, vor allem Zahnarzt und Physiotherapie. 

In Turkmenistan ist alles staatlich, mit mittlerweile modernen Einrichtungen. Der Ambulanz zahlt der Patient einen Dankbarkeitsbetrag von 5 $, im Krankenhaus sind für Behandlung inkl. Gips 50 $ fällig, bei stationärem Aufenthalt 5 $ pro Tag. Der Durchschnittsverdienst 100 $.

In Kenia gelangt man mit eigener Anstrengung ins Krankenhaus bzw. in die Krankenstation. Verbandsmaterial und wenn vorhanden Betäubungsmittel muss der Patient mitbringen. Er zahlt in den Krankenstationen des Staates 30 €, im Krankenhaus 2000 € im Voraus. Wer gut Geld verdient, hat eine priv. Versicherung für 250 € im Monat. Der Durchschnittsverdienst 80 bis 100 €, Mindestlohn 50 € im Monat.

In Ägypten fahren die Patienten aus Zeitgründen selbst oder mit dem Taxi ins private Krankenhaus. Staatliche Krankenhäuser haben einen schlechten Ruf, der Armbruch kostet dort allerdings nur 8 €. Beim Arzt zahlen sie 16 €, ein Klinikbett kostet sie 42 €/Tag ( = Monatsgehalt einer Verkäuferin, Kellner 80 €, Lehrer 50 €, mittlerer Beamter 200 €), Operationen sind fast unbezahlbar. Der Durchschnittsverdienst liegt bei etwa 240 €.

In Afghanistan können praktisch nur die Städter auf eine kostenlose, aber schlecht ausgestattete Krankenversorgung zurückgreifen. Die Medikamente muss jeder selbst zahlen. In Kabul gibt es wohl eine kostenlose Ambulanz, sonst ist der Patient auf sich und seine Familie angewiesen, es gibt viel zu wenig Ambulanzen. In den Dörfern, auf dem Land überhaupt nicht. Auf dem Esel, zu Fuß, mit dem Pkw/Lkw geht's zum islamischen Heilkundigen. Wer zu der reichen Schicht gehört, leistet sich eine Behandlung in Pakistan oder Indien. Der Durchschnittsverdienst liegt bei etwa 230 €, Tagelöhner und Arbeiter erhalten zwischen 30 und 60 € im Monat.

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