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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 6. April 2012

2012 ist nicht nur Weltuntergang, sondern auch 200. Geburtstag der Erstausgabe der Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm


Hinter den Märchen steckt recht oft Erotisches, dabei lassen wir die unsere Kinder lesen... Früh übt sich, wer eine gesunde Begehrstruktur braucht. Handelt es sich um heiße Liebesnächte im Rapunzel-Turm? Der lüsterne Verführer vor der Tür der sieben Geißlein? Oder die Gefahr der vorzeitigen Entjungferung im Bett der Großmutter?
Für den Germanisten und Direktor des Instituts für Jugendbuchforschung an der Frankfurter Goethe-Universität, Hans-Heino Ewers, stecken in den "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mehr als nur schöne Geschichten.
Er wolle sie wieder für erwachsene Leser interessant machen, sagte Ewers. Am Sonntag, 22. Januar, wurde hierzu in Kassel das Grimm-Museum nach einer längeren Sanierung neu eröffnet.

Eigentlich waren Märchen drastische Erotikgeschichten

Wer ist der Vater von Rapunzels Zwillingen?
Das Brüder-Grimm-Museum in Kassel hat wieder geöffnet.
Bis zu den Grimms waren Märchen alles andere als Kinderlektüre gewesen: "Die Aufklärer des 18. Jahrhunderts wollten den Kindern nicht vorgaukeln, dass es Zauberei und Magie gibt. Außerdem waren Märchen eigentlich Liebes-, Heirats- und oft sehr drastische erotische Geschichten.
Und das hatte bei Kindern nichts zu suchen. Dann kamen die Grimms auf den Gedanken, Märchen seien die ideale Kinderlektüre. Alle griffen sich an den Kopf: "Jetzt sind sie übergeschnappt."
Dass die "Kinder- und Hausmärchen" heutzutage dennoch vor allem in den Kindergärten und Grundschulen anzutreffen sind, lasse sich auch auf die Grimms zurückführen: Nachdem einer ihrer Dichterfreunde sie darauf hinwies, dass ihre Storys überhaupt nicht kindgerecht seien, hätten sie bis 1819 die Märchen überarbeitet.
Sie unterdrückten die Liebesthematik und machten aus Heiratsgeschichten in der zweiten Auflage Kinderfreundschaftsgeschichten. Das treibt zuweilen seltsame Blüten. Am witzigsten ist das bei "Rapunzel".
Das Mädchen ist am Ende schwanger und kriegt Zwillinge, aber man ahnt im ganzen Text nicht, wie das kommt. In der ersten Auflage der "Kinder- und Hausmärchen" sind die Liebesnächte im Turm noch angedeutet.

Auch "Rotkäppchen" ist ein Liebesabenteuer

Nach Ewers Schätzung sind ein Viertel bis ein Drittel der rund 200 Texte in der Sammlung Märchen. Der Rest sind Schwänke von der Art des "Tapferen Schneiderleins".
Die Märchen erkenne man aber immer an der Liebes- und Heiratsthematik: Auch "Rotkäppchen" ist ein Liebesabenteuer. Das ist eine sogenannte Tierbräutigamsgeschichte. Rotkäppchen soll sich nicht von irgendeinem jungen Schürzenjäger vorzeitig entjungfern lassen. Bei "Der Wolf und die sieben Geißlein" repräsentiert der Wolf auch den männlichen Verführer, vor dem die Geißenmutter ihre Töchter schützen will.
Im Mittelpunkt der Märchen steht aber laut Ewers nicht etwa ihre Lehre: "Sie sollen in erster Linie unterhalten - Geschichten werden erzählt. Märchen sollen zwar in den Kinderstuben bleiben, aber auch die Älteren sollen sie als das entdecken, was sie immer gewesen sind: Erzählungen für Erwachsene."
Das Grimm-Museum ist übrigens unweit von dem bereits vorgestellten Sepulkralkultur-Museum, siehe zwei Beiträge davor.

Donnerstag, 5. April 2012

Seltenes Museum in Kassel rund um den Tod

In Kassel gibt es ein Museum für Sepulkralkultur. Alles rund um den Tod, Trauer, Beerdigung, Riten, Kulte. Selbst für Kinder und Jugendliche alles verständlich rund um den Tod. Die Aura ein bisschen nekrophil anmutend, aber andererseits, man kann den Tod nicht ausklammern, er ist überall gegenwärtig. Aber müssen wir ihn ausstellen?

Der Tod
Ist es so wie in der berühmten Gewölben vom ehemaligen Franziskanerkloster in Palermo, wo die Leichen an der Wand hängen, angezogen, präpariert? Nein, Leichen aus der Jetztzeit - etwa die geklauten aus der Kölner Pathologie - oder nahen Vergangenheit werden nicht ausgestellt.  Der Besucher kann, soll und darf sich mit dem Tod auseinandersetzen. Von Hagen hat mit seinen Plastinaten ja einen riesigen Erfolg, obwohl die Kritik stark war. Das Museum hofft ebenfalls, die Besucher vermehrt anzulocken. Aber sie schaffen es noch nicht über 24.000 Besucher im Jahr. Das unweit entfernt liegende Gebrüder-Grimm-Erlebniswelt eröffnet 2014. Vielleicht bringt das mehr Besucher. 

Aber was bringt uns die Beschäftigung mit dem Tod, seinen Formen, wie er interpretiert wird, wie er zugefügt wurde, wie er sein kann und wie er ist? Können wir uns besser vorbereiten? Wird der Weg leichter? Wird die deutsche Beerdigung dadurch billiger? Sparen wir Geld? Bekommen wir Rabatt beim Bestatter? Oder bleibt es bei den peinlichen 7.000/8.000 € für Feuerbestattung und ab 12.000 € für die Erdbestattung (Inklusivkosten)? Bleibt es bei den Gesetzen, die eindeutig FÜR Bestatter gemacht wurden? Eine Beerdigungsmaschine, die sich am Tod dumm und dämlich verdient?

Tibetanische Totenmaske
Das Kasseler Museum ist das einzige Museum seiner Art in Deutschland und eines der wenigen weltweit. Es gibt noch ein paar in den USA, die von Bestattungsunternehmen finanziert werden, und selbstverständlich die jeweiligen (Naturvölker-)Beerdigungsstätten, z.B. auf Polynesien (präpariert, trocknend, auf Pfahlbauten hockend), Bali, in Indien am Ganges verbrennend, in Tibet die Himmelsbeerdigungsstätten, wo Leichen zerschlagen (!) und an Raubvögel verfüttert werden etc. ... Die Bezeichnung kommt übrigens vom lateinischen Wort "sepulcrum", was Grab oder Grabmal bedeutet. Bei einem Rundblick über die Erde erfahren wir Neues, Erschreckendes, jedenfalls immer Buntes. Beerdigt wird sehr vielfältig. Kinder haben das Museum in KAssel angeblich wegen seiner gruseligen Gestalten als Ort der Begegnung entdeckt. Sie feiern dort häufig Kindergeburtstag.

2009 waren erstmals Leichen in Mumienform im Sepulkralmuseum zu sehen. Die neue Sonderausstellung "Galgen, Rad und Scheiterhaufen - Einblicke in Orte des Grauens", beschäftigt sich mit den Hinrichtungsstätten des Mittelalters. Auch da kommen wir manchmal noch ins Staunen, wie man Leben beendet hat, wie brutal und grausam die Strafen waren.

Die Betreiber wünschen sich eine religionsübergreifende Beteiligung mit Juden und Moslems an Bord, um die Trägerschaft des Museums zu erweitern, was ja auch Geld zum Betreiben bringt. Bislang sind unter anderem der Bund, das Land Hessen und die Stadt Kassel sowie die evangelische und die katholische Kirche Träger.