Der Tod (Andy Kuntz) und Jedermann (Randy
Diamond)
(c) Hans-Jürgen Brehm-Seufert |
Das große Theater, überall beliebt und international besucht in Salzburg: Der JEDERMANN ist eine Institution wie Wagners Ring in Bayreuth, Mannheim oder in anderen Opernhäusern weltweit. Diesen absolut zeitlosen christlichen Stoff um Tod, Abrechnung und Verurteilung oder Erhöhung mit großer existenzieller Aussagekraft haben sich die Vanden Plas-Profi-Rockmusiker Günter Werno, Andy Kuntz, Stephan Lill und der ehemalige Intendant des Pfalztheaters Johannes Reitmeier vorgenommen und eine fantastische Rockoper, oder besser eine Rock Mystery daraus geschmiedet.
Jedermanns Mammon (Astrid Vosberg),
Ballett, Extrachor
(c) Hans-Jürgen Brehm-Seufert
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In der modernen, exaltierten, kraftvollen und bunten Inszenierung von Johannes Reitmeier überzeugt jede Minute des 23 Bilder umfassenden Mysterienspiels - die Stimme Andy Kuntz' als Tod und Gesandter Gottes der dominierende Leitfaden und Wegweiser durchs Geschehen. Es ist die Story, die jedermann kennt und fürchtet: "Das ist die Vorladung von Everyman", heißt es im Prolog. "Ein jeder beachte zu Anfang das Ende!"
Ein wohlhabender Jedermann (wie ein Bühnenstar aus den 50ies oder 60ies: Randy Diamond) sieht sich plötzlich und unerwartet vom Tod abgerufen, der ihn vor den Schöpfer (perfekt Andy Kuntz) führen will. Und warum? Weil die Menschheit sich in ihrem materiellen und fleischlichen Lebensrausch von Gott und dem Glauben abgewandt hat und nur noch Vergnügen kennt. Um die Menschheit an seine Macht zu erinnern, schickt Gott in dieser Bühnenallegorie den Tod (perfekt Andy Kuntz) zu Jedermann, als Pars pro toto für die Menschheit. "Jedermann werde ich heimsuchen, der abscheulich lebt!"
Jedermanns Mammon (Astrid Vosberg), Ballett, Extrachor (c) Hans-Jürgen Brehm-Seufert |
Statt Brot für die Kinder und Armen zu geben, verjagt Jedermann sie, spendiert ihnen Flaschensammlerjobs, lässt sie den Müll sortieren, am besten verhungern. Die Aktualisierung auf die aktuelle Armutslage in Deutschland und anderen europäischen Ländern mit der Herausbildung der Flaschensammlerjobs holt dann auch alle ins Jedermann-Geschehen rein. Ein ordentliches Stück Obrigkeitskritik im Everyman seinerzeit, wobei kein Aufstand die Herrschaft beendet, sondern brav Gott selbst, der sieht, was da passiert. So wird alle Kritik legitim. Das Gericht Gottes spricht die Strafe aus durch den Tod.
Jedermanns Mutter, eine Rollifahrerin, bereitet ihn auf das Kommende vor: "Wie wird es sein, wenn die letzte Trompete erklingt, du Rechenschaft vor Gott ablegen sollst?" Liebe und Gesang sowie seine Freunde sollen sein Trübsal verjagen, doch alles vergeblich. Auch ein Zaubertrank aus u.a. Nieswurz, Haschisch aus dem Orient und Zimt vermag nichts. Jedermann versucht zu fliehen. Der Tod stoppt ihn. So furchterregend, dass alle sich erschrecken: "Wer ist dieser Mann?" Seine Mutter beantwortet die Frage: "Ich kenne diesen Mann, der auf Todesschwingen reist."
Jedermann (Randy Diamond) und seine guten Taten (Adrienn Cunka) (c) Hans-Jürgen Brehm-Seufert |
Engel des Todes holen ihn ab, ihn, der nun gelitten und gebüßt hat, wie schwarz bedrohlich,
Der Teufel (Maciej Salamon) und das Ensemble (c) Hans-Jürgen Brehm-Seufert |
Ein sehr sehenswertes Mysterienspiel in Vanden Plas-Gewand, mit sehr guter Musik, fantastischen Stimmen, Tänzern und Schauspielern, dunkel rockiger Stimmung, bunt quirliger Lebendigkeit, prachtvollen Kostümen und zentriert gelöstem Geschehensmittelpunkt futuristisch-kubistischer Designprovenienz. Ein sehr, sehr begeistertes Publikum, das sich mit ungeheurer Ausdauer drei Zugaben holte - was es bei einer Oper gar nicht gibt! Nicht nur die Fangemeinde von Vanden Plas hält, was sie verspricht.
Weitere Aufführungen
09|05|2015 Sa 19:30 Uhr
15|05|2015 Fr 19:30 Uhr
24|05|2015 So 18:00 Uhr
06|06|2015 Sa 19:30 Uhr
14|06|2015 So 18:00 Uhr
21|06|2015 So 18:00 Uhr
Einführungen
09|05|2015 Sa 19:00 Uhr
15|05|2015 Fr 19:00 Uhr
24|05|2015 So 17:30 Uhr
06|06|2015 Sa 19:00 Uhr
14|06|2015 So 17:30 Uhr
21|06|2015 So 17:30 Uhr