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Dienstag, 10. April 2012

Buchbesprechung: Doppelleben - Heinrich und Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen Hitler und von Ribbentrop


Antje Vollmer
Doppelleben

Heinrich und Gottliebe von Lehndorff
im Widerstand gegen Hitler und von Ribbentrop


Mit einer Erinnerung von Hanna Schygulla an
Gottliebe von Lehndorff und einem
kunstgeschichtlichen Essay von Kilian Heck 

416 Seiten. Mit ca. 50 Abbildungen und unveröffentlichten
Fotografien und Originaldokumenten 

Band 309 Die Andere Bibliothek im Eichborn Verlag € 34,- (D)

Die bewegende Doppelbiographie eines jungen Paares, das den Widerstand gegen Hitler wagte.
Das Interesse an den wenigen Deutschen, die den Widerstand gegen Hitler riskierten und nach einer Vielzahl von Versuchen am 20. Juli scheiterten, war in Deutschland nie populär. Zu den fast vergessenen Mitgliedern der militärischen Fronde gegen Hitler gehört auch Heinrich Graf Lehndorff, der schon 1939/40 zum Kreis um Henning von Tresckow und Claus Schenk Graf von Stauffenberg stieß - und am 4. September 1944, als 35-Jähriger und nach zwei dramatischen Fluchtversuchen, in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde. Zusammen mit seiner Frau Gottliebe lebte Heinrich von Lehndorff auf dem ostpreußischen Familienwohnsitz Schloß Steinort - wenige Kilometer entfernt von Hitlers Führerbunker„Wolfschanze"- ein spektakuläres und zerreißendes Doppelleben: Ein ganzer Flügel war für den Außenminister des NS-Reiches, Joachim von Ribbentrop und seine Entourage, beschlagnahmt.

In ihrer Doppelbiographie vergegenwärtigt Antje Vollmer die Familiengeschichten zweier junger Adeliger aus einem heute fernen Ostpreußen, die um der menschlichen Würde willen ihr Leben und das ihrer Töchter und Angehörigen einsetzten.
Antje Vollmer hat ein beinahe unbekanntes Kapitel der Verschwörungsgeschichte gegen Hitler neu erschließen und die privaten und politischen Facetten einer tragischen Geschichte des Scheiterns zusammensetzen können: anhand unveröffentlichter Erinnerungen von Gottliebe von Lehndorff, Abschriften von Tonbandgesprächen, ihrer und Heinrich von Lehndorffs Briefen - darunter dessen erschütternde, umfassend abgedruckte Abschiedsblätter - und schließlich anhand unbekannten Photomaterials. Eingebettet in die militärhistorischen Geschehnisse in Deutschland und Europa vor allem seit Kriegsbeginn 1939, rekonstruiert Antje Vollmer die dramatischen Tage und Stunden rund um den 20. Juli 1944.
Darüber hinaus hat Kilian Heck eine kunsthistorische Verortung des masurischen Familienschlosses verfasst.
Und: Hanna Schygulla, eine der großen deutschen Schauspielerinnen und Freundin in den späten Jahren von Gottliebe von Lehndorff, hat das Porträt einer intensiven dreizehnjährigen Nähe zugefügt. Spiegelbestseller 2010.

Antje Vollmer ist promovierte Theologin und war langjährige Bundestagsabgeordnete für „Bündnis 90/Die Grünen". Von 1994 bis 2005 amtierte sie als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Sie ist Autorin u.a. von „Eingewandert ins eigene Land", München 2006.


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