In Kassel gibt es ein Museum für Sepulkralkultur. Alles rund um den Tod, Trauer, Beerdigung, Riten, Kulte. Selbst für Kinder und Jugendliche alles verständlich rund um den Tod. Die Aura ein bisschen nekrophil anmutend, aber andererseits, man kann den Tod nicht ausklammern, er ist überall gegenwärtig. Aber müssen wir ihn ausstellen?
Ist es so wie in der berühmten Gewölben vom ehemaligen Franziskanerkloster in Palermo, wo die Leichen an der Wand hängen, angezogen, präpariert? Nein, Leichen aus der Jetztzeit - etwa die geklauten aus der Kölner Pathologie - oder nahen Vergangenheit werden nicht ausgestellt. Der Besucher kann, soll und darf sich mit dem Tod auseinandersetzen. Von Hagen hat mit seinen Plastinaten ja einen riesigen Erfolg, obwohl die Kritik stark war. Das Museum hofft ebenfalls, die Besucher vermehrt anzulocken. Aber sie schaffen es noch nicht über 24.000 Besucher im Jahr. Das unweit entfernt liegende Gebrüder-Grimm-Erlebniswelt eröffnet 2014. Vielleicht bringt das mehr Besucher.
Der Tod |
Aber was bringt uns die Beschäftigung mit dem Tod, seinen Formen, wie er interpretiert wird, wie er zugefügt wurde, wie er sein kann und wie er ist? Können wir uns besser vorbereiten? Wird der Weg leichter? Wird die deutsche Beerdigung dadurch billiger? Sparen wir Geld? Bekommen wir Rabatt beim Bestatter? Oder bleibt es bei den peinlichen 7.000/8.000 € für Feuerbestattung und ab 12.000 € für die Erdbestattung (Inklusivkosten)? Bleibt es bei den Gesetzen, die eindeutig FÜR Bestatter gemacht wurden? Eine Beerdigungsmaschine, die sich am Tod dumm und dämlich verdient?
Tibetanische Totenmaske |
Das Kasseler Museum ist das einzige Museum seiner Art in Deutschland und eines der wenigen weltweit. Es gibt noch ein paar in den USA, die von Bestattungsunternehmen finanziert werden, und selbstverständlich die jeweiligen (Naturvölker-)Beerdigungsstätten, z.B. auf Polynesien (präpariert, trocknend, auf Pfahlbauten hockend), Bali, in Indien am Ganges verbrennend, in Tibet die Himmelsbeerdigungsstätten, wo Leichen zerschlagen (!) und an Raubvögel verfüttert werden etc. ... Die Bezeichnung kommt übrigens vom lateinischen Wort "sepulcrum", was Grab oder Grabmal bedeutet. Bei einem Rundblick über die Erde erfahren wir Neues, Erschreckendes, jedenfalls immer Buntes. Beerdigt wird sehr vielfältig. Kinder haben das Museum in KAssel angeblich wegen seiner gruseligen Gestalten als Ort der Begegnung entdeckt. Sie feiern dort häufig Kindergeburtstag.
2009 waren erstmals Leichen in Mumienform im Sepulkralmuseum zu sehen. Die neue Sonderausstellung "Galgen, Rad und Scheiterhaufen - Einblicke in Orte des Grauens", beschäftigt sich mit den Hinrichtungsstätten des Mittelalters. Auch da kommen wir manchmal noch ins Staunen, wie man Leben beendet hat, wie brutal und grausam die Strafen waren.
Die Betreiber wünschen sich eine religionsübergreifende Beteiligung mit Juden und Moslems an Bord, um die Trägerschaft des Museums zu erweitern, was ja auch Geld zum Betreiben bringt. Bislang sind unter anderem der Bund, das Land Hessen und die Stadt Kassel sowie die evangelische und die katholische Kirche Träger.
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